Für die meisten Einsteiger in die analoge Fotografie stellt sich zunächst die Frage: mit welchem Film starten? Der Markt der Kleinbildfilme ist in den letzten Jahren stetig geschrumpft. Die verbliebenen Hersteller Kodak, Fuji, Ilford und Foma bieten jedoch weiterhin eine breite Palette an Filmen an. Kleinbildfilme sind weiterhin als Schwarzweißnegativ, Farbnegativ und Diapositiv erhältlich.
Nicht nur die stilistische Vorliebe für Farb- oder Schwarzweißbilder, sondern auch die Verfügbarkeit von Filmen und deren Entwicklung sind am Anfang wichtige Kriterien für den Einstieg in die Analogfotografie.
Schwarzweißfilme
Zum Höhepunkt der Analogfotografie im Jahr 2000 waren Schwarzweißfilme fast schon ein Nischenprodukt, schließlich wurden Urlaubsmotive und Schnappschüsse hauptsächlich in Farbe festgehalten.
Nun, wo analoge Fotografie insgesamt in einer Nische angekommen ist, wird diese hauptsächlich von Schwarzweißfilm getragen, was sich insbesondere an der breiten Auswahl verfügbarer Filme im Vergleich zu Farbfilmen ablesen lässt.
Schwarzweiß Negativfilm gibt es in zwei unterschiedlichen Ausführungen, die sich hinsichtlich des kristallinen Aufbaus unterscheiden.
Man unterscheidet die Silberkristalle in kubische und flache. Die kubische Form der Kristalle entspricht der seit Anbeginn für die Filmherstellung verwendete Kristallform, sie ist demnach in den klassischen Filmvarianten zu finden. Später gesellten sich so genannte Flachkristallfilme hinzu, die durch ihre kleineren und flacheren Silberkristalle ein feineres Filmkorn, kombiniert mit größerer Schärfe und höherem Auflösungsvermögen erreichen sollen.
Wichtig ist dieser Unterschied in Bezug auf Filmkorn und Kontrast, aber auch bei der späteren Entwicklung. Flachkristallfilme sind meist nicht so stark im Kontrast wie Filme mit kubischem Korn.
Schwarzweißfilme mit klassischer Emulsion, kubisches Filmkorn
Filme mit klassischer Emulsion haben alle Filmproduzenten im Angebot. Auf dem deutschen Markt recht häufig anzutreffen ist der Agfaphoto APX als ISO 100 und 400 Variante.
Er wird von Ilford produziert und auch unter dem eigenen Markennamen Kentmere direkt vertrieben. Mit knapp über 4 Euro gehört er zu den günstigsten Schwarzweißfilmen und bietet eine ausgewogene Tonalität bei guter Schärfe und moderatem Filmkorn. Lediglich der Kontrast könnte etwas höher sein. Der APX ist in Deutschland flächendeckend über Drogeriemärkte erhältlich.
Von Kodak gibt es mit dem Tri-X 400 den Klassiker schlechthin. Starke Kontraste, gute Bildschärfe bei etwas gröberem Korn ergeben zusammen den klassischen Schwarzweißlook.
Ilford bietet mit dem Pan F 50, FP4+ 125 und Hp5 400 gleich drei Filmtypen mit kubischem Korn an. Insbesondere der PanF erreicht dabei ein erstaunliches Auflösungsvermögen und Schärfe, ist jedoch mit ISO 50 nicht immer praxistauglich.
Die Firma Foma aus Tschechien bietet den Fomapan als klassischen Film in den Varianten ISO 100 und ISO 400 an. Dieser Film ist recht günstig und über Onlineshops erhältlich.
Schwarzweiß Flachkristallfilme
Kodak hat bei Flachkristallfilmen die Rolle des Pioniers inne. Die Filme T-Max 100 und 400 zeichnen sich durch sehr feines Filmkorn mit guter – aber nicht überragender – Schärfe aus. Insgesamt wirken T-Max Fotos etwas flach.
Ähnlich sieht es bei den Ilford Delta Filmen aus. Der Delta ist in den ISO Stufen 100, 400 und 3200 erhältlich.
Fuji bietet den Acros 100 in diesem Bereich an. Dieser Film ist allerdings im lokalen Einzelhandel so gut wie nicht zu finden und nur über Internetversender erhältlich. Dies gilt auch für den Foma Fomapan 200.
Entwicklung von Schwarzweißfilmen
Schwarzweißfilme haben sich über Jahrzehnte entwickelt und bilden den Grundstock des analogen Fotogedächtnisses. Da viele Parteien bzw. Hersteller daran beteiligt waren, gibt es keinen Standard für die Entwicklung von Schwarzweißfilmen. Im Gegenteil, es gibt auch eine große Anzahl von Entwicklern, in denen die verschiedenen Filme unterschiedlich reagieren.
Aufgrund dieser Tatsache bieten nur wenige Großlabore überhaupt die Entwicklung von Schwarzweißmaterial an, oftmals in einem für das jeweilige Labor allgemein festgelegten Verfahren. Man kann davon ausgehen, dass die Ergebnisse weitestgehend hinter denen einer gut abgestimmten Kombination aus Film und Entwickler zurückbleiben.
Darüber hinaus ist es recht einfach, SW Film selber zu entwickeln. Benötigt werden dafür ein Wechselsack, Filmpatronenöffner, Entwicklungsdose, Entwickler, Fixierer und Netzmittel. Im Gegensatz zu Farbfilmen findet die Entwicklung bei Zimmertemperatur von ca. 20 Grad statt, eine aufwändige Temperierung entfällt somit. Schwarzweißfilm ist daher eigentlich eher etwas für Fotografen, die den Film auch selber entwickeln wollen.
Farbfilme
Vielen noch aus eigener Erinnerung bekannt, gibt es auch heute noch eine überschaubare Anzahl von Farbnegativfilmen. Anders als bei Schwarzweißfilm ist die Konkurrenz durch die digitale Fotografie doch recht stark.
Lediglich Kodak und Fuji sind in diesem Segment noch als Hersteller aktiv. Kodak bietet mit den Filmen Gold 200, UltraMax 400, Ektar 100, Portra 160-400-800 und ColorPlus 200 gleich eine ganze Palette unterschiedlicher Varianten an. ColorPlus, Gold und UltraMax sind recht günstig und im Falle von Gold auch im Einzelhandel noch recht weit verbreitet. Ektar und Portra sind sehr moderne Filme mit feinem Korn und unterschiedlicher Farbabstimmung für Landschaft und Portrait.
Fuji bietet im Amateurbereich nur noch den C200 an, seitdem der vormals recht beliebte und ebenfalls günstige Superia 200 Ende 2017 eingestellt wurde. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Farbnegativfilme wie den Superia X-Tra 400, Pro 400, Venus 800 und Natura 1600.
Von Agfa gibt es ebenfalls zwei Farbfilme: Vista Plus 200 und Vista Plus 400, ebenfalls erhältlich über diverse Drogeriemärkte. Es dürfte sich bei diesen beiden Filmen um Derivate von Fuji Filmen handeln.
Entwicklung von Farbfilmen
Glücklicherweise ist der Prozess für die Entwicklung von Farbnegativfilm standardisiert und hört auf den Namen C41. Aufgrund der ehemals recht großen Verbreitung von Farbnegativfilm ist auch noch ein ausreichend großer Teil der Entwicklungsinfrastruktur erhalten geblieben.
Es stellt somit kein Problem dar, Farbnegativfilme über Fotogeschäfte, Drogerien oder Elektronikfachmärkte zum Entwickeln zu geben. Es besteht außerdem bei einigen Großlaboren wie z.B. Orwo.net die Möglichkeit, Farbfilme direkt einzuschicken. Daneben gibt es alteingesessene Fachgeschäfte, die noch selber Entwicklungsarbeiten ausführen. Diese bieten allerdings selten einen Versand der Aufträge an.
Für die Heimentwicklung ist C41 komplizierter als Schwarzweiß, da über den gesamten Prozess hinweg 38 Grad Celsius eingehalten werden müssen. Manche Entwicklerkits erlauben aber auch die Entwicklung bei niedrigeren Temperaturen bei entsprechend verlängerten Zeiten, wie zum Beispiel das Tetenal C41 Kit bei 30 Grad.
Für den Anfang sollte man seine Farbnegativfilme daher besser im Labor entwickeln lassen.
Dia
Vollständig auf ein Minimum geschrumpft ist das Angebot an Diafilmen. Derzeit (Januar 2018) bietet nur Fuji drei verschiedene Diafilme an: Velvia 50 und 100, sowie Provia 100 F. Auch hier gibt es mit dem Agfaphoto CT Precisia 100 eine günstigere und über Drogeriemärkte erhältliche Alternative. Kodak hat angekündigt im Laufe des Jahres 2018 den Diafilm Ektachrome 100 wieder auf den Markt zu bringen. Allgemein ist Diafilm allerdings recht kostspielig – sowohl der Film als auch dessen Entwicklung.
Entwicklung von Diafilmen
Ähnlich eingeschränkt wie das Angebot an Filmen ist die Möglichkeit, diese entwickeln zu lassen. Nur noch wenige Großlabore bieten diesen Service an. Eine Entwicklung zu Hause ist mit entsprechenden Entwicklerkits möglich, aber bei 38 Grad ohne Alternativtemperatur recht schwierig.
Bezugsquellen
Im Einzelhandel finden sich nur noch recht wenige Filme. Alteingesessene Fotofachgeschäfte bieten oftmals noch Analogfilm an, ebenso mache Filiale der großen Elektronikketten Saturn und Mediamarkt. Leicht erhältlich sind die Agfaphoto Filme in Schwarzweiß, Farbe und als Dia, ebenso der Kodak Gold 200 Farbnegativfilm.
Deutlich breiter gestaltet sich das Sortiment bei Onlineshops. Besonders spezialisierte Shops wie Fotoimpex oder Macodirect bieten ein umfassendes Sortiment rund um die analoge Fotografie an.
Fazit
Für den Einstieg in die analoge Fotografie bietet sich der Farbnegativfilm als einfachste Variante an. Er kann relativ einfach im Einzelhandel bezogen und an vielen Stellen zur Entwicklung abgegeben werden.
Schwarzweißfilme bieten sich eigentlich nur für Selbstentwickler an. Die anfängliche Investition mit Dunkelsack, Entwicklungsdose und Chemie plus ggf. ein paar Flaschen zur Aufbewahrung der Ansätze ist mit etwas über 100 Euro sicherlich höher, dafür hat man jedoch den gesamten Prozess in der eigenen Hand. Wartezeiten durch den Versand entfallen und ab ca. 20 Filmen dürfte man mit dieser Variante günstiger fahren. Sind die Anfangsinvestitionen einmal eingespielt, fallen später weniger als ein Euro pro Film für die verwendeten Chemikalien an.