Als Nachfolder des Kitobjektives DX 18-70mm 3,5-4,5 G IF-ED brachte Nikon Anfang 2008 das DX 16-85mm 3,5-5,6 G IF-ED VR auf den Markt. Es sollte die Rolle einer höherwertigen Alternative zu den günstigeren Kitobjektiven DX 18-55mm 3,5-5,6 G ED (VR) und DX 18-105mm 3,5-5,6 G ED VR spielen, wobei letztgenanntes erst ca. ein halbes Jahr nach dem 16-85mm erschien. Mitte 2015 wurde es vom nochmals verbesserten – aber auch deutlich teureren – DX 16-80mm 2,8-4,0 E IF-ED VR abgelöst, welches auch im Jahr 2021 als Neuware erhältlich ist.
Da beide Objektive die gleiche Position im Nikon Portefeuille einnehmen, möchte ich sie an dieser Stelle zusammen in einem Artikel vorstellen und auf die praxisrelevanten Unterschiede eingehen. Dies dürfte insbesondere für Käufer auf dem Gebrauchtmarkt von Interesse sein, da beide preislich recht weit auseinander liegen.
Nikkor 16-85mm 3,5-5,6 G IF-ED VR
Mit einer UVP von 679 € war das 16-85mm doppelt so teuer wie das 18-105mm. Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen. Während die günstigeren Kitobjektive zu mehrfachen Millionensellern wurden, verkaufte sich das 16-85mm in 7 Jahren ca. 450.000 Mal.
Gehäuse und Handling
Die Konstruktion entspricht auf den ersten Blick der Nikon Mittelklasse aus den späten 2000er Jahren. Gehäuse aus Plastik, Fokusdistanzfenster, Micromotor AF-S, gummierte Fokus- und Brennweitenringe, Gummilippe am Bajonett zum Schutz vor eintretender Feuchtigkeit. Schalter für AF an/aus, VR an/aus, VR Modus normal/active.
Nimmt man das Objektiv jedoch in die Hand, vermittelt es einen deutlich wertigeren Eindruck, als das Äußere es zunächst vermuten lässt. Die 485g wirken aufgrund der Größe des Objektivs überraschend. Der Brennweitenring läuft satt und recht stramm. Dazu mag auch der aus Metall gefertigte, zweifach ausfahrende Innentubus beitragen. Den guten haptischen Eindruck trügt leider der recht gemächlich agierende Autofokusantrieb.
Optische Leistung (beurteilt am 20,1 MP Sensor der D500)
Die variable Lichtstärke beträgt je nach Brennweite: 16mm f/3,5 – 18mm f/3,8 – 22mm f/4,0 – 26mm f/4,2 – 31mm f/4,5 – 38mm f/4,8 – 46mm f/5,0 – 55mm f/5,3 – 68mm f/5,6.
Das Bildzentrum weist bereits bei Offenblende von 16 bis ca. 70mm eine sehr gute Schärfe auf und gewinnt durch Abblenden um eine Blende. Ab 70mm fällt die Schärfe über das gesamte Bildfeld hinweg ab. Das schwache Ende ist bei diesem Zoom definitiv im Telebereich zu finden. Die Bildränder erreichen bei 16mm bereits eine sehr gute Schärfe, die Ecken brauchen jedoch Blende 8 um als gut durchzugehen. Bei weiter geöffneter Blende sind sie etwas matschig (wobei wir hier wirklich um die äußersten Bereiche reden). Ab 20mm aufwärts erreichen die Ecken bei gleicher Blende eine identische Schärfe wie die Bildränder und dies ist erfreulicherweise bereits ab Blende 5,6 der Fall. Zusammengefasst: 16-20mm: Blende 8, 20mm-70mm: Blende 5,6, darüber wieder Blende 8 bei insgesamt abfallender Leistung.
Farbsäume/CAs sind durchschnittlich korrigiert und treten an starken Kontrasten durchaus auf, insgesamt aber gut korrigierbar. Farben und Kontraste sind insgesamt sehr ordentlich, ohne flau oder besonders herausragend zu sein. Insgesamt bildet das Objektiv ordentlich ab, ohne dass Bilder optisch besonders herausstechen.
Nikkor DX 16-80mm 2,8-4,0 E IF-ED VR
Mit einer UVP von 1.200 € hat Nikon den Preis im Vergleich zum Vorgänger fast verdoppelt, was bei Vorstellung des Objektivs für einiges Stirnrunzeln gesorgt hat. Damit dringt der Preis durchaus in den Bereich der Profizooms vor.
Gehäuse und Handling
Das Problem dabei ist nur: dem Objektiv lediglich einen goldenen Ring hinter dem Filtergewinde zu verpassen und die Linsen weiterhin in einem durchschnittlichen Plastikgehäuse zu verpacken reicht nicht, um es in den Augen der Kundschaft zu einem Profizoom zu machen. Man könnte auch sagen, dass die äußere Erscheinung und die variable Lichtstärke die wirklichen Stärken dieses Objektivs verdeckt und damit ein Akzeptanzproblem geschaffen hat.
Im Gegensatz zum Vorgänger wurde das Objektiv technisch in vielen Punkten deutlich verbessert. Der Autofokus reagiert flotter und ist dabei leiser, die Blende wurde auf elektronischen Antrieb umgestellt und das Filtergewinde wuchs aufgrund der deutlich verbesserten Lichtstärke von 67mm auf 72mm.
Die Verarbeitung macht jedoch nicht mehr einen so soliden und kompakten Eindruck wie beim Vorgängermodell. Die inneren Auszüge wurden auf Plastik umgestellt und die Gegenlichtblende HB-75 erhielt eine merkwürdige, rechteckige Grundform. Insgesamt fühlt sich das Gehäuse deutlich mehr nach Consumerklasse an, ohne jedoch instabil zu wirken. Aufgrund des größeren Durchmessers (72mm Filtergewinde statt 67mm beim Vorgänger) wirkt das Objektiv etwas leichter als der Vorgänger, obwohl dies bei 480g und somit lediglich 5g weniger ein Trugschluss ist.
Optische Leistung (ebenfalls an D500)
Die Blendenreihe liest sich deutlich erfreulicher als beim Vorgängermodell: 16mm f/2,8 – 22mm f/3,0 – 28mm f/3,2 – 34mm f/3,3 – 40mm f/3,5 – 52mm f/3,8 – 62mm f/4,0
Bereits ab Offenblende ist die Schärfeleistung im Bildzentrum sehr gut und gewinnt durch Abblenden nur moderat. Zu 80mm hin ist hierbei auch kein Leistungsabfall auszumachen – die erste, deutliche Verbesserung zum 16-85mm.
Die Bildränder können mit der Schärfe im Bildzentrum bei Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich nicht ganz mithalten, erfreulicherweise fallen die Ecken nicht nochmals weiter ab. Bei Blende 5,6 wird bei allen Brennweiten über das gesamte Bildfeld hinweg eine sehr gute Schärfe erzielt. Weiteres Abblenden erhöht lediglich die Tiefenschärfe, verbessert aber nicht die Bildqualität. Anders ausgedrückt: ab Blende 5,6 braucht man sich über die Bildschärfe keine Gedanken mehr machen.
CA/Farbsäume sind etwas besser korrigiert als beim 16-85mm, der Unterschied ist jedoch nicht gewaltig. Farben und Kontraste sind vergleichbar.
Vergleich und Fazit
Das 16-80mm 2,8-4,0 ist eindeutig das bessere Objektiv – höhere Lichtstärke, gepaart mit besserer Bildqualität im Weitwinkel und Telebereich. Allerdings erkauft man sich diese Vorteile mit einem deutlich höheren Gebrauchtpreis im Vergleich zum 16-85mm. Sofern man mit den moderaten Einschränkungen des 16-85mm leben kann, stellt es eine solide Wahl für den DX Sensor dar. Das 16-80mm kann hingegen trotz des Äußeren Erscheinungsbildes mit professioneller Abbildungsleistung glänzen.