Seit Mitte 2017 bietet Sigma mit dem 135mm 1,8 Objektiv aus der Art Serie ein sowohl sprichwörtliches als auch physisches Schwergewicht an. Mit rund 1,1 kg, 82mm Filtergewinde und einer Länge von 11,5 cm zerrt es ordentlich an der Fototasche.
Angeboten wird das Objektiv für die traditionellen Spiegelreflexbajonette Nikon F und Canon EF, sowie für die spiegellosen Sony E und Leica L für rund 1.300 €. Eine Variante für Nikon Z ist nicht zu erwarten, da Nikon mit dem 135mm 1,8 S Plena selber ein entsprechendes Objektiv anbietet und Sigma gerüchteweise nur die Optiken anbieten darf, die keine Dopplung zum Nikon Angebotskatalog darstellen.
Gehäuse und Handling
Typisch für die Objektive der Sigma Art Reihe ist die tadellose Verarbeitung, das Metallgehäuse trägt zum wertigen Eindruck bei. In der Hand vermittelt das 135mm 1,8 den Eindruck eines soliden Blocks aus Glas und Metall. Das Gehäuse ist gegen Spritzwasser abgedichtet, inkl. einer Gummilippe am Bajonett. Der Fokusring ist großzügig dimensioniert und läuft sehr weich.
Die Blende wird elektronisch gesteuert, der leise HSM Fokusmotor geht sehr zügig zu Werke – auch ausreichend schnell für Motive in Bewegung. Der Fokusbereich lässt sich über einen Limiter in die Bereiche 1,5m-Unendlich und 0,875m-1,5m einschränken. Die Naheinstellgrenze von 0,875m ist ausreichend, aber kein Makroersatz.
An Nikon Z funktioniert das Sigma 135mm 1,8 DG HSM via FTZ Adapter tadellos.
Optische Qualität
Wenn man ein Objektiv aus der Sigma Art Serie erwirbt, schwingt immer die Erwartung mit, dass die ausladenden Maße und das zu schleppende Gewicht durch eine exzellente Bildschärfe bei Offenblende kompensiert werden. Das Sigma 135mm 1,8 liefert in dieser Beziehung ab und übertrifft manche Erwartungshaltung sogar noch. Bei Blende 1,8 ist die Bildschärfe bereits so gut (und exzellent), dass sie sich in den zentralen Bildbereichen durch Abblenden kaum noch steigern lässt. Zu den Rändern hin gibt es einen minimalen Schärfeabfall, der bei Blende 2,5 vollständig verschwindet.
Das Sigma 135mm 1,8 kann bedenkenlos bei Offenblende eingesetzt werden. Eigentlich muss man es nur abblenden, um die Vignettierung zu minimieren oder die Schärfentiefe zu regulieren. Die Farben tendieren etwas in wärmere Spektrum. Der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt ohne besonders schwach oder extrem knackig auszufallen. Farbsäume / CA’s sind sehr gut korrigiert.
Vignettierung ist bei Blende 1,8 sichtbar, jedoch dunkeln die Bildränder nur moderat ab. Bereits bei f/2,2 ist die Randabdunkelung deutlich reduziert und kaum auffallend, um schließlich bei Blende 2,8 keine Rolle mehr zu spielen.
Von zentraler Bedeutung ist bei lichtstarken Objektiven die Hintergrundunschärfe, das so genannte Bokeh. Bedingt durch die Brennweite hat das Sigma 135mm 1,8 hier bereits gute Karten, für cremig weiche Bildhintergründe zu sorgen. Auch wenn die Qualität des Bokeh zumeist höchst individuell empfunden wird kann man festhalten, dass es auch in dieser Disziplin wenig zu meckern geben dürfte – siehe Beispielfotos weiter unten. Lediglich der Katzenaugeneffekt (Lichtpunkte außerhalb der Schärfeebene werden nicht kreisrund, sondern eher in Form eines Katzenauges bzw. einer Zitrone abgebildet) an den Bildrändern kann ggf. stören.
Die ärgste Konkurrenz in dieser Disziplin bietet Nikon seit Herbst 2023 mit dem Z 135mm 1,8 S Plena an, welches auf ein exzellentes Bokeh hin optimiert ist. Das allerdings auch zu mehr als dem doppelten Preis.
Fazit
Das Fazit zum Sigma Art 135mm 1,8 fällt kurz aus: es ist in allen Disziplinen Spitzenklasse und lässt kaum Wünsche offen.
Noch (Oktober 2023) bietet Sigma das Art 135mm 1,8 DG HSM für Nikon F an. Für Liebhaber der 135mm Brennweite eine absolute Kaufempfehlung auch für das Z System – sofern einen das nochmals bessere Bokeh des Nikon Z 135mm 1,8 S Plena nicht lockt.