Mitte 2017 brachte Nikon das bis heute letzte Objektiv mit Anfangsblende von f/1,4 für das F Bajonett heraus. Es komplettiert somit die Reihe der 1,4er Festbrennweiten zwischen 24mm und 105mm, die ab 2008 mit der Einführung des 50mm 1,4 begonnen wurde. Mit einer UVP von 2249 Euro ist es kein Schnäppchen, auch gebraucht sind recht hohe Preise ab 1300 Euro aufwärts zu zahlen. Das Objektiv ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Konica Minolta, Patent JP2019090947A .
Gehäuse und Handling
Das 28mm 1,4 E ist deutlich größer als alle anderen Nikon Festbrennweiten zwischen 20mm und 50mm, ohne jedoch unangenehm groß auszufallen. Das Gewicht von 645g ist ebenfalls im Rahmen geblieben, ebenso der Filterdurchmesser von 77mm.
Die Verarbeitung ist typisch für die f/1,8 und f/1,4 Festbrennweiten aus den 2010er Jahren. Micro SWM Motor, Gehäuse aus Kunststoff, AM/M Umschalter. Die Blende wird elektronisch gesteuert, somit ist das Objektiv erst mit Kameras ab der Generation D3/D700/D300/D7000/D5000/D3100 und aufwärts kompatibel. An den Z Modellen funktioniert es natürlich ebenfalls via FTZ Adapter. Der Autofokus arbeitet recht zügig, ist aber weit davon entfernt Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Angesichts des Preises ist es wieder einmal verwunderlich, dass Nikon nur einen Micro SWM Motor anstelle eines Ringmotors verbaut. Die Naheinstellgrenze beträgt 28cm.
Optische Qualität
Bereits ab Offenblende erreicht das Bildzentrum eine erstklassige Schärfe, die moderat zum Bildrand hin abfällt und durch Abblenden nur noch minimal steigerungsfähig ist. An den Rändern und in den Ecken erreicht es ab Blende 2 eine gute Schärfe, die sich bis Blende 4 auf ein exzellentes Niveau steigert.
Die Darstellung im Unschärfebereich (Bokeh) ist erstklassig weich und ohne störende Strukturen. Insbesondere im Nahbereich gehört das AF-S 28mm 1,4 E zu den besten Objektiven in dieser Disziplin.
Aberrationen sind hervorragend korrigiert, selbst bei Offenblende sind an Spitzlichtern keine Farbsäume erkennbar. Die Vignettierung ist ebenfalls erfreulich gering und bei Blende 2,8 vollständig verschwunden.
Starke Farben und Kontraste führen zu einer insgesamt lebhaften, fast dreidimensionalen Abbildung. Das 28mm 1,4 ist eines dieser seltenen Objektive, die Bilder sprichwörtlich zum Leben erwecken können. Abseits von Schärfe, CAs und Vignettierung besitzt es Qualitäten, die sich nicht nur einfach in technischen Rahmendaten abbilden lassen.
Fazit
Sofern die 28mm Brennweite zu den bevorzugten Bildwinkeln gehört, ist das 28mm 1,4 E eine absolute Empfehlung wert. Nikons letzte Objektive für den F Mount gehören zu den besten F Objektiven überhaupt. Und das AF-S 28mm 1,4 spielt in dieser Gruppe von Objektiven sehr weit vorne mit. Es kann jetzt schon als Klassiker in Nikon Programm bezeichnet werden und braucht die Konkurrenz der Z Objektive nicht fürchten – sofern eines Tages eine lichtstarke 28mm Festbrennweite für das Z Bajonett erscheint.
In meiner Fototasche hat es einen festen Platz und gehört zu der Gruppe von Objektiven, die ich nicht missen möchte.