Die erste APS-C Kamera des spiegellosen Z Systems hört auf den Namen Z50 und ist seit dem 07.11.2019 in Deutschland verfügbar. Sie dürfte der Mittelklasse im DX System mit Z Bajonett angehören, zumindest legt dies die Namensgebung nahe. Sehr wahrscheinlich wird es in absehbarer Zeit eine weiter abgespeckte DX Z Kamera geben.
Gehäuse und Handling
Das Gehäuse der Z50 ist deutlich kleiner und leichter als das der größeren FX Schwestermodelle Z6 und Z7.
Erstaunlicherweise wenig Unterschied macht – für mich persönlich – die geringere Auflösung des elektronischen Suchers. Er ist kleiner als bei den Vollformatmodellen, was allerdings auch zum Teil den Auflösungsunterschied von 2,36 MP zu 3,68 MP kompensiert.
Ähnlich verhält es sich mit der Auflösung des rückwärtigen Displays, die Halbierung der Auflösung von 1,04 MP zu 2,1 MP ist zwar sichtbar, aber in der Praxis kaum relevant. Erstmals verfügt die Z50 über Schaltflächen auf dem Touchscreen für Zoom-In/-Out (Bildwiedergabe) und die Umschaltung des Displaymodus für Sucher und Display. Für den Winter sind daher Handschuhe mit Touchfähigkeit empfehlenswert.
Die SD Speicherkarte (nur max. UHS-I Geschwindigkeit) findet ihren Platz neben dem Akku im Batteriefach. Die Kamera verfügt über einen ausklappbaren Blitz, der allerdings nicht als Commander im AWL System eingesetzt werden kann. Für die kabellose Steuerung externer Blitzegeräte muss man demnach zu einem iTTL Aufsteckblitz oder dem Commander SU-800 greifen.
Das Gehäuse macht einen wertigen und solide verarbeiteten Eindruck, auch wenn das Gesamtgewicht von 450g inkl. Speicherkarte und Akku recht gering ist. Trotz der geringen Abmessungen ist die Ergonomie weiterhin erstklassig, selbst mit schwereren Objektiven wie einem F AF-S 24-70mm 2,8E VR am FTZ hat man ein sicheres Griffgefühl, auch wenn diese Kombination naturgemäß recht kopflastig ist.
Autofokus und Serienbildgeschwindigkeit
Die Fokussteuerung wurde inkl. aller Optionen 1:1 von den Modellen Z6 und Z7 übernommen. Bei der Serienbildgeschwindigkeit hinkt die Z50 der Z6 mit bis zu 11 Bildern pro Sekunde kaum hinterher, jedoch ist dies bei einer Puffergröße von 30 (14 bit) bzw. 35 (12 bit) Bildern pro Sekunde ein in der Dauer sehr begrenztes Vergnügen. Eine schnelle SD Speicherkarte wird hier nur bedingt helfen, da die Kamera nur UHS-I unterstützt und damit weniger als 100 MB pro Sekunde auf die Karte schreiben dürfte.
Hardwareunterschiede zur Z6/Z7
Gegenüber den FX Modellen ist die Z50 an einigen Stellen hardwaremäßig abgespeckt. So besitzt sie im Unterschied zu den Vollformatmodellen kein Statusdisplay auf der Oberseite der Kamera.
Weitaus schmerzlicher dürfte der Verlust der kamerainternen Bildstabilisierung – IBIS – sein. Allerdings muss man an dieser Stelle auch berücksichtigen, dass die Kamera möglichst kompakt gebaut ist. Ein IBIS Mechanismus braucht halt Platz und würde die Herstellungskosten in die Höhe treiben. Eine kamerainterne Sensorreinigung fehlt leider ebenfalls.
Der mechanische Verschluss reicht nur bis 1/4000s, für den elektronischen Verschluss ist ebenfals bei dieser Zeit Schluss. Glücklicherweise ist die Z50 bei der Blitzsynchronzeit nicht beschnitten – es stehen 1/200s und FP Kurzzeitsynchronisation zur Verfügung.
Der Schalter für die Umstellung von Foto- zu Videoaufnahmen ist nun unter das Moduswahlrad gezogen, welches seinerseits auf die rechte Gehäuseseite gewandert ist. Leider lässt sich dieses nicht arretieren, womit eine versehentliche Verstellung des Öfteren vorkommen kann.
Einschränkungen durch Firmware und andere Merkwürdigkeiten
Kurios sind die Einschränkungen, die Nikon der Z50 durch Firmware auferlegt hat. Diese sind insbesondere deshalb ärgerlich, weil sie eine künstliche Beschränkung ohne Auswirkung auf die Herstellkosten darstellen und zur reinen Produktdifferenzierung dienen.
Zu den harmloseren Einschränkungen zählt sicherlich die verschwundene Information zum Zustand des Akkus. Der Menüpunkt Akkufinformation wurde einfach gestrichen und es bleibt einem nur die recht rudimentäre drei-Segment Anzeige zum Ladezustand.
Schwerwiegender ist schon ein weiterer Menüpunkt, der einfach verschwunden ist: Daten für non-CPU Objektive. Es besteht im Gegensatz zur Z6/Z7 nicht die Möglichkeit, Brennweite und Offenblende für manuelle Objektive zu hinterlegen. Die größeren FX Kameras benötigen diese Information (zumindest die Brennweite) dringend für die Steuerung des IBIS Mechanismus, dieser Grund entfällt bei der Z50 natürlich.
Der Entfall scheint für die Z50 daher erst einmal nicht so dramatisch. Dennoch ergibt sich ein unangenehmer Nebeneffekt: die automatische Bestimmung der minimalen Verschlusszeit auf Basis der Brennweite für die Auto-ISO Funktion arbeitet nicht mehr korrekt und stellt im Standard immer eine minimale Verschlusszeit von 1/30s ein. Umgehen lässt sich dies nur, wenn man (wie früher) selber eine minimale Verschlusszeit festsetzt. Käufer der Z50 dürften aber auch nicht die klassichen Nutzer manuell zu fokussierender Objektive sein.
Eine kuriose Merkwürdigkeit ist die Tatsache, dass sich (mit Firmware Version 1.0) der mechanische Verschluss der Z50 nicht auswählen lässt, sobald das Kitobjektiv 16-50mm 3,5-6,3 angeschlossen ist. Ich gehe davon aus, dass dies auch beim zweiten VR Kitzoom, dem 50-250mm so ist, kann dies allerdings derzeit mangels Testexemplar nicht verifizieren. Ich vermute, dass dies mit dem VR Mechanismus des Objektivs zu tun hat. Setzt man das DX VR 16-50mm 3,5-6,3 an die Z7 mit Firmware 2.01 an funktioniert zwar der mechanische Verschluss, VR lässt sich allerdings nicht aktivieren. Aktualisiert man die Z7 auf die neue Firmware 2.1 funktioniert zwar der VR, der mechanische Verschluss wird aber deaktiviert.
In der Praxis weitaus irritierender ist die eingeschränkte Auswahl der Sucher-/Displaymodi. Während Z6 und Z7 die Varianten nur Monitor – nur Sucher – automatische Umschaltung – Sucher bevorzugen“ kennen, steht letzterer bei der Z50 nicht zur Verfügung. Für mich stellt dies eine deutliche Einschränkung dar, da ich gewohnt bin durch den Sucher zu fotografieren, bei Bedarf aber gerne aufgenommene Bilder auf dem Monitor kontrolliere. Auch hier ist nicht verständlich, warum der Modus Sucher bevorzugen nicht angeboten wird – es würde schließlich keine Mehrkosten verursachen.
Eine weitere Reduktion stellt die Einschränkung der RAW Optionen dar. Es kann nur zwischen 12 bit und 14 bit gewählt werden, eine Beeinflussung der Kompressionsmethode ist nicht möglich.
Manuelle Objektive ohne CPU Kontakte können nur mit mittenbetonter Belichtungsmessung verwendet werden.
Bildqualität und Kitobjektiv DX 15-60mm 3.5-6,3
Zur Bildqualität braucht man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Der 20,9 MP Sensor liefert identische Ergebnisse im Vergleich zu den DX Modellen D500/D7500 und liegt damit ebenfalls auf dem Niveau der FX Äquivalente D850 und Z7. Meine persönliche Schmerzgrenze in Bezug auf das Bildrauschen liegt bei ISO 6400, 12.800 funktioniert sicher im Notfall auch noch, die beiden Stufen darüber meiner Meinung nach nicht nutzbar.
Das Kitobjektiv Z DX 16-50mm 3,5-6,3 ist besser verarbeitet als die 18-55mm Kitobjektive der Spiegelreflexkameras und trägt insbesondere in der Transportstellung kaum auf. Das Leichtgewicht verfügt leider nur über ein Plastikbajonett, was beim geringen Gewicht von 135g jedoch keine Rolle spielt.
Die Bildqualität ist mehr als ordentlich. Ich möchte der eigenständigen Rezension des Objektivs nicht vorgreifen, daher soll an dieser Stelle nur gesagt sein, dass es bis auf den Bereich zwischen 16 und 20mm ab Blende 5,6 bis in die Ecken eine ordentliche Bildqualität erreicht und bei Blende 8 über den gesamten Bildbereich bei allen Brennweiten überzeugen kann.
Fazit
Die Z50 ist eine kleine aber feine, leichte DX Kamera für den Alltag. Sie bietet eine hervorragende Bildqualität und stellt zusammen mit dem Z DX Kitobjektiv 16-50mm eine sehr gut abgestimmte Kombination dar, auch wenn das Objektiv am langen Ende etwas lichtstärker sein könnte. Kombiniert man das Kit mit einem FTZ Adapter und dem kleinen AF-P 10-20mm 4,5-5,6 hat man vom Ultraweitwinkel bis 75mm ein sehr kompaktes Setup. Fürgt man dann noch entweder das Z DX 50-250mm Objektiv oder eines der AF-P 70-300mm VR Objektive für DX oder FX hinzu, bekommt man eine Ausrüstung mit durchgängiger Bildstabilisierung und solider Bildqualität bis 450mm.
Diese Zusammenstellung zeigt allerdings auch ein Problem der Z50. Der Bereich zwischen 16mm und 250mm wird durch native Z DX Objektive abgedeckt, wahlweise auch mit den bisher erschienenen Z Objektiven für Vollformat, wodurch im Weitwinkel auch 14mm zur Verfügung stehen. Ein dringend benötigtes Ultraweitwinkel mit höchstens 10mm am kurzen Ende fehlt hingegen völlig, auch wenn das AF-P DX 10-20mm 4,5-5,6 via FTZ Adapter eine gut und günstige Alternative darstellt.
Auch als Zweitkamera zu einer Z6/7 kann die Z50 durchaus gefallen, die Unterschiede in der Handhabung sind zwar deutlich aber tolerabel. Sofern man sich an die kamerainterne Bildstabilisierung der beiden FX Z’s gewöhnt hat, vermisst man diese natürlich bei der Z50. Weitaus ärgerlicher sind allerdings die willkürlich erscheinenden Einschränkungen in der Firmware. Kennt man Z6 und Z7 hingegen nicht, fallen diese Einschränkungen nicht auf und schränken auch nicht wirklich ein.
Die Z50 macht wirklich Spaß und bietet eine sehr gute Bildqualität. Für mich wird sie die immer dabei Alternative zur Z7 oder den Spiegelreflexkameras. Am Ende steht sie innerhalb des Nikon Z DX Systems (noch) recht alleine da. Für sich genommen – insbesondere zusammen mit den Kit Objektiven – stellt sie ein sehr gelungenes Produkt dar.