Die im Jahr 2000 eingeführte F80 (in Amerika als N80 verkauft) stellt die letzte Evolutionsstufe der Analog SLRs aus dem Hause Nikon im gehobenen Amateursegment dar. Sie war bis zur Einstellung des größten Teils der Analogkameraproduktion bei Nikon im Jahr 2006 in den Farben Schwarz und Silber erhältlich und wurde darüber hinaus in drei Ausführungen angeboten: F80 mit einer Standard Rückwand ohne Datenfunktion, F80D mit der Möglichkeit, Datum und Zeit in die Bilder zu belichten, F80S mit zusätzlicher Option die Aufnahmeparameter Verschlusszeit, Blende und Belichtungskorrektur auf den Filmsteg zu belichten.

Gehäuse

F80 Filmbühne – im Gegensatz zu weiten Teilen der Kamera aus Metall gefertigt.

Das Gehäuse ist sehr kompakt und mit einem Gewicht von lediglich 515 Gramm auch leicht, die zwei benötigten Batterien vom Typ CR123A / DL123A erhöhen das Gewicht nicht spürbar. Optional ist der Batteriegriff MB-16 erhältlich, der den Betrieb mit 4 Mignon / AA Zellen ermöglicht, jedoch keinen Hochformatauslöser mitbringt.

Moderne AF Objektive werden vollständig inkl. AF-S und VR unterstützt. G-Objektive ohne Blendenring sind ebenfalls voll kompatibel und funktionieren auch im Blendenvorwahl/A-Modus. Lediglich moderne E Objektive sind nicht kompatibel, bzw. die Blende lässt sich nicht einstellen und ist auf die Offenblende fixiert.
Ein Kriterium für die Zuordnung der Kamera zur gehobenen Mittelklasse ist das Vorhandensein von zwei Einstellrädern. So wird es ohne Verrenkung möglich, im manuellen Modus Blende und Verschlusszeit über jeweils ein Rad getrennt einzustellen.

Eine AI Kupplung hat Nikon der F80 nicht spendiert, daher funktioniert die Belichtungsmessung bei Objektiven ohne CPU nicht. Dieses Feature bleibt in den 2000er Jahren der F100 und der F5 / F6 vorbehalten.

Der Autofokus wird vom Multi CAM 900 Modul angetrieben und bietet 5 AF Felder, von denen jedoch nur das zentrale Fokusfeld einen Kreuzsensor bietet.
Der Sucher ist im Vergleich zu höher positionierten Gehäusen wie einer F90x oder F100 spürbar kleiner und dunkler, da als Spiegelkonstruktion ausgeführt. Das fehlende Glasprisma führt allerdings auch zu einem geringeren Gewicht der Kamera. Die Bildfeldabdeckung des Suchers beträgt nur 92%.

Die F80 verfügt über einen eingebauten Blitz und eine Blitzsynchronzeit von 1/125s.

Bedienung und Handling

Als Mitglied der Mittelklasse kann man der F80 attestieren, insgesamt eine durchschnittliche Performance zu bieten. Die AF Geschwindigkeit und Präzision entspricht dem üblichen Niveau der frühen 2000er, der Fokusmotor ist nicht der kräftigste, reicht aber durchaus für den Antrieb auch größerer Teleobjektive. Die AF Leistung einer D50, D70 oder D100 ist hier direkt gleichzusetzen, wobei zur D100 im Speziellen später noch mehr zu sagen ist.

Die Belichtungsmessung arbeitet ohne Fehl und Tadel.
Der Filmtransport ist ebenfalls nicht der kräftigste, was die moderate Serienbildgeschwindigkeit von 2,5 Bildern pro Sekunde untermauert.
Sehr positiv ist hingegen das sehr leise Betriebsgeräusch. AF Antrieb und der (wirklich sehr leise!) Filmtransport erzeugen nur eine moderate Geräuschkulisse.

F80 Moduswahlrad

Das Bedienkonzept insgesamt entspricht weitestgehend der auch heute noch gültigen Philosophie. Lediglich die ISO und CSM Einstellung auf dem Moduswahlrad hat man so in ähnliche Form weder zuvor noch danach gesehen.

Speziell die manuelle Einstellung der Empfindlichkeit geht recht mühsam von der Hand. Zunächst muss das Moduswahlrad von der derzeit gewählten Betriebsart auf ISO gedreht werden, danach lässt sich die Empfindlichkeit per Einstellrad auswählen und anschließend muss das Moduswahlrad wieder in den gewünschten Betriebsmodus versetzt werden. Bei Film wird diese Einstellung glücklicherweise fast nie oder selten benötigt,

Heutzutage kaum noch Vorstellbar für ein Gehäuse der Mittelklasse, ist die halbstufige Einstellung der Blendenwerte. Seit mehr als fünfzehn Jahren ist man Drittelstufen und die Zugehörige Reihe an Werten gewohnt.

Viele Einstellungen – mitunter recht wichtige – der F80 lassen sich über die Custom Functions ändern. Dreht man das Moduswahlrad auf CSM, erlangt man über das LCD Display Zugriff auf die verschiedenen Einstellungen. Da es keine Möglichkeit gibt, ein Menü auf dem recht kleinen LCD darzustellen, verbergen sich die insgesamt 19 Einstellungen hinter kryptischen Zahlenpaaren. Die erste Zahl (von 1 bis 19) gibt die ausgewählte Funktion wieder, die zweite Zahl die gesetzte Einstellung. Z.B.: 4 -0 schaltet die Gitterlinien im Sucher aus (Standard), 4 – 1 schaltet sie ein.

  • 1: Automatische Filmrückspulung am Ende eines Films – 0 an – 1 aus
  • 2: Bei jedem neuen Film die ISO Empfindlichkeit zunächst auf DX-Wert setzen – 0 an – 1 aus
  • 3: Reihenfolge beim Bracketing – 0 gemessener Wert, Unterbelichtung, Überbelichtung – 1 Unterbelichtung, gemessener Wert, Überbelichtung.
  • 4: Gitterlinien im Sucher – 0 aus – 1 an.
  • 5: Beleuchtung der AF Felder im Sucher – 0 helligkeitsabhängig, 1 immer aus, 2 immer an
  • 6: Auswahl des Fokusfelds – 0 nicht rollierend – 1 rollierend (z.B. rechtes Fokusfeld ist bereits gewählt, ein Klick auf den Feldwähler nach rechts und das Feld am linken Rand wird ausgewählt).
  • 7: Belichtung bei halb gedrücktem Auslöser speichern – 0 aus- 1 an.
  • 8: Film einspulen, sobald die Rückwand geschlossen wird – 0 an – 1 aus.
  • 9: Priorität auf nächstes Objekt bei dynamischem Fokus in AF-S – 0 an – 1 aus.
  • 10: Priorität auf nächstes Objekt bei dynamischem Fokus in AF-C – 0 aus – 1 an.
  • 11: AE/AF-L Knopf – 0 AE und AF lock – 1 nur AE lock – 2 nur AF lock – 3 AE lock bis Knopf erneut gedrückt wird – 4 AF Aktivierung nur über AE/AF-L Knopf (AF-ON).
  • 12: Einstellräder – 0 Hauptrad Zeit, zweites Rad Blende – 1 Hauptrad Blende, zweites Rad Zeit.
  • 13: Filmrückspulung – 0 schnell – 1 leise.
  • 14: Mehrfachbelichtung – 0 Einzelaufnahme – 1 Mehrfachauslösung.
  • 15: Ausschaltzeit Belichtungsmesser in Sekunden- 4 – 6 – 8 – 16.
  • 16: Vorlaufzeit Selbstauslöser in Sekunden – 2 – 5 – 10 – 20.
  • 17: LCD Beleuchtung – 0 aus – 1 an.
  • 18: AF Hilfslicht – 0 an – 1 aus.
  • 19: ISO Empfindlichkeit für Dateneinbelichtung auf dem Filmsteg (nur F80S) – 1 unter ISO 25 – 2 ISO 32-80 – 3 ISO 100 – 4 ISO 125-200- 5 über ISO 250.

Besonderheiten und bekannte Probleme

Fanghaken der Rückwand

Bei vielen Digitalkameras der ersten Generation wird man mit Blick auf die F80 erstaunliche Ähnlichkeiten feststellen – und dies sogar bei anderen Herstellern als Nikon selbst. Die F80 bildete für viele DSLRs das gehäusetechnische Rückgrat.

Fuji S2 und S3, sowie Kodak DCS 14n und SLR/n basieren auf modifizierten F80 Gehäusen. Nikon selber brachte 2002 mit der D100 die erste semiprofessionelle, digitale Spiegelreflexkamera auf Basis einer stark angepassten F80 auf den Markt.

Der Verschluss hält nur ca. 50.000 bis 100.000 Auslösungen durch, was insbesondere Intensivnutzer der anfänglich sehr teuren Digitalkameras auf Basis der F80 zu spüren bekamen.

Nahezu jede F80 leidet unter dem Symptom der klebrigen Griffflächen. Mit der Zeit zersetzt sich die Beschichtung von Griff, Rückwand und linker Gehäuseseite. Dieses Problem ist jedoch mit Isopropylalkohol recht leicht in den Griff zu bekommen.

Die als Bestandteil der Plastikrückwand ausgeführten Fanghaken brechen manchmal und sind aufgrund der auf ihnen lastenden Zugkraft bei geschlossener Rückwand mit Kleber kaum zu reparieren. Dies wäre an sich kein Drama, könnte man die Rückwand einfach wechseln. Leider hat Nikon diese Option nicht vorgesehen. Ein Wechsel der Rückwand bedingt die teilweise Demontage derselben, da ein Flachbandkabel im Inneren gelöst werden muss. Ist dies erledigt, lässt sich die Rückwand durch entfernen einer Schraube aus der Bodenplatte lösen. Ersatzteile sind jedoch nicht verfügbar, womit ein Schaden an der Rückwand direkt zum Erwerb einer anderen F80 führen dürfte.

Flachbandkabel der Rückwand

Marktverfügbarkeit

Gebraucht ist die F80 häufig anzutreffen, was angesichts von mehr als 700.000  gebauten Exemplaren auch nicht verwunderlich ist. in Auktionen wechselt die F80 je nach Zustand und Farbe für 50 bis maximal 100 Euro den Besitzer.

Sie ist ideal als kleines Zweitgehäuse, neben der DSLR im Rucksack trägt sie kaum auf. Der wirklichen Nachteile liegen im recht kleinen Sucher und dem Verzicht auf Belichtungsmessung mit manuellen Objektiven ohne CPU. Dafür wird man mit einer umfassenden Kompatibilität mit modernen Autofokus Objektiven belohnt.