Nikons erstes, professionelles Standardzoom mit einer Anfangsbrennweite von 24mm löste im Jahr 2007 den Vorgänger mit 28-70mm Zoombereich ab. Es wurde wiederum in 2015 vom Nachfolger mit elektronischer Blendensteuerung und VR abgelöst, in dieser ersten Version muss man noch ohne diese beiden Funktionen auskommen. Die Verfügbarkeit des AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED zum Höhepunkt der digitalen Spiegelreflextechnik in den frühen 2010er Jahren führte zu hohen Stückzahlen. Fast eine Million dieser ca. 1500 € teuren Objektive wurde verkauft. Restbestände waren noch bis 2020 im Handel verfügbar

Gehäuse und Handling

Mit 900g Gewicht, einer Konstruktion mit viel Metall und einer auf den ersten Blick robusten Mechanik strahlt es die Solidität aus, die man von einem professionellen Objektiv erwarten würde. Dies stimmt jedoch nur mit Einschränkungen. Viele Nutzer waren vom so genannten „Zoom Grind“ Problem betroffen, bei dem der Zoomantrieb erst rau läuft und in der Folgezeit sich gänzlich festsetzt.

Aufgrund der hohen Anzahl der verkauften Objektive muss man die Anzahl der Berichte sicherlich etwas in die richtige Perspektive rücken. Es ist nicht jedes Objektiv betroffen und es gibt durchaus Wege diesem Problem in Teilen aus dem Weg zu gehen.

Ursächlich für einen feststeckenden Zoomantrieb sind drei Führungsrollen im vorderen Bereich des Objektivs. Diese Rollen bestehen außen aus einem Kunststoffring und im Kern aus Schrauben, die in die Objektivfassungen im Inneren der Konstruktion geschraubt sind. Die ummantelten Köpfe dieser Schrauben bewegen sich ihrerseits in Aussparungen des Linsentubus und sorgen dafür, dass dieser über den Zoombereich hinweg ein- und ausfährt.  Dieser Linsentubus ist bei 24mm am weitesten ausgefahren, zieht sich bis 50mm ins Gehäuse zurück und fährt ab dort bis 70mm wieder minimal aus. Es gibt zwei verschiedene Ursachen, warum diese Führungsrollen blockieren können. Entweder eine oder mehrere Schrauben haben sich durch Erschütterungen gelöst (Fertigungsfehler oder Materialermüdung) oder die Kunststoffrollen sind durch Druck auf den Tubus zerstört und blockieren in der Führung.

Letzteres kann auch durch häufiges, hartes abstellen des Objektivs auf der Frontlinse passieren, da die Gegenlichtblende in Transportstellung nicht über die Filterfassung herausragt und somit das Gewicht des Objektivs immer auf der inneren Mechanik lastet. Zumindest diesen Faktor kann man selber beeinflussen, in dem man das Objektiv immer vorsichtig abstellt, sofern man es mit der Frontlinse nach unten lagern möchte – was aufgrund des stabileren Standes ggü. des kleinen Rückdeckels wahrscheinlich ist.

Abgesehen von dieser doch recht bedauerlichen Schwachstelle ist das AF-S 24-70mm 2,8G hervorragen verarbeitet. Der AF-S Ringmotor arbeitet leise und blitzschnell, Zoom- und Fokusring laufen geschmeidig. Einziges Bedienelement ist der AM/M Schalter an der linken Seite. Der Filterdurchmesser entspricht mit 77mm dem klassischen Standard.

Optische Leistung

Die Bildschärfe ist bei allen Brennweiten in der Bildmitte bereits bei Offenblende hervorragend und auch in der Lage, 45 MP Sensoren zu bedienen. Die Schwachstelle des 24-70mm 2,8G sind die Randbereiche und Ecken. Insbesondere zwischen 24 und 35mm blende ich automatisch auf f/8 ab, um bei Landschaft oder Architektur die Schärfe der Bildränder vergleichbar zur Mitte zu halten. Ab 35mm aufwärts reicht durchgängig Blende 5,6 für eine gleichmäßige Schärfeverteilung.

Die Farben sind insgesamt etwas wärmer abgestimmt als beim Vorgänger und entsprechen der Designphilosophie der Nikon Objektive ab den 2000er Jahren. Damit einher gehen auch etwas flachere Kontraste im Vergleich zum 28-70mm 2,8.

Die zu erwartende Randabdunkelung/Vignettierung ist zwischen Blende 2,8 und 4,0 und den gesamten Brennweitenbereich hindurch deutlich sichtbar, ab f/5,6 jedoch nur noch minimal auffällig. Farbsäume/CA sind insbesondere im Weitwinkelbereich sichtbar, allerdings auch nicht stärker als bei anderen Objektiven aus dieser Zeit. Die Hintergrundunschärfe/Bokeh ist angenehm weich und ruhig.

Fazit

Das AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED ist ein klassisches Profizoom, optimiert auf schnellen Autofokus und perfekte Schärfe in der Bildmitte. Das macht es nicht unbedingt zur ersten Wahl für Landschaftsfotografen. Der Nachfolger mit VR und elektronischer Blende bügelt die Unregelmäßigkeiten der Schärfeverteilung im Weitwinkelbereich aus.

Dennoch ist das erste 24-70mm 2,8 zu empfehlen und genügt auch professionellen Ansprüchen. Sofern man weiterhin mit Spiegelreflexkameras unterwegs ist, stellt es eine valide Alternative zum auch gebraucht deutlich teureren 24-70mm 2,8E VR dar. Man muss um die optischen und mechanischen Schwächen wissen und insbesondere hinsichtlich der letzteren den Kauf – z.B. durch Gebrauchtwarengarantie eines Händlers – gut absichern. 

Setzt man hingegen voll auf das spiegellose Z System, sollte man eher zu einem Z Objektiv greifen. Das viel kleinere Z 24-70mm 4,0S ist dem „alten“ 24-70mm 2,8 bei allen Blenden deutlich überlegen und leistet sich insbesondere and den Rändern und in den Ecken keinerlei Schwächen – bei günstigerem Gebrauchtpreis.