CategoryNikon F Mount – Objektive

Beiträge zu Objektiven für Nikon Spiegelreflexkameras

Samyang XP 14mm 2,4

Seit 2012 bietet Samyang manuelle 14mm 2,8 Objektive für diverse Kamerasysteme an. Oft überarbeitet und zusätzlich unter verschiedenen Markennamen vertrieben, stellt das ursprüngliche Samyang 14mm 2,8 Objektiv den günstigen Einstieg in die Welt der Ultraweitwinkel dar. Im Herbst 2016 erschien eine deutlich verbesserte Version in Samyangs „XP“ Premiumserie mit Lichtstärke f/2,4. Das Objektiv ist für Spiegelreflexkameras gerechnet und Anfang 2024 für Canon EF und Nikon F für ca. 800 € weiterhin erhältlich.

Gehäuse und Handling

Das solide und aus Metall gefertigte Gehäuse macht einen sehr wertigen Eindruck. Mit knapp 800g ist es auch kein Leichtgewicht. Der sehr gut gedämpfte Fokusring mit langem Fokusweg verstärkt den positiven Eindruck. Lediglich die Beschichtung des Fokusrings mit einem flachen, aber Staub anziehenden Gummirings ist fragwürdig. Sicherlich hat man sich damit optisch an den Zeiss Objektiven orientiert – worauf ich aber zugunsten eines einfacher sauber zu haltenden Fokusrings gerne verzichtet hätte. Das Gehäuse ist nicht gegen Spritzwasser abgedichet.

Das XP 14mm 2,4 verfügt über elektronische Kontakte, somit wird die Blende über die Kamera eingestellt. Die Blendensteuerung erfolgt mechanisch via Blendenhebel. Ein Blendenring ist nicht vorhanden. Das Objektiv funktioniert einwandfrei via FTZ Adapter an den spiegellosen Nikon Z Modellen und eignet sich aufgrund der mechanischen Blendensteuerung auch für 35mm Filmkameras aus den 1990er Jahren (Stichwort G Kompatibilität).

Die aus Plastik gefertigte Gegenlichtblende ist fest verbaut und schützt die gewölbte Frontlinse effektiv. Für den Transport dient als Schutz ein Stülpdeckel, der über die Gegenlichtblende gesteckt und dort arretiert wird.

Optische Leistung

Einhergehend mit der Positionierung des 14mm 2,4 als Premiumobjektiv innerhalb des Samyang Portfolios kann sich die Abbildungsleistung mehr als sehen lassen. Es kann durchaus mit Objektiven wie dem Nikon AF-S 14-24mm 2,8 G ED mithalten und dieses sogar überflügeln.

Die Bildschärfe ist bereits bei Offenblende f/2,4 in der Bildmitte hervorragend und fällt – insbesondere für ein Weitwinkel erstaunlich – nur moderat zum Bildrand hin ab. Leichts Abblenden auf f/2,8 vertreibt am Rand die letzte Unschärfe. Die äußersten Ecken liegen gegenüber den Bildrändern nochmals ein wenig hinsichtlich der Schärfe zurück, ohne jedoch selbst bei Offenblende matschig zu wirken. Ab Blende 4 bieten auch die Ecken eine hervorragende Bildschärfe. Ein hervorragendes Ergebnis für ein 14mm Objektiv.

Recht deutlich sichtbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung zwischen Blende 2,4 und 4,0. Ab Blende 5,6 ist sie jedoch vernachlässigbar. Chromatische Aberrationen sind sehr gut korrigiert und für ein Weitwinkel wenig ausgeprägt. Die tonnenförmige Verzeichnung ist  deutlich sichtbar, aber gut zu korrigieren. Farblich tendiert es in wärmere Farbspektrum, der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt.

Fazit

Keine günstige Verlegenheitslösung, sondern eine hervorragende Festbrennweite als optisch bessere Alternative zu vielen F Zoomobjektiven mit Anfangsbrennweite von 14mm – das fasst die Eigenschaften des Samyang XP 14mm 2,4 kurz und knapp zusammen.

Es kann natürlich nicht mit den neuesten 14mm Zooms für spiegellose Kameras mithalten, dafür sind die optischen Restriktionen der Spiegelreflexbajonette – für das es konstruiert wurde – zu stark. Aber für den Nikon F Mount wird man schwerlich ein besseres Objektiv bei Brennweite 14mm finden. Und selbst an einer Z Kamera mit 45 MP macht es eine sehr gute Figur.

Insbesondere für gleichzeitige Nutzer von F und Z Kameras eine klare Empfehlung!

Beispielfotos

Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8

Nikkor AF-S 24-70mm 2,8E ED VR

Die letzte Version des Nikkor Normalzooms für das F Bajonett und den professionellen Einsatz kam im Herbst 2015 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.499 € auf den Markt. Der Straßenpreis entwickelte sich im Folgejahr recht schnell in Richtung 2.200 Euro und sank bis 2020 auf rund 1.800 €. Anfang 2024 ist es weiterhin als Neuware erhältlich, auch wenn sich die Ära der Spiegelreflexkameras von Nikon dem Ende zuneigt. Gebraucht werden rund 1.000 € fällig.

Als Nachfolger des populären und sagenhafte eine Million Mal verkauften AF-S 24-70mm 2,8G ED hatte es das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR recht schwer. Größe und Gewicht sorgten bei der Vorstellung des Objektivs für einigen Unmut, insbesondere der 82mm Filterdurchmesser kam nach dem jahrzehntelang eingeführten Standard von 77mm nicht gut an. Aber auch die zeitliche Abfolge verhinderte einen großen Verkaufserfolg. 2018 kamen bereits die spiegellosen Z Modelle auf den Markt, womit das Ende des F Bajonetts eingeläutet wurde. Die Tatsache, dass Nikon den Vorgänger zunächst für rund 1.000 € weniger im Angebot behielt, half den Verkaufszahlen auch nicht. Anhand der bekannten Seriennummern sind bis 2024 rund 180.000 Exemplare verkauft worden. Immer noch eine stattliche Anzahl für ein teures Profizoom, aber auch nur 20% des Vorgängermodells im gleichen Zeitraum.

Gehäuse und Handling

Im Prinzip sieht das E VR Objektiv aus wie eine aufgeblasene Version des Vorgängers. Sowohl die Länge, als auch der Durchmesser haben um 0,5 bzw. rund 2,2cm zugelegt. Das Gewicht stieg von 920g auf 1070.g. Dafür bietet es als erstes Nikkor Profi Normalzoom eine Bildstabilisierung und auch die optische Konstruktion wurde grundlegend überarbeitet, was zu einem deutlich komplexeren Aufbau führte.

Wie der Vorgänger auch ist das E VR ein innenfokussierendes Objektiv, aber kein interner Zoom. Es verändert somit beim Zoomen minimal die Länge. Die Verarbeitungsqualität ist tadellos, auch wenn etwas mehr Plastik in der Außenhülle zum Einsatz kommt.

Dennoch darf das E VR im Vergleich zum G Objektiv als stabiler gelten. Der Vorgänger entwickelte oftmals einen Widerstand im Zoomantrieb, der mit der Zeit bis zur Unbeweglichkeit desselben führte. Das neuere Objektiv weist diese Schwachstelle nicht mehr auf. Generell sind nach 8 Jahren keine modelltypischen Probleme bekannt.

Eine herausragende Verbesserung betrifft den Autofokus. Fokussiert das AF-S 24-70mm 2,8G ED schon schnell, setzt das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR noch einen oben drauf. Es fokussiert unglaublich schnell und leise.

Die Blende wird – wie durch die Bezeichnung E im Modellnamen angezeigt – elektronisch gesteuert. Somit ist das 24-70mm 2,8E VR ED nicht an Kameras für 35mm Film einsetzbar.  

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR (links) und der Vorgänger G ED (rechts)

Optische Qualität

Hinsichtlich der optischen Qualitäten hat Nikon beim letzten 24-70mm 2,8 für F an der Ausgewogenheit der Bildqualität gearbeitet. Die G-Version war eindeutig auf die Event- und Pressearbeit optimiert, mit einem starken Fokus auf die Schärfe im Bildzentrum. Das E-Objektiv reduziert den Schärfeabfall zum Bildrand insbesondere im Weitwinkelbereich deutlich und bietet damit eine ausgewogenere Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg.

In der Bildmitte kann die Schärfe bei Blende 2,8 zwischen 24mm und 50mm vollends überzeugen, zwischen 50 und 70mm lässt das Auflösungsvermögen leicht nach, bleibt aber immer noch auf einem sehr guten Niveau. Die Bildräder weisen im Weitwinkelbereich zwischen 24mm und 28mm bereits bei Blende 2,8 eine gute, abgeblendet auf 4,0 eine sehr gute Detailzeichnung auf. Zwischen 28mm und 50mm sind die Bildränder bereits bei Offenblende sehr gut, abgeblendet auf 4,0 exzellent, bevor die Schärfe analog zur Bildmitte in Richtung 70mm bei Blende 2,8 wieder leicht abnimmt.

Das neue E Objektiv stellt hinsichtlich der Bildschärfe das Gegenteil zum G Modell dar. Während das ältere Objektiv im Weitwinkelbereich deutliche Schwächen aufweist, kann die E Version deutlich punkten. Am langen Ende liegt wiederum das G in der Bildmitte bei Offenblende sichtbar vorne. Allerdings ist der Unterschied nicht dramatisch. Das E Objektiv ist bei 70mm und Offenblende immer noch ein exzellent abbildendes Objektiv.

Über den gesamten Zoombereich fällt eine deutliche, aber gut korrigierbare Vignettierung bei Offenblende auf. Zwischen 24mm und 35mm ist diese bei f/4 moderat sichtbar und ab f/5,6 nicht mehr relevant. Ab 35mm aufwärts reduziert sich die Vignettierung beih Blende 4 nochmals.

Die allgemeinen Bildparameter wie Verzeichnung, Farben und Kontrast sind meiner Meinung nach bei beiden Objektiven vergleichbar. Im Weitwinkel deutliche Verzeichnung, neutrale Farbdarstellung und knackiger Kontrast.  

Fazit

Nach Erscheinen des 24-70mm 2,8E ED VR bezog es für die größeren Abmessungen und die etwas (!) geringere Schärfe im Bildzentrum am langen Ende ordentlich Prügel.

Beides ist aus meiner Sicht vollkommen übertrieben. Ja, Gewicht und Größe sind spürbar und ggf. für manchen Fotografen die paar Millimeter oder Gramm über der Toleranzschwelle. Der Unterschied in der Bildschärfe ist jedoch kaum wahrnehmbar. Wenn man bei 70mm und Blende 2,8 danach sucht, wird man sie wahrnehmen, sofern man sich Fotos nur bei 100% ansieht. Im Alltag ist der Unterschied nicht relevant.

Vielmehr sollte man die Wahl des Objektivs vom Einsatzzweck abhängig machen. Da ich persönlich mehr Landschaft und Architektur fotografiere, bedeutet für mich das E VR Objektiv eine deutliche Verbesserung gegenüber der G Version. Die bessere Auflösung am Bildrand ist dabei mehr als nur willkommen.

Für Presse- und Eventfotografen spielt das jedoch keine Rolle und die minimal bessere Schärfe bei Offenblende zwischen 50 und 70mm lassen das G Objektiv für diesen Einsatzzweck nicht nur die günstigere, sondern vielleicht sogar die insgesamt bessere Alternative darstellen. Wenn Preis und Gewicht keine Rolle spielen, punktet das E VR auch im journalistischen Einsatz mit schnellerem Autofokus und VR.  

Beispielfotos

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 32mm f/6,3
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 70mm f/4,0
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 31mm f/5,6

Sigma 135mm 1,8 DG HSM Art

Seit Mitte 2017 bietet Sigma mit dem 135mm 1,8 Objektiv aus der Art Serie ein sowohl sprichwörtliches als auch physisches Schwergewicht an. Mit rund 1,1 kg, 82mm Filtergewinde und einer Länge von 11,5 cm zerrt es ordentlich an der Fototasche.

Angeboten wird das Objektiv für die traditionellen Spiegelreflexbajonette Nikon F und Canon EF, sowie für die spiegellosen Sony E und Leica L für rund 1.300 €. Eine Variante für Nikon Z ist nicht zu erwarten, da Nikon mit dem 135mm 1,8 S Plena selber ein entsprechendes Objektiv anbietet und Sigma gerüchteweise nur die Optiken anbieten darf, die keine Dopplung zum Nikon Angebotskatalog darstellen.

Gehäuse und Handling

Typisch für die Objektive der Sigma Art Reihe ist die tadellose Verarbeitung, das Metallgehäuse trägt zum wertigen Eindruck bei. In der Hand vermittelt das 135mm 1,8 den Eindruck eines soliden Blocks aus Glas und Metall. Das Gehäuse ist gegen Spritzwasser abgedichtet, inkl. einer Gummilippe am Bajonett. Der Fokusring ist großzügig dimensioniert und läuft sehr weich.

Die Blende wird elektronisch gesteuert, der leise HSM Fokusmotor geht sehr zügig zu Werke – auch ausreichend schnell für Motive in Bewegung. Der Fokusbereich lässt sich über einen Limiter in die Bereiche 1,5m-Unendlich und 0,875m-1,5m einschränken. Die Naheinstellgrenze von 0,875m ist ausreichend, aber kein Makroersatz.

An Nikon Z funktioniert das Sigma 135mm 1,8 DG HSM via FTZ Adapter tadellos.

Optische Qualität

Wenn man ein Objektiv aus der Sigma Art Serie erwirbt, schwingt immer die Erwartung mit, dass die ausladenden Maße und das zu schleppende Gewicht durch eine exzellente Bildschärfe bei Offenblende kompensiert werden. Das Sigma 135mm 1,8 liefert in dieser Beziehung ab und übertrifft manche Erwartungshaltung sogar noch. Bei Blende 1,8 ist die Bildschärfe bereits so gut (und exzellent), dass sie sich in den zentralen Bildbereichen durch Abblenden kaum noch steigern lässt. Zu den Rändern hin gibt es einen minimalen Schärfeabfall, der bei Blende 2,5 vollständig verschwindet.

Das Sigma 135mm 1,8 kann bedenkenlos bei Offenblende eingesetzt werden. Eigentlich muss man es nur abblenden, um die Vignettierung zu minimieren oder die Schärfentiefe zu regulieren. Die Farben tendieren etwas in wärmere Spektrum. Der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt ohne besonders schwach oder extrem knackig auszufallen. Farbsäume / CA’s sind sehr gut korrigiert.

Vignettierung ist bei Blende 1,8 sichtbar, jedoch dunkeln die Bildränder nur moderat ab. Bereits bei f/2,2 ist die Randabdunkelung deutlich reduziert und kaum auffallend, um schließlich bei Blende 2,8 keine Rolle mehr zu spielen.

Von zentraler Bedeutung ist bei lichtstarken Objektiven die Hintergrundunschärfe, das so genannte Bokeh. Bedingt durch die Brennweite hat das Sigma 135mm 1,8 hier bereits gute Karten, für cremig weiche Bildhintergründe zu sorgen. Auch wenn die Qualität des Bokeh zumeist höchst individuell empfunden wird kann man festhalten, dass es auch in dieser Disziplin wenig zu meckern geben dürfte – siehe Beispielfotos weiter unten. Lediglich der Katzenaugeneffekt (Lichtpunkte außerhalb der Schärfeebene werden nicht kreisrund, sondern eher in Form eines Katzenauges bzw. einer Zitrone abgebildet) an den Bildrändern kann ggf. stören.  

Die ärgste Konkurrenz in dieser Disziplin bietet Nikon seit Herbst 2023 mit dem Z 135mm 1,8 S Plena an, welches auf ein exzellentes Bokeh hin optimiert ist. Das allerdings auch zu mehr als dem doppelten Preis.

Fazit

Das Fazit zum Sigma Art 135mm 1,8 fällt kurz aus: es ist in allen Disziplinen Spitzenklasse und lässt kaum Wünsche offen.

Noch (Oktober 2023) bietet Sigma das Art 135mm 1,8 DG HSM für Nikon F an. Für Liebhaber der 135mm Brennweite eine absolute Kaufempfehlung auch für das Z System – sofern einen das nochmals bessere Bokeh des Nikon Z 135mm 1,8 S Plena nicht lockt.

Beispiele

Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0

Nikkor AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR

Anfang 2010 erschien das Nikon 16-35mm 4,0 G ED VR als günstigere Alternative zum 17-35mm 2,8. Bis zur Einstellung der Produktion in 2021 wurden etwas mehr als 160.000 Exemplare gefertigt. Im Herbst 2023 ist es vereinzelt immer noch für ca. 1150 Euro verfügbar, als Gebrauchtware sind um die 500 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Das 16-35mm ist für ein Weitwinkel mit 12,5cm ungewöhnlich lang und nur minimal kürzer als das 24-70mm 2,8G. Mit 685g ist es auch kein Leichtgewicht. Die Gehäuseoberflächen sind sämtlich aus Kunststoff gefertigt, allerdings geht dies nicht zulasten eines recht robusten Eindrucks.

Der Objektivtubus bewegt sich beim Zoomen innerhalb des Gehäuses.

Insgesamt ist es exzellent verarbeitet, lediglich der Fokusring hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Drehbewegung ist nicht so weich und gedämpft, wie man es von Profizooms her gewöhnt ist. Dies mag zum Teil auch daran liegen, dass überraschenderweise lediglich ein AF-S Micromotor verbaut ist. Dieser geht nicht übermäßig schnell zu Werke.

Typisch für professionelle Nikkore verfügt es über ein 77mm Filtergewinde, sowie eine Gummidichtlippe am Bajonett. Der Tubus mit den Linsenelementen bewegt sich innerhalb des Gehäuses, was eine ungewöhnlich aufwändge Konstruktion darstellt. An der Seite sind Schalter für MA/M Fokus und VR ein/aus zu finden. Die Blende wird per Blendenhebel gesteuert. Somit ist es mit allen digitalen Spiegelreflexkameras kompatibel und harmoniert auch perfekt mit den letzten Analogkameras wie F5, F6 und F80/F100.

Ungewöhnlich ist der Einsatz einer Bildstabilisierung. Es ist eines der wenigen Weitwinkel mit VR Funktion.

Optische Leistung

Zwischen 16mm und 28mm erzielt das 16-35mm 4,0 VR selbst an einem 45 MP Sensor eine sehr gute Bildschärfe, die sich durch abblenden auch nur noch minimal steigert. Bis 35mm lässt die Leistung insgesamt nach und die Schärfe ist im gesamten Bildbereich erst bei Blende 8 exzellent.

Die Problemzone des 16-35mm liegt allerdings am Rand und in den äußersten Bildecken. Bei 16mm sind die Bildränder bei Offenblende schlicht unscharf, bei Blende 5,6 akzeptabel und bei f/8 gut. Die äußersten Ecken sind bei dieser Brennweite durchweg matschig, wobei dieser auflösungsarme Bereich bei Blende 8 wirklich nur noch einen kleinen Bereich betrifft. Etwas besser schlägt es sich bei 18mm, hier können die Bildränder ab Blende 8 immerhin mit einer sehr guten Schärfe punkten, die äußersten Ecken erreichen ein akzeptables Niveau. Ab 20mm aufwärts ändert sich nicht viel, die Bildränder legen bei Blende 5,6 etwas zu, sind aber dennoch nicht wirklich scharf. Unglücklicherweise verlieren oberhalb von 24mm die Bereiche außerhalb des DX Bildkreises wieder etwas an Zeichnung.  

Zwischen 16mm und 18mm verzeichnet das Objektiv übermäßig stark Kissenförmig. Farben und Kontrast lassen hingegen kaum Raum zum Tadel, hier reiht es sich in die Riege der Profizooms mit überzeugender Bilddarstellung ein. Farbsäume/CA sind gering ausgeprägt.

Fazit

Es ist überraschend, dass das 16-35mm 4,0 bis in die frühen 2020er Jahre verkauft wurde, merkt man ihm das Alter doch recht deutlich an. Entworfen in einer Zeit, in der der Übergang von APS-C zu 35mm Sensoren anstand, war die Schärfe am Bildrand anscheinend kein hoch gewichtetes Kriterium des optischen Designs. Schließlich war der Großteil der Kunden noch mit DX Sensoren unterwegs.

Für Besitzer von DX Kameras mag das AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR von Interesse sein, hier lässt es sich ab Blende 5,6 sinnvoll einsetzen. Für Nutzer von Vollformatsensoren gibt es hingegen keinen Grund, auf dieses Objektiv zu setzen. Dafür ist die Abbildungsleistung am Rand selbst auf Blende 8 abgeblendet zu schlecht.

Deutlich bessere und etwas günstigere Alternativen sind die nur noch gebraucht erhältlichen Nikon AF-S 18-35mm 3,5-4,5 G ED und Tamron 17-35mm 2,8-4,0 Di OSD.  

Beispiele

Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 35mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6

Nikkor AF DC 105mm 2,0 D

Im Jahr 1993 erschien der „kleinere Bruder“ des 135mm 2,0 DC Objektivs mit der klassischen Portraitbrennweite von 105mm.

Lediglich rund 35.000 Exemplare dürften in der langen Verkaufsphase bis 2020 an den Fotografen gebracht worden sein. In den 2010er Jahren betrug der Neupreis zwischen 900 und 1.000 Euro, in 2023 kostet es gebraucht zwischen 600 und 900 Euro – die Preise schwanken recht stark.

Gehäuse und Handling

Das DC 105mm 2,0 D ist ein typisches Nikon Objektiv der 1990er Jahre: AF Antrieb mittels Kameramotor über den Schraubendreherantrieb, A/M Umschaltring, solides Gehäuse mit traumhafter Verarbeitung und Haptik inklusive Hammerschlaglack plus eingebaute, herausschiebbare Gegenlichtblende. 640g und 72mm Filterdurchmesser sind im Vergleich zum AF-S 105mm 1,4 E ED recht moderate Werte, der Nachfolger bringt fast ein Kilogramm auf die Waage.  Wenn man ein DC Nikkor in die Hand nimmt hat man sofort den Gedanken „so etwas wird heutzutage auch nicht mehr gebaut“ im Kopf, wobei der erste Eindruck der Solidität etwas täuscht. Wie bei vielen Nikkoren mit ähnlicher Konstruktion stellt der A/M Ring aus Plastik einen Schwachpunkt dar und neigt zu Bruchstellen.

Die Blende wird klassisch über einen Hebel gesteuert und das Objektiv verfügt über einen Blendenring. Somit ist es auch zu älteren Analogkameras ab AI Kupplung voll kompatibel.

Nikon verfolgte mit den beiden DC Nikkoren die Idee von optisch anpassbaren Portraitobjektiven. Die Abkürzung „DC“ steht hierbei für Defocus Control. Mittels eines verstellbaren Ringes lässt sich die Unschärfe (bzw. das Bokeh) im Vorder- oder Hintergrund anpassen. Dieser Ring kann in zwei Richtungen verstellt werden, abhängig davon, ob der Vordergrund (F) oder der Hintergrund (R) weicher gestaltet werden soll. Zu beiden Seiten der mittigen Neutralstellung besitzt der Ring eine Blendenskala mit vollen Blendenstufen als Rastpunkte.

Sehr stark vereinfacht lässt sich sagen, dass das Bokeh im Hintergrund weicher ausfällt, wenn der DC Ring auf der Skala Richtung R auf die Blende eingestellt wird, die der aktuellen Arbeitsblende entspricht. Stellt man die Blende kleiner ein, als für die Aufnahme Kameraseitig eingestellt, fällt der Effekt entsprechend kleiner aus. Wird der Blendenwert der Aufnahme überschritten (z.B: Blende für die Aufnahme 2,8 und DC Blendeneinstellung 5,6), nimmt auch die Schärfe im Fokusbereich rapide ab und man erhält weichgezeichnete Bilder. Beeinflusst man die Vorder- oder Hintergrundunschärfe, fällte die entgegengesetzte Richtung deutlich unruhiger aus, als ohne Nutzung der DC Funktion.

Der Effekt ist recht subtil, besonders bei Offenblende oder knapp darunter. Meiner Meinung nach wurde und wird die DC Funktion nicht viel genutzt und die meisten Fotografen belassen den DC Ring in Neutralstellung. Die nachfolgende Beurteilung bezieht sich auch nur auf die Nutzung des Objektivs ohne DC Funktion.  

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den DC Objektiven ist der Stangenautofokus. Für hoch auflösende Sensoren ist dieser bei beiden Objektiven zu grob übersetzt und lässt oftmals die notwendige Präzision vermissen. Weitere Einflussfaktoren des optischen Designs reduzieren die Genauigkeit des Autofokus in manchen Situationen zusätzlich (z.B. Aberrationen).   

Optische Leistung

Auch an einer 45 MP Kamera wie der D850 kann das DC 105mm 2,0 D überzeugen. Das Auflösungsvermögen in der Bildmitte reicht selbst bei Offenblende aus, um einen hochauflösenden Sensor in der Bildmitte zu bedienen. Selbst zum Rand und den Ecken hin fällt die Schärfe nur moderat ab. Um eine Stufe auf f/2,8 abgeblendet ist die Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg sehr gut. Meiner Meinung nach bildet das DC 105mm bei Blende 2 genauso scharf ab, wie das AF-S 105mm 1,4 E bei Blende 1,4. Bei gleicher Blende ist das moderne AF-S Objektiv allerdings dem DC hinsichtlich Schärfe und Kontrast deutlich voraus. Dennoch kann es hinsichtlich der Bildqualität überzeugen und sogar begeistern. Dies alles gilt jedoch nur, wenn der Fokus korrekt sitzt – und das muss man sich mitunter hart erarbeiten.

Dem Alter des optischen Designs geschuldet treten Farblängsfehler deutlich zutage. Diese Chromatischen Aberrationen beeinflussen die Bildqualität von Blende 2,0 bis 4,0, auch wenn die Farbsäume weniger ausgeprägt sind als beim DC 135mm 2,0. Glücklicherweise lassen sich diese Aberrationen sehr gut via Software herausrechnen – was bei diesem Objektiv fast schon zum standardmäßigen Workflow der Nachbearbeitung gehört. Helle Objekte neigen zu Überstrahlungen.

Vignettierung ist bei Offenblende durchaus sichtbar, die Abdunkelung zu den Bildrändern hin ist aber bereits bei Blende 2,8 kein großes Thema mehr und bei Blende 4 verschwunden. Wie für ein dediziertes Portraitobjektiv zu erwarten ist das Bokeh tadellos weich und harmonisch. Es braucht den Vergleich mit dem 105mm 1,4 E nicht zu scheuen.

Fazit

Das DC 105mm 2,0 D Nikkor hat sich seinen legendären Ruf zu Recht verdient. Sehr gute Schärfe selbst bei Offenblende gepaart mit einem traumhaften Bokeh sind auch heute noch die Zutaten für ein hervorragendes Objektiv. Meiner Meinung nach kommt es im Portraitbereich dem 105mm 1,4 E hinsichtlich der Bildqualität sehr nahe, mit Ausnahme der etwas ausgeprägteren Farbsäume. Bei Landschaftsfotografie kann sich das neuere Objektiv aufgrund des höheren Auflösungsvermögens bei kleineren Blendenöffnungen deutlich absetzen.

Der größte Schwachpunkt ist jedoch der mechanisch übersetzte Stangenautofokus. Nicht nur, dass damit der Autofokus an den spiegellosen Z Modellen verloren geht, er ist auch an DLSRs oftmals unpräzise. Selbst die exzellenten AF Module von D850 und D500 schaffen es mitunter nicht, den Fokuspunkt bei Offenblende exakt zu treffen.

Dennoch ist das AF DC 105mm 2,0 ein faszinierendes Objektiv, sowohl haptisch als auch von der optischen Leistung her. Bezüglich Handling und Kompatibilität gibt es modernere Alternativen.  

 

Beispielfotos

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

Based on an theme by Anders NorenUp ↑