CategoryNikon F Mount – Objektive

Beiträge zu Objektiven für Nikon Spiegelreflexkameras

Nikkor AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR

Anfang 2010 erschien das Nikon 16-35mm 4,0 G ED VR als günstigere Alternative zum 17-35mm 2,8. Bis zur Einstellung der Produktion in 2021 wurden etwas mehr als 160.000 Exemplare gefertigt. Im Herbst 2023 ist es vereinzelt immer noch für ca. 1150 Euro verfügbar, als Gebrauchtware sind um die 500 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Das 16-35mm ist für ein Weitwinkel mit 12,5cm ungewöhnlich lang und nur minimal kürzer als das 24-70mm 2,8G. Mit 685g ist es auch kein Leichtgewicht. Die Gehäuseoberflächen sind sämtlich aus Kunststoff gefertigt, allerdings geht dies nicht zulasten eines recht robusten Eindrucks.

Der Objektivtubus bewegt sich beim Zoomen innerhalb des Gehäuses.

Insgesamt ist es exzellent verarbeitet, lediglich der Fokusring hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Drehbewegung ist nicht so weich und gedämpft, wie man es von Profizooms her gewöhnt ist. Dies mag zum Teil auch daran liegen, dass überraschenderweise lediglich ein AF-S Micromotor verbaut ist. Dieser geht nicht übermäßig schnell zu Werke.

Typisch für professionelle Nikkore verfügt es über ein 77mm Filtergewinde, sowie eine Gummidichtlippe am Bajonett. Der Tubus mit den Linsenelementen bewegt sich innerhalb des Gehäuses, was eine ungewöhnlich aufwändge Konstruktion darstellt. An der Seite sind Schalter für MA/M Fokus und VR ein/aus zu finden. Die Blende wird per Blendenhebel gesteuert. Somit ist es mit allen digitalen Spiegelreflexkameras kompatibel und harmoniert auch perfekt mit den letzten Analogkameras wie F5, F6 und F80/F100.

Ungewöhnlich ist der Einsatz einer Bildstabilisierung. Es ist eines der wenigen Weitwinkel mit VR Funktion.

Optische Leistung

Zwischen 16mm und 28mm erzielt das 16-35mm 4,0 VR selbst an einem 45 MP Sensor eine sehr gute Bildschärfe, die sich durch abblenden auch nur noch minimal steigert. Bis 35mm lässt die Leistung insgesamt nach und die Schärfe ist im gesamten Bildbereich erst bei Blende 8 exzellent.

Die Problemzone des 16-35mm liegt allerdings am Rand und in den äußersten Bildecken. Bei 16mm sind die Bildränder bei Offenblende schlicht unscharf, bei Blende 5,6 akzeptabel und bei f/8 gut. Die äußersten Ecken sind bei dieser Brennweite durchweg matschig, wobei dieser auflösungsarme Bereich bei Blende 8 wirklich nur noch einen kleinen Bereich betrifft. Etwas besser schlägt es sich bei 18mm, hier können die Bildränder ab Blende 8 immerhin mit einer sehr guten Schärfe punkten, die äußersten Ecken erreichen ein akzeptables Niveau. Ab 20mm aufwärts ändert sich nicht viel, die Bildränder legen bei Blende 5,6 etwas zu, sind aber dennoch nicht wirklich scharf. Unglücklicherweise verlieren oberhalb von 24mm die Bereiche außerhalb des DX Bildkreises wieder etwas an Zeichnung.  

Zwischen 16mm und 18mm verzeichnet das Objektiv übermäßig stark Kissenförmig. Farben und Kontrast lassen hingegen kaum Raum zum Tadel, hier reiht es sich in die Riege der Profizooms mit überzeugender Bilddarstellung ein. Farbsäume/CA sind gering ausgeprägt.

Fazit

Es ist überraschend, dass das 16-35mm 4,0 bis in die frühen 2020er Jahre verkauft wurde, merkt man ihm das Alter doch recht deutlich an. Entworfen in einer Zeit, in der der Übergang von APS-C zu 35mm Sensoren anstand, war die Schärfe am Bildrand anscheinend kein hoch gewichtetes Kriterium des optischen Designs. Schließlich war der Großteil der Kunden noch mit DX Sensoren unterwegs.

Für Besitzer von DX Kameras mag das AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR von Interesse sein, hier lässt es sich ab Blende 5,6 sinnvoll einsetzen. Für Nutzer von Vollformatsensoren gibt es hingegen keinen Grund, auf dieses Objektiv zu setzen. Dafür ist die Abbildungsleistung am Rand selbst auf Blende 8 abgeblendet zu schlecht.

Deutlich bessere und etwas günstigere Alternativen sind die nur noch gebraucht erhältlichen Nikon AF-S 18-35mm 3,5-4,5 G ED und Tamron 17-35mm 2,8-4,0 Di OSD.  

Beispiele

Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 35mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6

Nikkor AF DC 105mm 2,0 D

Im Jahr 1993 erschien der „kleinere Bruder“ des 135mm 2,0 DC Objektivs mit der klassischen Portraitbrennweite von 105mm.

Lediglich rund 35.000 Exemplare dürften in der langen Verkaufsphase bis 2020 an den Fotografen gebracht worden sein. In den 2010er Jahren betrug der Neupreis zwischen 900 und 1.000 Euro, in 2023 kostet es gebraucht zwischen 600 und 900 Euro – die Preise schwanken recht stark.

Gehäuse und Handling

Das DC 105mm 2,0 D ist ein typisches Nikon Objektiv der 1990er Jahre: AF Antrieb mittels Kameramotor über den Schraubendreherantrieb, A/M Umschaltring, solides Gehäuse mit traumhafter Verarbeitung und Haptik inklusive Hammerschlaglack plus eingebaute, herausschiebbare Gegenlichtblende. 640g und 72mm Filterdurchmesser sind im Vergleich zum AF-S 105mm 1,4 E ED recht moderate Werte, der Nachfolger bringt fast ein Kilogramm auf die Waage.  Wenn man ein DC Nikkor in die Hand nimmt hat man sofort den Gedanken „so etwas wird heutzutage auch nicht mehr gebaut“ im Kopf, wobei der erste Eindruck der Solidität etwas täuscht. Wie bei vielen Nikkoren mit ähnlicher Konstruktion stellt der A/M Ring aus Plastik einen Schwachpunkt dar und neigt zu Bruchstellen.

Die Blende wird klassisch über einen Hebel gesteuert und das Objektiv verfügt über einen Blendenring. Somit ist es auch zu älteren Analogkameras ab AI Kupplung voll kompatibel.

Nikon verfolgte mit den beiden DC Nikkoren die Idee von optisch anpassbaren Portraitobjektiven. Die Abkürzung „DC“ steht hierbei für Defocus Control. Mittels eines verstellbaren Ringes lässt sich die Unschärfe (bzw. das Bokeh) im Vorder- oder Hintergrund anpassen. Dieser Ring kann in zwei Richtungen verstellt werden, abhängig davon, ob der Vordergrund (F) oder der Hintergrund (R) weicher gestaltet werden soll. Zu beiden Seiten der mittigen Neutralstellung besitzt der Ring eine Blendenskala mit vollen Blendenstufen als Rastpunkte.

Sehr stark vereinfacht lässt sich sagen, dass das Bokeh im Hintergrund weicher ausfällt, wenn der DC Ring auf der Skala Richtung R auf die Blende eingestellt wird, die der aktuellen Arbeitsblende entspricht. Stellt man die Blende kleiner ein, als für die Aufnahme Kameraseitig eingestellt, fällt der Effekt entsprechend kleiner aus. Wird der Blendenwert der Aufnahme überschritten (z.B: Blende für die Aufnahme 2,8 und DC Blendeneinstellung 5,6), nimmt auch die Schärfe im Fokusbereich rapide ab und man erhält weichgezeichnete Bilder. Beeinflusst man die Vorder- oder Hintergrundunschärfe, fällte die entgegengesetzte Richtung deutlich unruhiger aus, als ohne Nutzung der DC Funktion.

Der Effekt ist recht subtil, besonders bei Offenblende oder knapp darunter. Meiner Meinung nach wurde und wird die DC Funktion nicht viel genutzt und die meisten Fotografen belassen den DC Ring in Neutralstellung. Die nachfolgende Beurteilung bezieht sich auch nur auf die Nutzung des Objektivs ohne DC Funktion.  

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den DC Objektiven ist der Stangenautofokus. Für hoch auflösende Sensoren ist dieser bei beiden Objektiven zu grob übersetzt und lässt oftmals die notwendige Präzision vermissen. Weitere Einflussfaktoren des optischen Designs reduzieren die Genauigkeit des Autofokus in manchen Situationen zusätzlich (z.B. Aberrationen).   

Optische Leistung

Auch an einer 45 MP Kamera wie der D850 kann das DC 105mm 2,0 D überzeugen. Das Auflösungsvermögen in der Bildmitte reicht selbst bei Offenblende aus, um einen hochauflösenden Sensor in der Bildmitte zu bedienen. Selbst zum Rand und den Ecken hin fällt die Schärfe nur moderat ab. Um eine Stufe auf f/2,8 abgeblendet ist die Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg sehr gut. Meiner Meinung nach bildet das DC 105mm bei Blende 2 genauso scharf ab, wie das AF-S 105mm 1,4 E bei Blende 1,4. Bei gleicher Blende ist das moderne AF-S Objektiv allerdings dem DC hinsichtlich Schärfe und Kontrast deutlich voraus. Dennoch kann es hinsichtlich der Bildqualität überzeugen und sogar begeistern. Dies alles gilt jedoch nur, wenn der Fokus korrekt sitzt – und das muss man sich mitunter hart erarbeiten.

Dem Alter des optischen Designs geschuldet treten Farblängsfehler deutlich zutage. Diese Chromatischen Aberrationen beeinflussen die Bildqualität von Blende 2,0 bis 4,0, auch wenn die Farbsäume weniger ausgeprägt sind als beim DC 135mm 2,0. Glücklicherweise lassen sich diese Aberrationen sehr gut via Software herausrechnen – was bei diesem Objektiv fast schon zum standardmäßigen Workflow der Nachbearbeitung gehört. Helle Objekte neigen zu Überstrahlungen.

Vignettierung ist bei Offenblende durchaus sichtbar, die Abdunkelung zu den Bildrändern hin ist aber bereits bei Blende 2,8 kein großes Thema mehr und bei Blende 4 verschwunden. Wie für ein dediziertes Portraitobjektiv zu erwarten ist das Bokeh tadellos weich und harmonisch. Es braucht den Vergleich mit dem 105mm 1,4 E nicht zu scheuen.

Fazit

Das DC 105mm 2,0 D Nikkor hat sich seinen legendären Ruf zu Recht verdient. Sehr gute Schärfe selbst bei Offenblende gepaart mit einem traumhaften Bokeh sind auch heute noch die Zutaten für ein hervorragendes Objektiv. Meiner Meinung nach kommt es im Portraitbereich dem 105mm 1,4 E hinsichtlich der Bildqualität sehr nahe, mit Ausnahme der etwas ausgeprägteren Farbsäume. Bei Landschaftsfotografie kann sich das neuere Objektiv aufgrund des höheren Auflösungsvermögens bei kleineren Blendenöffnungen deutlich absetzen.

Der größte Schwachpunkt ist jedoch der mechanisch übersetzte Stangenautofokus. Nicht nur, dass damit der Autofokus an den spiegellosen Z Modellen verloren geht, er ist auch an DLSRs oftmals unpräzise. Selbst die exzellenten AF Module von D850 und D500 schaffen es mitunter nicht, den Fokuspunkt bei Offenblende exakt zu treffen.

Dennoch ist das AF DC 105mm 2,0 ein faszinierendes Objektiv, sowohl haptisch als auch von der optischen Leistung her. Bezüglich Handling und Kompatibilität gibt es modernere Alternativen.  

 

Beispielfotos

Nikkor AF-S 105mm 1,4E ED

Mitte 2016 erweiterte Nikon die Reihe der f/1,4 Festbrennweiten um ein 105mm Objektiv. Es stellt damit den legitimen Nachfolger des erst im Jahr 2020 eingestellten AF DC Nikkor 105mm 2,0 dar und rundet die Gruppe der Blende 1,4 Festbrennweiten nach oben ab.

Der Neupreis beträgt im Frühjahr 2023 rund 2.000 €, zuvor war es in den Jahren 2019 bis 2021 für knapp über 1.700 Euro erhältlich.

Gehäuse und Handling

Nicht nur der Preis wiegt schwer. Auch die Abmessungen mit 120mm Länge, 94,5mm Gehäusedurchmesser, 82mm Filtergewinde und 985g Gewicht sind beachtlich.

105mm 1,4 und 85mm 1,4

Die durchaus beachtliche Menge Glas ist in ein gut verarbeitetes Kunststoffgehäuse gefasst. Der Gehäusedurchmesser dürfte für kleinere Hände bereits eine haptische Herausforderung sein. Der Fokusring ist angenehm breit ausgeführt und gut gedämpft. Eine Gummilippe rund um das Bajonett soll Eindringen von Feuchtigkeit am Gehäuse verhindern. Die mitgelieferte Gegenlichtblende HB-79 ist recht üppig dimensioniert.

Der Autofokus geht durchschnittlich flott zu Werke und wird durch einen Micromotor angetrieben. Angesichts des Preises und Gehäusedurchmessers hätte ich an dieser Stelle eher einen AF-S Ringmotor erwartet.

Das 105mm 1,4 besitzt eine elektronische Blendensteuerung und ist daher nur mit Gehäusen ab D3/D700/D300 und neuer kompatibel.  

Optische Leistung

Das AF-S 105mm 1,4E stellt ab Offenblende über den gesamten Bildbereich hinsichtlich der Bildschärfe die meisten F Nikkor f/1,4 Festbrennweiten deutlich in den Schatten – einzige Ausnahme das schwerlich vergleichbare 28mm 1,4E. Abblenden auf f/2 und f/2,8 steigert die Schärfe jeweils minimal auf ein exzellentes und kaum verbesserbares Niveau.

Vignettierung ist bei Offenblende sichtbar und dunkelt die Ecken etwas ab, bereits bei Blende 2,0 tritt der Effekt in den Hintergrund. Wie für hoch geöffnete Objektive seit Jahrzenten üblich, treten Chromatische Aberrationen auf. Dies allerdings zu einem deutlich geringeren Maß, als es beim AF DC 105mm 2,0 der Fall ist. Dennoch ist dies erwähnenswert, da lichtstarke Z Nikkore für die spiegellosen Kameras hier mittlerweile neue Maßstäbe setzen. Man sollte also nicht erwarten, trotz des relativ modernen Objektivs von Farbsäumen an Kontrastübergängen gänzlich verschont zu bleiben. Diese stellen jedoch kein Problem dar und treten nur sehr moderat auf.

Entscheidend für ein Portraitobjektiv ist jedoch die Performance in Unschärfebereich – das so genannte Bokeh. Und hier liefert es Hervorragendes ab. Hintergründe lösen sich in eine cremige Unschärfe auf, die wenig zu wünschen übrig lässt. Es spielt diesbezüglich in einer Liga mit dem AF-S 58mm 1,4, bietet dabei jedoch eine knackige Bildschärfe in der Fokusebene. Selbst das AF-S 85mm 1,4 kann im Bokeh nicht ganz mithalten, zusätzlich wird der ältere Klassiker bei der erzielbaren Bildschärfe deutlich überholt.

Insgesamt bildet das AF-S 105mm 1,4 E ED kontraststark und mit lebhaften, natürlichen Farben ab.

Fazit

Bis auf die recht durchschnittliche Fokusgeschwindigkeit und manchmal auftretende Farbsäume gibt es kaum etwas zu verbessern. Exzellent bis ins Detail. So kurz kann eine Objektivbeurteilung ausfallen.

Im Vergleich zum AF-S 85mm 1,4 erhält man das deutlich bessere Objektiv – sofern man mit den 20mm mehr Brennweite zurechtkommt. 20mm mögen erst einmal nicht nach viel klingen, in der Praxis ergeben sich jedoch deutlich verlängerte Arbeitsabstände und eine stark verringerte Tiefenschärfe bei gleicher Blende. Dafür ist das 85mm 1,4 gebraucht deutlich günstiger zu haben, während sich der Neupreis nur um 400 Euro unterscheidet (Stand Anfang 2023).

Eine bessere optische Leistung bei dieser Brennweite wird man erst mit Z Nikkoren für das spiegellose System erwarten dürfen. Für das F Bajonett stellt das AF-S 105mm 1,4 das Maximum des Erreichbaren dar und dürfte über Jahre hinaus auch an vielen FTZ Adaptern treu seinen Dienst verrichten.

Beispielbilder

Nikon AF-S 85mm 1,4 G

Im Jahr 2010 erschien Nikons letzte Iteration des 85mm 1,4 Objektivs für das F Bajonett. Sowohl der Vorgänger mit AF Schraubendreherantrieb als auch die manuelle Variante zuvor hatten einen festen Platz in den Fototaschen von Portrait- und Hochzeitsfotografen, auch wenn die AF Variante zum Teil mit mehr als nur lästiger Fokusungenauigkeit bei Offenblende nerven konnte. Insofern war ein Update auf AF-S Fokusantrieb und eine Überarbeitung der Optik überfällig.

Anfang 2023 gibt es das AF-S 85mm 1,4 G noch zu einem Neupreis von 1.600 Euro im Handel zu erwerben, gebraucht werden ca. 750 – 900 € fällig. Bis 2023 sind ca. 120.000 Exemplare verkauft worden.

Gehäuse und Handling

595g schwer, lediglich ein AM/M Umschalter an der Außenseite, 77mm Filterdurchmesser, Micro-SWM Motor als Fokusantrieb und eine für die Nikon Festbrennweiten der 2010er Jahre typische Verarbeitung. Mehr gibt es über das Objektiv eigentlich nicht zu sagen. Im Gegensatz zum AF-S 85mm 1,8 wirkt es aufgrund des Gewichts bei recht gedrungenen Abmessungen jedoch etwas hochwertiger verarbeitet.

Der AF-S Fokusmotor arbeitet unauffällig und präzise. Die Präzision geht jedoch zu Lasten der Geschwindigkeit, weshalb es bei Markteinführung durchaus Kritik einstecken musste. Der mechanisch angetriebene AF-D Vorgänger fokussiert schneller – eine Kamera mit ausreichend starkem Fokusmotor vorausgesetzt. Hat man jedoch zur genüge mit der mangenden Zielgenauigkeit des Vorgängers gekämpft, empfindet man die Präzision des Fokus als Wohltat.  

Optische Qualität

So ganz kann das AF-S 85mm 1,4 G nicht verleugnen, dass es in einer Zeit auf den Markt kam, in der Kameras mit 12 Megapixeln das Maß der Dinge waren. An Gehäusen mit 45 MP braucht es bis ca. Blende 2,0 um wirklich knackscharf abzubilden. Dennoch ist es in der Bildmitte bereits bei Offenblende perfekt nutzbar, man muss jedoch konstatieren, dass der Objektivbau in diesem Bereich Fortschritte gemacht hat. Ab Blende 2,8 erreicht die Schärfe in der Bildmitte exzellente Werte. Ränder und Ecken liegen über die gesamte Blendenreihe jeweils nur wenig zurück und sind stets Vergleichbar zur Bildmitte.

Farblängsfehler bei Blende 1,4 an Z9

Ein zwar gegenüber dem Vorgänger reuzierter Bildfehler, der jedoch nicht gänzlich eliminiert wurde, ist der Farblängsfehler (Purple Fringing), der bis einschl. Blende 2 deutlich zu Tage tritt. Das obige Beispiel ist ein 100% Ausschnitt eines Fotos aufgenommen bei Blende 1,4. Eine Korrektur ist jedoch im RAW Konverter einfach möglich. Bei Offenblende vignettiert es sichtbar, die Abdunkelung ist bei Blende 2,8 nicht mehr auffällig.

Wichtig für ein Portraitobjektiv sind jedoch noch andere Attribute: Farben, Kontraste und Hintergrundunschärfe / Bokeh. In diesen Bereichen liefert es eine beeindruckende Leistung. Starke, neutrale Farbdarstellung und ab Blende 2,0 ein hervorragender Konstast werden von einem cremig-weichen Bokeh begleitet. Hinsichtlich Bokeh wirken nur das AF-S 58mm 1,4 G und das 105mm 1,4 E ED gefälliger/weicher.

Fazit

Kurz zusammengefasst kann man sagen: wenn ein Nikon 85mm 1,4 Objektiv für das F Bajonett, dann die AF-S Variante. Es reduziert im Vergleich zum älteren AF-D Objektiv optische und Fokustechnische Schwächen bei stark geöffneter Blende und kann weiterhin mit hoher Abbildungsleistung punkten. Es spielt auch heute noch in der Oberliga der Portraitobjektive mit.

Bei Offenblende kann es sein Alter nicht verleugnen, es mangelt im Vergleich zu neueren Objektiven bis einschließlich Blende 1,8 etwas an Schärfe und Kontrast, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Es stellt auch ein deutliches Upgrade zum AF-S 85mm 1,8 G hinsichtlich Schärfe und Bokeh dar,

Das AF-S 105mm 1,4 E ED deklassiert das ältere 85mm 1,4 hingegen deutlich (Schärfe, Bokeh, CA), somit ist es überlegenswert, ein paar hundert Euro draufzulegen. Man erhält das deutlich bessere Objektiv, sofern die längere Brennweite passt und man nicht auf die mechanische Springblende angewiesen ist.

Beispielfotos

AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,4
AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,6
AF-S 85mm 1,4 G @ f/2,0
AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,6
AF-S 85mm 1,4 G @ f/4,0

Nikon AF-S 35mm 1,4 G

Als eines der ersten, neu designten AF-S Festbrennweiten erschien im Jahr 2010 das AF-S 35mm 1,4 G. Seitdem wurden ca. 60.000 Exemplare dieses lichtstarken 35mm Objektivs gefertigt. Im Jahr 2022 beträgt der Neupreis 1749 Euro, gebraucht sind zwischen 800 und 1.000 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Mit 600g fällt es recht schwer aus, allerdings misst der Filterdurchmesser lediglich 67mm. Ein AM/M Umschalter stellt das einzige Bedienelement dar. Die Verarbeitung ist tadellos, auch wenn sich das Gehäuse wenig von den anderen AF-S Festbrennweiten der 2010er Jahre unterscheidet. Als Fokusmotor kommt ein AF-S Micromotor zum Einsatz, der eine unauffällig durchschnittliche Geschwindigkeit an den Tag legt.

Optische Leistung

Das AF-S 35mm 1,4 G kann von der optischen Leistung her als „old school“ bezeichnet werden. Es wurde definitiv in einer Zeit designt, die nicht auf die maximale Schärfe als oberstes Designmerkmal abzielte.

Es ist sicherlich ein Objektiv mit Character, bei dem sich viele Dinge wiederfinden, die man auch von deutlich älteren Konstruktionen her gewohnt ist. So sind zum Beispiel Farblängsfehler bei Offenblende ein alter Bekannter, ebenso eine ausgeprägte Neigung zu Coma. In Summe führt dies zu einer leicht weicheren Abbildung bei Offenblende, speziell bei starken Kontrasten im Bild.

Abgeblendet können diese Fehler allerdings schnell zurückgedrängt werden und die Schärfe nimmt zu. Ab Blende 2,0 gibt es im Nahbereich in der Bildmitte wenig zu meckern, lediglich bei Landschaftsaufnahmen vermisst man noch etwas Auflösung. Die Ränder und Ecken hängen jedoch deutlich hinterher. Für exzellente Schärfe am Bildrand sollte auf Blende 4 abgeblendet werden, spätestens dann ist auch eine exzellente Bildschärfe im Zentrum erreicht. Die äußersten Ecken bleiben jedoch bis Blende 5,6 etwas problematisch und erreichen an einer 45 MP Kamera nur mit Mühe ein gutes Auflösungsniveau.  

Die Vignettierung ist für ein lichtstarkes, moderates Weitwinkel erfreulich gering und ab Blende 2,8 nicht mehr Bildrelevant. Die Stärke dieses 35mm Objektivs liegen jedoch in den Bildparametern abseits von simpler Schärfe. Es bietet eine hervorragende, leicht warme Farbdarstellung bei gut ausgeprägtem Kontrast. Die große Stärke ist jedoch – wie bei vielen Nikkoren aus der 1,4er Serie – das cremig-weiche Bokeh. Bereiche außerhalb der Schärfezone lösen sich bei geöffneter Blende angenehm auf.

Fazit

Das AF-S 35mm 1,4 G ist nichts für Liebhaber der bestmöglichen Schärfe und Auflösung – das können modernere Objektive mittlerweile besser. Außerdem scheint es eher auf den Nahbereich optimiert worden zu sein, für Landschaftsaufnahmen muss man doch bis Blende 4 oder 5,6 abblenden, um dem Preis angemessene Resultate zu erzielen.

Dennoch kann dieses Objektiv mit seinem Character faszinieren. Dies erklärt auch, warum es starke Anhänger dieses Objektives gibt, aber auch ablehnende Stimmen, denen es nur auf reine Bildschärfe ankommt.

Zu allem Überfluss gibt es mit dem Tamron SP 35mm 1,4 ein in allen Belangen überragendes Objektiv, welches das AF-S 35mm 1,4 G buchstäblich alt aussehen lässt. Und dies auch noch zu einem deutlich günstigeren Preis.

Samples

f/1,4
f/2
f/1,4
f/2
f/4,0

© 2023 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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