Wenn man sich jemals die Frage gestellt hat, wie das Ergebnis aussieht, wenn man Objektivdesigner von jeglichen Vorgaben hinsichtlich akzeptabler Größe und Gewicht für eine bestimmte Brennweite befreit, ist das Sigma 40mm 1,4 die passende Antwort.

Das verwunderlich große und schwere Objektiv wurde Ende 2018 auf den Markt gebracht. Der Straßenpreis lag zunächst bei ca. 1.300 € und sank über die Jahre auf 1.000€. Anfang 2022 verringerte sich der Preis auf 750 €, sehr wahrscheinlich als Vorbote des langsamen Endes der Spiegelreflexobjektive.

Gehäuse und Handling

13cm Lang, fast 9cm Durchmesser und satte 1,2kg auf der Waage – es besteht absolute Verwechslungsgefahr mit dem Sigma 135mm 1,8, welches auch noch 1,5cm kürzer und 70g leichter ist. Diese Abmessungen und das Gewicht muss man für ein 40mm Objektiv akzeptieren wollen.

Die Verarbeitung ist wie aus einem Guss, die Gegenlichtblende rastet mit einem Lockmechanismus ein, den man durch Druck auf einen Knopf in der Blende wieder entriegeln kann. Warum Sigma der Blende jedoch einen gummierten Abschnitt zum Objektivbajonett hin mitgegeben hat, erschließt sich mir nicht. Diese Gummierung ist ein echter Staubsammler. Lediglich ein AF/MF Umschalter befindet sich als Bedienelement an der linken Gehäuseseite.  

Blende mit Entriegelungsknopf und integriertem „Staubsammler“.

Der Autofokus arbeitet zügig und leise, ohne jedoch in beiden Disziplinen Rekorde aufzustellen. Im Gegensatz zu manch anderen lichtstarken Objektiven fällt auf, dass der Autofokus deutlich treffsicherer arbeitet. Während man sich beim Nikon 58mm 1,4 aufgrund der Aberrationen einen korrekt sitzenden Fokus schon fast erarbeiten muss, sitzt der Fokus beim Sigma 40mm 1,4 überwiegend korrekt.

Optische Leistung

Größe und Gewicht zahlen sich hinsichtlich der Abbildungsleistung aus. Extrem scharf bei Offenblende in der Bildmitte, immer noch exzellente Schärfe in den äußersten Ecken. Abblenden steigert die Bildqualität bis f/2,0 nur marginal, so gut ist sie bereits bei Offenblende. Hinsichtlich der Bildqualität macht es keinen Unterschied, welche Blende man wählt – beeindruckend. Dazu kaum Aberrationen, keine Bildfeldwölbung, minimalste Verzeichnung. Das perfekte „Normal“-Objektiv? Sicherlich ganz nah dran. Einzig die Vignettierung entspricht bei Offenblende dem, was man durchschnittlich von einem solch lichtstarken Objektiv erwarten würde, ist aber ab Blende 2,8 nicht mehr relevant. Die Farbastimmung ist vergleichbar mit den Nikon Pendants.

Selbstverständlich liefert das Sigma 40mm 1,4 auch beim Aspekt der Hintergrundunschärfe / Bokeh ein exzellentes Ergebnis ab. Das Bokeh ist angenehm weich ohne Kanteneffekte. Kennt man jedoch andere Objektive mit vergleichbaren Eigenschaften fällt auf, dass das Sigma 40mm 1,4 zwar ein hervorragendes Bokeh besitzt und die meisten Fotografen damit auch glücklich sein werden, die Konkurrenz es aber besser kann.

Im Vergleich zum Nikon 58mm 1,4 muss es sich meiner Meinung nach geschlagen geben, es kommt nicht an die cremig-weiche Darstellung des Nikkors heran. Im Prinzip sind Sigma 40mm 1,4 und Nikon 58mm 1,4 zwei Gegenpole: das Sigma glänzt mit schon fast brutaler Schärfe ab Offenblende, während das Nikon 58mm 1,4 deutlich weicher abbildet, diese Eigenschaft aber auch ins Bokeh transferiert.

Wenn ich bewusst traumhaft weiche Hintergründe zaubern möchte, geht mein Griff immer zum Nikon 58mm 1,4. Geht es hingegen um exzellente Schärfe und maximales Auflösungsvermögen bei gleichzeitig deutlicher Freistellung, kommt das Sigma in die Tasche.

Fazit

Fazit

Früher hieß es einmal bei Autos: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Auf Objektive übertragen könnte man angesichts des Sigma 40mm 1,4 sagen: Glas ist durch nichts zu ersetzen. Allerdings kommt man nicht drumherum zuzugeben, dass die 1,2 kg in Kombination mit einem recht großen Gehäusedurchmesser etwas unangenehm zu handhaben sind.

Dennoch: sofern man mit dem etwas weiteren Bildwinkel leben kann (oder diesen sogar bevorzugt) und das Gewicht nicht scheut, ist das Sigma 40mm 1,4 das technisch beste Normalobjektiv, was man für unter 2000 Euro kaufen kann.