Nikon NC-Auto 35mm 1,4

NC-Auto 35mm 1,4

Mit einem Produktionsvolumen von mehr als 130.000 Stück zwischen 1970 und heute kann dieses 35mm Objektiv mit Recht als Eckpfeiler des manuellen Objektivprogramms bezeichnet werden. Während der langen Bauzeit erfuhr das 35mm 1,4 diverse Überarbeitungen auf mechanischer Seite. Die Optik blieb – bis auf den Einsatz unterschiedlicher Glassorten – gleich. Hauptsächlich wechselte Nikon über die Jahre zwischen 7 und 9 Blendenlamellen. Einen Löwenanteil der produzierten Objektive entfällt auf die AI-S Version mit ca. 80.000 Einheiten und 9 Blendenlamellen. Preis in Deutschland 1984: 860 DM, was im Jahr 2012 725 € entsprechen würde.

Das hier vorgestellte NC Nikkor besitzt eine 7er Blende und ist Mehrschichtvergütet. Es wurde in dieser Form zwischen 1973 und 1976 ca. 7.000 Mal produziert.

Alle 35mm 1,4 Objektive bis zur K”-Version enthalten mit Thorium versetzte Glaslinsen. Thorium war im Objektivbau der 1960er sehr beliebt und hohe Transmissionswerte, d.h. eine hohe Durchlässigkeit für das einfallende Licht zu erreichen. Auch andere Hersteller haben dieses Glas eingesetzt, dies kam jedoch spätestens mit den 70ern aus der Mode, da sich die negativen Seiten von Thorium relativ schnell zeigten.

Thorium ist ein radioaktives Element. Die emmitierte Alphastrahlung ist unbedenklich und würde erst zum Problem, wenn man das Objektiv verschlucken würde. Direkt an der rückwärtigen Linse zum Bajonett hin kann man mit einem Geigerzähler (Seoks Quantum) im Schnitt 6,5 Mikrosievert messen. Diese Strahlung nimmt bereits bei wenigen cm Abstand deutlich ab und ist ab ca. 10cm gar nicht mehr detektierbar.

Aufgrund der radioaktiven Zerfallsprozesse verfärbt sich mit Thorium versetztes Glas mit der Zeit gelblich. Diese Verfärbung – manchmal auch je nach Intensität ins Bräunliche reichend – verdunkelt die betroffenen Linsen und führt so zu Farbabweichungen und niedrigerer Lichtdurchlässigkeit.

Mein Exemplar war auch relativ stark von dieser Verfärbung betroffen. Glücklicherweise lässt sich diese mit Hilfe von UV Licht rückgängig machen. Dafür kann man das Objektiv entweder in die Sonne legen, oder unter einer UV Lampe platzieren (auch unter Schwarzlicht bekannt). Die Sonne bietet den Vorteil, dass hier vor allem in den Sommermonaten eine recht hohe Dosis von UV Strahlen auf das Glas einwirket, jedoch kann die erzeugte Hitze zur Austrocknung der im Schneckengang eingesetzten Fette führen.

Die Variante mit der UV Lampe ist schonender, nimmt dafür aber auch deutlich mehr Zeit in Anspruch. In beiden Fällen muss man mehrere Tage, bei der UV Lampe eher mehrere Wochen Bestrahlungsdauer einplanen. In meinem Fall benötigte ich zwei Wochen mit 8 Stunden pro Tag, um wieder ein klares Glas zu erhalten.

Hier ein Vergleich zwischen einem 35mm 1,4 nach der UV Behandlung und einem noch eingetrübten Exemplar:

Verfärbung durch Thorium beim Nikon 35mm 1,4

Die optische Leistung bei Offenblende 1,4 ist schwer zu beschreiben. Abhängig davon, ob ein Bild große Kontraste oder helle Lichter enthält, wirkt es aufgrund von Aberrationen mitunter sehr weich. In durchgängig dunkleren Aufnahmesituationen ist dieser Effekt reduziert und es können sogar bei Blende 1,4 scharf wirkende Aufnahmen gelingen. Bei Tageslicht ist f/1,4 hingegen nicht nutzbar.

Dieser Weichzeichner Effekt ist bei Blende 2 weit zurückgedrängt und ab Blende 2,8 vollständig verschwunden. An DX leistet sich das 35mm 1,4 ab Blende 2,8 keine Schwächen. An FX tritt der übliche Schärfeabfall zu den Ecken ein, was ein Abblenden auf f/5,6, besser f/8 notwendig macht. Die Schärfe in der Bildmitte erreicht unabhängig vom Sensorformat bei Blende 5,6 ihr Maximum. Insbesondere an 36 Mp ist bei Blende 8 bereits ein leichter Abfall in der Schärfe festzustellen.

Vignettierung tritt am Vollformat zwischen f/1,4 und f4 auf, verleiht den Bildern aber speziell bei Offenblende im Zusammenspiel mit der etwas träumerischen Abbildungsleistung einen besonderen Charakter.

Gegenlicht und CA’s stellen beim 35mm 1,4 kein Problem dar. Für Landschaftsaufnahmen relevant hingegen ist jedoch eine Bildfeldwölbung nach innen, welche bei der Fokuseinstellung berücksichtigt werden sollte.

Rating DX
12 MP
not yet rated
Rating FX
12 MP
Unscharfe Ecken sind an 12 MP FX bis Blende 5,6 sichtbar. Die Bildmitte ist jedoch bereits ab Blende 2 nutzbar und ab Blende 2,8 tadellos.
 
36 MP
Das 35mm 1,4 verhält sich an 36 MP FX wie an 12 MP FX. Trotz der etwas träumerischen bzw. durch Überstrahlungen geprägten Abbildung bei Blende 1,4 und 2 werden genug Details aufgelöst, um 36 Megapixel bedienen zu können. Ab Blende 4 verhält sich das Objektiv perfekt, lediglich die Schärfe in den äußersten Ecken lässt sich durch Abblenden bis Blende 11 steigern. Das Bildzentrum erreicht bei Blende 5,6 die maximale Schärfe. Somit muss im Einzelfall abgewogen werden, ob etwas Auflösung im Bildzentrum für bessere Leistung bis in den äußersten Bereich geopfert werden soll.
 

Sample (FX / 36 MP): 35mm f/1,4 35mm f/5,6