Das Makroobjektiv Z MC 50mm 2, wird seit Juli 2021 verkauft und zusammen mit dem Z MC 105mm 2,8 VR aus der S Linie vorgestellt. Es ist selber kein Mitglied der S Objektivlinie und damit niedriger positioniert als das 105mm Objektiv.
Die recht ambitionierte UVP liegt bei 759 Euro, Im Handel ist es oftmals für 650 Euro oder deutlich darunter zu finden. Im Gegensatz zu anderen Z Objektiven scheint Nikon Probleme zu haben, den Preis für das kurze Z Makro durchzusetzen – zu den Gründen dafür später mehr. Auch im Vergleich zum exzellenten Z 50mm 1,8 S erscheint der Preis merkwürdig hoch angesetzt, auch wenn ein Makroobjektiv einen anderen Zweck erfüllt als ein Standartobjektiv.
Gehäuse und Handling
Wie bei allen Z Objektiven lässt die Verarbeitung des Z MC 50mm 2,8 wenig zu wünschen übrig. Obwohl es mit lediglich 260g sehr leicht ist hat man nicht das Gefühl einen hohlen Plastikbecher in der Hand zu halten. Neben einem großzügig dimensionierten Fokusring, der den Fokus elektronisch verstellt (focus by wire) finden sich ein A/M Umschalter und ein Fokuslimiter 0,3-0,16m / Full am Objektiv. Der Fokusbereich des Makros lässt sich somit nur auf den Nahbereich beschränken. Eine weitere Möglichkeit, den Makrobereich vom gesamten Fokusweg zu trennen wäre wünschenswert gewesen.
Der Autofokus geht – wie für ein Makro üblich – gemächlich zu Werke und ist minimal lauter als bei anderen Z Festbrennweiten. Der elektronisch übersetzte, manuelle Fokus arbeitet je nach Geschwindigkeit, mit der man am Fokusring dreht, non-linear. Je schneller man dreht, desto größer fällt die Fokusverstellung aus. Insgesamt muss man allerdings sehr viel drehen, um den Fokus durch den gesamten Bereich zu verschieben, was wiederum der Präzision zugutekommt.
Der Abbildungsmaßstab von 1:1 wird mittels einer Naheinstellgrenze von 16cm ab Sensorebene erreicht. Dies bedeutet, dass das vordere Ende des Objektivs inkl. HN-41 nur ca. 4,5mm vom abzubildenden Objekt entfernt ist. Angesichts der Brennweite von 50mm ist dies nicht zu kritisieren und physikalisch bedingt. Es ist bedauerlich, dass Nikon die Brennweite gegenüber den F Mount Vorgängern von 60mm auf 50mm verkürzt hat, schließlich war die Brennweite von 60mm seit 1989 in diesem Segment etabliert und selbst in Zeiten manueller Objektive reichte es noch für 55mm.
Ebenfalls verzichten muss man in den 2020er Jahren offenbar etwas, was es mit dem Vorgänger aus 2008 noch gab: die Innenfokussierung. Unterhalb von ca. 30cm Fokusdistanz beginnt sich der innere Tubus merklich aus dem Objektivgehäuse herauszuschieben. Bei minimaler Fokusdistanz beträgt dieser Auszug 2,2cm (Ohne Gegenlichtblende). Er wackelt im Neuzustand zwar nicht und fährt nach Abschalten der Kamera immer automatisch in das äußere Gehäuse zurück, allerdings schiebt er sich beim Ansetzen des Objektivdeckels fast zwangsläufig weiter zurück. Richtig Vertrauenserweckend ist das nicht.
Auf dem Innentubus sind Vergrößerungsmaßstäbe und Fokusdistanzen für 1:2, 1:1,4 und 1:1 so aufgedruckt, dass man sie beim Betrachten der Kamera von oben/schräg hinten in der richtigen Distanz zum Gehäuse lesen kann. Dies bedeutet, dass die Beschriftung für 1:1 bei voll ausgefahrenem Objektiv deutlich außerhalb des Objektivgehäuses liegt und immer gut erkannbar ist. Das Objektiv fokussiert auch ein wenig näher als der Aufdruck suggeriert, so dass ein Abbildungsmaßstab knapp unter 1:1 erreichbar ist.
Kurios fällt die Gegenlichtblende HN-41 aus, die sich in das 46mm messende Filtergewinde des inneren Tubus einschrauben lässt. Sie bildet eigentlich nur einen 7mm schmalen, geriffelten Ring, der den Innentubus einfach nur in gerader Linie verlängert. Sehr wahrscheinlich wurde die Streulichtblende aufgrund der sehr kurzen Naheinstellgrenze so kompakt gehalten um Abschattungen auf dem Motiv zu reduzieren.
Wie beim Vorgänger AF-S 60mm 2,8 G ED, besitzt das Z Makro 9 abgerundete Blendenlamellen, die für ein weicheres Bokeh sorgen sollen. Wie bei Makroobjektiven üblich verringert sich die effektive Blende zur Naheinstellgrenze hin: f/4,5 bei 1:2 und 19cm, f/5 ab 1:1,4 und 17cm, f/5,6 bei 1:1 und 16cm.
Optische Qualität
Bereits bei Offenblende erreicht das Z 50er Makro in der Bildmitte eine erstaunliche Schärfe, die jedoch zu den Rändern hin leicht, sowie in die Ecken hinein stark abfällt. Ab Blende 4 sind die Bildränder am 45 MP Vollformatsensor als ausreichend gut zu bezeichnen, was man für die äußersten Ecken leider erst ab Blende 5,6 sagen kann. Ab Blende 5,6 könne die Ränder auch bei Landschaftsaufnahmen überzeugen und erreichen eine sehr gute Schärfe, die Ecken hingegen erst ab Blende 8. Generell kann man dem MC 50mm 2,8 eine hervorragende Bildqualität im DX Bildkreis attestieren – unabhängig von der Blende. Die Randbereiche am Vollformatsensor können mit dieser Leistung nicht mithalten. Im Nahbereich fällt dieses Manko jedoch nicht so stark ins Gewicht.
Sehr gut funktioniert die Unterdrückung Chromatischer Aberrationen, Farbsäume sucht man bereits bei Blende 2,8 meist vergeblich. Knackige Farben und starke Kontraste führen insgesamt zu einem lebhaften Bildeindruck. Auffällig ist eine starke Vignettierung/Randabdunkelung bei Offenblende, diese ist bei f/5,6 kaum noch auffällig.
Die Unschärfe im Motivhintergrund (Bokeh) kann mitunter recht unruhig wirken und sortiert sich im soliden Mittelfeld ein. Ein Wunder an Cremigkeit ist es nicht, es gibt aber auch deutlich schlechtere Objektive.
Im Vergleich zum F AF-S 60mm 2,8 fällt auf, dass die Leistung an den Rändern und in den Bildecken beim Z Objektiv nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Dafür kann das 60mm bei Offenblende nicht mithalten – es neigt zu deutlich mehr Aberrationen und geringerer Schärfe, der Kontrast ist ebenfalls geringer. Blendet man jedoch ab, unterscheiden sich die beiden Objektive bei makrotypischen Blenden von 5,6 oder 8 nicht wirklich.
Fazit
Dieses Objektiv steht aufgrund diverser Designentscheidungen und letztlich auch dem Preis sich selber im Weg, Auch wenn die optische Qualität im Ganzen als Makro überzeugen kann, überschattet das Handling diese durchaus respektable Leistung. Wenn man zuvor 12 Jahre lang ein Makroobjektiv mit Innenfokussierung für unter 600 Euro anbieten kann, sollte dies auch zur Einführung 2021 für knapp unter 800 Euro möglich sein.
Von der optischen Leistung her macht es seinen Job als Makroobjektivsehr gut, es gibt an der Bildqualität im insbesondere im Nahbereich wenig zu meckern. Möchte man jedoch das MC 50mm 2,8 auch als herkömmliche Festbrennweite bei 50mm verwenden (z.B. bei Landschaftsaufnahmen), stellt sich die Frage nach dem Sinn. Das von der Bildqualität her deutlich bessere und lichtstärkere Z 50mm 1,8 S ist als Neuware günstiger. Auch das AF-S 60mm 2,8 G ED bietet für die Landschaftsfotografie eine bessere Bildqualität.
Somit bleibt das Z MC 50mm 2,8 eine exzellente Optik für den Nahbereich und das bereits ab Offenblende, bekommt von mir jedoch keine Empfehlung als Ersatz für eine universell aufgestellte Festbrennweite bei 50mm. Zusätzlich bekommt es durch das – nur noch gebraucht erhältliche – AF-S 60mm 2,8 G ED am FTZ starke Konkurrenz.