Mit dem AF-S 200-500mm 5,6 E ED VR landete Nikon im Jahr 2015 einen großen Verkaufserfolg. Dementsprechend früh tauchte ein 200-600mm Objektiv auf der Nikon Z Roadmap auf, was im Herbst 2023 schließlich in Form eines Z 180-600mm 5,6-6,3 VR für 2.000 € auf den Markt kam. Das Objektiv ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Tamron, Patent WO/2024/062958 .
Gehäuse und Handling
Im Gegensatz zum Vorgänger für den F Mount verliert das Z 180-600mm rund 300g an Gewicht, wiegt aber immer noch 1,95 kg. Insgesamt ist die Verarbeitung nicht zu beanstanden, hält aber hinsichtlich der verwendeten Materialien einen Respektabstand zu den S-Line Objektiven.
Mechanische Schalter scheinen in der Produktion sehr teuer zu sein, jedenfalls könnte man bei Nikons Z Objektiven mit Bildstabilisator auf diese Idee kommen. Einen VR an/aus Schalter sucht man vergeblich und muss das Kameramenü bemühen. Immerhin bleiben ein A/M Umschalter und der Fokuslimiter 6m-Unendlich erhalten.
Für die Größe und das Gewicht lässt sich das 180-600mm ausgesprochen angenehm handhaben. Nikon hat es durch verschiedenste Maßnahmen geschafft, dass sich das Objektiv leichter anfühlt, als es mit knapp 2kg eigentlich ist. Dazu trägt unter anderem die Gewichtsverteilung und der gegenüber dem F 200-500mm 5,6 verringerte Objektivdurchmesser bei.
Wichtigste Änderung hinsichtlich der Handhabung ist jedoch der innenliegende Zoom, der zusammen mit der Innenfokussierung dafür sorgt, dass das Objektiv unabhängig von der Aufnahmesituation immer die gleiche Länge besitzt. Der gut gedämpfte Zoomring benötigt nur noch 70 Grad Drehung, um zwischen 180mm und 600mm Brennweite zu wechseln. Im Vergleich zum Z 180-600mm kommt einem das F 200-500mm 5,6 wie ein schwerer, unhandlicher Brocken vor.
Der Autofokus arbeitet etwas flotter als beim F 200-600mm 5,6 und minimal langsamer als beim Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S Objektiv. Er ist ausreichend schnell für das Tracking von Vögeln im Flug. Die maximale Lichtstärke ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: f/5,6: 180mm bis 290mm, f/6,0 bis 480mm, danach f/6,3. Die Naheinstellgrenze beträgt zwischen 1,3m-2,4m, wobei letzteres für 600mm gilt. Es taugt daher nicht unbedingt als Makroobjektiversatz, bietet aber dennoch einen ausreichenden Abbildungsmaßstab für größere Insekten wie z.B. Libellen oder Schmetterlinge.
Optische Leistung
Die Charakteristik bezüglich der Bildschärfe ist schnell erzählt: zwischen 180mm und 500mm macht es für die Bildschärfe keinen Unterschied, ob man bei Offenblende oder abgeblendet fotografiert, lediglich oberhalb von 500mm lassen sich minimale Unterschiede ausmachen. Insgesamt lässt die Bildschärfe zu 600mm hin nach, wobei der Unterschied weniger stark ausfällt als bei Supertelezooms vergangener Generationen. Die Bildschärfe fällt von der Bildmitte aus moderat zum Rand hin ab, was sich durch Abblenden nicht verändert.
Die Vignettierung ist unabhängig von Brennweite und Blende unauffällig, das Bokeh angenehm weich.
Im Vergleich zum Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S wirken die Aufnahmen mit dem Z 180-600mm etwas kontrastärmer und insgesamt weniger lebhaft. Der Unterschied ist zwar gering, aber wahrnehmbar. Bei allen Brennweiten zwischen 100mm und 350mm hat das Z 100-400mm die Nase hinsichtlich der Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg deutlich vorne, unabhängig von der gewählten Blende. Dafür bildet das Z 180-600mm bei 400mm und Blende 6,0 minimal schärfer ab als das kürzere Zoom bei 400mm und Offenblende. Blendet man das 100-400 jedoch auf f/6,3 ab, bietet es wieder die minimal bessere Auflösung.
Vignettierung und Verzeichnung sind unauffällig bis nicht vorhanden. Gleiches gilt für Farbsäume/CA’s, auch wenn sie etwas ausgeprägter als z.B. beim Z 100-400mm sind.
Betrachtet man das Z 180-600mm als Nachfolger des Mount AF-S 200-500mm 5,6 E muss man feststellen, dass das neuere Z Objektiv in jeder Hinsicht eine Verbesserung darstellt. Neben den bereits erwähnten Verbesserungen im Handling und dem schnelleren Autofokus, bietet das Z 180-600mm in allen Belangen die bessere optische Leistung. Insbesondere oberhalb von 400mm bildet es schärfer ab.
Mit dem 1,4x Telekonverter leidet die Bildqualität des Z 180-600mm mehr als beim Z 100-400mm, ist aber dennoch erstaunlich brauchbar. Einen Einsatz des 2,0x Telekonverters halte ich aufgrund der resultierenden Lichtstärke für wenig sinnvoll, auch wenn es technisch möglich ist und erstaunlich gute Ergebnisse erzielt.
Fazit
Ein grundsolides Objektiv mit überzeugender optischer Leistung. Es kommt im Bildeindruck nicht ganz an S-Line Nikkore heran, wobei die Unterschiede sehr gering sind. In der Kombination aus Handling, Bildqualität und Autofokus ein hervorragendes Gesamtpaket.