Als eines der ersten, neu designten AF-S Festbrennweiten erschien im Jahr 2010 das AF-S 35mm 1,4 G. Seitdem wurden ca. 60.000 Exemplare dieses lichtstarken 35mm Objektivs gefertigt. Im Jahr 2022 beträgt der Neupreis 1749 Euro, gebraucht sind zwischen 800 und 1.000 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Mit 600g fällt es recht schwer aus, allerdings misst der Filterdurchmesser lediglich 67mm. Ein AM/M Umschalter stellt das einzige Bedienelement dar. Die Verarbeitung ist tadellos, auch wenn sich das Gehäuse wenig von den anderen AF-S Festbrennweiten der 2010er Jahre unterscheidet. Als Fokusmotor kommt ein AF-S Micromotor zum Einsatz, der eine unauffällig durchschnittliche Geschwindigkeit an den Tag legt.

Optische Leistung

Das AF-S 35mm 1,4 G kann von der optischen Leistung her als „old school“ bezeichnet werden. Es wurde definitiv in einer Zeit designt, die nicht auf die maximale Schärfe als oberstes Designmerkmal abzielte.

Es ist sicherlich ein Objektiv mit Character, bei dem sich viele Dinge wiederfinden, die man auch von deutlich älteren Konstruktionen her gewohnt ist. So sind zum Beispiel Farblängsfehler bei Offenblende ein alter Bekannter, ebenso eine ausgeprägte Neigung zu Coma. In Summe führt dies zu einer leicht weicheren Abbildung bei Offenblende, speziell bei starken Kontrasten im Bild.

Abgeblendet können diese Fehler allerdings schnell zurückgedrängt werden und die Schärfe nimmt zu. Ab Blende 2,0 gibt es im Nahbereich in der Bildmitte wenig zu meckern, lediglich bei Landschaftsaufnahmen vermisst man noch etwas Auflösung. Die Ränder und Ecken hängen jedoch deutlich hinterher. Für exzellente Schärfe am Bildrand sollte auf Blende 4 abgeblendet werden, spätestens dann ist auch eine exzellente Bildschärfe im Zentrum erreicht. Die äußersten Ecken bleiben jedoch bis Blende 5,6 etwas problematisch und erreichen an einer 45 MP Kamera nur mit Mühe ein gutes Auflösungsniveau.  

Die Vignettierung ist für ein lichtstarkes, moderates Weitwinkel erfreulich gering und ab Blende 2,8 nicht mehr Bildrelevant. Die Stärke dieses 35mm Objektivs liegen jedoch in den Bildparametern abseits von simpler Schärfe. Es bietet eine hervorragende, leicht warme Farbdarstellung bei gut ausgeprägtem Kontrast. Die große Stärke ist jedoch – wie bei vielen Nikkoren aus der 1,4er Serie – das cremig-weiche Bokeh. Bereiche außerhalb der Schärfezone lösen sich bei geöffneter Blende angenehm auf.

Fazit

Das AF-S 35mm 1,4 G ist nichts für Liebhaber der bestmöglichen Schärfe und Auflösung – das können modernere Objektive mittlerweile besser. Außerdem scheint es eher auf den Nahbereich optimiert worden zu sein, für Landschaftsaufnahmen muss man doch bis Blende 4 oder 5,6 abblenden, um dem Preis angemessene Resultate zu erzielen.

Dennoch kann dieses Objektiv mit seinem Character faszinieren. Dies erklärt auch, warum es starke Anhänger dieses Objektives gibt, aber auch ablehnende Stimmen, denen es nur auf reine Bildschärfe ankommt.

Zu allem Überfluss gibt es mit dem Tamron SP 35mm 1,4 ein in allen Belangen überragendes Objektiv, welches das AF-S 35mm 1,4 G buchstäblich alt aussehen lässt. Und dies auch noch zu einem deutlich günstigeren Preis.

Samples

f/1,4
f/2
f/1,4
f/2
f/4,0