Nikon AF-S DX 17-55mm 2,8G ED
Vor Einführung der FX Kameras in 2007, erschien dieses auf den Berufsfotografen ausgerichtete Objektiv zusammen mit der D2h im Jahr 2003. Die Auslieferung begann leicht verspätet im Frühjahr 2004, womit das 17-55 2,8 lediglich etwas mehr als drei Jahre lang das Spitzenmodell im Normalbereich darstellte. Bei Einführung kostete es 1.600 €, zwischenzeitlich wird es immer noch für 1.200 Euro angeboten. Es kann vermutet werden, dass Nikon derzeit (2016) lediglich Lagerbestände abverkauft und die eigentliche Produktion bereits eingestellt wurde.
Die Positionierung des 17-55mm 2,8 im Produktportfolio ist derzeit etwas unklar. Mit Einführung der neuen D500 im Jahr 2016 und dem mit der Kamera verbundenen professionellen Anspruch hätte man ein Update des 17-55mm erwarten können. Dieses ist jedoch bis jetzt ausgeblieben. Daher stellt es fast 13 Jahre nach seiner Einführung immer noch die offizielle Wahl für ein professionelles Nikkor-Normalzoom auf DX dar.
Die Verarbeitungsqualität ist außergewöhnlich hoch. Es fühlt sich wertiger und massiver an als zum Beispiel ein AF-S 24-70mm 2,8. Der Fokus ist AF-S typisch schnell und leise.
Der Umgang mit diesem Objektiv ist etwas kompliziert. Bildfeldwölbung und die Fokusgenauigkeit im Weitwinkel führen oftmals zu unerwünschten Effekten. Diese Schwierigkeiten haben dazu geführt, dass sich ein schlechter Ruf verfestigt hat, der nach meiner Meinung so nicht gerechtfertigt ist. Meine Erfahrungen basieren auf zwei Exemplaren des 17-55. Das Erste wurde 2003 gebaut, das Zweite 2013 neu erworben. Basierend auf diesen beiden Objektiven möchte ich zunächst die am weitesten verbreiteten Aussagen ber das 17-55 kommentieren:
- Das 17-55 leidet unter ausgeprägter Bildfeldwölbung. Korrekt. Die Bildfeldwölbung ist deutlich an beiden Bildrändern zu erkennen (nach Innen). Allerdings ist dies nicht so schlimm, wie es sich anhört. Die Bildfeldwölbung ist nur dann problematisch, wenn der Fokuspunkt in Weitwinkelstellung nicht weit genug Richtung Unendlich sitzt. Insbesondere bei Landschaften sind Fotos, die von Seite zu Seite und bis in die Ecken scharf sind durchaus auch ab Blende 5,6 möglich. Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass der Fokus auf Unendlich justiert wurde.
- Das 17-55 ist an den Rändern unscharf. Falsch. Siehe oben.
- Das 17-55 ist schwer im Weitwinkelbereich zu fokussieren. Korrekt. Aus mir unerklärlichen Gründen stoppt der Fokus von der Naheinstellgrenze kommend weit vor der eigentlich korrekten Distanz. Bei Landschaften füllt dies zwischen 17mm und 24mm sehr oft auf. Entweder sollte man die Einstellung manuell vornehmen, oder kurz auf mindestens 28mm, besser 35mm Zoomen, fokussieren und dann wieder die gewünschte Brennweite einstellen. Auf diese Weise sind taugliche Landschaftsaufnahmen bereits bei Blende 2,8 möglich und bei Blende 4 perfekt.
- Das 17-55 ist nicht für Landschaftsaufnahmen geeignet. Falsch. Wenn der Fokus sitzt, sind Landschaftsaufnahmen kein Problem (siehe oben).
- Das 17-55 ist nicht so scharf wie ein Sigma oder Tamron 17-50mm 2,8. Teilweise korrekt. Mein Tamron 17-50 war ab Blende 5,6 und darunter etwas schärfer. Zwischen Offenblende und Blende 4 ist das Nikon deutlich besser.
- Das 17-55 löst auf modernen Sensoren mit hoher Pixeldichte nicht ausreichend Details auf. Falsch. Auch wenn ich nur die Leistung an 12 MP DX sowie 15,3 MP DX Crop an der D800 beurteilen kann, sehe ich an diesen beiden Kameras noch keine Probleme mit der Auflösung.
- Das 17-55 ist bei 55mm und Blende 2,8 unscharf. Teilweise korrekt. Die Schärfe nimmt bei Offenblende zum langen Ende hin ab. über 45mm ist es empfehlenswert auf Blende 4,0 abzublenden. Dann wird allerdings bereits eine exzellente Leistung erzielt.
- Das 17-55 ist zu teuer. Falsch. Unter Berücksichtigung der Verarbeitung, dem schnellen Fokus und der optischen Leistung sehe ich das nicht so.
Auf viele Eigenschaften des Objektivs bin ich in der Aufstellung bereits eingegangen, jedoch noch nicht auf alle. Wie zuvor erwähnt, ist die Schärfe bereits ab Blende 2,8 sehr gut. Abblenden auf f/3,5 verbessert den Kontrast.
Die Vignettierung ist erstaunlicherweise recht moderat und nimmt zum langen Ende hin zu. Die Verzeichnung ist in Weitwinkelstellung sichtbar, allerdings nicht außerhalb des Erwartbaren für ein Weitwinkelzoom.
Reflektionen und ausgewaschene Bilder sind ein Problem bei Gegenlicht. überstrahlte Objekte im Bild können insgesamt den Kontrast einer Aufnahme etas reduzieren.
Insgesamt ist die Abbildungsleistung am besten mit old style beschrieben. Im Vergleich zu heutigen Objektiven liegt die Darstellung eher im Bereich eines AF-S 28-70mm 2,8 und wirkt nicht so hell-klinisch wie bei einem AF-S 24-70mm 2,8. Wahrscheinlich ist dies eines der letzten Objektive, die während der Entwicklung auf eine etwas kühlere und kontrastreichere Bildwirkung abgestimmt wurde, wie es bei Nikkoren bis in die 90er üblich war.
Der Kauf dieses Objektive dürfte keine leichte Entscheidung sein. Gebraucht erzielt es in gutem Zustand immer noch zwischen 600Â € und 800 €. Dem gegenüber steht ein Neupreis von 1.200 €. Da das 17-55 2,8 oftmals auch von Profifotografen genutzt wurde, ist der Kauf eines gebrauchten Exemplars auch immer ein gewisses Risiko.
Gleichzeitig gibt es starke und deutlich günstigere Konkurrenz durch die Sigma und Tamron 17-50mm 2,8 Varianten. Beide sind im ein Vielfaches günstiger und bieten in der jeweils neuesten Version auch VR.
Nachdem mein Tamron 17-50 2,8 nach 6 Jahren Nutzung plötzlich dezentriert war habe ich mich bewusst für die bessere Verarbeitung des Nikkors entschieden. Die sehr gute optische Leistung hat mich angenehm überrascht. Sie ist jedenfalls besser, als viele Berichte im Internet vermuten lassen.
Das AF-S 17-55mm 2,8 G ED ist den Neupreis von 1.200Â € auf jeden Fall wert – auch im Jahr 2016. Auch an der D500 genügt es höchsten Ansprüchen.
Samples (DX/12MP): 17mm f3,5 17mm f8,0 17mm f2,8 17mm f4,0 26mm f2,8 55mm f4,0
Samples D500 (DX/20MP): 17mm f2,8 17mm f4,0 17mm f8,0 24mm f2,8 28mm f4,0