AuthorDennis Saßmannshausen

Tokina AT-X Pro 24-70mm 2,8

Relativ spät stellte Tokina Mitte 2015 seine Interpretation eine professionellen Normalzooms für digitale Spiegelreflexkameras mit durchgängiger Lichtstärke von Blende 2,8 vor. Moderate 1.100 Euro sollte das Objektiv für Nikon F und Canon EF zum Start kosten, der Straßenpreis fiel in der Folge auf rund 900 Euro.

Es war nie ein Verkaufsschlager und bereits um das Jahr 2020 verschwand es wieder vorm Markt, was sicherlich auch dem Schwenk hin zu spiegellosen Kameras geschuldet war. Es ist daher recht selten am Gebrauchtmarkt für knapp unter 400 Euro anzutreffen.

Gehäuse und Handling

Ein klassisches Tokina Objektiv erkennt man sofort: goldene Beschriftung, üppig dimensionierte und grob strukturierte Brennweiten- und Fokusringe, goldener Ring rund um die Fassung der Frontlinse.

Fasst man es an, stellt sich ebenso ein typisches Tokina Gefühl ein: schwer, Objektivgehäuse weitestgehend aus Metall, solide und leicht schwergängige Mechanik, ungewöhnlicher AF/MF Umschaltmechanismus, bei dem der Fokusring in Längsrichtung verschoben wird und im jeweiligen Modus einrastet.   

(c) DENNIS SASSMANNSHAUSEN

All diese Punkte treffen auch auf das AT-X Pro 24-70mm 2,8 zu. Das im Vergleich zum Nikon AF-S 24-70mm 2,8 G ED relativ gedrungene Objektiv bringt rund ein Kilogramm auf die Wage und vermittelt den Eindruck unerschütterlicher Solidität. Der Filterdurchmesser beträgt 82mm. Beim Zoomen fährt ein recht langer Innentubus heraus, der erfreulicherweise aus einem Stück besteht aus Metall gefertigt ist. Eine Seltenheit ist die von innen beflockte Gegenlichtblende zur Vermeidung von Reflektionen. Das Bajonett ist mit einer Gummilippe gegen Eindringen von Feuchtigkeit abgesichert.

Der Fokusmotor arbeitet recht gemütlich und deutlich hörbar. Bezüglich Fokusgeschwindigkeit haben die Konkurrenzobjektive von Nikon, Sigma und Tamron deutlich die Nase vorne.

Die Blende wird mechanisch per Hebel gesteuert, damit funktioniert es auch an älteren Gehäusen, welche die elektronische Blendeneinstellung nicht unterstützen. Es ist kompatibel zu spiegellosen Nikon Z Kameras und funktioniert am FTZ Adapter tadellos.

Optische Qualität

Bereits ab Offenblende kann die Schärfe im Bildzentrum vollends überzeugen, auch wenn sich an hellen Objekten eine Tendenz zur Überstrahlung mit ausfressenden Kanten einschleicht. Insbesondere zu 70mm hin legt sich ein leichter Schleier rund um helle Bildbereiche. Abgesehen davon ist die Bildschärfe in der Mitte bei 24mm exzellent, ab 35mm sehr gut. Zum Rand hin fällt die Schärfe deutlich ab, Abblenden auf Blende 4 behebt dies jedoch. Ab Blende 5,6 bietet das gesamte Bildfeld bei allen Brennweiten eine exzellente Bildschärfe. Zwischen 35mm und 70mm bilden die Ränder bereits ab Blende 4 scharf ab.

Insbesondere im Weitwinkelbereich ist das Tokina schärfer als das Nikon AF-S 24-70mm 2,8 G ED. Speziell am Bildrand kommt das Nikon ab Blende 5,6 nicht mehr mit.

Außergewöhnlich sind auch Farbdarstellung und Kontrast. Gesättigte Farben und deutlicher Bildkontrast heben das Tokina sichtbar von vergleichbaren Objektiven ab. Hinzu kommt eine sehr weiche Hintergrundunschärfe bzw. Bokeh.

So wie die physischen und mechanischen Eigenschaften typisch sind für Tokina Objektive, so sind es auch einige optische Eigenarten. Zu denen gehören seit jeher Farbquerfehler / Farbsäume an kontraststarken Bildbereichen. Das AT-X Pro 24-70mm 2,8 schlägt sich in dieser Hinsicht erfreulicherweise etwas besser als die meisten Tokina Objektive, kommt aber an die Leistung eines Nikon 24-70mm 2,8 nicht heran. Da sich diese Farbsäume leicht korrigieren lassen, sollte dies in der Praxis nur eine unbedeutende Einschränkung darstellen. Die Vignettierung fällt für ein Objektiv dieser Klasse typisch aus.

Ein negativer Aspekt ist die Anfälligkeit für Streif- und Gegenlicht. Hier schneidet das Tokina AT-X Pro 24-70mm 2,8 unterdurchschnittlich ab. Man fängt sich bei tief stehender Sonne sehr leicht Reflektionsflecken ein, im Gegenlicht bricht der Kontrast zusammen.  

Fazit

Sucht man ein Reportageobjektiv, ist man mit den Nikon Objektiven besser bedient. Sie fokussieren deutlich schneller, leiser und sind weniger anfällig für Streif- und Gegenlicht.

Geht es hingegen um Landschaftsfotografie, kann das Tokina 24-70mm 2,8 punkten. Es bietet eine deutlich unterscheidbare Abbildungsleistung mit gesöttigten Farben, Kontrasten und weicherem Bokeh. Zusätzlich ist die Bildschärfe abgeblendet auf Blende 5,6 höher als beim älteren AF-S 24-70mm 2,8 G ED.

Wenn man mit den beschriebenen Einschränkungen (insbesondere lahmer AF) leben kann, ist es durchaus eine Empfehlung wert. Es schägt sich in vielen Bereichen besser als das Nikon AF-S G 24-70mm 2,8 ED, kommt jedoch in der Summe der Eigenschaften nicht an das spätere Nikon AF-S 24-70mm 2,8 E VR heran.

Beispiele

Nikkor AF 14mm 2,8 D ED

Festbrennweiten unterhalb von 20mm gehören seit 1971 zum Objektivprogramm von Nikon. Viel Liebe haben die Produktverantwortlichen in Japan diesem Marktsegment allerdings nicht entgegengebracht. Abgesehen von Fischaugenobjektiven sind lediglich 7 Nikkor Festbrennweiten mit 13mm, 14mm, 15mm und 18mm in etwas über 50 Jahren auf den Markt gekommen.

Die letzte, neu erschienene Festbrennweite in diesem Bereich datiert mit dem hier vorgestellten AF 14mm 2,8 D ED aus dem Jahr 2000. Es wurde bis 2020 zu Anfangs 1.900 € etwas über 24.000 Mal verkauft, später sank der Straßenpreis auf rund 1.500 €.

Gehäuse und Handling

Das AF 14mm 2,8 D ED ist hervorragend verarbeitet und bietet mit seinem Metallgehäuse auch ein haptisches Erlebnis, wie man es heutzutage nicht mehr bekommt. Die 670g in einem relativ kompakten Gehäuse verstärken das Gefühl von Qualität und Wertigkeit.

Lediglich der für die Nikon Modelle der 1990er Jahre typische A/M Umschlater in Form eines Plastikrings schmählert den Gesamteindruck etwas.

Ebenso aus den 90er Jahren stammt der Autofokus via Schraubendreher. Als eines der letzten Objektive ist das 14mm somit nicht mit einem AF-S Antrieb ausgestattet und fokussiert nur an Gehäusen mit eingebautem Fokusmotor automatisch. An den spiegellosen Z Kameras ist adaptiert über den FTZ nur manueller Fokus möglich.

Optische Leistung

Anhand der Ausstattungsdetails A/M Ring und Autofokus via Schraubenantrieb lässt sich vermuten, dass sich das Af 14mm 2,8 D ED spätestens seit Mitte der 90er Jahre im Designprozess befunden hat. Sehr wahrscheinlich ist es noch enstprechend der Anforderungen von 35mm Film konstruiert worden – was sich leider überdeutlich in der optischen Leistung an Digitalkameras zeigt.

Bei Offenblende hat man aufgrund der starken Vignettierung den Eindruck, das Motiv durch einen Tunnel zu betrachten. Erst bei Blende 8 reduziert sich die Vignettierung auf ein gut korrigierbares Niveau.

Die Schärfe kann bei Offenblende in der Bildmitte nur wenig überzeugen, die Ränder sind schlicht matschig. Erst bei Blende 8 kann man den Bildrand als akzeptabel bezeichnen. Begleitet wird das mangelnde Auflösungsvermögen in den Randbereichen von recht deutlich ausgeprägten Farbsäumen. Erst Blende 11 kann einigermaßen über das gesamte Bildfeld hinweg überzeugen – auch wenn die Bildmitte bereits wieder an Schärfe verliert und an hoch auflösenden Sensoren die Diffraktion zuschlägt.

Ebenso nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist die Anfälligkeit für Lensflares, moderne Zooms sind deutlich weniger anfällig für Reflektionsflecken. Die Farbabstimmung tendiert – wie für Nikkore dieser Zeit typisch – in die kühl-neutrale Richtung.  

Einzig bei der Verzeichnung kann das AF 14mm 2,8 D ED punkten. Für ein 14mm Objektiv fällt sie durchschnittlich deutlich aus, auch im Vergleich zu neueren Objektiven.

Fazit

Bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. analoge Fotografie auf 35mm Film, ist der Einsatz des AF 14mm 2,8 D ED nicht mehr zu empfehlen. Ultraweitwinkel Festbrennweiten wurden von Zoomobjektiven wie dem deutlich besseren AF-S 14-24mm 2,8 G ED verdrängt. Diese Nische besetzen heute Fremdanbieter wie Samyang. Gleich mehrere verschiedene 14mm Festbrennweiten wurden von Samyang im Laufe der Jahre angeboten. Insbesondere das XP 14mm 2,4 sei an dieser Stelle empfohlen.

Für die spiegellosen Z Kameras dürfte ein Blick auf das Viltrox AF 16mm 1,8 lohnen – zumindest bis Nikon sein Angebot an Festbrennweiten unterhalb von 20mm erweitert. Aber auch hier gibt es mit den Z Objektiven 14-30mm 4,0 und 14-28mm 2,8 exzellente Alternativen in Form eines Zooms.

Beispielfotos

AF 14mm 2,8 D ED @ f/2,8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/4,0
AF 14mm 2,8 D ED @ f/5,6
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8

Nikkor Z 180-600mm 5,6-6,3 VR

Mit dem AF-S 200-500mm 5,6 E ED VR landete Nikon im Jahr 2015 einen großen Verkaufserfolg. Dementsprechend früh tauchte ein 200-600mm Objektiv auf der Nikon Z Roadmap auf, was im Herbst 2023 schließlich in Form eines Z 180-600mm 5,6-6,3 VR für 2.000 € auf den Markt kam. Das Objektiv ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Tamron, Patent WO/2024/062958 .

Gehäuse und Handling

Im Gegensatz zum Vorgänger für den F Mount verliert das Z 180-600mm rund 300g an Gewicht, wiegt aber immer noch 1,95 kg. Insgesamt ist die Verarbeitung nicht zu beanstanden, hält aber hinsichtlich der verwendeten Materialien einen Respektabstand zu den S-Line Objektiven.

Mechanische Schalter scheinen in der Produktion sehr teuer zu sein, jedenfalls könnte man bei Nikons Z Objektiven mit Bildstabilisator auf diese Idee kommen. Einen VR an/aus Schalter sucht man vergeblich und muss das Kameramenü bemühen. Immerhin bleiben ein A/M Umschalter und der Fokuslimiter 6m-Unendlich erhalten.   

Für die Größe und das Gewicht lässt sich das 180-600mm ausgesprochen angenehm handhaben. Nikon hat es durch verschiedenste Maßnahmen geschafft, dass sich das Objektiv leichter anfühlt, als es mit knapp 2kg eigentlich ist. Dazu trägt unter anderem die Gewichtsverteilung und der gegenüber dem F 200-500mm 5,6 verringerte Objektivdurchmesser bei.

Wichtigste Änderung hinsichtlich der Handhabung ist jedoch der innenliegende Zoom, der zusammen mit der Innenfokussierung dafür sorgt, dass das Objektiv unabhängig von der Aufnahmesituation immer die gleiche Länge besitzt. Der gut gedämpfte Zoomring benötigt nur noch 70 Grad Drehung, um zwischen 180mm und 600mm Brennweite zu wechseln. Im Vergleich zum Z 180-600mm kommt einem das F 200-500mm 5,6 wie ein schwerer, unhandlicher Brocken vor.

Der Autofokus arbeitet etwas flotter als beim F 200-600mm 5,6 und minimal langsamer als beim Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S Objektiv. Er ist ausreichend schnell für das Tracking von Vögeln im Flug. Die  maximale Lichtstärke ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: f/5,6: 180mm bis 290mm, f/6,0 bis 480mm, danach f/6,3. Die Naheinstellgrenze beträgt zwischen 1,3m-2,4m, wobei letzteres für 600mm gilt. Es taugt daher nicht unbedingt als Makroobjektiversatz, bietet aber dennoch einen ausreichenden Abbildungsmaßstab für größere Insekten wie z.B. Libellen oder Schmetterlinge.

Optische Leistung

Die Charakteristik bezüglich der Bildschärfe ist schnell erzählt: zwischen 180mm und 500mm macht es für die Bildschärfe keinen Unterschied, ob man bei Offenblende oder abgeblendet fotografiert, lediglich oberhalb von 500mm lassen sich minimale Unterschiede ausmachen. Insgesamt lässt die Bildschärfe zu 600mm hin nach, wobei der Unterschied weniger stark ausfällt als bei Supertelezooms vergangener Generationen. Die Bildschärfe fällt von der Bildmitte aus moderat zum Rand hin ab, was sich durch Abblenden nicht verändert.

Die Vignettierung ist unabhängig von Brennweite und Blende unauffällig, das Bokeh angenehm weich.  

Im Vergleich zum Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S wirken die Aufnahmen mit dem Z 180-600mm etwas kontrastärmer und insgesamt weniger lebhaft. Der Unterschied ist zwar gering, aber wahrnehmbar. Bei allen Brennweiten zwischen 100mm und 350mm hat das Z 100-400mm die Nase hinsichtlich der Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg deutlich vorne, unabhängig von der gewählten Blende. Dafür bildet das Z 180-600mm bei 400mm und Blende 6,0 minimal schärfer ab als das kürzere Zoom bei 400mm und Offenblende. Blendet man das 100-400 jedoch auf f/6,3 ab, bietet es wieder die minimal bessere Auflösung.

Vignettierung und Verzeichnung sind unauffällig bis nicht vorhanden. Gleiches gilt für Farbsäume/CA’s, auch wenn sie etwas ausgeprägter als z.B. beim Z 100-400mm sind.

Betrachtet man das Z 180-600mm als Nachfolger des Mount AF-S 200-500mm 5,6 E muss man feststellen, dass das neuere Z Objektiv in jeder Hinsicht eine Verbesserung darstellt. Neben den bereits erwähnten Verbesserungen im Handling und dem schnelleren Autofokus, bietet das Z 180-600mm in allen Belangen die bessere optische Leistung. Insbesondere oberhalb von 400mm bildet es schärfer ab.   

Mit dem 1,4x Telekonverter leidet die Bildqualität des Z 180-600mm mehr als beim Z 100-400mm, ist aber dennoch erstaunlich brauchbar. Einen Einsatz des 2,0x Telekonverters halte ich aufgrund der resultierenden Lichtstärke für wenig sinnvoll, auch wenn es technisch möglich ist und erstaunlich gute Ergebnisse erzielt.   

Fazit

Ein grundsolides Objektiv mit überzeugender optischer Leistung. Es kommt im Bildeindruck nicht ganz an S-Line Nikkore heran, wobei die Unterschiede sehr gering sind. In der Kombination aus Handling, Bildqualität und Autofokus ein hervorragendes Gesamtpaket.

Beispielfotos

Samyang XP 14mm 2,4

Seit 2012 bietet Samyang manuelle 14mm 2,8 Objektive für diverse Kamerasysteme an. Oft überarbeitet und zusätzlich unter verschiedenen Markennamen vertrieben, stellt das ursprüngliche Samyang 14mm 2,8 Objektiv den günstigen Einstieg in die Welt der Ultraweitwinkel dar. Im Herbst 2016 erschien eine deutlich verbesserte Version in Samyangs „XP“ Premiumserie mit Lichtstärke f/2,4. Das Objektiv ist für Spiegelreflexkameras gerechnet und Anfang 2024 für Canon EF und Nikon F für ca. 800 € weiterhin erhältlich.

Gehäuse und Handling

Das solide und aus Metall gefertigte Gehäuse macht einen sehr wertigen Eindruck. Mit knapp 800g ist es auch kein Leichtgewicht. Der sehr gut gedämpfte Fokusring mit langem Fokusweg verstärkt den positiven Eindruck. Lediglich die Beschichtung des Fokusrings mit einem flachen, aber Staub anziehenden Gummirings ist fragwürdig. Sicherlich hat man sich damit optisch an den Zeiss Objektiven orientiert – worauf ich aber zugunsten eines einfacher sauber zu haltenden Fokusrings gerne verzichtet hätte. Das Gehäuse ist nicht gegen Spritzwasser abgedichet.

Das XP 14mm 2,4 verfügt über elektronische Kontakte, somit wird die Blende über die Kamera eingestellt. Die Blendensteuerung erfolgt mechanisch via Blendenhebel. Ein Blendenring ist nicht vorhanden. Das Objektiv funktioniert einwandfrei via FTZ Adapter an den spiegellosen Nikon Z Modellen und eignet sich aufgrund der mechanischen Blendensteuerung auch für 35mm Filmkameras aus den 1990er Jahren (Stichwort G Kompatibilität).

Die aus Plastik gefertigte Gegenlichtblende ist fest verbaut und schützt die gewölbte Frontlinse effektiv. Für den Transport dient als Schutz ein Stülpdeckel, der über die Gegenlichtblende gesteckt und dort arretiert wird.

Optische Leistung

Einhergehend mit der Positionierung des 14mm 2,4 als Premiumobjektiv innerhalb des Samyang Portfolios kann sich die Abbildungsleistung mehr als sehen lassen. Es kann durchaus mit Objektiven wie dem Nikon AF-S 14-24mm 2,8 G ED mithalten und dieses sogar überflügeln.

Die Bildschärfe ist bereits bei Offenblende f/2,4 in der Bildmitte hervorragend und fällt – insbesondere für ein Weitwinkel erstaunlich – nur moderat zum Bildrand hin ab. Leichts Abblenden auf f/2,8 vertreibt am Rand die letzte Unschärfe. Die äußersten Ecken liegen gegenüber den Bildrändern nochmals ein wenig hinsichtlich der Schärfe zurück, ohne jedoch selbst bei Offenblende matschig zu wirken. Ab Blende 4 bieten auch die Ecken eine hervorragende Bildschärfe. Ein hervorragendes Ergebnis für ein 14mm Objektiv.

Recht deutlich sichtbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung zwischen Blende 2,4 und 4,0. Ab Blende 5,6 ist sie jedoch vernachlässigbar. Chromatische Aberrationen sind sehr gut korrigiert und für ein Weitwinkel wenig ausgeprägt. Die tonnenförmige Verzeichnung ist  deutlich sichtbar, aber gut zu korrigieren. Farblich tendiert es in wärmere Farbspektrum, der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt.

Fazit

Keine günstige Verlegenheitslösung, sondern eine hervorragende Festbrennweite als optisch bessere Alternative zu vielen F Zoomobjektiven mit Anfangsbrennweite von 14mm – das fasst die Eigenschaften des Samyang XP 14mm 2,4 kurz und knapp zusammen.

Es kann natürlich nicht mit den neuesten 14mm Zooms für spiegellose Kameras mithalten, dafür sind die optischen Restriktionen der Spiegelreflexbajonette – für das es konstruiert wurde – zu stark. Aber für den Nikon F Mount wird man schwerlich ein besseres Objektiv bei Brennweite 14mm finden. Und selbst an einer Z Kamera mit 45 MP macht es eine sehr gute Figur.

Insbesondere für gleichzeitige Nutzer von F und Z Kameras eine klare Empfehlung!

Beispielfotos

Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8

Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S

Zoomobjektive mit einem Brennweitenbereich von 80/100-400mm und einer Lichtstärke von 4-5-5,6 sind eine recht junge Tradition bei Nikon. Im Jahr 2000 kam mit dem AF 80-400mm 4,5-5,6 D ED VR das erste Nikkor dieses Brennweitenbereichs auf den Markt. Es war gleichzeitig das erste Nikon Objektiv mit Bildstabilisator und wurde 2013 durch das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR abgelöst. Im November 2021 kam die dritte Variante in Form des Z Objektivs Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S auf den Markt.

Eine Gemeinsamkeit hat das Z 100-400mm mit seinem F Mount Vorgänger: es ist teuer. Recht ambitionierte 3.000 € kostete es Ende 2021, Anfang 2024 ist der Preis leicht auf rund 2.700 € gesunken.

Gehäuse und Handling

Mit 1,44kg ist das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S kein Leichtgewicht, aber gut handhabbar. Dazu trägt auch das speziell austarierte Linsensystem bei, welches beim Zoomen für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung sorgt. Der Schwerpunkt des Objektivs verschiebt sich dabei nicht – wie sonst üblich – an das vordere Ende des Objektivs, was das Handling von Kamera und Objektiv deutlich angenehmer gestaltet. Leider ist es Nikon nicht gelungen, das Objektiv als Innenzoom zu konstruieren, daher fährt der innere Objektivtubus beim Zoomen einige cm aus dem Gehäuse heraus.

Die Ausstattung des Z 100-400mm ist selbst für die S-Linie sehr üppig. Neben dem mechanischen Zoomring besitzt es noch jeweils einen separaten Fokus- und programmierbaren Funktionsring. Darüber hinaus stehen zwei separat belegbare Funktionstasten zur Verfügung, wobei der Fn2 rund um das Objektiv mehrfach angeboten wird. Ein Ausstattungsmerkmal aus den frühen Tagen des Z Systems, welches von Nikon anscheinend bei neueren Objektiven nicht mehr implementiert wird, ist das mini-Display, über das man sich entweder die eingestellte Blende oder die Fokusdistanz anzeigen lassen kann.

An Schaltern steht lediglich ein A/M Umschalter und ein Fokusbegrenzer zur Verfügung. Einen Schalter für VR an/aus sucht man – wie heutzutage leider üblich – vergebens.

Als Mitglied der Nikkor S Objektivfamilie gelten gehobene Standards, die ausnahmslos erfüllt werden: tadellose Verarbeitung, solides Gehäuse, zusätzlicher Einstellring, sowie ein leiser und schneller Autofokus erfreuen den Fotografen. Die Geschwindigkeit des Autofokus ist nicht mit der eines f/2,8 Zooms vergleichbar, ist aber dennoch ausreichend schnell um Vögel im Flug zu verfolgen. Es fokussiert etwas schneller als das neuere Z 180-600 und deutlich schneller als die älteren 100-400mm F Mount Objektive von Sigma und Tamron.

Äußerst nützlich ist auch die geringe Naheinstellgrenze von 0,98m bei 400mm. Dadurch wird ein schon Makrotauglicher Abbildungsmaßstab von 1:2,6 erreicht. Allerdings ist die Schärfentiefe an der Naheinstellgrenze bei 400mm physikalisch bedingt sehr gering. Die Offenblende ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: 100mm 4,5 – 125mm 4,8 – 185mm 5,0 – 270mm 5,3 – 360mm 5,6.

Optische Leistung

Wie bei vielen Z Objektiven bisher, zeigt auch das 100-400mm ab Offenblende eine beeindruckende Bildschärfe. Es sind nur marginale Unterschiede durch Abblenden sichtbar – und die über den gesamten Bildbereich bei allen Brennweiten. Wie bei fast allen Zoomobjektiven üblich, lässt das Auflösungsvermögen zum langen Ende hin etwas nach. Im Fall vom Z 100-400mm bedeutet dies aber auch, dass es selbst bei 400mm und Offenblende 5,6 eine immer noch sehr gute Bildschärfe erreicht wird, die sich durch geringfügiges Abblenden um eine Drittelblende auf f/6,3 nochmals verbessert. Das Vorgängermodell für den F Mount, das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR muss sich über den gesamten Brennweitenbereich sichtbar und insbesondere zwischen 300mm 400mm deutlich geschlagen geben. Auch die F Mount Alternativen von Sigma und Tamron werden auf Distanz gehalten.   

Hinsichtlich der allgemeinen Bildparameter, wie Farbdarstellung, Kontrast und Verzeichnung wird das Objektiv dem S-Label deutlich gerecht. Aufnahmen mit dem Z 100-400mm wirken auch im direkten Vergleich mit dem neueren Z 180-600mm lebendiger. Insgesamt entspricht die Bildqualität dem eines professionellen Zoomobjektivs und ist mit der eines 70-200mm 2,8 Zooms vergleichbar. Im Prinzip tauscht man Lichtstärke gegen einen größeren Brennweitenbereich.

Vollständig vernachlässigbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung. Selbst bei Offenblende fällt diese kaum auf. Ebenso kaum sichtbar sind Chromatische Aberrationen. Farbsäume an kontraststarken Kanten sind somit kein Thema. Recht ungewöhnlich für ein Zoom ist die hervorragende Kompatibilität mit Telekonvertern. Insbesondere der Nikon Z 1,4x Telekonverter beeinträchtigt die Bildqualität weniger, als man es erwarten würde. Bei 400mm und Offenblende ergibt sich daraus eine 560mm f/8 Kombination, die durchaus auch ohne Abblenden gut nutzbar ist. Wie üblich, steigert Abblenden die Schärfeleistung bei Nutzung eines Telekonverters, wobei hier das Optimum bereits mit f/7,1 (Blende 10 effektiv) erreicht wird.

Fazit

In der Summe seiner Eigenschaften kann das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S überzeugen. Es hat ein sehr gutes Packmaß, ist mit 1,44kg nicht zu schwer, lässt sich auch an kleineren Z Kameragehäusen wie einer Z7 aufgrund der ausgewogenen Gewichtsverteilung angenehm handhaben, bietet eine exzellente Bildqualität bei allen Brennweiten, fokussiert sehr zügig, bietet eine ungewöhnlich kurze Naheinstellgrenze und harmoniert hervorragend mit dem Z 1,4x Telekonverter.

Es ist ein echtes Allorundobjektiv, welches in der Summe seiner Eigenschaften vollends überzeugt. Das größte Problem dürfte jedoch der Preis sein. Knapp unter 3.000 Euro sind eine Ansage. Daher dürfte es verlockend sein, ein älteres F Mount Tamron oder Sigma 100-400mm Objektiv via FTZ zu adaptieren. Schließlich lassen sich – gemessen am Neupreis – rund 2.000 Euro sparen. Ich habe lange mit diesen beiden Fremdherstellerobjektiven an F und Z Kameras fotografiert und kann im Vergleich sagen, dass das Nikkor Z 100-400mm von der Bildqualität her eine ganze Klasse über diesen beiden Objektiven liegt. Dennoch ist der Aufpreis schwer verdaulich.

Beispielfotos

Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/5,6 (f/8 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/7,1 (f/10 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR @ 200mm f/5,0
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 100mm f/4,5
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/7,1

© 2025 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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