Festbrennweiten unterhalb von 20mm gehören seit 1971 zum Objektivprogramm von Nikon. Viel Liebe haben die Produktverantwortlichen in Japan diesem Marktsegment allerdings nicht entgegengebracht. Abgesehen von Fischaugenobjektiven sind lediglich 7 Nikkor Festbrennweiten mit 13mm, 14mm, 15mm und 18mm in etwas über 50 Jahren auf den Markt gekommen.
Die letzte, neu erschienene Festbrennweite in diesem Bereich datiert mit dem hier vorgestellten AF 14mm 2,8 D ED aus dem Jahr 2000. Es wurde bis 2020 zu Anfangs 1.900 € etwas über 24.000 Mal verkauft, später sank der Straßenpreis auf rund 1.500 €.
Gehäuse und Handling
Das AF 14mm 2,8 D ED ist hervorragend verarbeitet und bietet mit seinem Metallgehäuse auch ein haptisches Erlebnis, wie man es heutzutage nicht mehr bekommt. Die 670g in einem relativ kompakten Gehäuse verstärken das Gefühl von Qualität und Wertigkeit.
Lediglich der für die Nikon Modelle der 1990er Jahre typische A/M Umschlater in Form eines Plastikrings schmählert den Gesamteindruck etwas.
Ebenso aus den 90er Jahren stammt der Autofokus via Schraubendreher. Als eines der letzten Objektive ist das 14mm somit nicht mit einem AF-S Antrieb ausgestattet und fokussiert nur an Gehäusen mit eingebautem Fokusmotor automatisch. An den spiegellosen Z Kameras ist adaptiert über den FTZ nur manueller Fokus möglich.
Optische Leistung
Anhand der Ausstattungsdetails A/M Ring und Autofokus via Schraubenantrieb lässt sich vermuten, dass sich das Af 14mm 2,8 D ED spätestens seit Mitte der 90er Jahre im Designprozess befunden hat. Sehr wahrscheinlich ist es noch enstprechend der Anforderungen von 35mm Film konstruiert worden – was sich leider überdeutlich in der optischen Leistung an Digitalkameras zeigt.
Bei Offenblende hat man aufgrund der starken Vignettierung den Eindruck, das Motiv durch einen Tunnel zu betrachten. Erst bei Blende 8 reduziert sich die Vignettierung auf ein gut korrigierbares Niveau.
Die Schärfe kann bei Offenblende in der Bildmitte nur wenig überzeugen, die Ränder sind schlicht matschig. Erst bei Blende 8 kann man den Bildrand als akzeptabel bezeichnen. Begleitet wird das mangelnde Auflösungsvermögen in den Randbereichen von recht deutlich ausgeprägten Farbsäumen. Erst Blende 11 kann einigermaßen über das gesamte Bildfeld hinweg überzeugen – auch wenn die Bildmitte bereits wieder an Schärfe verliert und an hoch auflösenden Sensoren die Diffraktion zuschlägt.
Ebenso nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist die Anfälligkeit für Lensflares, moderne Zooms sind deutlich weniger anfällig für Reflektionsflecken. Die Farbabstimmung tendiert – wie für Nikkore dieser Zeit typisch – in die kühl-neutrale Richtung.
Einzig bei der Verzeichnung kann das AF 14mm 2,8 D ED punkten. Für ein 14mm Objektiv fällt sie durchschnittlich deutlich aus, auch im Vergleich zu neueren Objektiven.
Fazit
Bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. analoge Fotografie auf 35mm Film, ist der Einsatz des AF 14mm 2,8 D ED nicht mehr zu empfehlen. Ultraweitwinkel Festbrennweiten wurden von Zoomobjektiven wie dem deutlich besseren AF-S 14-24mm 2,8 G ED verdrängt. Diese Nische besetzen heute Fremdanbieter wie Samyang. Gleich mehrere verschiedene 14mm Festbrennweiten wurden von Samyang im Laufe der Jahre angeboten. Insbesondere das XP 14mm 2,4 sei an dieser Stelle empfohlen.
Für die spiegellosen Z Kameras dürfte ein Blick auf das Viltrox AF 16mm 1,8 lohnen – zumindest bis Nikon sein Angebot an Festbrennweiten unterhalb von 20mm erweitert. Aber auch hier gibt es mit den Z Objektiven 14-30mm 4,0 und 14-28mm 2,8 exzellente Alternativen in Form eines Zooms.