Relativ spät stellte Tokina Mitte 2015 seine Interpretation eine professionellen Normalzooms für digitale Spiegelreflexkameras mit durchgängiger Lichtstärke von Blende 2,8 vor. Moderate 1.100 Euro sollte das Objektiv für Nikon F und Canon EF zum Start kosten, der Straßenpreis fiel in der Folge auf rund 900 Euro.
Es war nie ein Verkaufsschlager und bereits um das Jahr 2020 verschwand es wieder vorm Markt, was sicherlich auch dem Schwenk hin zu spiegellosen Kameras geschuldet war. Es ist daher recht selten am Gebrauchtmarkt für knapp unter 400 Euro anzutreffen.
Gehäuse und Handling
Ein klassisches Tokina Objektiv erkennt man sofort: goldene Beschriftung, üppig dimensionierte und grob strukturierte Brennweiten- und Fokusringe, goldener Ring rund um die Fassung der Frontlinse.
Fasst man es an, stellt sich ebenso ein typisches Tokina Gefühl ein: schwer, Objektivgehäuse weitestgehend aus Metall, solide und leicht schwergängige Mechanik, ungewöhnlicher AF/MF Umschaltmechanismus, bei dem der Fokusring in Längsrichtung verschoben wird und im jeweiligen Modus einrastet.

All diese Punkte treffen auch auf das AT-X Pro 24-70mm 2,8 zu. Das im Vergleich zum Nikon AF-S 24-70mm 2,8 G ED relativ gedrungene Objektiv bringt rund ein Kilogramm auf die Wage und vermittelt den Eindruck unerschütterlicher Solidität. Der Filterdurchmesser beträgt 82mm. Beim Zoomen fährt ein recht langer Innentubus heraus, der erfreulicherweise aus einem Stück besteht aus Metall gefertigt ist. Eine Seltenheit ist die von innen beflockte Gegenlichtblende zur Vermeidung von Reflektionen. Das Bajonett ist mit einer Gummilippe gegen Eindringen von Feuchtigkeit abgesichert.
Der Fokusmotor arbeitet recht gemütlich und deutlich hörbar. Bezüglich Fokusgeschwindigkeit haben die Konkurrenzobjektive von Nikon, Sigma und Tamron deutlich die Nase vorne.
Die Blende wird mechanisch per Hebel gesteuert, damit funktioniert es auch an älteren Gehäusen, welche die elektronische Blendeneinstellung nicht unterstützen. Es ist kompatibel zu spiegellosen Nikon Z Kameras und funktioniert am FTZ Adapter tadellos.
Optische Qualität
Bereits ab Offenblende kann die Schärfe im Bildzentrum vollends überzeugen, auch wenn sich an hellen Objekten eine Tendenz zur Überstrahlung mit ausfressenden Kanten einschleicht. Insbesondere zu 70mm hin legt sich ein leichter Schleier rund um helle Bildbereiche. Abgesehen davon ist die Bildschärfe in der Mitte bei 24mm exzellent, ab 35mm sehr gut. Zum Rand hin fällt die Schärfe deutlich ab, Abblenden auf Blende 4 behebt dies jedoch. Ab Blende 5,6 bietet das gesamte Bildfeld bei allen Brennweiten eine exzellente Bildschärfe. Zwischen 35mm und 70mm bilden die Ränder bereits ab Blende 4 scharf ab.
Insbesondere im Weitwinkelbereich ist das Tokina schärfer als das Nikon AF-S 24-70mm 2,8 G ED. Speziell am Bildrand kommt das Nikon ab Blende 5,6 nicht mehr mit.
Außergewöhnlich sind auch Farbdarstellung und Kontrast. Gesättigte Farben und deutlicher Bildkontrast heben das Tokina sichtbar von vergleichbaren Objektiven ab. Hinzu kommt eine sehr weiche Hintergrundunschärfe bzw. Bokeh.
So wie die physischen und mechanischen Eigenschaften typisch sind für Tokina Objektive, so sind es auch einige optische Eigenarten. Zu denen gehören seit jeher Farbquerfehler / Farbsäume an kontraststarken Bildbereichen. Das AT-X Pro 24-70mm 2,8 schlägt sich in dieser Hinsicht erfreulicherweise etwas besser als die meisten Tokina Objektive, kommt aber an die Leistung eines Nikon 24-70mm 2,8 nicht heran. Da sich diese Farbsäume leicht korrigieren lassen, sollte dies in der Praxis nur eine unbedeutende Einschränkung darstellen. Die Vignettierung fällt für ein Objektiv dieser Klasse typisch aus.
Ein negativer Aspekt ist die Anfälligkeit für Streif- und Gegenlicht. Hier schneidet das Tokina AT-X Pro 24-70mm 2,8 unterdurchschnittlich ab. Man fängt sich bei tief stehender Sonne sehr leicht Reflektionsflecken ein, im Gegenlicht bricht der Kontrast zusammen.
Fazit
Sucht man ein Reportageobjektiv, ist man mit den Nikon Objektiven besser bedient. Sie fokussieren deutlich schneller, leiser und sind weniger anfällig für Streif- und Gegenlicht.
Geht es hingegen um Landschaftsfotografie, kann das Tokina 24-70mm 2,8 punkten. Es bietet eine deutlich unterscheidbare Abbildungsleistung mit gesöttigten Farben, Kontrasten und weicherem Bokeh. Zusätzlich ist die Bildschärfe abgeblendet auf Blende 5,6 höher als beim älteren AF-S 24-70mm 2,8 G ED.
Wenn man mit den beschriebenen Einschränkungen (insbesondere lahmer AF) leben kann, ist es durchaus eine Empfehlung wert. Es schägt sich in vielen Bereichen besser als das Nikon AF-S G 24-70mm 2,8 ED, kommt jedoch in der Summe der Eigenschaften nicht an das spätere Nikon AF-S 24-70mm 2,8 E VR heran.
Beispiele




