AuthorDennis Saßmannshausen

Nikkor AF 14mm 2,8 D ED

Festbrennweiten unterhalb von 20mm gehören seit 1971 zum Objektivprogramm von Nikon. Viel Liebe haben die Produktverantwortlichen in Japan diesem Marktsegment allerdings nicht entgegengebracht. Abgesehen von Fischaugenobjektiven sind lediglich 7 Nikkor Festbrennweiten mit 13mm, 14mm, 15mm und 18mm in etwas über 50 Jahren auf den Markt gekommen.

Die letzte, neu erschienene Festbrennweite in diesem Bereich datiert mit dem hier vorgestellten AF 14mm 2,8 D ED aus dem Jahr 2000. Es wurde bis 2020 zu Anfangs 1.900 € etwas über 24.000 Mal verkauft, später sank der Straßenpreis auf rund 1.500 €.

Gehäuse und Handling

Das AF 14mm 2,8 D ED ist hervorragend verarbeitet und bietet mit seinem Metallgehäuse auch ein haptisches Erlebnis, wie man es heutzutage nicht mehr bekommt. Die 670g in einem relativ kompakten Gehäuse verstärken das Gefühl von Qualität und Wertigkeit.

Lediglich der für die Nikon Modelle der 1990er Jahre typische A/M Umschlater in Form eines Plastikrings schmählert den Gesamteindruck etwas.

Ebenso aus den 90er Jahren stammt der Autofokus via Schraubendreher. Als eines der letzten Objektive ist das 14mm somit nicht mit einem AF-S Antrieb ausgestattet und fokussiert nur an Gehäusen mit eingebautem Fokusmotor automatisch. An den spiegellosen Z Kameras ist adaptiert über den FTZ nur manueller Fokus möglich.

Optische Leistung

Anhand der Ausstattungsdetails A/M Ring und Autofokus via Schraubenantrieb lässt sich vermuten, dass sich das Af 14mm 2,8 D ED spätestens seit Mitte der 90er Jahre im Designprozess befunden hat. Sehr wahrscheinlich ist es noch enstprechend der Anforderungen von 35mm Film konstruiert worden – was sich leider überdeutlich in der optischen Leistung an Digitalkameras zeigt.

Bei Offenblende hat man aufgrund der starken Vignettierung den Eindruck, das Motiv durch einen Tunnel zu betrachten. Erst bei Blende 8 reduziert sich die Vignettierung auf ein gut korrigierbares Niveau.

Die Schärfe kann bei Offenblende in der Bildmitte nur wenig überzeugen, die Ränder sind schlicht matschig. Erst bei Blende 8 kann man den Bildrand als akzeptabel bezeichnen. Begleitet wird das mangelnde Auflösungsvermögen in den Randbereichen von recht deutlich ausgeprägten Farbsäumen. Erst Blende 11 kann einigermaßen über das gesamte Bildfeld hinweg überzeugen – auch wenn die Bildmitte bereits wieder an Schärfe verliert und an hoch auflösenden Sensoren die Diffraktion zuschlägt.

Ebenso nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist die Anfälligkeit für Lensflares, moderne Zooms sind deutlich weniger anfällig für Reflektionsflecken. Die Farbabstimmung tendiert – wie für Nikkore dieser Zeit typisch – in die kühl-neutrale Richtung.  

Einzig bei der Verzeichnung kann das AF 14mm 2,8 D ED punkten. Für ein 14mm Objektiv fällt sie durchschnittlich deutlich aus, auch im Vergleich zu neueren Objektiven.

Fazit

Bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. analoge Fotografie auf 35mm Film, ist der Einsatz des AF 14mm 2,8 D ED nicht mehr zu empfehlen. Ultraweitwinkel Festbrennweiten wurden von Zoomobjektiven wie dem deutlich besseren AF-S 14-24mm 2,8 G ED verdrängt. Diese Nische besetzen heute Fremdanbieter wie Samyang. Gleich mehrere verschiedene 14mm Festbrennweiten wurden von Samyang im Laufe der Jahre angeboten. Insbesondere das XP 14mm 2,4 sei an dieser Stelle empfohlen.

Für die spiegellosen Z Kameras dürfte ein Blick auf das Viltrox AF 16mm 1,8 lohnen – zumindest bis Nikon sein Angebot an Festbrennweiten unterhalb von 20mm erweitert. Aber auch hier gibt es mit den Z Objektiven 14-30mm 4,0 und 14-28mm 2,8 exzellente Alternativen in Form eines Zooms.

Beispielfotos

AF 14mm 2,8 D ED @ f/2,8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/4,0
AF 14mm 2,8 D ED @ f/5,6
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8
AF 14mm 2,8 D ED @ f/8

Nikkor Z 180-600mm 5,6-6,3 VR

Mit dem AF-S 200-500mm 5,6 E ED VR landete Nikon im Jahr 2015 einen großen Verkaufserfolg. Dementsprechend früh tauchte ein 200-600mm Objektiv auf der Nikon Z Roadmap auf, was im Herbst 2023 schließlich in Form eines Z 180-600mm 5,6-6,3 VR für 2.000 € auf den Markt kam. Das Objektiv ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Tamron, Patent WO/2024/062958 .

Gehäuse und Handling

Im Gegensatz zum Vorgänger für den F Mount verliert das Z 180-600mm rund 300g an Gewicht, wiegt aber immer noch 1,95 kg. Insgesamt ist die Verarbeitung nicht zu beanstanden, hält aber hinsichtlich der verwendeten Materialien einen Respektabstand zu den S-Line Objektiven.

Mechanische Schalter scheinen in der Produktion sehr teuer zu sein, jedenfalls könnte man bei Nikons Z Objektiven mit Bildstabilisator auf diese Idee kommen. Einen VR an/aus Schalter sucht man vergeblich und muss das Kameramenü bemühen. Immerhin bleiben ein A/M Umschalter und der Fokuslimiter 6m-Unendlich erhalten.   

Für die Größe und das Gewicht lässt sich das 180-600mm ausgesprochen angenehm handhaben. Nikon hat es durch verschiedenste Maßnahmen geschafft, dass sich das Objektiv leichter anfühlt, als es mit knapp 2kg eigentlich ist. Dazu trägt unter anderem die Gewichtsverteilung und der gegenüber dem F 200-500mm 5,6 verringerte Objektivdurchmesser bei.

Wichtigste Änderung hinsichtlich der Handhabung ist jedoch der innenliegende Zoom, der zusammen mit der Innenfokussierung dafür sorgt, dass das Objektiv unabhängig von der Aufnahmesituation immer die gleiche Länge besitzt. Der gut gedämpfte Zoomring benötigt nur noch 70 Grad Drehung, um zwischen 180mm und 600mm Brennweite zu wechseln. Im Vergleich zum Z 180-600mm kommt einem das F 200-500mm 5,6 wie ein schwerer, unhandlicher Brocken vor.

Der Autofokus arbeitet etwas flotter als beim F 200-600mm 5,6 und minimal langsamer als beim Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S Objektiv. Er ist ausreichend schnell für das Tracking von Vögeln im Flug. Die  maximale Lichtstärke ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: f/5,6: 180mm bis 290mm, f/6,0 bis 480mm, danach f/6,3. Die Naheinstellgrenze beträgt zwischen 1,3m-2,4m, wobei letzteres für 600mm gilt. Es taugt daher nicht unbedingt als Makroobjektiversatz, bietet aber dennoch einen ausreichenden Abbildungsmaßstab für größere Insekten wie z.B. Libellen oder Schmetterlinge.

Optische Leistung

Die Charakteristik bezüglich der Bildschärfe ist schnell erzählt: zwischen 180mm und 500mm macht es für die Bildschärfe keinen Unterschied, ob man bei Offenblende oder abgeblendet fotografiert, lediglich oberhalb von 500mm lassen sich minimale Unterschiede ausmachen. Insgesamt lässt die Bildschärfe zu 600mm hin nach, wobei der Unterschied weniger stark ausfällt als bei Supertelezooms vergangener Generationen. Die Bildschärfe fällt von der Bildmitte aus moderat zum Rand hin ab, was sich durch Abblenden nicht verändert.

Die Vignettierung ist unabhängig von Brennweite und Blende unauffällig, das Bokeh angenehm weich.  

Im Vergleich zum Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S wirken die Aufnahmen mit dem Z 180-600mm etwas kontrastärmer und insgesamt weniger lebhaft. Der Unterschied ist zwar gering, aber wahrnehmbar. Bei allen Brennweiten zwischen 100mm und 350mm hat das Z 100-400mm die Nase hinsichtlich der Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg deutlich vorne, unabhängig von der gewählten Blende. Dafür bildet das Z 180-600mm bei 400mm und Blende 6,0 minimal schärfer ab als das kürzere Zoom bei 400mm und Offenblende. Blendet man das 100-400 jedoch auf f/6,3 ab, bietet es wieder die minimal bessere Auflösung.

Vignettierung und Verzeichnung sind unauffällig bis nicht vorhanden. Gleiches gilt für Farbsäume/CA’s, auch wenn sie etwas ausgeprägter als z.B. beim Z 100-400mm sind.

Betrachtet man das Z 180-600mm als Nachfolger des Mount AF-S 200-500mm 5,6 E muss man feststellen, dass das neuere Z Objektiv in jeder Hinsicht eine Verbesserung darstellt. Neben den bereits erwähnten Verbesserungen im Handling und dem schnelleren Autofokus, bietet das Z 180-600mm in allen Belangen die bessere optische Leistung. Insbesondere oberhalb von 400mm bildet es schärfer ab.   

Mit dem 1,4x Telekonverter leidet die Bildqualität des Z 180-600mm mehr als beim Z 100-400mm, ist aber dennoch erstaunlich brauchbar. Einen Einsatz des 2,0x Telekonverters halte ich aufgrund der resultierenden Lichtstärke für wenig sinnvoll, auch wenn es technisch möglich ist und erstaunlich gute Ergebnisse erzielt.   

Fazit

Ein grundsolides Objektiv mit überzeugender optischer Leistung. Es kommt im Bildeindruck nicht ganz an S-Line Nikkore heran, wobei die Unterschiede sehr gering sind. In der Kombination aus Handling, Bildqualität und Autofokus ein hervorragendes Gesamtpaket.

Beispielfotos

Samyang XP 14mm 2,4

Seit 2012 bietet Samyang manuelle 14mm 2,8 Objektive für diverse Kamerasysteme an. Oft überarbeitet und zusätzlich unter verschiedenen Markennamen vertrieben, stellt das ursprüngliche Samyang 14mm 2,8 Objektiv den günstigen Einstieg in die Welt der Ultraweitwinkel dar. Im Herbst 2016 erschien eine deutlich verbesserte Version in Samyangs „XP“ Premiumserie mit Lichtstärke f/2,4. Das Objektiv ist für Spiegelreflexkameras gerechnet und Anfang 2024 für Canon EF und Nikon F für ca. 800 € weiterhin erhältlich.

Gehäuse und Handling

Das solide und aus Metall gefertigte Gehäuse macht einen sehr wertigen Eindruck. Mit knapp 800g ist es auch kein Leichtgewicht. Der sehr gut gedämpfte Fokusring mit langem Fokusweg verstärkt den positiven Eindruck. Lediglich die Beschichtung des Fokusrings mit einem flachen, aber Staub anziehenden Gummirings ist fragwürdig. Sicherlich hat man sich damit optisch an den Zeiss Objektiven orientiert – worauf ich aber zugunsten eines einfacher sauber zu haltenden Fokusrings gerne verzichtet hätte. Das Gehäuse ist nicht gegen Spritzwasser abgedichet.

Das XP 14mm 2,4 verfügt über elektronische Kontakte, somit wird die Blende über die Kamera eingestellt. Die Blendensteuerung erfolgt mechanisch via Blendenhebel. Ein Blendenring ist nicht vorhanden. Das Objektiv funktioniert einwandfrei via FTZ Adapter an den spiegellosen Nikon Z Modellen und eignet sich aufgrund der mechanischen Blendensteuerung auch für 35mm Filmkameras aus den 1990er Jahren (Stichwort G Kompatibilität).

Die aus Plastik gefertigte Gegenlichtblende ist fest verbaut und schützt die gewölbte Frontlinse effektiv. Für den Transport dient als Schutz ein Stülpdeckel, der über die Gegenlichtblende gesteckt und dort arretiert wird.

Optische Leistung

Einhergehend mit der Positionierung des 14mm 2,4 als Premiumobjektiv innerhalb des Samyang Portfolios kann sich die Abbildungsleistung mehr als sehen lassen. Es kann durchaus mit Objektiven wie dem Nikon AF-S 14-24mm 2,8 G ED mithalten und dieses sogar überflügeln.

Die Bildschärfe ist bereits bei Offenblende f/2,4 in der Bildmitte hervorragend und fällt – insbesondere für ein Weitwinkel erstaunlich – nur moderat zum Bildrand hin ab. Leichts Abblenden auf f/2,8 vertreibt am Rand die letzte Unschärfe. Die äußersten Ecken liegen gegenüber den Bildrändern nochmals ein wenig hinsichtlich der Schärfe zurück, ohne jedoch selbst bei Offenblende matschig zu wirken. Ab Blende 4 bieten auch die Ecken eine hervorragende Bildschärfe. Ein hervorragendes Ergebnis für ein 14mm Objektiv.

Recht deutlich sichtbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung zwischen Blende 2,4 und 4,0. Ab Blende 5,6 ist sie jedoch vernachlässigbar. Chromatische Aberrationen sind sehr gut korrigiert und für ein Weitwinkel wenig ausgeprägt. Die tonnenförmige Verzeichnung ist  deutlich sichtbar, aber gut zu korrigieren. Farblich tendiert es in wärmere Farbspektrum, der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt.

Fazit

Keine günstige Verlegenheitslösung, sondern eine hervorragende Festbrennweite als optisch bessere Alternative zu vielen F Zoomobjektiven mit Anfangsbrennweite von 14mm – das fasst die Eigenschaften des Samyang XP 14mm 2,4 kurz und knapp zusammen.

Es kann natürlich nicht mit den neuesten 14mm Zooms für spiegellose Kameras mithalten, dafür sind die optischen Restriktionen der Spiegelreflexbajonette – für das es konstruiert wurde – zu stark. Aber für den Nikon F Mount wird man schwerlich ein besseres Objektiv bei Brennweite 14mm finden. Und selbst an einer Z Kamera mit 45 MP macht es eine sehr gute Figur.

Insbesondere für gleichzeitige Nutzer von F und Z Kameras eine klare Empfehlung!

Beispielfotos

Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/2,4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/4
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8
Samyang XP 14mm 2,4 @ f/8

Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S

Zoomobjektive mit einem Brennweitenbereich von 80/100-400mm und einer Lichtstärke von 4-5-5,6 sind eine recht junge Tradition bei Nikon. Im Jahr 2000 kam mit dem AF 80-400mm 4,5-5,6 D ED VR das erste Nikkor dieses Brennweitenbereichs auf den Markt. Es war gleichzeitig das erste Nikon Objektiv mit Bildstabilisator und wurde 2013 durch das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR abgelöst. Im November 2021 kam die dritte Variante in Form des Z Objektivs Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S auf den Markt.

Eine Gemeinsamkeit hat das Z 100-400mm mit seinem F Mount Vorgänger: es ist teuer. Recht ambitionierte 3.000 € kostete es Ende 2021, Anfang 2024 ist der Preis leicht auf rund 2.700 € gesunken.

Gehäuse und Handling

Mit 1,44kg ist das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S kein Leichtgewicht, aber gut handhabbar. Dazu trägt auch das speziell austarierte Linsensystem bei, welches beim Zoomen für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung sorgt. Der Schwerpunkt des Objektivs verschiebt sich dabei nicht – wie sonst üblich – an das vordere Ende des Objektivs, was das Handling von Kamera und Objektiv deutlich angenehmer gestaltet. Leider ist es Nikon nicht gelungen, das Objektiv als Innenzoom zu konstruieren, daher fährt der innere Objektivtubus beim Zoomen einige cm aus dem Gehäuse heraus.

Die Ausstattung des Z 100-400mm ist selbst für die S-Linie sehr üppig. Neben dem mechanischen Zoomring besitzt es noch jeweils einen separaten Fokus- und programmierbaren Funktionsring. Darüber hinaus stehen zwei separat belegbare Funktionstasten zur Verfügung, wobei der Fn2 rund um das Objektiv mehrfach angeboten wird. Ein Ausstattungsmerkmal aus den frühen Tagen des Z Systems, welches von Nikon anscheinend bei neueren Objektiven nicht mehr implementiert wird, ist das mini-Display, über das man sich entweder die eingestellte Blende oder die Fokusdistanz anzeigen lassen kann.

An Schaltern steht lediglich ein A/M Umschalter und ein Fokusbegrenzer zur Verfügung. Einen Schalter für VR an/aus sucht man – wie heutzutage leider üblich – vergebens.

Als Mitglied der Nikkor S Objektivfamilie gelten gehobene Standards, die ausnahmslos erfüllt werden: tadellose Verarbeitung, solides Gehäuse, zusätzlicher Einstellring, sowie ein leiser und schneller Autofokus erfreuen den Fotografen. Die Geschwindigkeit des Autofokus ist nicht mit der eines f/2,8 Zooms vergleichbar, ist aber dennoch ausreichend schnell um Vögel im Flug zu verfolgen. Es fokussiert etwas schneller als das neuere Z 180-600 und deutlich schneller als die älteren 100-400mm F Mount Objektive von Sigma und Tamron.

Äußerst nützlich ist auch die geringe Naheinstellgrenze von 0,98m bei 400mm. Dadurch wird ein schon Makrotauglicher Abbildungsmaßstab von 1:2,6 erreicht. Allerdings ist die Schärfentiefe an der Naheinstellgrenze bei 400mm physikalisch bedingt sehr gering. Die Offenblende ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: 100mm 4,5 – 125mm 4,8 – 185mm 5,0 – 270mm 5,3 – 360mm 5,6.

Optische Leistung

Wie bei vielen Z Objektiven bisher, zeigt auch das 100-400mm ab Offenblende eine beeindruckende Bildschärfe. Es sind nur marginale Unterschiede durch Abblenden sichtbar – und die über den gesamten Bildbereich bei allen Brennweiten. Wie bei fast allen Zoomobjektiven üblich, lässt das Auflösungsvermögen zum langen Ende hin etwas nach. Im Fall vom Z 100-400mm bedeutet dies aber auch, dass es selbst bei 400mm und Offenblende 5,6 eine immer noch sehr gute Bildschärfe erreicht wird, die sich durch geringfügiges Abblenden um eine Drittelblende auf f/6,3 nochmals verbessert. Das Vorgängermodell für den F Mount, das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR muss sich über den gesamten Brennweitenbereich sichtbar und insbesondere zwischen 300mm 400mm deutlich geschlagen geben. Auch die F Mount Alternativen von Sigma und Tamron werden auf Distanz gehalten.   

Hinsichtlich der allgemeinen Bildparameter, wie Farbdarstellung, Kontrast und Verzeichnung wird das Objektiv dem S-Label deutlich gerecht. Aufnahmen mit dem Z 100-400mm wirken auch im direkten Vergleich mit dem neueren Z 180-600mm lebendiger. Insgesamt entspricht die Bildqualität dem eines professionellen Zoomobjektivs und ist mit der eines 70-200mm 2,8 Zooms vergleichbar. Im Prinzip tauscht man Lichtstärke gegen einen größeren Brennweitenbereich.

Vollständig vernachlässigbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung. Selbst bei Offenblende fällt diese kaum auf. Ebenso kaum sichtbar sind Chromatische Aberrationen. Farbsäume an kontraststarken Kanten sind somit kein Thema. Recht ungewöhnlich für ein Zoom ist die hervorragende Kompatibilität mit Telekonvertern. Insbesondere der Nikon Z 1,4x Telekonverter beeinträchtigt die Bildqualität weniger, als man es erwarten würde. Bei 400mm und Offenblende ergibt sich daraus eine 560mm f/8 Kombination, die durchaus auch ohne Abblenden gut nutzbar ist. Wie üblich, steigert Abblenden die Schärfeleistung bei Nutzung eines Telekonverters, wobei hier das Optimum bereits mit f/7,1 (Blende 10 effektiv) erreicht wird.

Fazit

In der Summe seiner Eigenschaften kann das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S überzeugen. Es hat ein sehr gutes Packmaß, ist mit 1,44kg nicht zu schwer, lässt sich auch an kleineren Z Kameragehäusen wie einer Z7 aufgrund der ausgewogenen Gewichtsverteilung angenehm handhaben, bietet eine exzellente Bildqualität bei allen Brennweiten, fokussiert sehr zügig, bietet eine ungewöhnlich kurze Naheinstellgrenze und harmoniert hervorragend mit dem Z 1,4x Telekonverter.

Es ist ein echtes Allorundobjektiv, welches in der Summe seiner Eigenschaften vollends überzeugt. Das größte Problem dürfte jedoch der Preis sein. Knapp unter 3.000 Euro sind eine Ansage. Daher dürfte es verlockend sein, ein älteres F Mount Tamron oder Sigma 100-400mm Objektiv via FTZ zu adaptieren. Schließlich lassen sich – gemessen am Neupreis – rund 2.000 Euro sparen. Ich habe lange mit diesen beiden Fremdherstellerobjektiven an F und Z Kameras fotografiert und kann im Vergleich sagen, dass das Nikkor Z 100-400mm von der Bildqualität her eine ganze Klasse über diesen beiden Objektiven liegt. Dennoch ist der Aufpreis schwer verdaulich.

Beispielfotos

Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/5,6 (f/8 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/7,1 (f/10 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR @ 200mm f/5,0
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 100mm f/4,5
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/7,1

Nikkor AF-S 24-70mm 2,8E ED VR

Die letzte Version des Nikkor Normalzooms für das F Bajonett und den professionellen Einsatz kam im Herbst 2015 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.499 € auf den Markt. Der Straßenpreis entwickelte sich im Folgejahr recht schnell in Richtung 2.200 Euro und sank bis 2020 auf rund 1.800 €. Anfang 2024 ist es weiterhin als Neuware erhältlich, auch wenn sich die Ära der Spiegelreflexkameras von Nikon dem Ende zuneigt. Gebraucht werden rund 1.000 € fällig.

Als Nachfolger des populären und sagenhafte eine Million Mal verkauften AF-S 24-70mm 2,8G ED hatte es das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR recht schwer. Größe und Gewicht sorgten bei der Vorstellung des Objektivs für einigen Unmut, insbesondere der 82mm Filterdurchmesser kam nach dem jahrzehntelang eingeführten Standard von 77mm nicht gut an. Aber auch die zeitliche Abfolge verhinderte einen großen Verkaufserfolg. 2018 kamen bereits die spiegellosen Z Modelle auf den Markt, womit das Ende des F Bajonetts eingeläutet wurde. Die Tatsache, dass Nikon den Vorgänger zunächst für rund 1.000 € weniger im Angebot behielt, half den Verkaufszahlen auch nicht. Anhand der bekannten Seriennummern sind bis 2024 rund 180.000 Exemplare verkauft worden. Immer noch eine stattliche Anzahl für ein teures Profizoom, aber auch nur 20% des Vorgängermodells im gleichen Zeitraum.

Gehäuse und Handling

Im Prinzip sieht das E VR Objektiv aus wie eine aufgeblasene Version des Vorgängers. Sowohl die Länge, als auch der Durchmesser haben um 0,5 bzw. rund 2,2cm zugelegt. Das Gewicht stieg von 920g auf 1070.g. Dafür bietet es als erstes Nikkor Profi Normalzoom eine Bildstabilisierung und auch die optische Konstruktion wurde grundlegend überarbeitet, was zu einem deutlich komplexeren Aufbau führte.

Wie der Vorgänger auch ist das E VR ein innenfokussierendes Objektiv, aber kein interner Zoom. Es verändert somit beim Zoomen minimal die Länge. Die Verarbeitungsqualität ist tadellos, auch wenn etwas mehr Plastik in der Außenhülle zum Einsatz kommt.

Dennoch darf das E VR im Vergleich zum G Objektiv als stabiler gelten. Der Vorgänger entwickelte oftmals einen Widerstand im Zoomantrieb, der mit der Zeit bis zur Unbeweglichkeit desselben führte. Das neuere Objektiv weist diese Schwachstelle nicht mehr auf. Generell sind nach 8 Jahren keine modelltypischen Probleme bekannt.

Eine herausragende Verbesserung betrifft den Autofokus. Fokussiert das AF-S 24-70mm 2,8G ED schon schnell, setzt das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR noch einen oben drauf. Es fokussiert unglaublich schnell und leise.

Die Blende wird – wie durch die Bezeichnung E im Modellnamen angezeigt – elektronisch gesteuert. Somit ist das 24-70mm 2,8E VR ED nicht an Kameras für 35mm Film einsetzbar.  

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR (links) und der Vorgänger G ED (rechts)

Optische Qualität

Hinsichtlich der optischen Qualitäten hat Nikon beim letzten 24-70mm 2,8 für F an der Ausgewogenheit der Bildqualität gearbeitet. Die G-Version war eindeutig auf die Event- und Pressearbeit optimiert, mit einem starken Fokus auf die Schärfe im Bildzentrum. Das E-Objektiv reduziert den Schärfeabfall zum Bildrand insbesondere im Weitwinkelbereich deutlich und bietet damit eine ausgewogenere Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg.

In der Bildmitte kann die Schärfe bei Blende 2,8 zwischen 24mm und 50mm vollends überzeugen, zwischen 50 und 70mm lässt das Auflösungsvermögen leicht nach, bleibt aber immer noch auf einem sehr guten Niveau. Die Bildräder weisen im Weitwinkelbereich zwischen 24mm und 28mm bereits bei Blende 2,8 eine gute, abgeblendet auf 4,0 eine sehr gute Detailzeichnung auf. Zwischen 28mm und 50mm sind die Bildränder bereits bei Offenblende sehr gut, abgeblendet auf 4,0 exzellent, bevor die Schärfe analog zur Bildmitte in Richtung 70mm bei Blende 2,8 wieder leicht abnimmt.

Das neue E Objektiv stellt hinsichtlich der Bildschärfe das Gegenteil zum G Modell dar. Während das ältere Objektiv im Weitwinkelbereich deutliche Schwächen aufweist, kann die E Version deutlich punkten. Am langen Ende liegt wiederum das G in der Bildmitte bei Offenblende sichtbar vorne. Allerdings ist der Unterschied nicht dramatisch. Das E Objektiv ist bei 70mm und Offenblende immer noch ein exzellent abbildendes Objektiv.

Über den gesamten Zoombereich fällt eine deutliche, aber gut korrigierbare Vignettierung bei Offenblende auf. Zwischen 24mm und 35mm ist diese bei f/4 moderat sichtbar und ab f/5,6 nicht mehr relevant. Ab 35mm aufwärts reduziert sich die Vignettierung beih Blende 4 nochmals.

Die allgemeinen Bildparameter wie Verzeichnung, Farben und Kontrast sind meiner Meinung nach bei beiden Objektiven vergleichbar. Im Weitwinkel deutliche Verzeichnung, neutrale Farbdarstellung und knackiger Kontrast.  

Fazit

Nach Erscheinen des 24-70mm 2,8E ED VR bezog es für die größeren Abmessungen und die etwas (!) geringere Schärfe im Bildzentrum am langen Ende ordentlich Prügel.

Beides ist aus meiner Sicht vollkommen übertrieben. Ja, Gewicht und Größe sind spürbar und ggf. für manchen Fotografen die paar Millimeter oder Gramm über der Toleranzschwelle. Der Unterschied in der Bildschärfe ist jedoch kaum wahrnehmbar. Wenn man bei 70mm und Blende 2,8 danach sucht, wird man sie wahrnehmen, sofern man sich Fotos nur bei 100% ansieht. Im Alltag ist der Unterschied nicht relevant.

Vielmehr sollte man die Wahl des Objektivs vom Einsatzzweck abhängig machen. Da ich persönlich mehr Landschaft und Architektur fotografiere, bedeutet für mich das E VR Objektiv eine deutliche Verbesserung gegenüber der G Version. Die bessere Auflösung am Bildrand ist dabei mehr als nur willkommen.

Für Presse- und Eventfotografen spielt das jedoch keine Rolle und die minimal bessere Schärfe bei Offenblende zwischen 50 und 70mm lassen das G Objektiv für diesen Einsatzzweck nicht nur die günstigere, sondern vielleicht sogar die insgesamt bessere Alternative darstellen. Wenn Preis und Gewicht keine Rolle spielen, punktet das E VR auch im journalistischen Einsatz mit schnellerem Autofokus und VR.  

Beispielfotos

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 32mm f/6,3
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 70mm f/4,0
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 31mm f/5,6

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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