Am 01. Dezember 2008 kündigte Nikon die D3x an, die noch im gleichen Monat zu einer recht hohen UVP von 6.999 € in den Handel ging. Die Verdoppelung der Pixelzahl von 12 auf 24 MP kostete somit gegenüber der D3 ca. 2.500 € Aufpreis.
Dafür bekam man damals eine der höchst auflösenden Vollformat DSLRs am Markt. Innerhalb des Nikon Systems wurde erst mit der Vorstellung der D800 im Frühjahr 2012 die Auflösung nicht nur eingeholt, sondern auch deutlich überschritten. Somit blieb sie für Nikon Fotografen fast dreieinhalb Jahre lang das Maß der Dinge in Sachen Auflösung.

Die x-Modelle hatten seit dem Refresh der D1 und der damit verbundenen Einführung der D1h und D1x schon fast Tradition. In der D2 Generation spielte die D2x sogar die tragende Rolle bezogen auf die Stückzahlen.

Es wird allgemein angenommen, dass die D3x aufgrund des hohen Verkaufspreises ein Flop war und dies letztlich auch der Grund ist, weshalb mit der D4 Generation keine x-Variante mehr aufgelegt wurde. Die bekannten Seriennummern sprechen allerdings eine andere Sprache.

Die Seriennummern der D3x nutzen einen Nummernkreis mit führender 5. Die höchste, mir bekannte Seriennummer beginnt mit 5036***, was für mindestens 36.000 produzierte Gehäuse spricht. Verglichen mit den mindestens 95.000 D3 und 61.000 D3s ist dies zwar ein deutlich geringeres Volumen, aber sicherlich immer noch eine nennenswerte Stückzahl.

Gehäuse und Performance

Das Gehäuse der D3x gleicht dem der D3, Nikon hat keinerlei Änderungen vorgenommen. Es vermittelt äußerste Stabilität und hinterlässt einen Eindruck von Massivität. Angetrieben wird sie durch einen EN-EL4(a) Akku, der dazu passende Batteriefachdeckel ist der BL-4.

D3x – Rückseite mit geöffnetem Speicherkartenfach.

Als Speichermedium kommen 2 Compact Flash Speicherkarten mit bis zu 128 GB zum Einsatz. Die Schächte können als Backup, Überlauf oder separiert nach RAW und JPEG konfiguriert werden.

Letztmalig hat Nikon die Einstellung für die Belichtungsmessung auf einen Wahlschalter am Prismengehäuse gelegt, die übrigen Bedienelemente liegen an ähnlichen Positionen wie bei den nachfolgenden Generationen D4 und D5.

Die Serienbildrate von knapp über 5 Bildern pro Sekunde in 12 Bit und 1,9 Bildern pro Sekunde in 14 Bit kann man als recht gemächlich bezeichnen. Der Puffer bietet Platz für 28 Bilder in 12 Bit verlustfrei komprimiert oder 24 Bilder in 14 Bit, ebenfalls verlustfrei komprimiert. Eine 12 Bit RAW Datei bringt mit verlustfreier Komprimierung ca. 26 MB auf die Waage, in 14 Bit sind es rund 35 MB.

Schulterdisplay und Wähler für die Belichtungsmessung am Prismengehäuse.

Eine Videofunktion hat Nikon der D3x nicht mitgegeben, dafür aber wie auch schon bei der D3 LiveView. Das 51 Punkt AF Modul wurde unverändert aus der D3 übernommen und verrichtet schnell und präzise seinen Dienst.

Bildqualität

Warum überhaupt eine D3x, mag manch einer denken. Schließlich bieten heute diverse Kameramodelle eine Auflösung von 24 MP, die D8x0-linie sogar noch deutlich mehr. Ein Argument mag das Gehäuse der professionellen D-serie sein. Die D3x kombiniert die Gehäuseform inkl. fest verbautem Batteriegriff mit der höchsten Auflösung, die bis heute (2018) in der einstelligen D-Serie angeboten wurde. Zugegeben, dies ist ein relativ schwaches Argument, da sämtliche Mittelklassegehäuse mit einem Batteriegriff versehen werden können.

Ein Vorteil für die D3x liegt in der Bildqualität und hierbei insbesondere bei der Farbabstimmung. Sie führt konsequent die exzellenten Farben der D2x und D2xs weiter und unterscheidet sich deutlich von der D3, aber auch von allen nachfolgenden Modellen. Lediglich die D850 scheint in Ansätzen ähnlich abgestimmt zu sein.

Die Schwachstelle der D3x liegt in der ISO Empfindlichkeit. Der nominelle Bereich geht nur bis ISO 1600, 3200 und 6400 sind als HI-1 und Hi-2 gekennzeichnet. Das Problem dabei ist noch nicht einmal das Bildrauschen, welches insgesamt recht moderat daherkommt. Oberhalb von 1600 bricht die Farbtreue des Sensors massiv ein und es ergibt sich ein insgesamt reduzierter Farbumfang.

Der Dynamikumfang der D3x liegt bei ISO 100 gleichauf mit der D4 und damit ca. eine Blendenstufe unter der D800. Ab ISO 200 liegt die D3x ca. eine halbe Blendenstufe hinter der D4, manchmal auch etwas weniger. Insgesamt kann man den Dynamikumfang daher mit dem der D4 gleichsetzen.

Bevorzugtes Einsatzgebiet für eine D3x dürfte die Landschaftsfotografie sein. Die Farbabstimmung und Bildqualität bei moderaten ISO Werten prädestiniert sie dafür. Im Studio mach die D3x ebenfalls eine gute Figur.

Bekannte Schwachstellen und Probleme

Die D3x ist – ebenso wie die D3 – recht robust. Es gibt keine Serienfehler oder im Alter verstärkt auftretenden Probleme.

Eine Besonderheit des CMOS Sensors ist hingegen die Anfälligkeit für Hotpixel. Bereits ab ISO 400 wird man garantiert den ein oder anderen hellen Punkt bei Schwarzbildaufnahmen feststellen, ab ISO 800 sicher noch einige mehr.
Im Internet kursieren diverse Anleitungen, wie man ältere Nikon Kameras angeblich mit Bedienabfolgen dazu überreden kann, die Pixel auszumappen. Die Mühe kann man sich allerdings sparen, diese Anleitungen funktionieren allesamt nicht.

Es bleibt nur der Gang zum Nikon Service, sollten die Pixel wirklich stören – sofern dieser eine D3x noch zur Reparatur annimmt. Bereits 2016 erhielt ich auf der Rechnung zu einer D3x Reparatur den Hinweis, dass die Ersatzteilverfügbarkeit zukünftig nicht gewährleistet werden kann. Der nächste Schritt danach ist üblicherweise die Verweigerung jeglicher Reparatur oder Justage aufgrund des Alters. Erstaunlich für eine solch teure Kamera, die bis 2012 noch verkauft wurde.

Marktsituation und Verfügbarkeit

Die D3x ist heute, 10 Jahre nach Vorstellung des Modells, durchgängig mit geringen Stückzahlen am Gebrauchtmarkt anzutreffen. Die Schwierigkeit besteht darin, ein einigermaßen gut erhaltenes Exemplar zu finden. Die meisten Gehäuse wurden intensiv genutzt, was angesichts der ursprünglichen UVP auch nicht verwundert. Die

Anzahl der getätigten Auslösungen liegt meist um die 100.000er Marke, weniger genutzte Exemplare sind schwer zu finden.
Die Preise liegen zwischen knapp unter 1.000 € von Privat bis hin zu 1.500 € mit Händlergarantie.

Fazit

Die Stärken der D3x liegen in der Landschafts- und Portraitfotografie, Sport- oder Naturfotografen werden mit anderen Nikon Gehäusen (d3-D5, D500, D8x0-Serie) glücklicher.

Trotz der Limitierung auf dreistellige ISO Werte, der Anfälligkeit für Hotpixel und der recht langsamen Arbeitsgeschwindigkeit ist die D3x auch im Jahr 2018 noch eine hoch interessante Kamera. In ihrer Nische bietet sie eine überragende Bildqualität und einen einzigartigen Bildsensor, der in dieser Form in keiner anderen Nikon Kamera verbaut worden ist.

Für die meisten Fotografen dürfte eine gebrauchte D800 jedoch die bessere Wahl sein, da sie universeller einsetzbar und deutlich günstiger ist.

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