Im Jahr 2001 erschien zusammen mit der letzten mechanischen Film SLR FM3a ein sehr kompaktes, manuelles 45mm Objektiv. Passend zur Kamera wurde es in Schwarz und Silber angeboten, wobei sich die silberne Variante mit ca. 24.000 Exemplaren deutlich besser verkaufte als die schwarze Version mit 12.000 Stück. Mit knapp 500 € war es auch recht teuer und verschwand 2006 wieder vom Markt.

Das mit einer CPU ausgestattete AI-S Objektiv bietet auch an Kameras ohne Blendenmitnehmer die Möglichkeit der Belichtungsmessung. Besonders auffällig sind die winzigen Abmessungen dieses relativ simpel aufgebauten Objektivs mit lediglich 4 Linsen. Es ist das Nikon Objektiv mit den kleinsten Abmessungen überhaupt. Mit 1,7cm Länge unterbietet es das 45mm 2,8 GN aus dem Jahr 1968 um 3mm, im Durchmesser ist es zudem 1mm kleiner.

Im Lieferumfang enthalten ist ein UV Filter mit farblich zum Objektiv passender Einfassung (besonders wichtig bei der silbernen Variante), sowie die Sonnenblende HN-35. Bei Kauf eines AI-P 45mm 2,8 ist darauf zu achten, dass beide Teile im Lieferumfang enthalten sind, da diese separat nicht mehr erhältlich sind. Das silberne Objektiv verfügt über farblich passende, graue Front- und Rückdeckel.

Aufgrund der geringen Abmessungen ist der Fokusring recht dünn geraten. Am Anfang wird man mehrfach tastend nach ihm suchen, ist er doch ungewöhnlich nah am Gehäuse. Der Verstellweg ist ebenfalls recht kurz, was zwar die mögliche Fokusgeschwindigkeit verbessert, aber mitunter zu Lasten der Genauigkeit geht.

Bei der Montage des Objektivs an die Kamera sollte man darauf achten, möglichst den schmalen Ring mit der DOF Skala zu greifen. Es gibt Berichte über lockere Fokusringe, die ich auf übermäßige Belastung bei der Montage bzw. Entfernung des Objektiv vom Kameragehäuse zurückführen würde. Aufgrund der geringen Masse des Objektivs wirken sich die Kräfte entsprechend stärker auf die Konstruktion aus.

Optische Qualität

Oftmals wird das AI-P 45mm 2,8 mit dem GN Auto Nikkor 45mm 2,8 aus den späten 1960er Jahren verglichen. Um es direkt vorweg zu sagen: beide Objektive haben bis auf die kompakten Abmessungen nichts gemein. Das AI-P 45mm 2,8 spielt in einer gänzlich anderen optischen Liga.

Bei Offenblende erscheint das AI-P 45mm in der Bildmitte bereits ausreichend Scharf und ohne Tendenz zu Aberrationen, die sonst bei Offenblende sichtbar werden. Daher ist auch der Kontrast bereits auf einem sehr guten Niveau. Lediglich ein moderater Schärfeabfall zum Rand trübt das Gesamtbild etwas. Die Vignettierung ist moderat.

Bei Blende 4 verbessert sich über das gesamte Bildfeld die Schärfe und ab Blende 5,6 ist diese bis zum Bildrand hin tadellos. Leider schwächeln die Bildecken am 45 MP Sensor bis einschl. Blende 8.

Auffällig ist der exzellente Kontrast und die intensive Farbwiedergabe des AI-P 45mm 2,8. Sowohl Portraits als auch Landschaftsaufnahmen erscheinen sehr lebhaft. Auch wenn bei gleicher Blende ein 50mm 1,8 minimal schärfer abbildet, bietet das 45mm 2,8 den deutlich lebendigeren, intensiveren Bildeindruck.

Der Übergang vom Schärfebereich zur Hintergrundunschärfe erscheint sehr weich, die Unschärfe außerhalb des Fokusbereichs (Bokeh) ebenfalls.

Fazit

Wenn einen die ungewöhnliche Brennweite von 45mm, die relativ geringe Lichtstärke von 2,8 und der am Gebrauchtmarkt mit 350 bis 400 € recht hohe Preis nicht abschrecken, erhält man mit dem AI-P 45mm 2,8 ein mehr als nur praxistaugliches Objektiv. Es bietet eine sehr individuelle Abbildungsleistung bei außergewöhnlich kompakten Abmessungen.

Samples (45 MP):

45mm 2,8P @ 2,8

45mm 2,8P @ 4,0

45mm 2,8P @ 5,6

45mm 2,8P @ 8,0