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Die Nikon Z7 und ein Städteausflug – Erfahrungen nach vier Tagen in Wien

Nachdem die Z7 für den letzten Urlaub ein paar Tage zu spät ausgeliefert wurde, stand Anfang Mai 2019 erstmals ein Städtetrip mit Nikons spiegelloser Kamera an. Trotz anfänglicher Skepsis, ob die bewährte D850 nicht die bessere Wahl wäre (Stichwort Akkus), landete eine überwiegend durch Z Objektive geprägte Ausrüstung im Rucksack. Dies war auch deshalb möglich, da das Z 14-30mm 4,0 S Ende April verfügbar war.

Die Auswahl der Objektive

Da die meisten Fluglinien relativ strikte Vorgaben zum Gewicht des Handgepäcks machen, die dann am Ende doch nie kontrolliert werden (so jedenfalls meine Erfahrung in Europa), stellt die Auswahl der Objektive immer eine Gratwanderung aus Qualität, Quantität und Gewicht dar.

Aber nicht nur während des Fluges spielt das Gewicht eine Rolle, sondern auch während des Aufenthalts vor Ort möchte man sich ja nicht unnötig abschleppen. Dennoch habe ich mich auch diesmal wieder entschieden eher das Gewichtslimit der Airline als das persönliche Wohlbefinden als Maßstab zu nehmen.

Am Ende wog der Rucksack mit innen liegender Kameratasche (nie einen offensichtlich als solchen zu erkennenden Fotorucksack auf einem Städteausflug verwenden!) und weiterem Krimskrams für die Reise 7,5 kg. Ohne Overhead wie Ladegeräte oder Proviant blieben noch 6,9 kg übrig.

Was kam mit und warum?

  • Nikon Z7
  • Z 24-70mm 4,0 S – das klassische Immerdrauf.
  • Z 14-30mm 4,0 S – der Architektur Allrounder.
  • Z 35mm 1,8 – für abendliche Streifzüge oder bei wenig Licht.
  • FTZ Adapter – sollte klar sein.
  • F 20mm 1,8 – für dunkle Kirchen, wenn die Lichtstärke des Z 14-30mm nicht ausreicht.
  • F 60mm 2,8 Micro – für die Details im Leben
  • F 8-15mm 3,5-4,5 Fisheye Zoom – geplant für Schönbrunn und den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek.
  • 3x EN-EL15b
  • Powerbank mit 38 Wh mit USB Lader für EN-El15
  • Zusätzlich im Koffer: Nikon Ladegerät, USB (Fremd-)Ladegerät mit 2 Schächten inkl. Netzteil, Steckdosenadapter um aus einer Steckdose drei zu machen. Manche Hotels geizen leider mit Anschlussmöglichkeiten.

Stromverbrauch und Akku Management

Russen mit Blumen an einem Denkmal zu Ehren der Sowjetarmee. Am 09. Mai. Da war doch was…

In der obigen Aufstellung sieht man bereits, dass der Punkt der Stromversorgung einen besonderen Platz in meinen Überlegungen eingenommen hat. Meiner Kalkulation zufolge komme ich bei einer Stadtwanderung auf ca. 9 bis 11 Stunden Einsatzzeit für eine Kamera. Mit der D850 brauchte ich mir nie Gedanken über die Akkukapazität zu machen. Ein EN-El18 im Batteriegriff reicht auch mal zwei bis drei Tage. Bei Spiegellosen sieht dies natürlich anders aus, da die Einschaltzeit der Kamera den Strombedarf bestimmt.

Aufgrund meiner Erfahrung, dass ein EN-El15b bei meiner Nutzung durchschnittlich 3 Stunden durchhält hatte ich Sorge, dass mich drei Akkus zuverlässig über den Tag bringen. Um dieses Risiko zu minimieren habe ich mich für die Powerbank und das USB Ladegerät entschieden. Sollte unterwegs absehbar der dritte Akku nicht reichen, kann ein Akku im Rucksack über die Powerbank geladen werden.
Um es vorwegzunehmen: es hätte auch weniger gereicht.

Praxiserfahrungen

Es entstanden in den vier Tagen insgesamt 1577 Aufnahmen, von denen ca. 10% im Brennweitenbereich von 14mm bis 16mm, 10% bei ca. 24mm, 15% zwischen 30 und 35mm und überraschende 18 % bei 70mm aufgenommen wurden. Der Rest verteilt sich relativ gleichmäßig über den Zoombereich der Z 14-30mm und 24-70mm.

Objektive

Das Z 24-70mm 4,0 S wurde seiner Rolle als Standardobjektiv vollends gerecht. Fairerweise muss man dazu sagen, dass in den vier Tagen bis auf einen Vormittag immer die Sonne schien und das Z 24-70mm 4,0 somit immer bei Blende 8 verwendet werden konnte. Blende 4 habe ich aufgrund der recht deutlichen Vignettierung weitestgehend vermieden. Blende 2,8 habe ich nicht vermisst, für Aufnahmen mit Freistelleffekten werde ich beim nächsten Mal jedoch noch eine lichtstarke Festbrennweite oberhalb von 50mm einpacken.

Z 24-70mm 4,0 S im „Nahkampf“. Wüstenhaus Schönbrunn.

Die geringe Naheinstellgrenze des Z 24-70mm 4,0 S mit 30cm hat ausgereicht um das 60mm 2,8 Makro im Rucksack zu lassen, am letzten Tag blieb es zwecks Gewichtseinsparung im Hotel.

Ein weiteres Objektiv, welches kaum zum Einsatz kam, ist das G 20mm 1,8. Der weitere Bildwinkel des Z 14-30mm 4,0 im Zusammenspiel mit dem Z7 Bildstabilisator bildeten die optimale Kombination für dunkle Kirchenbauten. Trotz massiver von Nikon erzwungener) Softwarekorrektur und gewisser Schwächen bei Offenblende und 14mm in den Bildecken können die Ergebnisse vollends überzeugen. Meist lag die gewählte Blende in Innenräumen bei 5,6, ab 16mm aufwärts auch schon mal bei Offenblende f/4. Das 14-24mm 2,8 habe ich nicht vermisst.

Ebenfalls seltener eingesetzt als gedacht wurde das 8-15mm 3,5-4,5 Fischaugenzoom. Lediglich am Schloss Schönbrunn konnte es punkten (siehe das Titelbild dieses Beitrags), im Prunksaal der Nationalbibliothek verhinderten zu viele Besucher den sinnvollen Einsatz eines solch extremen Weitwinkels.

Akkuverbrauch

Eine wirklich positive Überraschung ist der Akkuverbrauch. An allen Tagen reichten maximal zwei Akkuladungen. Im Schnitt hielt ein Akku zwischen 3 und 5 Stunden durch, die Anzahl der aufgenommenen Bilder lag recht konstant bei knapp über 300 pro Akkuladung. Zieht man an einem Tag die Zeiten für Transfer mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B und Restaurantbesuche ab, bleiben von einem 11 Stunden Tag netto maximal 8 Stunden Einsatzzeit für die Kamera übrig. Die Powerbank kam nicht zum Einsatz und mit drei Akkus würde ich mich zukünftig für solche Städtetrips auf der sicheren Seite fühlen.

Gewicht und Handling

Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek.

Im Vergleich zu früheren Städteexpeditionen habe ich das geringere Gewicht der Ausrüstung deutlich gespürt. Wo sonst nach dem zweiten Tag die Schultern aufgrund des Rucksackgewichts weh taten, konnte ich mich diesmal vollends auf meine platt gelaufenen Füße konzentrieren. Auch wenn die einzelnen Objektive und das Kameragehäuse jeweils immer nur ein paar hundert Gramm einsparen, macht sich dies in der Summe deutlich bemerkbar.

Die geringeren Abmessungen der Z7 ist einerseits von Vorteil, da man die Aufmerksamkeit von Langfingern auf sich zieht, andererseits aber auch von Nachteil. Mir ist ein deutlicher Unterschied im Umgang der anderen Passanten und Touristen aufgefallen. Kommt man mit einer D850 und Batteriegriff daher wird man fast immer für einen Profifotografen gehalten. Die Leute machen freiwillig platz oder achten darauf, nicht durchs Bild zu laufen.

Mit den Z’s läuft man wohl in der Kategorie gewöhnlicher Tourist und muss sich mehr durchkämpfen. Außerdem wird man deutlich häufiger gebeten Handyfotos von anderen Touristen zu schießen. Schließlich stört man keinen vermeintlich arbeitenden Profi und trifft auf Seinesgleichen. Nach der dritten Bitte um ein Handyfoto in Schönbrunn muss ich meinem Frust wohl etwas zu deutlich nach außen getragen haben, schließlich wurde ich nach der Aufnahme mit einem sorry verabschiedet.

Votivkirche. Nikkor Z 14-30mm 4,0 S bei 15mm und Blende 4.

Doch nun zurück zur Kamera. Nach dem ersten Tag hatte ich keinerlei Irritationen bei der Bedienung mehr, d.h. ich habe keine Knöpfe gesucht, wo keine waren. Beim nächsten Ausflug mit der D850 sah das allerdings schon anders aus – wenn man die Bildwiedergabe aktiviert und vergeblich durch den Sucher einer Spiegelreflex blickt, um bei hellem Sonnenlicht die letzte Aufnahme zu überprüfen, hat man einen der Vorteile einer spiegellosen Kamera verinnerlicht. Auch die Sucherlupe war in manchen Situationen sehr hilfreich.

Staub auf dem Sensor war interessanterweise kein Thema, die Z7 hat in den Tagen lediglich ein winziges Staubkorn aufgesammelt, welches erst ab Blende 8 schwach zu sehen und so günstig positioniert war, dass es kaum auffallen konnte. Die eingebaute Sensorreinigung vermochte allerdings nicht dieses Staubkorn zu entfernen. Zwei moderat dimensionierte Luftzüge aus einem Blasebalg reichten allerdings aus, den Störenfried zu beseitigen.

Fazit

Keiner der systembedingten Unterschiede zwischen Spiegelloser und Spiegelreflex – relativ offen liegender Sensor (Staub), Akkulaufzeit und anderes Bedienkonzept – wirkte sich während dieser Reise negativ aus. Das geringere Gewicht war spürbar und die kleinere Kamera fiel insgesamt weniger auf.

Da die Bildqualität von Z7 und D850 absolut identisch ist, kann die Wahl der Kamera für eine solche Städtereise rein auf Basis von Gewicht und benötigter Funktion getroffen werden.

AI 200mm 4,0 Micro Nikkor

Auf den Seiten über manuelle Festbrennweiten ist eine Vorstellung des AI 200mm 4,0 Micro Nikkors hinzugekommen. Es ist das längste AI/AI-S Makroobjektiv von Nikon mit einem großzügigen Arbeitsabstand und einem Abbildungsmaßstab von 1:2. Leider hat es mit optischen Problemen zu kämpfen. Mehr dazu auf dieser Seite.

Abschattung bei Z6 und Z7 bei aktiviertem elektronischem ersten Verschlussvorhang und manuellen Objektiven am FTZ

Verwendet man and Z6 und Z7 manuelle Objektive am FTZ Adapter, tritt bei kurzen Verschlusszeiten ab 1/500s eine Abschattung am unteren Bildrand auf, sofern der elektronische erste Verschlussvorhang – EFCS – aktiviert ist.

Die Stärke der Abschattung hängt vom verwendeten Objektiv ab. Das 50mm 1,2 lag bei den ersten Tests im Mittelfeld, das AI 105mm 2,5 erzeugte einen minimal stärkeren Schatten und das AI-S 24mm 2,8 einen deutlich stärkeren.

Es scheint hier ein Problem der Synchronisierung beim Auslesen des Sensors und dem mechanischen Verschluss zu geben. Anscheinend startet der Verschluss bei kurzen zeiten zu früh.

Interessanterweise tritt dieses Pänomen bei nativen Z und adaptierten Objektiven mit Chip (AF-S, AF-D, AF-P) nicht auf. Die Kamera kann die Timings anscheinend durch die übermittelten Daten so anpassen, dass bei diesen Objektiven keine Abschattung auftritt. Es bleibt jedoch ein Rätsel, warum dies bei manuellen Objektiven trotz korrekt eingetragener Brennweite in den „Objektivdaten für non-CPU Objektiven“ nicht möglich ist. Meiner Meinung nach ist dies ein Firmware Bug.

Nikkor AI-S 50mm 1,2 an Z6 mit FTZ bei 1/500s, 1/640s, 2/1000s und 1/2000s:

ISO Vergleich D4 – Z6 – Z7 bei ISO 6400, 12800 und 25600

Letzte Woche traf die Z6 pünktlich zum Erscheinungstermin bei uns ein (Vielen Dank für den exzellenten Service an FotoVideo Rutten in Wuppertal). Auf den ersten Blick kann die Z6 mit der D4 bei hohen ISO Werten durchaus mithalten. Kombiniert mit dem eingebauten Bildstabilisator wird sie sicher die erste Wahl bei freihändigen Nachtaufnahmen werden.

Leider wendet Capture NX-D bei der Z6 Rauschreduzierung bei hohen ISO Werten an, auch wenn diese Funktion sowohl in der Kamera als auch im RAW Konverter abgeschaltet ist. In Capture NX-D lässt sich bei den Z6 RAWs außerdem die Rauschreduzierung nicht einstellen. Dort ist zwar vermerkt, dass die Rauschreduzierung ausgeschaltet ist, ich könnte sie allerdings auch nicht aktivieren, da das entsprechende Feld blockiert ist.

Daher habe ich zu CaptureOne Pro 12 gegriffen, um die RAWs für alle drei Kameras bei vollständig deaktivierter Rauschreduktion in JPEG zu konvertieren.

Vergleich bei ISO 6.400, WB Sonnenlicht

Vergleich bei ISO 12.800, WB Sonnenlicht:

Vergleich bei ISO 25.600, WB Sonnenlicht:

Nikon Z System – meine Meinung zu Z6 und Z7

Nach einer Reihe von Teasern war es endlich so weit – am 23.08.2018 stellte Nikon endlich die ersten beiden spiegellosen Vollformatkameras der Z-Serie vor.

Wie immer bei Marketingkampagnen, die im Vorfeld einen großen Hype erzeugen, steigt das Risiko überzogene Erwartungshaltungen erzeugt zu haben. Schaut man sich die Reaktionen auf die Z6 und Z7 im Netz an steht außer Frage, dass dies auch bei den ersten beiden Kameras der Z Modellreihe geschehen ist. Eine etwas unglückliche Marketingstrategie tut ihr übriges, um die meiner Meinung nach beachtenswerten Aspekte der neuen Kamera- und Objektivreihe etwas in den Hintergrund treten zu lassen.

Ausstattung – kuriose Designentscheidungen dominieren die Diskussion

Jeder, der sich für diese beiden Kameras interessiert, wird es bereits gelesen haben – beide Kameras bieten nur einen Speicherkartenslot im XQD Format. Dies hat gleich mehrere Konsequenzen für die potenzielle Zielgruppe: Profis werden abgeschreckt, da ein mitlaufendes Backup auf der zweiten Speicherkarte heute Alltag ist. Kein professioneller Fotograf wird sich auf nur eine Speicherkarte verlassen.

Die Wahl von XQD Karten als Speichermedium ist konsequent und sicherlich passend, erschwert aber Umsteigern von anderen Systemen den Einstieg. Ein zweiter SD Slot hätte die Kameras ähnlich ausgebremst wie dies bereits bei der D850 der Fall ist, dennoch hätte Nikon ernsthaft darüber nachdenken sollen zumindest einen zusätzlichen SD Slot anzubieten. Niemand wird gezwungen diesen zu benutzen, wenn es um maximale Geschwindigkeit geht.

Für professionelle Nikon Fotografen wären hingegen zwei XQD Steckplätze die beste Lösung. Für Besitzer einer D850 oder D5 würden sich die Z Kameras als Zweitgehäuse nahezu aufdrängen.

Mit lediglich einem XQD Slot irritiert Nikon daher Profis, die bereits im Nikon System unterwegs sind und zeitglich auch Umsteiger von anderen Marken. Dies wird sicherlich viele Verkäufe kosten.

Positionierung der Z6 und Z7

Abgeleitet von der Wahl des Speicherkartenslots stellt sich die Frage, wie Nikon die Z6 und Z7 positioniert. Aufgrund der Sensoren mit 24 und 45,7 MP wird allgemein angenommen, dass die Z6 die Alternative zur D750 darstellt und die Z7 somit der D850 entspricht. Schaut man sich die Ausstattung der Gehäuse und dabei insbesondere der Z7 näher an stellt man fest, dass (neben der zweiten Speicherkarte) diverse Ausstattungsmerkmale der professionellen Nikon Gehäuse fehlen:

  • Rundes Okular – dies wird aufgrund des Näherungssensors für die EVF Steuerung nicht möglich sein. Wir werden uns bei Spiegellosen grundsätzlich vom runden Okular verabschieden müssen.
  • Kein dedizierter Schalter zur Bestimmung des Belichtungsmodus
  • Kein dedizierter Schalter für die Wahl des AF Modus
  • Vollständig verschiedene AF Steuerung, die sich nicht an den verschiedenen AF-C Modi der DSLRs orientiert.
  • Kein 10 Pin Connector für kabelgebundenes Zubehör
  • Keine Option, einen größeren Akku zu verwenden. Der kommende Batteriegriff bietet lediglich Platz für 2x EN-El15/a/b
  • Der interne Kameraspeicher ist recht knapp bemessen, bei der Z7 reicht der Puffer für 23 Bilder in 12 Bit mit verlustfreier Komprimierung. Allerdings relativiert sich diese Einschränkung bei Verwendung einer XQD Karte mit 400 MB pro Sekunde Schreibgeschwindigkeit, sofern Nikon das Speicherinterface nicht künstlich beschnitten hat.

All dies sagt eindeutig: Z6 und Z7 sind nicht für den professionellen Markt gedacht. Das Z System nimmt derzeit nicht die Rolle der professionellen Produktlinie ein und bildet eine eigene Kategorie, die nicht unbedingt mit den Modellen der DSLR Linie gleichgesetzt werden kann. Die Spiegelreflexkameras spielen (vorerst) weiterhin die führende Rolle bei Nikon.

Dies stellt auch zunächst kein Problem dar. Eine Z6 oder Z7 kann durchaus als kompaktes Zweitgehäuse herhalten, wäre da nicht ein anderes Problem…

Preispolitik

…der Preis. Eine Z7 mit FTZ Adapter kostet stolze 3849 Euro. Das ist 50 Euro teurer als der Straßenpreis einer D850. Zu diesem Preis muss man eine vollwertige Alternative erwarten. Im direkten Vergleich gewinnt die D850 gegen die Z7 in fast allen Belangen. Nikon hat sein Zugpferd somit erfolgreich gegen Konkurrenz aus dem eigenen Hause geschützt und damit den potentiellen Markt für die Z7 deutlich eingeschränkt.

Die Z6 wird wahrscheinlich die zunächst tragende Rolle im Z System spielen, mit 2.449 Euro inkl. FTZ Adapter bietet sie ein deutlich besseres Preis- Leistungsverhältnis. Sie dürfte auch für Umsteiger von anderen Systemen interessant sein und für Nikon Marktanteile hinzugewinnen können.

Das neue Z Bajonett- Optische Leistung stärker herausstellen.

Bei all diesen Diskussionen um Speicherkarten, Bedienelemente und Preis geht eines jedoch vollkommen unter: das neue Z Bajonett, die damit verbundenen Möglichkeiten und die Qualität der kommenden Objektive.

Nikon betont durchaus recht offensiv, dass das neue Z Bajonett neue Möglichkeiten bei der Konstruktion von Objektiven bietet. Unglücklicherweise ist dies zunächst einmal lediglich mit einem Versprechen für die Zukunft verbunden. Das 58mm 0,95 soll beweisen, dass nun Konstruktionen möglich sind, von denen vormals nur geträumt werden konnte. Leider hilft das den meisten potentiellen Kunden recht wenig. Viel wichtiger ist die optische Leistung der Objektive, die preislich in Reichweite für die meisten Käufer liegen.

An dieser Stelle versagt das Marketing doppelt. Die vorgestellten Objektive erscheinen auf den ersten Blick nur moderat lichtstark und dabei auch preislich recht ambitioniert angesetzt zu sein. Speziell das 50mm 1,8 sorgt mit einer UVP von 680 Euro für Verwunderung. Das 24-70mm 4,0 Kit für 1099 Euro ist ebenfalls kein Schnäppchen, mit 600 Euro im Kit hingegen wieder attraktiv.

Schaut man sich jedoch erste Testbilder und veröffentlichte MTF Kurven an muss man feststellen, dass alle drei Objektive 24-70mm 4,0, 35mm 1,8 und 50mm 1,8 eine exzellente Leistung bei Offenblende bieten. Das 24-70mm 4,0 könnte (das wird noch zu testen sein) zumindest dem älteren AF-S 24-70mm 2,8G bei Blende 4 überlegen sein, vielleicht sogar der neueren VR Variante. 50mm 1,8 und 35mm 1,8 konnten ebenfalls die Tester überzeugen.

Dies ist der eigentliche Vorteil des neuen Systems. Der große Bajonettinnendurchmesser von 55mm bei einem Auflagemaß von lediglich 16mm ermöglicht weitetgehend senkrecht auf den Sensor fallendes Licht bis zum Rand. Ich denke, wir werden diesen positiven Effekt deutlich zu sehen bekommen.

Leider geht dieser Vorteil derzeit etwas unter. Zusammen mit der veröffentlichten Zeitleiste für kommende Objektive (sehr ungewöhnlich für Nikon) wird klar, dass Nikon die Zukunft auf das Z Bajonett ausrichtet.

Kaufen oder lieber warten?

Jeder, der nun eine Z6 oder Z7 kauft muss sich bewusst sein, ein Generation 1 Produkt zu erwerben. Der Preis ist hoch, der Wertverlust wird spätestens mit den verbesserten Nachfolgemodellen schmerzhaft sein und es wird in näherer Zukunft sicherlich ein Modell geben, welches die Ansprüche professioneller Fotografen befriedigt.

Meine persönliche Meinung ist, dass wir s-Varianten der Z6 und Z7 in der zweiten Jahreshälfte 2019 sehen werden, die einen zweiten Kartenslot und Verbesserungen bei Pufferspeicher und AF mitbringen. Die künstlichen Einschränkungen der aktuellen Modelle sind zu offensichtlich auf diese relativ einfach umzusetzende Modellpflege ausgelegt.

Die Professionelle Variante des Z Systems wird hingegen noch etwas länger auf sich warten lassen. Ich sehe diese erst Anfang 2020, dies würde auch zur veröffentlichten Roadmap der Z Objektive passen. Ab diesem Zeitpunkt stehen mit den S-Line Objektiven 14-30mm 4,0, 14-24mm 2,8, 24-70mm 2,8 und dem 70-200mm 2,8 die wichtigsten Objektive für Profifotografen zur Verfügung.

Ein abschließendes Urteil über die Z6 und Z7 lässt sich erst fällen, wenn finale Produkte zur Verfügung stehen und diese von erfahrenen Fotografen im Alltag verwendet wurden. Die derzeitigen Bewertungen der Kameras, basierend auf Vorserienmodellen sind mit großer Vorsicht zu genießen. Nikon war sehr mutig, im Vorfeld der Präsentation Kameras mit Firmwareversion 0.35 und 0.51 an Fotografen und Presse zu verteilen. Mittlerweile sind auch Z7 mit Firmware 1.0 verfügbar und es scheint, als habe es speziell im Bereich Autofokus noch diverse Verbesserungen gegeben. Anders sind die Bewertungen zur Leistung des AF Tracking nicht zu erklären.

Es ist eine höchst individuelle Entscheidung, ob man bereits jetzt in das Z System einsteigt. Die Akzeptanz, bei einem Einstieg im Jahr 2018 Geld zu verbrennen, gehört sicherlich dazu. Man sollte jedoch die Aussage von Nikon ernst nehmen, dass das Z Bajonett die Zukunft darstellt. Das F Bajonett spielt ab nun die zweite Geige und es mag auch von Vorteil sein, sich bereits jetzt mit der Zukunft auseinanderzusetzen.

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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