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Nikon Df

Sie ist sicherlich die widersprüchlichste und meist diskutierte digitale Spiegelreflexkamera, die Nikon je gebaut hat: das Modell Df. Das Kürzel Df steht dabei für „Digital fusion“ und soll die Verschmelzung einer digitalen Spiegelreflexkamera der D-Serie und einer analogen F Spiegelreflex darstellen. Die Df nutzte den gleichen 16 MP Bildsensor wie das zu diesem Zeitpunkt aktuelle Spitzenmodell D4.

Gedacht war sie als Reminiszenz an die Blütezeit der simplen, mechanischen Spiegelreflexkamera in den 1970er Jahren – und das Konzept sprach auch durchaus viele Fotografen an, als das Modell Ende 2013 auf den Markt kam. Leider wurde die Df dennoch nicht zu einem großen Verkaufserfolg, auch wenn mehr als 70.000 (nach den Zahlen von Roland Vink ggf. sogar über 80.000) Exemplare verkauft wurden.

Am hinderlichsten dürfte der Verkaufspreis von 2749 Euro gewesen sein. Man muss schon sehr retroverliebt sein, um für eine solche Kamera mehr Geld auszugeben, als für die semiprofessionelle D800 mit 36MP und einer Ausstattung auf dem Stand der Technik.

Viel diskutiert wurde auch die Tatsache, dass sich Nikon bei den übrigen Komponenten eher aus dem Regal der unteren Mittelklasse bedient hatte. Insbesondere das AF Modul mit 39 Sensoren aus der D600/D610 stieß auf Unverständnis. Oftmals wurde argumentiert, die Df sei nur eine D600 in Retroverpackung, was allerdings in keiner Weise zutrifft. Auch wenn einzelne Komponenten wie Bildsensor, Spiegelkasten und AF Modul aus anderen Kameras stammen, sollte man der Df doch zugestehen, eine eigenständig entwickelte DSLR zu sein.

Gehäuse und Handling

Die Eigenständigkeit des Modells zeigt sich bereits am Gehäuse. Boden, Rückwand und Oberkappe bestehen aus Metall. Bei der Oberkappe merkt man davon allerdings wenig, da das Suchergehäuse von einer Kunststoffhülle umgeben ist, welche den Blitzschuh, das Suchergewinde und die Belederung trägt. Der Sucher besitzt wie die professionellen Gehäuse ein rundes Okular.  

Eingeklappter Blendenmitnehmer

Ein Alleinstellungsmerkmal der Df ist der zurückklappbare Blendenmitnehmer am Bajonett und die erstmals ermöglichte Belichtungsmessung für Objektive ohne Blendenwertübertragung. Dadurch ist die Df die einzige digitale Nikon Spiegelreflexkamera, an der non-AI Objektive mit Belichtungsmessung betrieben werden können. Hierfür hat Nikon eigens die Firmware im Menüpunkt „Objektivdaten“ erweitert. Für die 9 dort hinterlegbaren Objektive kann neben Brennweite und Lichtstärke angegeben werden, ob die Blende per AI Kupplung übertragen wird, oder ob es sich um ein non-AI Objektiv handelt. Im letzteren Fall kann der am Blendenring des Objektivs eingestellte Blendenwert wie bei AF Objektiven über das vordere Einstellrad der Kameraelektronik mitgeteilt werden, damit dieser korrekt in die Exif Daten geschrieben wird. F Objektive mit Autofokus werden vollständig inkl. E-Blende und AF-P Fokusmotor unterstützt.

Vom Design her ist die Df wie die analogen Ahnen auf die Verwendung kompakter Objektive ausgelegt. Dennoch hat sich Nikon bemüht, die Ergonomie durch einen dezent ausgeformten Handgriff gegenüber den „Zigarettenschachteln“ der 70er Jahre zu verbessern. Auch wenn der Griff einen etwas besseren Halt bietet, ist er aufgrund der kompakten Abmessungen nicht mit den ergonomisch geformten Gehäusen aktueller Kameras vergleichbar.

Das aus der D600/D610 stammende Fokusmodul mit 39 AF Sensoren zählt sicherlich nicht zu den Highlights der Df, Treffsicherheit und Geschwindigkeit sind lediglich durchschnittlich. Außerdem sind die 39 AF Felder im Vergleich zu anderen Vollformatkameras zu sehr in der Bildmitte konzentriert, insbesondere die vertikale Abdeckung lässt stark zu wünschen übrig. Da sich die Df jedoch hauptsächlich als Retrokamera präsentiert und speziell Nutzer manueller Objektive ansprechen soll, ist dieses gegebenenfalls noch verschmerzbar.

Für die Nutzung manueller Objektive kommt somit dem Sucher eine zentrale Bedeutung zu. Und hier bietet Nikon leider nur den damaligen – immerhin gehobenen Standard – an. Der Sucher bietet eine Bildfeldabdeckung von 100% und entspricht damit der D800 und D4. So weit, so standesgemäß für eine 2.700 € teure Kamera im Jahr 2013.

Es wäre vielleicht angebracht gewesen, weitere Einstellhilfen wie z.B. austauschbare Mattscheiben mit Schnittbildindikator anzubieten. Dies hätte den Retroaspekt unterstrichen, für zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Zubehör geführt und die Df zur besten Kamera für die Nutzung manueller Objektive aufgewertet. So bleibt der Eindruck, dass das AF Modul unterdurchschnittlich ausgestattet ist und manuelle Objektive genauso gut oder schlecht fokussiert werden können, wie an anderen Spiegelreflexkameras der oberen Mittelklasse/Oberklasse auch.

Angelehnt an die manuellen Gehäuse der 1970erJahre wurden einige Einstellungen auf dedizierte Einstellräder auf der Oberseite der Kamera verlagert. Auf der linken Seite des Suchergehäuses befinden sich zwei übereinanderliegende Räder für Belichtungskorrektur und ISO Wert. Etwas irritierend, aber einer versehentlichen wirksam vorbeugend, sind die zwei separaten Arretierungen in der Mitte und seitlich der beiden Einstellräder. Der Stift in der Mitte muss gedrückt werden, um das obere Rad für die Belichtungskorrektur zu betätigen, der seitliche Stift fixiert die ISO Einstellung.

Auf der rechten Seite des Suchers befinden sich das Zeitenwahlrad, (ebenfalls mit mittiger Arretierung), darunter im Sandwich der Wahlhebel für die Aufnahmebetriebsart (nicht arretiert) und an der Außenseite neben dem Auslöser ein zur Verstellung anzuhebender Wähler für die Belichtungssteuerung M/A/P/S. Alle Räder sind aus Metall gefertigt und die Beschriftungen graviert.

Die gewählten Einstellungen der Räder sind mit Ausnahme der Belichtungskorrektur und der Belichtungssteuerung durch Einstellungen im Menüsystem beeinfluss- bzw. überschreibbar. Individualfunktion F11 ermöglicht es, im manuellen Modus die über das Rad eingestellte Belichtungszeit mittels hinterem Einstellrad um bis zu 2/3 Stufen nach oben oder unten abweichen zu lassen. Auto ISO beeinflusst bzw. übernimmt auf Wunsch die ISO Einstellung, unabhängig von der Einstellung auf dem Rad. An dieser Stelle merkt man am ehesten die notwendigen Kompromisse, wenn traditionelle Einstellräder mit den Möglichkeiten moderner Einstellmenüs zusammengeführt werden. Das gelingt nicht immer konfliktfrei, allerdings besteht die Möglichkeit die Df konsequent im manuellen Modus ausschließlich über die Einstellräder zu bedienen.

Ein nettes Extra ist die Zeiteinstellung „T“ auf dem Zeitenrad, welches es in dieser Form in keiner anderen Nikon DSLR gibt. Im T-Modus betätigt man den Auslöser, um die Belichtung zu beginnen und beendet diese durch erneuten Druck auf den Auslöser.

Um den Auslöser herum befindet sich ein Metallring, der als Einschalter für die Kamera dient. Davor befindet sich ein kleines Display, welches Belichtungszeit, Blende, Akkukapazität als 3-Segmentanzeige und Anzahl verbleibender Bilder auf der Speicherkarte anzeigt. Das Display kann beleuchtet werden.

Der EN-EL14a Akku und die SD Karte verschwinden hinter eine Klappe auf der Unterseite der Kamera. Eine detaillierte Akkustandsanzeige neben der 3-Segementanzeige ist leider nicht vorgesehen, der Menüpunkt „Akkuinformation“ ist nicht verfügbar.

Persönlich etwas gewöhnungsbedürftig finde ich das an der Vorderseite vertikal angebrachte Einstellrad. Wenn man von allen anderen Kameras horizontal ins Gehäuse integrierte Einstellräder gewohnt ist, irritiert dieses doch etwas. Es macht allerdings einen stabilen und gut verarbeiteten Eindruck, Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit sind aus meiner Sicht unbegründet.

An der Rückseite präsentiert sich die Df wie eine modernde, digitale Spiegelreflexkamera mit entsprechenden Bedienelementen. Hervorzuheben ist, dass die Df -wie alle professionellen Gehäuse – über einen dedizierten AF-ON Button verfügt.

Bildqualität

Kernstück und Highlight der Df ist sicherlich der 16 MP Bildsensor aus der D4. Er bietet einen exzellenten Dynamikumfang, eine hervorragende Bildqualität auch bei absurd hohen ISO Werten und überfordert das Auflösungsvermögen alter Objektive nicht. Mit seiner relativ geringen Pixeldichte entspricht er dem maximalen Auflösungsvermögen niedrigempfindlichen 35mm Films und stellt somit für eine exzellente Wahl für eine Retrokamera dar.

Im Vergleich zur D4 empfinde ich persönlich den automatischen Weißabgleich als etwas besser abgestimmt, sonst ergeben sich in der Bildqualität keine nennenswerten Unterschiede.

Fazit

Auf dem Gebrauchtmarkt ist die D4 in 2023 günstiger zu bekommen als eine Df. Die meisten Df Gehäuse sind von Ihren Besitzern für „entschleunigte“ Fotografie, oftmals mit manuellen Objektiven, genutzt worden. Dementsprechend finden sich häufig Df Kameras mit weniger als 50.000 Auslösungen zu Preisen meist um die 1.300 bis 1.500 Euro. Eine D4 mit so wenigen Auslösungen wird schwer zu finden sein, sollte aber nicht mehr als 1.300 Euro kosten. Von Berufsfotografen genutzte D4 mit 200.000 Auslösungen und mehr sind für weniger als 1.000 Euro zu haben.

Wenn es nur um die Bildqualität des D4 Sensors geht, ist die D4 gegenüber der Df die deutlich bessere Wahl – sofern man mit einem großen Profigehäuse leben kann. Dafür erhält man ein deutlich besseres Fokusmodul, bessere technische Ausstattung, Videofunktion und langlebigere Technik. Viele Df fallen vor dem Erreichen von 100.000 Auslösungen aus, meist mit Schäden an der Blendensteuerung oder dem Verschluss. An dieser Stelle macht sich die Verwendung von Komponenten der unteren Mittelklasse bemerkbar.  

Mehr als vor 10 Jahren gilt deshalb im Jahr 2023: man muss schon sehr bewusst den Retroaspekt der Kamera schätzen, um den geforderten Betrag auf den Tisch zu legen. Rational betrachtet ist eine D4 der bessere Kauf.

Dennoch ist die Df schon heute ein Klassiker und wird auch zukünftig ihre Fangemeinde haben. Dies könnte sich erst ändern, wenn Nikon doch eines Tages eine Zf mit Vollformatsensor auflegt. Das runde Jubiläum im November 2023 würde sich anbieten.  

Nikkor Z MC 50mm 2,8

Das Makroobjektiv Z MC 50mm 2, wird seit Juli 2021 verkauft und zusammen mit dem Z MC 105mm 2,8 VR aus der S Linie vorgestellt. Es ist selber kein Mitglied der S Objektivlinie und damit niedriger positioniert als das 105mm Objektiv.

Die recht ambitionierte UVP liegt bei 759 Euro, Im Handel ist es oftmals für 650 Euro oder deutlich darunter zu finden. Im Gegensatz zu anderen Z Objektiven scheint Nikon Probleme zu haben, den Preis für das kurze Z Makro durchzusetzen – zu den Gründen dafür später mehr. Auch im Vergleich zum exzellenten Z 50mm 1,8 S erscheint der Preis merkwürdig hoch angesetzt, auch wenn ein Makroobjektiv einen anderen Zweck erfüllt als ein Standartobjektiv.

Gehäuse und Handling

Wie bei allen Z Objektiven lässt die Verarbeitung des Z MC 50mm 2,8 wenig zu wünschen übrig. Obwohl es mit lediglich 260g sehr leicht ist hat man nicht das Gefühl einen hohlen Plastikbecher in der Hand zu halten. Neben einem großzügig dimensionierten Fokusring, der den Fokus elektronisch verstellt (focus by wire) finden sich ein A/M Umschalter und ein Fokuslimiter 0,3-0,16m / Full am Objektiv. Der Fokusbereich des Makros lässt sich somit nur auf den Nahbereich beschränken. Eine weitere Möglichkeit, den Makrobereich vom gesamten Fokusweg zu trennen wäre wünschenswert gewesen.

Der Autofokus geht – wie für ein Makro üblich – gemächlich zu Werke und ist minimal lauter als bei anderen Z Festbrennweiten. Der elektronisch übersetzte, manuelle Fokus arbeitet je nach Geschwindigkeit, mit der man am Fokusring dreht, non-linear. Je schneller man dreht, desto größer fällt die Fokusverstellung aus. Insgesamt muss man allerdings sehr viel drehen, um den Fokus durch den gesamten Bereich zu verschieben, was wiederum der Präzision zugutekommt.

Der Abbildungsmaßstab von 1:1 wird mittels einer Naheinstellgrenze von 16cm ab Sensorebene erreicht. Dies bedeutet, dass das vordere Ende des Objektivs inkl. HN-41 nur ca. 4,5mm vom abzubildenden Objekt entfernt ist. Angesichts der Brennweite von 50mm ist dies nicht zu kritisieren und physikalisch bedingt. Es ist bedauerlich, dass Nikon die Brennweite gegenüber den F Mount Vorgängern von 60mm auf 50mm verkürzt hat, schließlich war die Brennweite von 60mm seit 1989 in diesem Segment etabliert und selbst in Zeiten manueller Objektive reichte es noch für 55mm.

Ebenfalls verzichten muss man in den 2020er Jahren offenbar etwas, was es mit dem Vorgänger aus 2008 noch gab: die Innenfokussierung. Unterhalb von ca. 30cm Fokusdistanz beginnt sich der innere Tubus merklich aus dem Objektivgehäuse herauszuschieben. Bei minimaler Fokusdistanz beträgt dieser Auszug 2,2cm (Ohne Gegenlichtblende). Er wackelt im Neuzustand zwar nicht und fährt nach Abschalten der Kamera immer automatisch in das äußere Gehäuse zurück, allerdings schiebt er sich beim Ansetzen des Objektivdeckels fast zwangsläufig weiter zurück. Richtig Vertrauenserweckend ist das nicht.

Auf dem Innentubus sind Vergrößerungsmaßstäbe und Fokusdistanzen für 1:2, 1:1,4 und 1:1 so aufgedruckt, dass man sie beim Betrachten der Kamera von oben/schräg hinten in der richtigen Distanz zum Gehäuse lesen kann. Dies bedeutet, dass die Beschriftung für 1:1 bei voll ausgefahrenem Objektiv deutlich außerhalb des Objektivgehäuses liegt und immer gut erkannbar ist. Das Objektiv fokussiert auch ein wenig näher als der Aufdruck suggeriert, so dass ein Abbildungsmaßstab knapp unter 1:1 erreichbar ist.

Z MC 50mm 2,8 mit ausgefahrenem Innentubus und montierter HN-41

Kurios fällt die Gegenlichtblende HN-41 aus, die sich in das 46mm messende Filtergewinde des inneren Tubus einschrauben lässt. Sie bildet eigentlich nur einen 7mm schmalen, geriffelten Ring, der den Innentubus einfach nur in gerader Linie verlängert. Sehr wahrscheinlich wurde die Streulichtblende aufgrund der sehr kurzen Naheinstellgrenze so kompakt gehalten um Abschattungen auf dem Motiv zu reduzieren.

Wie beim Vorgänger AF-S 60mm 2,8 G ED, besitzt das Z Makro 9 abgerundete Blendenlamellen, die für ein weicheres Bokeh sorgen sollen. Wie bei Makroobjektiven üblich verringert sich die effektive Blende zur Naheinstellgrenze hin: f/4,5 bei 1:2 und 19cm, f/5 ab 1:1,4 und 17cm, f/5,6 bei 1:1 und 16cm.

Optische Qualität

Bereits bei Offenblende erreicht das Z 50er Makro in der Bildmitte eine erstaunliche Schärfe, die jedoch zu den Rändern hin leicht, sowie in die Ecken hinein stark abfällt. Ab Blende 4 sind die Bildränder am 45 MP Vollformatsensor als ausreichend gut zu bezeichnen, was man für die äußersten Ecken leider erst ab Blende 5,6 sagen kann. Ab Blende 5,6 könne die Ränder auch bei Landschaftsaufnahmen überzeugen und erreichen eine sehr gute Schärfe, die Ecken hingegen erst ab Blende 8. Generell kann man dem MC 50mm 2,8 eine hervorragende Bildqualität im DX Bildkreis attestieren – unabhängig von der Blende. Die Randbereiche am Vollformatsensor können mit dieser Leistung nicht mithalten. Im Nahbereich fällt dieses Manko jedoch nicht so stark ins Gewicht.

Sehr gut funktioniert die Unterdrückung Chromatischer Aberrationen, Farbsäume sucht man bereits bei Blende 2,8 meist vergeblich. Knackige Farben und starke Kontraste führen insgesamt zu einem lebhaften Bildeindruck. Auffällig ist eine starke Vignettierung/Randabdunkelung bei Offenblende, diese ist bei f/5,6 kaum noch auffällig.

Die Unschärfe im Motivhintergrund (Bokeh) kann mitunter recht unruhig wirken und sortiert sich im soliden Mittelfeld ein. Ein Wunder an Cremigkeit ist es nicht, es gibt aber auch deutlich schlechtere Objektive.

Im Vergleich zum F AF-S 60mm 2,8 fällt auf, dass die Leistung an den Rändern und in den Bildecken beim Z Objektiv nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Dafür kann das 60mm bei Offenblende nicht mithalten – es neigt zu deutlich mehr Aberrationen und geringerer Schärfe, der Kontrast ist ebenfalls geringer. Blendet man jedoch ab, unterscheiden sich die beiden Objektive bei makrotypischen Blenden von 5,6 oder 8 nicht wirklich.

Vergleich bei Offenblende, 100% Ausschnitt Bildmitte: Z MC 50mm 2,8 links, AF-S 60mm 2,6 G rechts

Fazit

Dieses Objektiv steht aufgrund diverser Designentscheidungen und letztlich auch dem Preis sich selber im Weg, Auch wenn die optische Qualität im Ganzen als Makro überzeugen kann, überschattet das Handling diese durchaus respektable Leistung.  Wenn man zuvor 12 Jahre lang ein Makroobjektiv mit Innenfokussierung für unter 600 Euro anbieten kann, sollte dies auch zur Einführung 2021 für knapp unter 800 Euro möglich sein.

Von der optischen Leistung her macht es seinen Job als Makroobjektivsehr gut, es gibt an der Bildqualität im insbesondere im Nahbereich wenig zu meckern. Möchte man jedoch das MC 50mm 2,8 auch als herkömmliche Festbrennweite bei 50mm verwenden (z.B. bei Landschaftsaufnahmen), stellt sich die Frage nach dem Sinn. Das von der Bildqualität her deutlich bessere und lichtstärkere Z 50mm 1,8 S ist als Neuware günstiger. Auch das AF-S 60mm 2,8 G ED bietet für die Landschaftsfotografie eine bessere Bildqualität.

Somit bleibt das Z MC 50mm 2,8 eine exzellente Optik für den Nahbereich und das bereits ab Offenblende, bekommt von mir jedoch keine Empfehlung als Ersatz für eine universell aufgestellte Festbrennweite bei 50mm. Zusätzlich bekommt es durch das – nur noch gebraucht erhältliche – AF-S 60mm 2,8 G ED am FTZ starke Konkurrenz.  

Biespielfotos

Nikkor AF DC 105mm 2,0 D

Im Jahr 1993 erschien der „kleinere Bruder“ des 135mm 2,0 DC Objektivs mit der klassischen Portraitbrennweite von 105mm.

Lediglich rund 35.000 Exemplare dürften in der langen Verkaufsphase bis 2020 an den Fotografen gebracht worden sein. In den 2010er Jahren betrug der Neupreis zwischen 900 und 1.000 Euro, in 2023 kostet es gebraucht zwischen 600 und 900 Euro – die Preise schwanken recht stark.

Gehäuse und Handling

Das DC 105mm 2,0 D ist ein typisches Nikon Objektiv der 1990er Jahre: AF Antrieb mittels Kameramotor über den Schraubendreherantrieb, A/M Umschaltring, solides Gehäuse mit traumhafter Verarbeitung und Haptik inklusive Hammerschlaglack plus eingebaute, herausschiebbare Gegenlichtblende. 640g und 72mm Filterdurchmesser sind im Vergleich zum AF-S 105mm 1,4 E ED recht moderate Werte, der Nachfolger bringt fast ein Kilogramm auf die Waage.  Wenn man ein DC Nikkor in die Hand nimmt hat man sofort den Gedanken „so etwas wird heutzutage auch nicht mehr gebaut“ im Kopf, wobei der erste Eindruck der Solidität etwas täuscht. Wie bei vielen Nikkoren mit ähnlicher Konstruktion stellt der A/M Ring aus Plastik einen Schwachpunkt dar und neigt zu Bruchstellen.

Die Blende wird klassisch über einen Hebel gesteuert und das Objektiv verfügt über einen Blendenring. Somit ist es auch zu älteren Analogkameras ab AI Kupplung voll kompatibel.

Nikon verfolgte mit den beiden DC Nikkoren die Idee von optisch anpassbaren Portraitobjektiven. Die Abkürzung „DC“ steht hierbei für Defocus Control. Mittels eines verstellbaren Ringes lässt sich die Unschärfe (bzw. das Bokeh) im Vorder- oder Hintergrund anpassen. Dieser Ring kann in zwei Richtungen verstellt werden, abhängig davon, ob der Vordergrund (F) oder der Hintergrund (R) weicher gestaltet werden soll. Zu beiden Seiten der mittigen Neutralstellung besitzt der Ring eine Blendenskala mit vollen Blendenstufen als Rastpunkte.

Sehr stark vereinfacht lässt sich sagen, dass das Bokeh im Hintergrund weicher ausfällt, wenn der DC Ring auf der Skala Richtung R auf die Blende eingestellt wird, die der aktuellen Arbeitsblende entspricht. Stellt man die Blende kleiner ein, als für die Aufnahme Kameraseitig eingestellt, fällt der Effekt entsprechend kleiner aus. Wird der Blendenwert der Aufnahme überschritten (z.B: Blende für die Aufnahme 2,8 und DC Blendeneinstellung 5,6), nimmt auch die Schärfe im Fokusbereich rapide ab und man erhält weichgezeichnete Bilder. Beeinflusst man die Vorder- oder Hintergrundunschärfe, fällte die entgegengesetzte Richtung deutlich unruhiger aus, als ohne Nutzung der DC Funktion.

Der Effekt ist recht subtil, besonders bei Offenblende oder knapp darunter. Meiner Meinung nach wurde und wird die DC Funktion nicht viel genutzt und die meisten Fotografen belassen den DC Ring in Neutralstellung. Die nachfolgende Beurteilung bezieht sich auch nur auf die Nutzung des Objektivs ohne DC Funktion.  

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den DC Objektiven ist der Stangenautofokus. Für hoch auflösende Sensoren ist dieser bei beiden Objektiven zu grob übersetzt und lässt oftmals die notwendige Präzision vermissen. Weitere Einflussfaktoren des optischen Designs reduzieren die Genauigkeit des Autofokus in manchen Situationen zusätzlich (z.B. Aberrationen).   

Optische Leistung

Auch an einer 45 MP Kamera wie der D850 kann das DC 105mm 2,0 D überzeugen. Das Auflösungsvermögen in der Bildmitte reicht selbst bei Offenblende aus, um einen hochauflösenden Sensor in der Bildmitte zu bedienen. Selbst zum Rand und den Ecken hin fällt die Schärfe nur moderat ab. Um eine Stufe auf f/2,8 abgeblendet ist die Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg sehr gut. Meiner Meinung nach bildet das DC 105mm bei Blende 2 genauso scharf ab, wie das AF-S 105mm 1,4 E bei Blende 1,4. Bei gleicher Blende ist das moderne AF-S Objektiv allerdings dem DC hinsichtlich Schärfe und Kontrast deutlich voraus. Dennoch kann es hinsichtlich der Bildqualität überzeugen und sogar begeistern. Dies alles gilt jedoch nur, wenn der Fokus korrekt sitzt – und das muss man sich mitunter hart erarbeiten.

Dem Alter des optischen Designs geschuldet treten Farblängsfehler deutlich zutage. Diese Chromatischen Aberrationen beeinflussen die Bildqualität von Blende 2,0 bis 4,0, auch wenn die Farbsäume weniger ausgeprägt sind als beim DC 135mm 2,0. Glücklicherweise lassen sich diese Aberrationen sehr gut via Software herausrechnen – was bei diesem Objektiv fast schon zum standardmäßigen Workflow der Nachbearbeitung gehört. Helle Objekte neigen zu Überstrahlungen.

Vignettierung ist bei Offenblende durchaus sichtbar, die Abdunkelung zu den Bildrändern hin ist aber bereits bei Blende 2,8 kein großes Thema mehr und bei Blende 4 verschwunden. Wie für ein dediziertes Portraitobjektiv zu erwarten ist das Bokeh tadellos weich und harmonisch. Es braucht den Vergleich mit dem 105mm 1,4 E nicht zu scheuen.

Fazit

Das DC 105mm 2,0 D Nikkor hat sich seinen legendären Ruf zu Recht verdient. Sehr gute Schärfe selbst bei Offenblende gepaart mit einem traumhaften Bokeh sind auch heute noch die Zutaten für ein hervorragendes Objektiv. Meiner Meinung nach kommt es im Portraitbereich dem 105mm 1,4 E hinsichtlich der Bildqualität sehr nahe, mit Ausnahme der etwas ausgeprägteren Farbsäume. Bei Landschaftsfotografie kann sich das neuere Objektiv aufgrund des höheren Auflösungsvermögens bei kleineren Blendenöffnungen deutlich absetzen.

Der größte Schwachpunkt ist jedoch der mechanisch übersetzte Stangenautofokus. Nicht nur, dass damit der Autofokus an den spiegellosen Z Modellen verloren geht, er ist auch an DLSRs oftmals unpräzise. Selbst die exzellenten AF Module von D850 und D500 schaffen es mitunter nicht, den Fokuspunkt bei Offenblende exakt zu treffen.

Dennoch ist das AF DC 105mm 2,0 ein faszinierendes Objektiv, sowohl haptisch als auch von der optischen Leistung her. Bezüglich Handling und Kompatibilität gibt es modernere Alternativen.  

 

Beispielfotos

Nikkor AF-S 105mm 1,4E ED

Mitte 2016 erweiterte Nikon die Reihe der f/1,4 Festbrennweiten um ein 105mm Objektiv. Es stellt damit den legitimen Nachfolger des erst im Jahr 2020 eingestellten AF DC Nikkor 105mm 2,0 dar und rundet die Gruppe der Blende 1,4 Festbrennweiten nach oben ab.

Der Neupreis beträgt im Frühjahr 2023 rund 2.000 €, zuvor war es in den Jahren 2019 bis 2021 für knapp über 1.700 Euro erhältlich.

Gehäuse und Handling

Nicht nur der Preis wiegt schwer. Auch die Abmessungen mit 120mm Länge, 94,5mm Gehäusedurchmesser, 82mm Filtergewinde und 985g Gewicht sind beachtlich.

105mm 1,4 und 85mm 1,4

Die durchaus beachtliche Menge Glas ist in ein gut verarbeitetes Kunststoffgehäuse gefasst. Der Gehäusedurchmesser dürfte für kleinere Hände bereits eine haptische Herausforderung sein. Der Fokusring ist angenehm breit ausgeführt und gut gedämpft. Eine Gummilippe rund um das Bajonett soll Eindringen von Feuchtigkeit am Gehäuse verhindern. Die mitgelieferte Gegenlichtblende HB-79 ist recht üppig dimensioniert.

Der Autofokus geht durchschnittlich flott zu Werke und wird durch einen Micromotor angetrieben. Angesichts des Preises und Gehäusedurchmessers hätte ich an dieser Stelle eher einen AF-S Ringmotor erwartet.

Das 105mm 1,4 besitzt eine elektronische Blendensteuerung und ist daher nur mit Gehäusen ab D3/D700/D300 und neuer kompatibel.  

Optische Leistung

Das AF-S 105mm 1,4E stellt ab Offenblende über den gesamten Bildbereich hinsichtlich der Bildschärfe die meisten F Nikkor f/1,4 Festbrennweiten deutlich in den Schatten – einzige Ausnahme das schwerlich vergleichbare 28mm 1,4E. Abblenden auf f/2 und f/2,8 steigert die Schärfe jeweils minimal auf ein exzellentes und kaum verbesserbares Niveau.

Vignettierung ist bei Offenblende sichtbar und dunkelt die Ecken etwas ab, bereits bei Blende 2,0 tritt der Effekt in den Hintergrund. Wie für hoch geöffnete Objektive seit Jahrzenten üblich, treten Chromatische Aberrationen auf. Dies allerdings zu einem deutlich geringeren Maß, als es beim AF DC 105mm 2,0 der Fall ist. Dennoch ist dies erwähnenswert, da lichtstarke Z Nikkore für die spiegellosen Kameras hier mittlerweile neue Maßstäbe setzen. Man sollte also nicht erwarten, trotz des relativ modernen Objektivs von Farbsäumen an Kontrastübergängen gänzlich verschont zu bleiben. Diese stellen jedoch kein Problem dar und treten nur sehr moderat auf.

Entscheidend für ein Portraitobjektiv ist jedoch die Performance in Unschärfebereich – das so genannte Bokeh. Und hier liefert es Hervorragendes ab. Hintergründe lösen sich in eine cremige Unschärfe auf, die wenig zu wünschen übrig lässt. Es spielt diesbezüglich in einer Liga mit dem AF-S 58mm 1,4, bietet dabei jedoch eine knackige Bildschärfe in der Fokusebene. Selbst das AF-S 85mm 1,4 kann im Bokeh nicht ganz mithalten, zusätzlich wird der ältere Klassiker bei der erzielbaren Bildschärfe deutlich überholt.

Insgesamt bildet das AF-S 105mm 1,4 E ED kontraststark und mit lebhaften, natürlichen Farben ab.

Fazit

Bis auf die recht durchschnittliche Fokusgeschwindigkeit und manchmal auftretende Farbsäume gibt es kaum etwas zu verbessern. Exzellent bis ins Detail. So kurz kann eine Objektivbeurteilung ausfallen.

Im Vergleich zum AF-S 85mm 1,4 erhält man das deutlich bessere Objektiv – sofern man mit den 20mm mehr Brennweite zurechtkommt. 20mm mögen erst einmal nicht nach viel klingen, in der Praxis ergeben sich jedoch deutlich verlängerte Arbeitsabstände und eine stark verringerte Tiefenschärfe bei gleicher Blende. Dafür ist das 85mm 1,4 gebraucht deutlich günstiger zu haben, während sich der Neupreis nur um 400 Euro unterscheidet (Stand Anfang 2023).

Eine bessere optische Leistung bei dieser Brennweite wird man erst mit Z Nikkoren für das spiegellose System erwarten dürfen. Für das F Bajonett stellt das AF-S 105mm 1,4 das Maximum des Erreichbaren dar und dürfte über Jahre hinaus auch an vielen FTZ Adaptern treu seinen Dienst verrichten.

Beispielbilder

Nikon F100

Die letzte semiprofessionelle Kamera für 35mm Film von Nikon wurde ab 1999 angeboten und im Jahr 2006 zusammen mit fast dem gesamten analogen Sortiment eingestellt. Der Neupreis betrug 2.600 DM, bzw. später 1.400 €.

Von vielen Fotografen wurde die die F100 als kompaktere Version der F5 angesehen. Und in der Tat ist die F100 nur geringfügig gegenüber dem Spitzenmodell abgespeckt. Lediglich 4,5 Bilder pro Sekunde in Serie statt 8, 96% sichtbares Bildfeld im Sucher anstelle von 100% und ein technisch einfachere Version der Matrix Belichtungsmessung sind die wesentlichen Einschränkungen. Dafür teilen sich die beiden Modelle das gleiche Autofokusmodul Multi-CAM 1300 mit 3 Kreuz- und zwei Liniensensoren. Die Kreuzsensoren sind in der mittleren Reihe nebeneinander angeordnet, die waagerecht messenden Liniensensoren oberhalb und unterhalb der Mitte.  

Angetrieben wird die F100 durch 4 AA Batterien, optional war ein Batteriegriff mit der Bezeichnung MB-15 im Angebot, der 6 AA Batterien aufnahm und die Serienbildgeschwindigkeit unwesentlich auf 5 Bilder pro Sekunde erhöhte. Recht selten anzutreffen dürfte der optionale Batteriehalter MS-13 für 2 CR123 Lithiumbatterien sein. Eine alternative Rückwand zur Einbelichtung von Datum und Uhrzeit stand unter der Bezeichnung MF-29 im Katalog.

F Mount Objektive der AI/AI-S/AF-/AF-D/AF-S Serien sind vollständig zur F100 kompatibel, lediglich Objektive mit elektronischer Blende (E) und AF-P Steppingmotoren sind nicht kompatibel. VR war zur Einführung bereits etabliert und wird somit ebenfalls unterstützt. Der AF Motor für AF und AF-D Objektive arbeitet in etwa so schnell wie eine semiprofessionelle DSLR und ist damit deutlich schwächer dimensioniert als in der F5.

Gehäuse und Handling

Das 780g schwere Gehäuse liegt exzellent in der Hand und vermittelt einen sehr soliden Eindruck. Dieser täuscht jedoch an entscheidenden Stellen, mehr dazu im Abschnitt „Schwachstellen“. Ober- und Unterkappe sind aus Metall gefertigt, die angenehme Gummierung entspricht den späteren, semiprofessionellen digitalen Spiegelreflexkameras der dreistelligen Serie. Auch Bedienkonzept und Anzeigen gleichen den modernen digitalen Abkömmlingen wie beispielsweise D200, D300 und D700. Die analoge F100 legt quasi den Grundstein für das Designkonzept der digitalen Nachfolger und könnte auf den ersten Blick als DSLR durchgehen.

Das fehlende Display auf der Rückseite verrät nicht nur, dass es sich um ein Modell für 35mm Film handelt, es führt auch zu einer etwas ungewöhnlichen Art, dem Fotografen Einstellmöglichkeiten für grundlegende Kamerafunktionen zugänglich zu machen. Die so genannten „Custom Functions“ können über den CSM Knopf mittels Zahlencode eingestellt werden. Diese gleichen bereits den später als „Individualfunktionen“ in den digitalen Modellen angebotenen Optionen:

1: Automatische Filmrückspulung am Filmende
0: Aus / 1: Ein
2: Abstufung der Belichtungseinstellung
3: Drittelstufen / 2: Halbe Stufen / 1: Volle Stufen
3: Reihenfolge der Korrekturwerte bei
Belichtungsreihen
0: Unkorrigiert, negativ, positiv / 1: negativ, unkorrigiert, positiv
4: Aktivierung des Autofokus beim Andrücken des Auslösers bis zum ersten Druckpunkt0: Ein (Grundeinstellung) / 1: Aus
5: Warnung bei Film ohne DX-Kodierung
0: Nach Filmeinfädelung / 1: Bei Einschaltung der Kamera
6: Messfeldwahl
0: Normal / 1: Geradlinig in einer Richtung
7: Belichtungsspeicherung beim Andrücken des Auslösers bis zum ersten Druckpunkt
0: Aus / 1: Ein
8: Automatischer Einzug des Films
0: Aus / 1: Ein
9: AF-Dynamik bei Einzel-AF (S)
0: AF-Messfeld mit nächstliegendem Objekt
ist Primärfeld / 1: Gewähltes AF-Messfeld ist Primärfeld
10: AF-Dynamik bei kontinuierlichem AF (C)
0: Gewähltes AF-Messfeld ist Primärfeld / 1: AF-Messfeld mit nächstliegendem Objekt
ist Primärfeld
11: Belichtungsreihen/Blitz-Belichtungsreihen
AS: Streuung mit sowohl der Belichtung als
auch der Blitzleistung / AE: Streuung nur mit Belichtungseinstellung / Sb: Streuung nur mit Blitzleistung
12: Belegung der Einstellräder
0: Standard / 1: Vertauscht
13: Verwendung des vorderen oder hinteren Einstellrades zur Belichtungskorrektur in P, S und A
0: Aus / 1: Ein
14: Mehrfachbelichtungen
0: Aus / 1: Ein
15: Ausschaltzeit des Belichtungsmessers
4: Vier Sekunden / 6: Sechs Sekunden / 8: Acht Sekunden / 16: Sechzehn Sekunden
16: Vorlaufzeit des Selbstauslösers
2: Zwei Sekunden / 5: Fünf Sekunden / 10: Zehn Sekunden / 20: Zwanzig Sekunden
17: Aktivierung der LCD-Beleuchtung über Schalter
0: Aus / 1: Ein
18: Dateneinbelichtung auf Bild Nr. 0 (mit MF-29)
0: Aus / 1: Ein
19: Blendeneinstellung beim Zoomen
0: Fixiert / 1: Variabel
20: Auslösebestätigung über Selbstauslöser-LED
0: Aus / 1: Ein
21: Belegung der AE-L/AF-L-Taste
0: Fixierung von Belichtung und Autofokus
1: nur Belichtung / 2: nur Autofokus / 3: Belichtungsspeicherung bis zum erneuten Drücken der Taste
22: Blendenwahl
0: Mit vorderem Einstellrad / 1: Mit Blendenring des Objektivs

Die Performance des Autofokus ist aus heutiger Sicht am ehesten mit der der D200 gleichzusetzen und auch insgesamt finde ich die beiden Gehäuse von Haptik und Bedienung her sehr vergleichbar. Der Sucher ist großzügig dimensioniert und steht den professionellen DSLR Gehäusen nur hinsichtlich der Bildfeldabdeckung nach. Manuelle Objektive sind einfach zu fokussieren. Ärgerlicherweise bietet die F100 wie die F5 bei manuellen Objektiven nur mittenbetonte Belichtungsmessung an.

Schwachstellen

Leider hat Nikon bei der Konstruktion der F100 an manchen Stellen zu viel gespart. Die durch Zersetzung nach vielen Jahren klebrige Rückwandbeschichtung geht allerdings noch als unangenehme Eigenschaft des damals von vielen Herstellern eingesetzten Softlacks durch. Die klebrige Schicht lässt sich sehr einfach mit einem gut in Isopropylalkohol getränkten Tuch entfernen.

Ärgerlicher sind hingegen konstruktive Mängel, die sich an zwei entscheidenden Stellen zeigen und vom naiven Glauben an die Stabilität von ungenügend dimensioniertem Kunststoff zeugen.

Direkt in den ersten Jahren nach Verkaufsstart häuften sich die Fälle von gebrochenen Rückspulgabeln. Die aberwitzig filigran in Form eines Dreiecks geformten Gabeln, die in die innere Spule der Filmpatrone greifen und diese während des Rückspulvorgangs drehen, waren offensichtlich zu schwach dimensioniert. Nikon änderte in der laufenden Produktion die Konstruktion und ersetzte diese durch rechteckige, stärker dimensionierte Varianten. Viele frühe F100 wurden von Nikon im Rahmen einer Serviceaktion umgerüstet. Angeblich besitzen Kameras ab Seriennummer 21673** die verstärkte Variante, meine F100 mit Seriennummer 210**** besitzt die ursprüngliche Version, die Kamera mit 206*** wurde anscheinend nachträglich repariert. Die Seriennummer einer F100 befindet sich übrigens auf der Unterseite der Bajonettverkleidung und ist sehr schwach eingestanzt und daher schwer erkennbar.

Intakte Rückwandhaken – eins mit der Rückwand.

Häufiger anzutreffen ist jedoch ein anderer Defekt: gebrochene Rückwandhaken. Dieser sehr oft auftretende Fehler hat dazu geführt, dass sehr schnell nach Produktionsende keine Rückwände als Ersatzteil mehr verfügbar waren. Es ist nahezu unmöglich, die aus einem Stück Plastik in Einheit mit der Rückwand gegossenen Haken zu ersetzen. Geklebte Haken halten aufgrund der kleinen Bruchfläche nicht oder nur sehr kurz. Es gibt auf ebay Reparaturkits von Privatleuten, welche großflächiger auf die Rückseite der Kunststoffplatte geklebt werden, an der die Haken sonst angegossen sind. Die Variante aus Metall stammt von Verkäufer plutoniusx in den USA, eine Plastikversion wird von ficamera-0 aus Spanien angeboten (Stand Februar 2023).

Fazit und Empfehlung

Die F100 ist auch in 2023 eine sehr empfehlenswerte Kamera für 35mm Film. Es werden alle wesentlichen Objektivtypen unterstützt, auch eine F6 bietet keine größere Kompatibilität.

Als analoges Zweitgehäuse zu einer digitalen Spiegelreflex stellt die sie ideale Ergänzung dar, so ähnlich sind Bedienung und Haptik.

Die vermeintliche Robustheit muss angesichts oftmals gebrochener Rückwandhaken etwas in Zweifel gezogen werden. In jedem Fall muss man vor dem Kauf den Zustand der Rückwand prüfen. Ob die schwächlichen Rückspulgabeln wirklich ein großes Problem darstellen mag ich nicht beurteilen, schließlich sind viele Kameras mit der ersten Version auch heute noch in Umlauf und funktionieren tadellos.

Funktionierende Exemplare ohne technische Mängel gibt es bereits für ca. 200 €. Kosmetisch einwandfreie Exemplare mit fest sitzender Belederung kosten 300 bis 400 Euro. Der Batteriegriff MB-15 sollte für 100 Euro oder knapp darunter zu haben sein (Preise Stand Februar 2023).

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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