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Nikkor Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR

Im Mai 2023 erweiterte Nikon das Z DX Objektivprogramm mit einem Weitwinkelzoom nach unten. Zudem feierte das erste „Power Zoom“ Premiere, bei dem die Brennweitenverstellung über einen Motorantrieb und nicht mehr mechanisch erfolgt. Mit 12mm Anfangsbrennweite ist das 12-28mm 3,5-5,6mm PZ VR am kurzen Ende 2mm länger als das letzte DX Weitwinkelzoom AF-P DX 10-20mm 4,5-5,6 VR für F, bietet allerdings am langen Ende 8mm mehr. Damit dürfte es sich insgesamt universeller einsetzen lassen, auch wenn 2mm im Weitwinkelbereich ein deutlicher Unterschied sind. Wie beim Vorgänger bietet es eine Verwacklungsreduktion/VR.

Bei einer UVP von 429 Euro war es Nikon leider nicht möglich, die nur optional für weitere 40 Euro angebotene Gegenlichtblende HB-112 im Lieferumfang unterzubringen. Dies ist auch deshalb unverständlich, weil das kurz danach erschienene Z DX 24mm 1,7 für lediglich 319 Euro inklusive Gegenlichtblende HN-42 daherkommt. Die bisher von mir getesteten Weitwinkel Gegenlichtblenden für 67mm Filterdurchmesser sind durchweg zu lang und sorgen für dunkle Bildecken bei 12mm, somit bleibt nur der erzwungene Zubehörkauf.

Nikon vermarktet das Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR vornehmlich als Objektiv für so genannte „Content Creator“, also vornehmlich zum Erstellen von Videos für Social Media. Daher wird die Verwendung mit der Z30 im Videobetrieb in den Vordergrund gerückt. In diesem Artikel beschäftige ich mich im Folgenden mit der Bildqualität im Fotobereich.    

Gehäuse und Handling

Wie bei DX Consumerobjektiven üblich, wurde auch am Material für das Bajonett gespart und Kunststoff statt Metall verwendet. Nikons Kunststoffbajonette sind jedoch äußerst robust und stabil, es entsteht dadurch kein Nachteil.

Das vollständig aus Plastik bestehende Gehäuse fühlt sich trotz des geringen Gewichts von nur 205g stabil und gut verarbeitet an. Dazu tragen insbesondere die sehr gut gedämpften und butterweich drehenden Einstellringe bei. Der Zoomring ist mit einer Beschichtung versehen, die Ähnlichkeiten mit einer Gummierung aufweist, der hintere Einstellring besteht aus strukturiertem Hartplastik.

Nikon verspricht eine Abdichtung des Objektivs gegen Staub und Regentropfen. Im Pressematerial findet sich auch eine Darstellung der verbauten Dichtungen, allerdings beziehen diese nicht das Bajonett ein. Statt einer Gummidichtung muss es zur Kamera hin eine leicht überlappende Plastikwulst richten.

 

Front- und Rücklinse sind feststehend verbaut und bewegen sich bei Zoom oder Fokusverschiebungen nicht mit.

Das Objektiv ist sowohl innenfokussierend, als auch innenliegend zoomend. Es ändert somit nie die Länge, nichts fährt aus oder dreht sich mit – auch auf der Rückseite nicht. Vermutlich aufgrund des optischen Bildstabilisators klappert das Objektiv leicht, sofern man es etwas bewegt. Bei eingeschalteter Kamera verschwindet dieses Geräusch.

Der Powerzoom Mechanismus arbeitet erstaunlich unauffällig. Unabhängig von der Drehgeschwindigkeit am „Zoomring“ durchfährt das Objektiv den Zoombereich in sinnvoller, konstanter Geschwindigkeit. Dies geschieht ruckelfrei und absolut leise. Alternativ kann man an den Kameras Z30, Z50 und Zfc den Zoom über die Lupentasten +/- bedienen und die Geschwindigkeit des Tastenzooms individualisieren (aktuelle Firmware vorausgesetzt). Da der Zoomring frei ohne Anschlag dreht, besitzt er keine Brennweitenmarkierung. Stattdessen wird die eingestellte Brennweite im Sucher angezeigt.    

Die variable Lichtstärke verteilt sich über den Brennweitenbereich wie folgt: 12mm 3,5 – 12,5mm 3,8 – 14,5mm 4,0 – 16mm 4,2 – 17mm 4,5 – 19mm 4,8 – 21mm 5,0 – 23,5mm 5,3 – 26,5mm 5,6

Optische Leistung

Wieder einmal zeigt sich der Vorteil des Z Bajonetts und dessen großer Durchmesser, von dem insbesondere Weitwinkel profitieren.

Man kann die Bildqualität kurz und knapp zusammenfassen: Blende auf 5,6 einstellen und einfach fotografieren. Über den gesamten Zoobereich hinweg stellt Blende 5,6 das Optimum an Schärfe über das gesamte Bildfeld dar, sogar bis in die Ecken. Die Schärfe fällt nur minimal zum Rand hin ab, die Ecken erreichen ein sehr gutes Auflösungsvermögen. Hinsichtlich der Bildschärfe hängt es manches DX F-Mount Objektiv ab – bei 12-16mm sogar bei Offenblende.

Zwischen 24mm und 28mm lässt die Schärfe insgesamt etwas nach, allerdings gewinnt man durch Abblenden keine weitere Auflösung, weshalb man in diesem Brennweitenbereich unbesorgt bei Offenblende fotografieren kann. Eine Merkwürdigkeit konnte ich bei 28mm feststellen: Blendet man von f/5,6 auf f/8 ab, verlieren die Bildränder deutlich an Zeichnung.

Die Vignettierung ist für ein modernes Weitwinkel absolut im Rahmen, die Randabdunkelung ist bis 20mm bei Blende 5,6 kaum noch sichtbar, darüber hinaus bis 28mm ohnehin nur minimal vorhanden. Die Farbdarstellung ist etwas gedämpft, der Kontrast nicht ganz so knackig wie bei einem Objektiv der S-Serie.

Diese insgesamt sehr solide Leistung in einem kleinen, leichten Gehäuse zu einem moderaten Preis hat doch bestimmt einen Haken? Nun, das kommt auf die Sichtweise und die Erwartungshaltung an ein Objektiv an. Erwartet man im Jahr 2023 die Erzielung einer einwandfreien Bildqualität alleine durch die Optik, dürfte man beim Blick auf die Art und Weise, wie dieses Ergebnis zustande kommt, enttäuscht sein.

Wie bei heutzutage fast allen Objektiven des unteren und mittleren Preissegments, spielt auch hier die nicht abschaltbare Softwarekorrektur eine bedeutende Rolle. Software ist bei modernen spiegellosen Systemen ein elementarer Teil der Objektivkonstruktion. Ohne sie wäre es nicht möglich, ein solches Ergebnis bei den oben skizzierten Parametern zu erreichen. Das mag man als „Schummeln“ empfinden, dem Endanwender eröffnet es jedoch eine Bildqualität, die früher nur zu höherem Preis und Gewicht erreichbar gewesen wäre. Beim Z DX 12-28mm liegt der Kompromiss in der überaus starken und im Weitwinkelbereich ungewöhnlich strukturierten Verzeichnung. Die Kameraelektronik hat einiges zu entzerren, um aus dem, was das Objektiv sieht, ein normales Foto zu generieren:

Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm 5,6 – Export aus RAWDigger mit deaktivierten Korrekturen
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm 5,6 – korrigiert durch internes Korrekturprofil
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm 5,6 – korrigiert und nicht korrigiert übereinandergelegt

Fazit

Insgesamt erhält das Z DX 12-28mm 3,5-5,6 für DX Z Nutzer eine absolute Empfehlung. Es ist leicht, kompakt und bietet – insbesondere angesichts der Preisklasse – eine sehr gute Bildqualität, wenn diese auch in großen Teilen der internen Bildverarbeitung der Z Kameras zu verdanken ist. Letztlich zählt jedoch das Ergebnis und dieses kann sich wirklich sehen lassen.

Ist bereits ein FTZ Adapter vorhanden, stellt das F Mount AF-P DX 10-20mm 4,5-5,6 die direkte Konkurrenz zum Z DX 12-28mm dar. So lange das F Objektiv noch verfügbar ist, kostet es knapp an die 300 Euro, gebraucht ca. 230 €. Sofern die 2mm am kurzen Ende nicht entscheidend sind, würde ich trotz des Preisunterschieds eher zum Z DX 12-28mm greifen.

Im Vergleich: 10mm (Außen) vs. 12mm (Innen)

Beispiele

Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm f/3,5
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm f/5,6
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 28mm f/5,6
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 28mm f/8,0
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 24mm f/6,3
Z DX 12-28mm 3,5-5,6 PZ VR @ 12mm f/5,6 im Gegenlicht

Nikkor Z 24-120mm 4,0 S

Das seit November 2021 erhältliche Z 24-120mm 4,0 S ist Nikons zweites Zoomobjektiv dieser Brennweite mit konstanter Lichtstärke, der Vorgänger für das F Bajonett stammt aus dem Jahr 2010. Zuvor gab es ab 1996 zwei Zooms mit variabler Lichtstärke als AF und AF-S Version. Bis Anfang 2023 wurden in der Z Variante mehr als 60.000 Exemplare verkauft. Außerhalb von Rabattaktionen liegt der Straßenpreis bei ca. 1.150 €.

Der Brennweitenbereich hat somit eine längere Tradition und erfreut sich gleichzeitig großer Beliebtheit, insbesondere als kompaktes Zoom für Reisen. Das Z 24-120 gehört zur S Linie und ist damit Teil der besser ausgestatteten Objektive im Z System.

Gehäuse und Handling

Das 630g wiegende Objektiv fühlt sich stabil verarbeitet an, trotz zweigeteiltem Auszug der Zoommechanik. Lediglich der aus Plastik bestehende Bereich zwischen Multifunktions- und Zoomring wirkt recht billig, da sich die Oberfläche ungewöhnlich rau anfühlt. Der Zoomring besitzt am Anfang einen recht deutlichen Widerstand, der sich mit zunehmender Nutzungsdauer etwas reduziert.

Die Ausstattung markiert innerhalb der S Objektive das Mittelfeld: ein programmierbarer L-Fn Button und zweiter Einstellring sind vorhanden, ein OLED Display zur Darstellung von Fokusdistanz oder Blende hingegen fehlen.

Der Autofokus geht recht zügig, leise und treffsicher zu Werke. Der elektronisch übertragene Fokusring am vorderen Ende ist, wie der mechanische Zoomring auch, mit einer Gummiauflage versehen. Der hintere Einstellring ist aus Metall gefertigt. 

Eine Verwacklungsreduktion hat Nikon dem Objektiv nicht mitgegeben, an den bisher erschienenen DX Z Kameras fehlt somit eine Bildstabilisierung.

Etwas unglückliche Materialauswahl: die Oberfläche des Bereichs zwischen Einstell- und Zoomring wirkt recht rau und „billig“.

Optische Leistung

In der Bildmitte glänzt das Z 24-120 4,0 bereits bei Offenblende mit hervorragender Schärfe, die im Weitwinkelbereich bis einschließlich 28mm zum Rand hin moderat abfällt – was sich durch Abblenden auf f/5,6 beheben lässt. Dur Abblenden verbessert sich die Schärfe im Bildzentrum bis 100mm nur moderat, zu 120mm hin kann man mit Blende 5,6 noch etwas mehr Feinzeichnung herauskitzeln. Wobei selbst am langen Ende die Schärfe bei Offenblende schon exzellent ist.

In den Ecken zeigen sich die optischen Kompromisse eines Reisezooms: zwischen 24mm und 35mm schwächelt die Schärfe in den Ecken und erreicht bei Blende f/4 bis 28mm nur ein ausreichendes Niveau, im weiteren Verlauf bis 35mm ein solides „gut“. Abgeblendet auf f/5,6 steigert sich die Schärfe in den ersten 4mm des Brennweitenbereich etwas und erreicht ein sehr gutes, aber kein exzellentes Niveau. Weiteres Abblenden verbessert die Schärfe in den Ecken nicht mehr.  

Dies ist allerdings auch Jammern auf hohem Niveau. Man kann das Z 24-120mm 4,0 S auf Blende 5,6 einstellen und braucht sich keine Gedanken über die Bildqualität machen – weiteres Abblenden ist nur in speziellen Situationen im Weitwinkelbereich oder zur Vergrößerung der Schärfentiefe notwendig. Ab 28mm aufwärts ist es auch bei Offenblende insgesamt so gut, dass man wenig Kompromisse in der Bildqualität eingeht und Blende 4,0 somit vollumfänglich nutzbar ist.

Auch wenn ein Objektiv mit Offenblende von 4,0 nicht unbedingt prädestiniert dafür ist, mit Unschärfeeffekten zu spielen, lassen sich am langen Ende ansehnliche Freisteller erzielen. Das Bokeh neigt jedoch zu einer gewissen Unruhe, weshalb unscharfe Hintergründe nicht immer so cremig abgebildet werden, wie es vielleicht wünschenswert wäre.

Randabdunkelung/Vignettierung macht sich über den gesamten Brennweitenbereich bei Blende 4,0 moderat bemerkbar, abgeblendet auf 5,6 hat diese jedoch bereits keine Bildrelevanz mehr. Laterale CA’s sind insbesondere am Randbereich und im Weitwinkelbereich an starken Helligkeitsabstufungen sichtbar. Abblenden reduziert diese nur minimal, allerdings ist das Maß an Farbsäumen recht gering und vollkommen unproblematisch.

Hervorzuheben ist die geringe Naheinstellgrenze von 35cm über den gesamten Brennweitenbereich. Wenn nicht extreme Vergrößerungsmaßstäbe benötigt werden, eignet sich das 24-120 auch als Makroobjektiv mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,5. Wenn man bedenkt, dass dediziert als solche angebotenen Makroobjektive bis in die frühen 1990er Jahre einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2 boten, ist dies durchaus beachtlich.   

Insgesamt gleicht die Abbildungsqualität hinsichtlich Farbe, (Mikro-)Kontrast und Vignettierung dem Z 24-70mm 4,0. Sowohl Z Festbrennweiten als auch das Z 24-70mm 2,8 legen hier noch eine Schippe drauf. Andererseits überholt das Z 24-120 selbst die professionellen AF-S 24-70mm 2,8 Objektive für das F Bajonett hinsichtlich Auflösungsvermögen und Schärfeleistung über den gesamten Bildbereich.  

Fazit

Ohne Zweifel ist das Z 24-120mm 4,0 S mit Abstand das Beste 24-120mm Objektiv, welches Nikon bisher auf den Markt gebracht hat. Leider hat dies im Internet auch zu einigen überschwänglich positiven Beurteilungen geführt, die der Realität nicht gerecht werden. Auch wenn das 24-120 eine exzellente Optik ist, kann es dem Z 24-70mm 2,8 S nicht das Wasser reichen. Das Lichtstarke Profizoom hat hinsichtlich Schärfe, Bokeh und Kontrast weiterhin die Nase vorne, auch wenn der Abstand deutlich geringer ist, als es früher zu F-Mount Zeiten zwischen 24-120mm 4,0 und 24-70mm 2,8 der Fall war.

Es gelten immer noch die Grenzen der Physik und des wirtschaftlichen Objektivbaus. Damit gilt auch: kürzerer Brennweitenbereich = weniger optische Kompromisse. Diese Gesetzmäßigkeit ist auch im direkten Vergleich mit dem „Kitobjektiv“ Z 24-70mm 4,0 erfüllt, bis 35mm kann das kurze Zoom mit deutlich schärferen Bildecken Punkten, bei sonst vergleichbarer Leistung. Dennoch liegen beide Objektive so nah beieinander, dass der Vorteil des längeren Brennweitenbereiches den Nachteil der leicht unscharfen Ecken im Weitwinkelbereich bei Offenblende überwiegt.

Insgesamt ist Nikon mit dem Z 24-120mm 4,0 S ein großer Wurf gelungen. Der universelle Brennweitenbereich gepaart mit sinnvollen Features, wie z.B. der für ein solches Zoomobjektiv sehr geringen Naheinstellgrenze, lassen es zum echten Allrounder in der Fototasche werden. Empfehlenswert als Upgrade zum Z 24-70mm 4,0. Auch Besitzer älterer F-Mount 24-70mm 2,8er Objektive sollten sich beim Umstieg ins Z System überlegen, ob sie wirklich Blende 2,8 benötigen.

Zusammengefasst: Das Z 24-120mm 4,0 S ist das Schweizer Taschenmesser im Z Objektivsortiment.  

Beispiele

Z 24-120mm 4,0 S @ 24mm f/4,0
Z 24-120mm 4,0 S @ 24mm f/5,6
Z 24-120mm 4,0 S @ 49mm f/4,0
Z 24-120mm 4,0 S @ 120mm f/4,0
Z 24-120mm 4,0 S @ 70mm f/4,0
Z 24-120mm 4,0 S @ 70mm f/5,6
Z 24-120mm 4,0 S @ 68mm f/7,1
Z 24-120mm 4,0 S @ 64mm f/4,0
Z 24-120mm 4,0 S @ 103mm f/4,0

Nikon Df

Sie ist sicherlich die widersprüchlichste und meist diskutierte digitale Spiegelreflexkamera, die Nikon je gebaut hat: das Modell Df. Das Kürzel Df steht dabei für „Digital fusion“ und soll die Verschmelzung einer digitalen Spiegelreflexkamera der D-Serie und einer analogen F Spiegelreflex darstellen. Die Df nutzte den gleichen 16 MP Bildsensor wie das zu diesem Zeitpunkt aktuelle Spitzenmodell D4.

Gedacht war sie als Reminiszenz an die Blütezeit der simplen, mechanischen Spiegelreflexkamera in den 1970er Jahren – und das Konzept sprach auch durchaus viele Fotografen an, als das Modell Ende 2013 auf den Markt kam. Leider wurde die Df dennoch nicht zu einem großen Verkaufserfolg, auch wenn mehr als 70.000 (nach den Zahlen von Roland Vink ggf. sogar über 80.000) Exemplare verkauft wurden.

Am hinderlichsten dürfte der Verkaufspreis von 2749 Euro gewesen sein. Man muss schon sehr retroverliebt sein, um für eine solche Kamera mehr Geld auszugeben, als für die semiprofessionelle D800 mit 36MP und einer Ausstattung auf dem Stand der Technik.

Viel diskutiert wurde auch die Tatsache, dass sich Nikon bei den übrigen Komponenten eher aus dem Regal der unteren Mittelklasse bedient hatte. Insbesondere das AF Modul mit 39 Sensoren aus der D600/D610 stieß auf Unverständnis. Oftmals wurde argumentiert, die Df sei nur eine D600 in Retroverpackung, was allerdings in keiner Weise zutrifft. Auch wenn einzelne Komponenten wie Bildsensor, Spiegelkasten und AF Modul aus anderen Kameras stammen, sollte man der Df doch zugestehen, eine eigenständig entwickelte DSLR zu sein.

Gehäuse und Handling

Die Eigenständigkeit des Modells zeigt sich bereits am Gehäuse. Boden, Rückwand und Oberkappe bestehen aus Metall. Bei der Oberkappe merkt man davon allerdings wenig, da das Suchergehäuse von einer Kunststoffhülle umgeben ist, welche den Blitzschuh, das Suchergewinde und die Belederung trägt. Der Sucher besitzt wie die professionellen Gehäuse ein rundes Okular.  

Eingeklappter Blendenmitnehmer

Ein Alleinstellungsmerkmal der Df ist der zurückklappbare Blendenmitnehmer am Bajonett und die erstmals ermöglichte Belichtungsmessung für Objektive ohne Blendenwertübertragung. Dadurch ist die Df die einzige digitale Nikon Spiegelreflexkamera, an der non-AI Objektive mit Belichtungsmessung betrieben werden können. Hierfür hat Nikon eigens die Firmware im Menüpunkt „Objektivdaten“ erweitert. Für die 9 dort hinterlegbaren Objektive kann neben Brennweite und Lichtstärke angegeben werden, ob die Blende per AI Kupplung übertragen wird, oder ob es sich um ein non-AI Objektiv handelt. Im letzteren Fall kann der am Blendenring des Objektivs eingestellte Blendenwert wie bei AF Objektiven über das vordere Einstellrad der Kameraelektronik mitgeteilt werden, damit dieser korrekt in die Exif Daten geschrieben wird. F Objektive mit Autofokus werden vollständig inkl. E-Blende und AF-P Fokusmotor unterstützt.

Vom Design her ist die Df wie die analogen Ahnen auf die Verwendung kompakter Objektive ausgelegt. Dennoch hat sich Nikon bemüht, die Ergonomie durch einen dezent ausgeformten Handgriff gegenüber den „Zigarettenschachteln“ der 70er Jahre zu verbessern. Auch wenn der Griff einen etwas besseren Halt bietet, ist er aufgrund der kompakten Abmessungen nicht mit den ergonomisch geformten Gehäusen aktueller Kameras vergleichbar.

Das aus der D600/D610 stammende Fokusmodul mit 39 AF Sensoren zählt sicherlich nicht zu den Highlights der Df, Treffsicherheit und Geschwindigkeit sind lediglich durchschnittlich. Außerdem sind die 39 AF Felder im Vergleich zu anderen Vollformatkameras zu sehr in der Bildmitte konzentriert, insbesondere die vertikale Abdeckung lässt stark zu wünschen übrig. Da sich die Df jedoch hauptsächlich als Retrokamera präsentiert und speziell Nutzer manueller Objektive ansprechen soll, ist dieses gegebenenfalls noch verschmerzbar.

Für die Nutzung manueller Objektive kommt somit dem Sucher eine zentrale Bedeutung zu. Und hier bietet Nikon leider nur den damaligen – immerhin gehobenen Standard – an. Der Sucher bietet eine Bildfeldabdeckung von 100% und entspricht damit der D800 und D4. So weit, so standesgemäß für eine 2.700 € teure Kamera im Jahr 2013.

Es wäre vielleicht angebracht gewesen, weitere Einstellhilfen wie z.B. austauschbare Mattscheiben mit Schnittbildindikator anzubieten. Dies hätte den Retroaspekt unterstrichen, für zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Zubehör geführt und die Df zur besten Kamera für die Nutzung manueller Objektive aufgewertet. So bleibt der Eindruck, dass das AF Modul unterdurchschnittlich ausgestattet ist und manuelle Objektive genauso gut oder schlecht fokussiert werden können, wie an anderen Spiegelreflexkameras der oberen Mittelklasse/Oberklasse auch.

Angelehnt an die manuellen Gehäuse der 1970erJahre wurden einige Einstellungen auf dedizierte Einstellräder auf der Oberseite der Kamera verlagert. Auf der linken Seite des Suchergehäuses befinden sich zwei übereinanderliegende Räder für Belichtungskorrektur und ISO Wert. Etwas irritierend, aber einer versehentlichen wirksam vorbeugend, sind die zwei separaten Arretierungen in der Mitte und seitlich der beiden Einstellräder. Der Stift in der Mitte muss gedrückt werden, um das obere Rad für die Belichtungskorrektur zu betätigen, der seitliche Stift fixiert die ISO Einstellung.

Auf der rechten Seite des Suchers befinden sich das Zeitenwahlrad, (ebenfalls mit mittiger Arretierung), darunter im Sandwich der Wahlhebel für die Aufnahmebetriebsart (nicht arretiert) und an der Außenseite neben dem Auslöser ein zur Verstellung anzuhebender Wähler für die Belichtungssteuerung M/A/P/S. Alle Räder sind aus Metall gefertigt und die Beschriftungen graviert.

Die gewählten Einstellungen der Räder sind mit Ausnahme der Belichtungskorrektur und der Belichtungssteuerung durch Einstellungen im Menüsystem beeinfluss- bzw. überschreibbar. Individualfunktion F11 ermöglicht es, im manuellen Modus die über das Rad eingestellte Belichtungszeit mittels hinterem Einstellrad um bis zu 2/3 Stufen nach oben oder unten abweichen zu lassen. Auto ISO beeinflusst bzw. übernimmt auf Wunsch die ISO Einstellung, unabhängig von der Einstellung auf dem Rad. An dieser Stelle merkt man am ehesten die notwendigen Kompromisse, wenn traditionelle Einstellräder mit den Möglichkeiten moderner Einstellmenüs zusammengeführt werden. Das gelingt nicht immer konfliktfrei, allerdings besteht die Möglichkeit die Df konsequent im manuellen Modus ausschließlich über die Einstellräder zu bedienen.

Ein nettes Extra ist die Zeiteinstellung „T“ auf dem Zeitenrad, welches es in dieser Form in keiner anderen Nikon DSLR gibt. Im T-Modus betätigt man den Auslöser, um die Belichtung zu beginnen und beendet diese durch erneuten Druck auf den Auslöser.

Um den Auslöser herum befindet sich ein Metallring, der als Einschalter für die Kamera dient. Davor befindet sich ein kleines Display, welches Belichtungszeit, Blende, Akkukapazität als 3-Segmentanzeige und Anzahl verbleibender Bilder auf der Speicherkarte anzeigt. Das Display kann beleuchtet werden.

Der EN-EL14a Akku und die SD Karte verschwinden hinter eine Klappe auf der Unterseite der Kamera. Eine detaillierte Akkustandsanzeige neben der 3-Segementanzeige ist leider nicht vorgesehen, der Menüpunkt „Akkuinformation“ ist nicht verfügbar.

Persönlich etwas gewöhnungsbedürftig finde ich das an der Vorderseite vertikal angebrachte Einstellrad. Wenn man von allen anderen Kameras horizontal ins Gehäuse integrierte Einstellräder gewohnt ist, irritiert dieses doch etwas. Es macht allerdings einen stabilen und gut verarbeiteten Eindruck, Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit sind aus meiner Sicht unbegründet.

An der Rückseite präsentiert sich die Df wie eine modernde, digitale Spiegelreflexkamera mit entsprechenden Bedienelementen. Hervorzuheben ist, dass die Df -wie alle professionellen Gehäuse – über einen dedizierten AF-ON Button verfügt.

Bildqualität

Kernstück und Highlight der Df ist sicherlich der 16 MP Bildsensor aus der D4. Er bietet einen exzellenten Dynamikumfang, eine hervorragende Bildqualität auch bei absurd hohen ISO Werten und überfordert das Auflösungsvermögen alter Objektive nicht. Mit seiner relativ geringen Pixeldichte entspricht er dem maximalen Auflösungsvermögen niedrigempfindlichen 35mm Films und stellt somit für eine exzellente Wahl für eine Retrokamera dar.

Im Vergleich zur D4 empfinde ich persönlich den automatischen Weißabgleich als etwas besser abgestimmt, sonst ergeben sich in der Bildqualität keine nennenswerten Unterschiede.

Fazit

Auf dem Gebrauchtmarkt ist die D4 in 2023 günstiger zu bekommen als eine Df. Die meisten Df Gehäuse sind von Ihren Besitzern für „entschleunigte“ Fotografie, oftmals mit manuellen Objektiven, genutzt worden. Dementsprechend finden sich häufig Df Kameras mit weniger als 50.000 Auslösungen zu Preisen meist um die 1.300 bis 1.500 Euro. Eine D4 mit so wenigen Auslösungen wird schwer zu finden sein, sollte aber nicht mehr als 1.300 Euro kosten. Von Berufsfotografen genutzte D4 mit 200.000 Auslösungen und mehr sind für weniger als 1.000 Euro zu haben.

Wenn es nur um die Bildqualität des D4 Sensors geht, ist die D4 gegenüber der Df die deutlich bessere Wahl – sofern man mit einem großen Profigehäuse leben kann. Dafür erhält man ein deutlich besseres Fokusmodul, bessere technische Ausstattung, Videofunktion und langlebigere Technik. Viele Df fallen vor dem Erreichen von 100.000 Auslösungen aus, meist mit Schäden an der Blendensteuerung oder dem Verschluss. An dieser Stelle macht sich die Verwendung von Komponenten der unteren Mittelklasse bemerkbar.  

Mehr als vor 10 Jahren gilt deshalb im Jahr 2023: man muss schon sehr bewusst den Retroaspekt der Kamera schätzen, um den geforderten Betrag auf den Tisch zu legen. Rational betrachtet ist eine D4 der bessere Kauf.

Dennoch ist die Df schon heute ein Klassiker und wird auch zukünftig ihre Fangemeinde haben. Dies könnte sich erst ändern, wenn Nikon doch eines Tages eine Zf mit Vollformatsensor auflegt. Das runde Jubiläum im November 2023 würde sich anbieten.  

Nikkor Z MC 50mm 2,8

Das Makroobjektiv Z MC 50mm 2, wird seit Juli 2021 verkauft und zusammen mit dem Z MC 105mm 2,8 VR aus der S Linie vorgestellt. Es ist selber kein Mitglied der S Objektivlinie und damit niedriger positioniert als das 105mm Objektiv.

Die recht ambitionierte UVP liegt bei 759 Euro, Im Handel ist es oftmals für 650 Euro oder deutlich darunter zu finden. Im Gegensatz zu anderen Z Objektiven scheint Nikon Probleme zu haben, den Preis für das kurze Z Makro durchzusetzen – zu den Gründen dafür später mehr. Auch im Vergleich zum exzellenten Z 50mm 1,8 S erscheint der Preis merkwürdig hoch angesetzt, auch wenn ein Makroobjektiv einen anderen Zweck erfüllt als ein Standartobjektiv.

Gehäuse und Handling

Wie bei allen Z Objektiven lässt die Verarbeitung des Z MC 50mm 2,8 wenig zu wünschen übrig. Obwohl es mit lediglich 260g sehr leicht ist hat man nicht das Gefühl einen hohlen Plastikbecher in der Hand zu halten. Neben einem großzügig dimensionierten Fokusring, der den Fokus elektronisch verstellt (focus by wire) finden sich ein A/M Umschalter und ein Fokuslimiter 0,3-0,16m / Full am Objektiv. Der Fokusbereich des Makros lässt sich somit nur auf den Nahbereich beschränken. Eine weitere Möglichkeit, den Makrobereich vom gesamten Fokusweg zu trennen wäre wünschenswert gewesen.

Der Autofokus geht – wie für ein Makro üblich – gemächlich zu Werke und ist minimal lauter als bei anderen Z Festbrennweiten. Der elektronisch übersetzte, manuelle Fokus arbeitet je nach Geschwindigkeit, mit der man am Fokusring dreht, non-linear. Je schneller man dreht, desto größer fällt die Fokusverstellung aus. Insgesamt muss man allerdings sehr viel drehen, um den Fokus durch den gesamten Bereich zu verschieben, was wiederum der Präzision zugutekommt.

Der Abbildungsmaßstab von 1:1 wird mittels einer Naheinstellgrenze von 16cm ab Sensorebene erreicht. Dies bedeutet, dass das vordere Ende des Objektivs inkl. HN-41 nur ca. 4,5mm vom abzubildenden Objekt entfernt ist. Angesichts der Brennweite von 50mm ist dies nicht zu kritisieren und physikalisch bedingt. Es ist bedauerlich, dass Nikon die Brennweite gegenüber den F Mount Vorgängern von 60mm auf 50mm verkürzt hat, schließlich war die Brennweite von 60mm seit 1989 in diesem Segment etabliert und selbst in Zeiten manueller Objektive reichte es noch für 55mm.

Ebenfalls verzichten muss man in den 2020er Jahren offenbar etwas, was es mit dem Vorgänger aus 2008 noch gab: die Innenfokussierung. Unterhalb von ca. 30cm Fokusdistanz beginnt sich der innere Tubus merklich aus dem Objektivgehäuse herauszuschieben. Bei minimaler Fokusdistanz beträgt dieser Auszug 2,2cm (Ohne Gegenlichtblende). Er wackelt im Neuzustand zwar nicht und fährt nach Abschalten der Kamera immer automatisch in das äußere Gehäuse zurück, allerdings schiebt er sich beim Ansetzen des Objektivdeckels fast zwangsläufig weiter zurück. Richtig Vertrauenserweckend ist das nicht.

Auf dem Innentubus sind Vergrößerungsmaßstäbe und Fokusdistanzen für 1:2, 1:1,4 und 1:1 so aufgedruckt, dass man sie beim Betrachten der Kamera von oben/schräg hinten in der richtigen Distanz zum Gehäuse lesen kann. Dies bedeutet, dass die Beschriftung für 1:1 bei voll ausgefahrenem Objektiv deutlich außerhalb des Objektivgehäuses liegt und immer gut erkannbar ist. Das Objektiv fokussiert auch ein wenig näher als der Aufdruck suggeriert, so dass ein Abbildungsmaßstab knapp unter 1:1 erreichbar ist.

Z MC 50mm 2,8 mit ausgefahrenem Innentubus und montierter HN-41

Kurios fällt die Gegenlichtblende HN-41 aus, die sich in das 46mm messende Filtergewinde des inneren Tubus einschrauben lässt. Sie bildet eigentlich nur einen 7mm schmalen, geriffelten Ring, der den Innentubus einfach nur in gerader Linie verlängert. Sehr wahrscheinlich wurde die Streulichtblende aufgrund der sehr kurzen Naheinstellgrenze so kompakt gehalten um Abschattungen auf dem Motiv zu reduzieren.

Wie beim Vorgänger AF-S 60mm 2,8 G ED, besitzt das Z Makro 9 abgerundete Blendenlamellen, die für ein weicheres Bokeh sorgen sollen. Wie bei Makroobjektiven üblich verringert sich die effektive Blende zur Naheinstellgrenze hin: f/4,5 bei 1:2 und 19cm, f/5 ab 1:1,4 und 17cm, f/5,6 bei 1:1 und 16cm.

Optische Qualität

Bereits bei Offenblende erreicht das Z 50er Makro in der Bildmitte eine erstaunliche Schärfe, die jedoch zu den Rändern hin leicht, sowie in die Ecken hinein stark abfällt. Ab Blende 4 sind die Bildränder am 45 MP Vollformatsensor als ausreichend gut zu bezeichnen, was man für die äußersten Ecken leider erst ab Blende 5,6 sagen kann. Ab Blende 5,6 könne die Ränder auch bei Landschaftsaufnahmen überzeugen und erreichen eine sehr gute Schärfe, die Ecken hingegen erst ab Blende 8. Generell kann man dem MC 50mm 2,8 eine hervorragende Bildqualität im DX Bildkreis attestieren – unabhängig von der Blende. Die Randbereiche am Vollformatsensor können mit dieser Leistung nicht mithalten. Im Nahbereich fällt dieses Manko jedoch nicht so stark ins Gewicht.

Sehr gut funktioniert die Unterdrückung Chromatischer Aberrationen, Farbsäume sucht man bereits bei Blende 2,8 meist vergeblich. Knackige Farben und starke Kontraste führen insgesamt zu einem lebhaften Bildeindruck. Auffällig ist eine starke Vignettierung/Randabdunkelung bei Offenblende, diese ist bei f/5,6 kaum noch auffällig.

Die Unschärfe im Motivhintergrund (Bokeh) kann mitunter recht unruhig wirken und sortiert sich im soliden Mittelfeld ein. Ein Wunder an Cremigkeit ist es nicht, es gibt aber auch deutlich schlechtere Objektive.

Im Vergleich zum F AF-S 60mm 2,8 fällt auf, dass die Leistung an den Rändern und in den Bildecken beim Z Objektiv nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Dafür kann das 60mm bei Offenblende nicht mithalten – es neigt zu deutlich mehr Aberrationen und geringerer Schärfe, der Kontrast ist ebenfalls geringer. Blendet man jedoch ab, unterscheiden sich die beiden Objektive bei makrotypischen Blenden von 5,6 oder 8 nicht wirklich.

Vergleich bei Offenblende, 100% Ausschnitt Bildmitte: Z MC 50mm 2,8 links, AF-S 60mm 2,6 G rechts

Fazit

Dieses Objektiv steht aufgrund diverser Designentscheidungen und letztlich auch dem Preis sich selber im Weg, Auch wenn die optische Qualität im Ganzen als Makro überzeugen kann, überschattet das Handling diese durchaus respektable Leistung.  Wenn man zuvor 12 Jahre lang ein Makroobjektiv mit Innenfokussierung für unter 600 Euro anbieten kann, sollte dies auch zur Einführung 2021 für knapp unter 800 Euro möglich sein.

Von der optischen Leistung her macht es seinen Job als Makroobjektivsehr gut, es gibt an der Bildqualität im insbesondere im Nahbereich wenig zu meckern. Möchte man jedoch das MC 50mm 2,8 auch als herkömmliche Festbrennweite bei 50mm verwenden (z.B. bei Landschaftsaufnahmen), stellt sich die Frage nach dem Sinn. Das von der Bildqualität her deutlich bessere und lichtstärkere Z 50mm 1,8 S ist als Neuware günstiger. Auch das AF-S 60mm 2,8 G ED bietet für die Landschaftsfotografie eine bessere Bildqualität.

Somit bleibt das Z MC 50mm 2,8 eine exzellente Optik für den Nahbereich und das bereits ab Offenblende, bekommt von mir jedoch keine Empfehlung als Ersatz für eine universell aufgestellte Festbrennweite bei 50mm. Zusätzlich bekommt es durch das – nur noch gebraucht erhältliche – AF-S 60mm 2,8 G ED am FTZ starke Konkurrenz.  

Biespielfotos

Nikkor AF DC 105mm 2,0 D

Im Jahr 1993 erschien der „kleinere Bruder“ des 135mm 2,0 DC Objektivs mit der klassischen Portraitbrennweite von 105mm.

Lediglich rund 35.000 Exemplare dürften in der langen Verkaufsphase bis 2020 an den Fotografen gebracht worden sein. In den 2010er Jahren betrug der Neupreis zwischen 900 und 1.000 Euro, in 2023 kostet es gebraucht zwischen 600 und 900 Euro – die Preise schwanken recht stark.

Gehäuse und Handling

Das DC 105mm 2,0 D ist ein typisches Nikon Objektiv der 1990er Jahre: AF Antrieb mittels Kameramotor über den Schraubendreherantrieb, A/M Umschaltring, solides Gehäuse mit traumhafter Verarbeitung und Haptik inklusive Hammerschlaglack plus eingebaute, herausschiebbare Gegenlichtblende. 640g und 72mm Filterdurchmesser sind im Vergleich zum AF-S 105mm 1,4 E ED recht moderate Werte, der Nachfolger bringt fast ein Kilogramm auf die Waage.  Wenn man ein DC Nikkor in die Hand nimmt hat man sofort den Gedanken „so etwas wird heutzutage auch nicht mehr gebaut“ im Kopf, wobei der erste Eindruck der Solidität etwas täuscht. Wie bei vielen Nikkoren mit ähnlicher Konstruktion stellt der A/M Ring aus Plastik einen Schwachpunkt dar und neigt zu Bruchstellen.

Die Blende wird klassisch über einen Hebel gesteuert und das Objektiv verfügt über einen Blendenring. Somit ist es auch zu älteren Analogkameras ab AI Kupplung voll kompatibel.

Nikon verfolgte mit den beiden DC Nikkoren die Idee von optisch anpassbaren Portraitobjektiven. Die Abkürzung „DC“ steht hierbei für Defocus Control. Mittels eines verstellbaren Ringes lässt sich die Unschärfe (bzw. das Bokeh) im Vorder- oder Hintergrund anpassen. Dieser Ring kann in zwei Richtungen verstellt werden, abhängig davon, ob der Vordergrund (F) oder der Hintergrund (R) weicher gestaltet werden soll. Zu beiden Seiten der mittigen Neutralstellung besitzt der Ring eine Blendenskala mit vollen Blendenstufen als Rastpunkte.

Sehr stark vereinfacht lässt sich sagen, dass das Bokeh im Hintergrund weicher ausfällt, wenn der DC Ring auf der Skala Richtung R auf die Blende eingestellt wird, die der aktuellen Arbeitsblende entspricht. Stellt man die Blende kleiner ein, als für die Aufnahme Kameraseitig eingestellt, fällt der Effekt entsprechend kleiner aus. Wird der Blendenwert der Aufnahme überschritten (z.B: Blende für die Aufnahme 2,8 und DC Blendeneinstellung 5,6), nimmt auch die Schärfe im Fokusbereich rapide ab und man erhält weichgezeichnete Bilder. Beeinflusst man die Vorder- oder Hintergrundunschärfe, fällte die entgegengesetzte Richtung deutlich unruhiger aus, als ohne Nutzung der DC Funktion.

Der Effekt ist recht subtil, besonders bei Offenblende oder knapp darunter. Meiner Meinung nach wurde und wird die DC Funktion nicht viel genutzt und die meisten Fotografen belassen den DC Ring in Neutralstellung. Die nachfolgende Beurteilung bezieht sich auch nur auf die Nutzung des Objektivs ohne DC Funktion.  

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den DC Objektiven ist der Stangenautofokus. Für hoch auflösende Sensoren ist dieser bei beiden Objektiven zu grob übersetzt und lässt oftmals die notwendige Präzision vermissen. Weitere Einflussfaktoren des optischen Designs reduzieren die Genauigkeit des Autofokus in manchen Situationen zusätzlich (z.B. Aberrationen).   

Optische Leistung

Auch an einer 45 MP Kamera wie der D850 kann das DC 105mm 2,0 D überzeugen. Das Auflösungsvermögen in der Bildmitte reicht selbst bei Offenblende aus, um einen hochauflösenden Sensor in der Bildmitte zu bedienen. Selbst zum Rand und den Ecken hin fällt die Schärfe nur moderat ab. Um eine Stufe auf f/2,8 abgeblendet ist die Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg sehr gut. Meiner Meinung nach bildet das DC 105mm bei Blende 2 genauso scharf ab, wie das AF-S 105mm 1,4 E bei Blende 1,4. Bei gleicher Blende ist das moderne AF-S Objektiv allerdings dem DC hinsichtlich Schärfe und Kontrast deutlich voraus. Dennoch kann es hinsichtlich der Bildqualität überzeugen und sogar begeistern. Dies alles gilt jedoch nur, wenn der Fokus korrekt sitzt – und das muss man sich mitunter hart erarbeiten.

Dem Alter des optischen Designs geschuldet treten Farblängsfehler deutlich zutage. Diese Chromatischen Aberrationen beeinflussen die Bildqualität von Blende 2,0 bis 4,0, auch wenn die Farbsäume weniger ausgeprägt sind als beim DC 135mm 2,0. Glücklicherweise lassen sich diese Aberrationen sehr gut via Software herausrechnen – was bei diesem Objektiv fast schon zum standardmäßigen Workflow der Nachbearbeitung gehört. Helle Objekte neigen zu Überstrahlungen.

Vignettierung ist bei Offenblende durchaus sichtbar, die Abdunkelung zu den Bildrändern hin ist aber bereits bei Blende 2,8 kein großes Thema mehr und bei Blende 4 verschwunden. Wie für ein dediziertes Portraitobjektiv zu erwarten ist das Bokeh tadellos weich und harmonisch. Es braucht den Vergleich mit dem 105mm 1,4 E nicht zu scheuen.

Fazit

Das DC 105mm 2,0 D Nikkor hat sich seinen legendären Ruf zu Recht verdient. Sehr gute Schärfe selbst bei Offenblende gepaart mit einem traumhaften Bokeh sind auch heute noch die Zutaten für ein hervorragendes Objektiv. Meiner Meinung nach kommt es im Portraitbereich dem 105mm 1,4 E hinsichtlich der Bildqualität sehr nahe, mit Ausnahme der etwas ausgeprägteren Farbsäume. Bei Landschaftsfotografie kann sich das neuere Objektiv aufgrund des höheren Auflösungsvermögens bei kleineren Blendenöffnungen deutlich absetzen.

Der größte Schwachpunkt ist jedoch der mechanisch übersetzte Stangenautofokus. Nicht nur, dass damit der Autofokus an den spiegellosen Z Modellen verloren geht, er ist auch an DLSRs oftmals unpräzise. Selbst die exzellenten AF Module von D850 und D500 schaffen es mitunter nicht, den Fokuspunkt bei Offenblende exakt zu treffen.

Dennoch ist das AF DC 105mm 2,0 ein faszinierendes Objektiv, sowohl haptisch als auch von der optischen Leistung her. Bezüglich Handling und Kompatibilität gibt es modernere Alternativen.  

 

Beispielfotos

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