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Nikon AF-S 85mm 1,4 G

Im Jahr 2010 erschien Nikons letzte Iteration des 85mm 1,4 Objektivs für das F Bajonett. Sowohl der Vorgänger mit AF Schraubendreherantrieb als auch die manuelle Variante zuvor hatten einen festen Platz in den Fototaschen von Portrait- und Hochzeitsfotografen, auch wenn die AF Variante zum Teil mit mehr als nur lästiger Fokusungenauigkeit bei Offenblende nerven konnte. Insofern war ein Update auf AF-S Fokusantrieb und eine Überarbeitung der Optik überfällig.

Anfang 2023 gibt es das AF-S 85mm 1,4 G noch zu einem Neupreis von 1.600 Euro im Handel zu erwerben, gebraucht werden ca. 750 – 900 € fällig. Bis 2023 sind ca. 120.000 Exemplare verkauft worden.

Gehäuse und Handling

595g schwer, lediglich ein AM/M Umschalter an der Außenseite, 77mm Filterdurchmesser, Micro-SWM Motor als Fokusantrieb und eine für die Nikon Festbrennweiten der 2010er Jahre typische Verarbeitung. Mehr gibt es über das Objektiv eigentlich nicht zu sagen. Im Gegensatz zum AF-S 85mm 1,8 wirkt es aufgrund des Gewichts bei recht gedrungenen Abmessungen jedoch etwas hochwertiger verarbeitet.

Der AF-S Fokusmotor arbeitet unauffällig und präzise. Die Präzision geht jedoch zu Lasten der Geschwindigkeit, weshalb es bei Markteinführung durchaus Kritik einstecken musste. Der mechanisch angetriebene AF-D Vorgänger fokussiert schneller – eine Kamera mit ausreichend starkem Fokusmotor vorausgesetzt. Hat man jedoch zur genüge mit der mangenden Zielgenauigkeit des Vorgängers gekämpft, empfindet man die Präzision des Fokus als Wohltat.  

Optische Qualität

So ganz kann das AF-S 85mm 1,4 G nicht verleugnen, dass es in einer Zeit auf den Markt kam, in der Kameras mit 12 Megapixeln das Maß der Dinge waren. An Gehäusen mit 45 MP braucht es bis ca. Blende 2,0 um wirklich knackscharf abzubilden. Dennoch ist es in der Bildmitte bereits bei Offenblende perfekt nutzbar, man muss jedoch konstatieren, dass der Objektivbau in diesem Bereich Fortschritte gemacht hat. Ab Blende 2,8 erreicht die Schärfe in der Bildmitte exzellente Werte. Ränder und Ecken liegen über die gesamte Blendenreihe jeweils nur wenig zurück und sind stets Vergleichbar zur Bildmitte.

Farblängsfehler bei Blende 1,4 an Z9

Ein zwar gegenüber dem Vorgänger reuzierter Bildfehler, der jedoch nicht gänzlich eliminiert wurde, ist der Farblängsfehler (Purple Fringing), der bis einschl. Blende 2 deutlich zu Tage tritt. Das obige Beispiel ist ein 100% Ausschnitt eines Fotos aufgenommen bei Blende 1,4. Eine Korrektur ist jedoch im RAW Konverter einfach möglich. Bei Offenblende vignettiert es sichtbar, die Abdunkelung ist bei Blende 2,8 nicht mehr auffällig.

Wichtig für ein Portraitobjektiv sind jedoch noch andere Attribute: Farben, Kontraste und Hintergrundunschärfe / Bokeh. In diesen Bereichen liefert es eine beeindruckende Leistung. Starke, neutrale Farbdarstellung und ab Blende 2,0 ein hervorragender Konstast werden von einem cremig-weichen Bokeh begleitet. Hinsichtlich Bokeh wirken nur das AF-S 58mm 1,4 G und das 105mm 1,4 E ED gefälliger/weicher.

Fazit

Kurz zusammengefasst kann man sagen: wenn ein Nikon 85mm 1,4 Objektiv für das F Bajonett, dann die AF-S Variante. Es reduziert im Vergleich zum älteren AF-D Objektiv optische und Fokustechnische Schwächen bei stark geöffneter Blende und kann weiterhin mit hoher Abbildungsleistung punkten. Es spielt auch heute noch in der Oberliga der Portraitobjektive mit.

Bei Offenblende kann es sein Alter nicht verleugnen, es mangelt im Vergleich zu neueren Objektiven bis einschließlich Blende 1,8 etwas an Schärfe und Kontrast, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Es stellt auch ein deutliches Upgrade zum AF-S 85mm 1,8 G hinsichtlich Schärfe und Bokeh dar,

Das AF-S 105mm 1,4 E ED deklassiert das ältere 85mm 1,4 hingegen deutlich (Schärfe, Bokeh, CA), somit ist es überlegenswert, ein paar hundert Euro draufzulegen. Man erhält das deutlich bessere Objektiv, sofern die längere Brennweite passt und man nicht auf die mechanische Springblende angewiesen ist.

Beispielfotos

AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,4
AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,6
AF-S 85mm 1,4 G @ f/2,0
AF-S 85mm 1,4 G @ f/1,6
AF-S 85mm 1,4 G @ f/4,0

Nikon AF-S 35mm 1,4 G

Als eines der ersten, neu designten AF-S Festbrennweiten erschien im Jahr 2010 das AF-S 35mm 1,4 G. Seitdem wurden ca. 60.000 Exemplare dieses lichtstarken 35mm Objektivs gefertigt. Im Jahr 2022 beträgt der Neupreis 1749 Euro, gebraucht sind zwischen 800 und 1.000 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Mit 600g fällt es recht schwer aus, allerdings misst der Filterdurchmesser lediglich 67mm. Ein AM/M Umschalter stellt das einzige Bedienelement dar. Die Verarbeitung ist tadellos, auch wenn sich das Gehäuse wenig von den anderen AF-S Festbrennweiten der 2010er Jahre unterscheidet. Als Fokusmotor kommt ein AF-S Micromotor zum Einsatz, der eine unauffällig durchschnittliche Geschwindigkeit an den Tag legt.

Optische Leistung

Das AF-S 35mm 1,4 G kann von der optischen Leistung her als „old school“ bezeichnet werden. Es wurde definitiv in einer Zeit designt, die nicht auf die maximale Schärfe als oberstes Designmerkmal abzielte.

Es ist sicherlich ein Objektiv mit Character, bei dem sich viele Dinge wiederfinden, die man auch von deutlich älteren Konstruktionen her gewohnt ist. So sind zum Beispiel Farblängsfehler bei Offenblende ein alter Bekannter, ebenso eine ausgeprägte Neigung zu Coma. In Summe führt dies zu einer leicht weicheren Abbildung bei Offenblende, speziell bei starken Kontrasten im Bild.

Abgeblendet können diese Fehler allerdings schnell zurückgedrängt werden und die Schärfe nimmt zu. Ab Blende 2,0 gibt es im Nahbereich in der Bildmitte wenig zu meckern, lediglich bei Landschaftsaufnahmen vermisst man noch etwas Auflösung. Die Ränder und Ecken hängen jedoch deutlich hinterher. Für exzellente Schärfe am Bildrand sollte auf Blende 4 abgeblendet werden, spätestens dann ist auch eine exzellente Bildschärfe im Zentrum erreicht. Die äußersten Ecken bleiben jedoch bis Blende 5,6 etwas problematisch und erreichen an einer 45 MP Kamera nur mit Mühe ein gutes Auflösungsniveau.  

Die Vignettierung ist für ein lichtstarkes, moderates Weitwinkel erfreulich gering und ab Blende 2,8 nicht mehr Bildrelevant. Die Stärke dieses 35mm Objektivs liegen jedoch in den Bildparametern abseits von simpler Schärfe. Es bietet eine hervorragende, leicht warme Farbdarstellung bei gut ausgeprägtem Kontrast. Die große Stärke ist jedoch – wie bei vielen Nikkoren aus der 1,4er Serie – das cremig-weiche Bokeh. Bereiche außerhalb der Schärfezone lösen sich bei geöffneter Blende angenehm auf.

Fazit

Das AF-S 35mm 1,4 G ist nichts für Liebhaber der bestmöglichen Schärfe und Auflösung – das können modernere Objektive mittlerweile besser. Außerdem scheint es eher auf den Nahbereich optimiert worden zu sein, für Landschaftsaufnahmen muss man doch bis Blende 4 oder 5,6 abblenden, um dem Preis angemessene Resultate zu erzielen.

Dennoch kann dieses Objektiv mit seinem Character faszinieren. Dies erklärt auch, warum es starke Anhänger dieses Objektives gibt, aber auch ablehnende Stimmen, denen es nur auf reine Bildschärfe ankommt.

Zu allem Überfluss gibt es mit dem Tamron SP 35mm 1,4 ein in allen Belangen überragendes Objektiv, welches das AF-S 35mm 1,4 G buchstäblich alt aussehen lässt. Und dies auch noch zu einem deutlich günstigeren Preis.

Samples

f/1,4
f/2
f/1,4
f/2
f/4,0

Nikkor AF-S 28mm 1,4 E ED

Mitte 2017 brachte Nikon das bis heute letzte Objektiv mit Anfangsblende von f/1,4 für das F Bajonett heraus. Es komplettiert somit die Reihe der 1,4er Festbrennweiten zwischen 24mm und 105mm, die ab 2008 mit der Einführung des 50mm 1,4 begonnen wurde. Mit einer UVP von 2249 Euro ist es kein Schnäppchen, auch gebraucht sind recht hohe Preise ab 1300 Euro aufwärts zu zahlen.

Gehäuse und Handling

Das 28mm 1,4 E ist deutlich größer als alle anderen Nikon Festbrennweiten zwischen 20mm und 50mm, ohne jedoch unangenehm groß auszufallen. Das Gewicht von 645g ist ebenfalls im Rahmen geblieben, ebenso der Filterdurchmesser von 77mm.

Die Verarbeitung ist typisch für die f/1,8 und f/1,4 Festbrennweiten aus den 2010er Jahren. Micro SWM Motor, Gehäuse aus Kunststoff, AM/M Umschalter. Die Blende wird elektronisch gesteuert, somit ist das Objektiv erst mit Kameras ab der Generation D3/D700/D300/D7000/D5000/D3100 und aufwärts kompatibel. An den Z Modellen funktioniert es natürlich ebenfalls via FTZ Adapter.   Der Autofokus arbeitet recht zügig, ist aber weit davon entfernt Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Angesichts des Preises ist es wieder einmal verwunderlich, dass Nikon nur einen Micro SWM Motor anstelle eines Ringmotors verbaut. Die Naheinstellgrenze beträgt 28cm.

Optische Qualität

Bereits ab Offenblende erreicht das Bildzentrum eine erstklassige Schärfe, die moderat zum Bildrand hin abfällt und durch Abblenden nur noch minimal steigerungsfähig ist. An den Rändern und in den Ecken erreicht es ab Blende 2 eine gute Schärfe, die sich bis Blende 4 auf ein exzellentes Niveau steigert.  

Die Darstellung im Unschärfebereich (Bokeh) ist erstklassig weich und ohne störende Strukturen. Insbesondere im Nahbereich gehört das AF-S 28mm 1,4 E zu den besten Objektiven in dieser Disziplin.

Aberrationen sind hervorragend korrigiert, selbst bei Offenblende sind an Spitzlichtern keine Farbsäume erkennbar. Die Vignettierung ist ebenfalls erfreulich gering und bei Blende 2,8 vollständig verschwunden.

Starke Farben und Kontraste führen zu einer insgesamt lebhaften, fast dreidimensionalen Abbildung. Das 28mm 1,4 ist eines dieser seltenen Objektive, die Bilder sprichwörtlich zum Leben erwecken können. Abseits von Schärfe, CAs und Vignettierung besitzt es Qualitäten, die sich nicht nur einfach in technischen Rahmendaten abbilden lassen.

Fazit

Sofern die 28mm Brennweite zu den bevorzugten Bildwinkeln gehört, ist das 28mm 1,4 E eine absolute Empfehlung wert. Nikons letzte Objektive für den F Mount gehören zu den besten F Objektiven überhaupt. Und das AF-S 28mm 1,4 spielt in dieser Gruppe von Objektiven sehr weit vorne mit. Es kann jetzt schon als Klassiker in Nikon Programm bezeichnet werden und braucht die Konkurrenz der Z Objektive nicht fürchten – sofern eines Tages eine lichtstarke 28mm Festbrennweite für das Z Bajonett erscheint.

In meiner Fototasche hat es einen festen Platz und gehört zu der Gruppe von Objektiven, die ich nicht missen möchte.

f/4,5
f/2,8
f/1,4
f/1,4
f/1,4
f/1,4
f/1,4
f/2,0
f/2,8
f/4,0
f/1,4
f/2,0

Sigma 40mm 1,4 DG HSM Art

Wenn man sich jemals die Frage gestellt hat, wie das Ergebnis aussieht, wenn man Objektivdesigner von jeglichen Vorgaben hinsichtlich akzeptabler Größe und Gewicht für eine bestimmte Brennweite befreit, ist das Sigma 40mm 1,4 die passende Antwort.

Das verwunderlich große und schwere Objektiv wurde Ende 2018 auf den Markt gebracht. Der Straßenpreis lag zunächst bei ca. 1.300 € und sank über die Jahre auf 1.000€. Anfang 2022 verringerte sich der Preis auf 750 €, sehr wahrscheinlich als Vorbote des langsamen Endes der Spiegelreflexobjektive.

Gehäuse und Handling

13cm Lang, fast 9cm Durchmesser und satte 1,2kg auf der Waage – es besteht absolute Verwechslungsgefahr mit dem Sigma 135mm 1,8, welches auch noch 1,5cm kürzer und 70g leichter ist. Diese Abmessungen und das Gewicht muss man für ein 40mm Objektiv akzeptieren wollen.

Die Verarbeitung ist wie aus einem Guss, die Gegenlichtblende rastet mit einem Lockmechanismus ein, den man durch Druck auf einen Knopf in der Blende wieder entriegeln kann. Warum Sigma der Blende jedoch einen gummierten Abschnitt zum Objektivbajonett hin mitgegeben hat, erschließt sich mir nicht. Diese Gummierung ist ein echter Staubsammler. Lediglich ein AF/MF Umschalter befindet sich als Bedienelement an der linken Gehäuseseite.  

Blende mit Entriegelungsknopf und integriertem „Staubsammler“.

Der Autofokus arbeitet zügig und leise, ohne jedoch in beiden Disziplinen Rekorde aufzustellen. Im Gegensatz zu manch anderen lichtstarken Objektiven fällt auf, dass der Autofokus deutlich treffsicherer arbeitet. Während man sich beim Nikon 58mm 1,4 aufgrund der Aberrationen einen korrekt sitzenden Fokus schon fast erarbeiten muss, sitzt der Fokus beim Sigma 40mm 1,4 überwiegend korrekt.

Optische Leistung

Größe und Gewicht zahlen sich hinsichtlich der Abbildungsleistung aus. Extrem scharf bei Offenblende in der Bildmitte, immer noch exzellente Schärfe in den äußersten Ecken. Abblenden steigert die Bildqualität bis f/2,0 nur marginal, so gut ist sie bereits bei Offenblende. Hinsichtlich der Bildqualität macht es keinen Unterschied, welche Blende man wählt – beeindruckend. Dazu kaum Aberrationen, keine Bildfeldwölbung, minimalste Verzeichnung. Das perfekte „Normal“-Objektiv? Sicherlich ganz nah dran. Einzig die Vignettierung entspricht bei Offenblende dem, was man durchschnittlich von einem solch lichtstarken Objektiv erwarten würde, ist aber ab Blende 2,8 nicht mehr relevant. Die Farbastimmung ist vergleichbar mit den Nikon Pendants.

Selbstverständlich liefert das Sigma 40mm 1,4 auch beim Aspekt der Hintergrundunschärfe / Bokeh ein exzellentes Ergebnis ab. Das Bokeh ist angenehm weich ohne Kanteneffekte. Kennt man jedoch andere Objektive mit vergleichbaren Eigenschaften fällt auf, dass das Sigma 40mm 1,4 zwar ein hervorragendes Bokeh besitzt und die meisten Fotografen damit auch glücklich sein werden, die Konkurrenz es aber besser kann.

Im Vergleich zum Nikon 58mm 1,4 muss es sich meiner Meinung nach geschlagen geben, es kommt nicht an die cremig-weiche Darstellung des Nikkors heran. Im Prinzip sind Sigma 40mm 1,4 und Nikon 58mm 1,4 zwei Gegenpole: das Sigma glänzt mit schon fast brutaler Schärfe ab Offenblende, während das Nikon 58mm 1,4 deutlich weicher abbildet, diese Eigenschaft aber auch ins Bokeh transferiert.

Wenn ich bewusst traumhaft weiche Hintergründe zaubern möchte, geht mein Griff immer zum Nikon 58mm 1,4. Geht es hingegen um exzellente Schärfe und maximales Auflösungsvermögen bei gleichzeitig deutlicher Freistellung, kommt das Sigma in die Tasche.

Fazit

Fazit

Früher hießt es einmal bei Autos: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Auf Objektive übertragen könnte man angesichts des Sigma 40mm 1,4 sagen: Glas ist durch nichts zu ersetzen. Allerdings kommt man nicht drumherum zuzugeben, dass die 1,2 kg in Kombination mit einem recht großen Gehäusedurchmesser etwas unangenehm zu handhaben sind.

Dennoch: sofern man mit dem etwas weiteren Bildwinkel leben kann (oder diesen sogar bevorzugt) und das Gewicht nicht scheut, ist das Sigma 40mm 1,4 das technisch beste Normalobjektiv, was man für unter 2000 Euro kaufen kann.

Nikon AF-S 24-70 2,8G IF-ED

Nikons erstes, professionelles Standardzoom mit einer Anfangsbrennweite von 24mm löste im Jahr 2007 den Vorgänger mit 28-70mm Zoombereich ab. Es wurde wiederum in 2015 vom Nachfolger mit elektronischer Blendensteuerung und VR abgelöst, in dieser ersten Version muss man noch ohne diese beiden Funktionen auskommen. Die Verfügbarkeit des AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED zum Höhepunkt der digitalen Spiegelreflextechnik in den frühen 2010er Jahren führte zu hohen Stückzahlen. Fast eine Million dieser ca. 1500 € teuren Objektive wurde verkauft. Restbestände waren noch bis 2020 im Handel verfügbar

Gehäuse und Handling

Mit 900g Gewicht, einer Konstruktion mit viel Metall und einer auf den ersten Blick robusten Mechanik strahlt es die Solidität aus, die man von einem professionellen Objektiv erwarten würde. Dies stimmt jedoch nur mit Einschränkungen. Viele Nutzer waren vom so genannten „Zoom Grind“ Problem betroffen, bei dem der Zoomantrieb erst rau läuft und in der Folgezeit sich gänzlich festsetzt.

Aufgrund der hohen Anzahl der verkauften Objektive muss man die Anzahl der Berichte sicherlich etwas in die richtige Perspektive rücken. Es ist nicht jedes Objektiv betroffen und es gibt durchaus Wege diesem Problem in Teilen aus dem Weg zu gehen.

Ursächlich für einen feststeckenden Zoomantrieb sind drei Führungsrollen im vorderen Bereich des Objektivs. Diese Rollen bestehen außen aus einem Kunststoffring und im Kern aus Schrauben, die in die Objektivfassungen im Inneren der Konstruktion geschraubt sind. Die ummantelten Köpfe dieser Schrauben bewegen sich ihrerseits in Aussparungen des Linsentubus und sorgen dafür, dass dieser über den Zoombereich hinweg ein- und ausfährt.  Dieser Linsentubus ist bei 24mm am weitesten ausgefahren, zieht sich bis 50mm ins Gehäuse zurück und fährt ab dort bis 70mm wieder minimal aus. Es gibt zwei verschiedene Ursachen, warum diese Führungsrollen blockieren können. Entweder eine oder mehrere Schrauben haben sich durch Erschütterungen gelöst (Fertigungsfehler oder Materialermüdung) oder die Kunststoffrollen sind durch Druck auf den Tubus zerstört und blockieren in der Führung.

Letzteres kann auch durch häufiges, hartes abstellen des Objektivs auf der Frontlinse passieren, da die Gegenlichtblende in Transportstellung nicht über die Filterfassung herausragt und somit das Gewicht des Objektivs immer auf der inneren Mechanik lastet. Zumindest diesen Faktor kann man selber beeinflussen, in dem man das Objektiv immer vorsichtig abstellt, sofern man es mit der Frontlinse nach unten lagern möchte – was aufgrund des stabileren Standes ggü. des kleinen Rückdeckels wahrscheinlich ist.

Abgesehen von dieser doch recht bedauerlichen Schwachstelle ist das AF-S 24-70mm 2,8G hervorragen verarbeitet. Der AF-S Ringmotor arbeitet leise und blitzschnell, Zoom- und Fokusring laufen geschmeidig. Einziges Bedienelement ist der AM/M Schalter an der linken Seite. Der Filterdurchmesser entspricht mit 77mm dem klassischen Standard.

Optische Leistung

Die Bildschärfe ist bei allen Brennweiten in der Bildmitte bereits bei Offenblende hervorragend und auch in der Lage, 45 MP Sensoren zu bedienen. Die Schwachstelle des 24-70mm 2,8G sind die Randbereiche und Ecken. Insbesondere zwischen 24 und 35mm blende ich automatisch auf f/8 ab, um bei Landschaft oder Architektur die Schärfe der Bildränder vergleichbar zur Mitte zu halten. Ab 35mm aufwärts reicht durchgängig Blende 5,6 für eine gleichmäßige Schärfeverteilung.

Die Farben sind insgesamt etwas wärmer abgestimmt als beim Vorgänger und entsprechen der Designphilosophie der Nikon Objektive ab den 2000er Jahren. Damit einher gehen auch etwas flachere Kontraste im Vergleich zum 28-70mm 2,8.

Die zu erwartende Randabdunkelung/Vignettierung ist zwischen Blende 2,8 und 4,0 und den gesamten Brennweitenbereich hindurch deutlich sichtbar, ab f/5,6 jedoch nur noch minimal auffällig. Farbsäume/CA sind insbesondere im Weitwinkelbereich sichtbar, allerdings auch nicht stärker als bei anderen Objektiven aus dieser Zeit. Die Hintergrundunschärfe/Bokeh ist angenehm weich und ruhig.

Fazit

Das AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED ist ein klassisches Profizoom, optimiert auf schnellen Autofokus und perfekte Schärfe in der Bildmitte. Das macht es nicht unbedingt zur ersten Wahl für Landschaftsfotografen. Der Nachfolger mit VR und elektronischer Blende bügelt die Unregelmäßigkeiten der Schärfeverteilung im Weitwinkelbereich aus.

Dennoch ist das erste 24-70mm 2,8 zu empfehlen und genügt auch professionellen Ansprüchen. Sofern man weiterhin mit Spiegelreflexkameras unterwegs ist, stellt es eine valide Alternative zum auch gebraucht deutlich teureren 24-70mm 2,8E VR dar. Man muss um die optischen und mechanischen Schwächen wissen und insbesondere hinsichtlich der letzteren den Kauf – z.B. durch Gebrauchtwarengarantie eines Händlers – gut absichern. 

Setzt man hingegen voll auf das spiegellose Z System, sollte man eher zu einem Z Objektiv greifen. Das viel kleinere Z 24-70mm 4,0S ist dem „alten“ 24-70mm 2,8 bei allen Blenden deutlich überlegen und leistet sich insbesondere and den Rändern und in den Ecken keinerlei Schwächen – bei günstigerem Gebrauchtpreis.

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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