CategoryNikon F Mount – Objektive

Beiträge zu Objektiven für Nikon Spiegelreflexkameras

Nikon AF-S 24-70 2,8G IF-ED

Nikons erstes, professionelles Standardzoom mit einer Anfangsbrennweite von 24mm löste im Jahr 2007 den Vorgänger mit 28-70mm Zoombereich ab. Es wurde wiederum in 2015 vom Nachfolger mit elektronischer Blendensteuerung und VR abgelöst, in dieser ersten Version muss man noch ohne diese beiden Funktionen auskommen. Die Verfügbarkeit des AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED zum Höhepunkt der digitalen Spiegelreflextechnik in den frühen 2010er Jahren führte zu hohen Stückzahlen. Fast eine Million dieser ca. 1500 € teuren Objektive wurde verkauft. Restbestände waren noch bis 2020 im Handel verfügbar

Gehäuse und Handling

Mit 900g Gewicht, einer Konstruktion mit viel Metall und einer auf den ersten Blick robusten Mechanik strahlt es die Solidität aus, die man von einem professionellen Objektiv erwarten würde. Dies stimmt jedoch nur mit Einschränkungen. Viele Nutzer waren vom so genannten „Zoom Grind“ Problem betroffen, bei dem der Zoomantrieb erst rau läuft und in der Folgezeit sich gänzlich festsetzt.

Aufgrund der hohen Anzahl der verkauften Objektive muss man die Anzahl der Berichte sicherlich etwas in die richtige Perspektive rücken. Es ist nicht jedes Objektiv betroffen und es gibt durchaus Wege diesem Problem in Teilen aus dem Weg zu gehen.

Ursächlich für einen feststeckenden Zoomantrieb sind drei Führungsrollen im vorderen Bereich des Objektivs. Diese Rollen bestehen außen aus einem Kunststoffring und im Kern aus Schrauben, die in die Objektivfassungen im Inneren der Konstruktion geschraubt sind. Die ummantelten Köpfe dieser Schrauben bewegen sich ihrerseits in Aussparungen des Linsentubus und sorgen dafür, dass dieser über den Zoombereich hinweg ein- und ausfährt.  Dieser Linsentubus ist bei 24mm am weitesten ausgefahren, zieht sich bis 50mm ins Gehäuse zurück und fährt ab dort bis 70mm wieder minimal aus. Es gibt zwei verschiedene Ursachen, warum diese Führungsrollen blockieren können. Entweder eine oder mehrere Schrauben haben sich durch Erschütterungen gelöst (Fertigungsfehler oder Materialermüdung) oder die Kunststoffrollen sind durch Druck auf den Tubus zerstört und blockieren in der Führung.

Letzteres kann auch durch häufiges, hartes abstellen des Objektivs auf der Frontlinse passieren, da die Gegenlichtblende in Transportstellung nicht über die Filterfassung herausragt und somit das Gewicht des Objektivs immer auf der inneren Mechanik lastet. Zumindest diesen Faktor kann man selber beeinflussen, in dem man das Objektiv immer vorsichtig abstellt, sofern man es mit der Frontlinse nach unten lagern möchte – was aufgrund des stabileren Standes ggü. des kleinen Rückdeckels wahrscheinlich ist.

Abgesehen von dieser doch recht bedauerlichen Schwachstelle ist das AF-S 24-70mm 2,8G hervorragen verarbeitet. Der AF-S Ringmotor arbeitet leise und blitzschnell, Zoom- und Fokusring laufen geschmeidig. Einziges Bedienelement ist der AM/M Schalter an der linken Seite. Der Filterdurchmesser entspricht mit 77mm dem klassischen Standard.

Optische Leistung

Die Bildschärfe ist bei allen Brennweiten in der Bildmitte bereits bei Offenblende hervorragend und auch in der Lage, 45 MP Sensoren zu bedienen. Die Schwachstelle des 24-70mm 2,8G sind die Randbereiche und Ecken. Insbesondere zwischen 24 und 35mm blende ich automatisch auf f/8 ab, um bei Landschaft oder Architektur die Schärfe der Bildränder vergleichbar zur Mitte zu halten. Ab 35mm aufwärts reicht durchgängig Blende 5,6 für eine gleichmäßige Schärfeverteilung.

Die Farben sind insgesamt etwas wärmer abgestimmt als beim Vorgänger und entsprechen der Designphilosophie der Nikon Objektive ab den 2000er Jahren. Damit einher gehen auch etwas flachere Kontraste im Vergleich zum 28-70mm 2,8.

Die zu erwartende Randabdunkelung/Vignettierung ist zwischen Blende 2,8 und 4,0 und den gesamten Brennweitenbereich hindurch deutlich sichtbar, ab f/5,6 jedoch nur noch minimal auffällig. Farbsäume/CA sind insbesondere im Weitwinkelbereich sichtbar, allerdings auch nicht stärker als bei anderen Objektiven aus dieser Zeit. Die Hintergrundunschärfe/Bokeh ist angenehm weich und ruhig.

Fazit

Das AF-S 24-70mm 2,8G IF-ED ist ein klassisches Profizoom, optimiert auf schnellen Autofokus und perfekte Schärfe in der Bildmitte. Das macht es nicht unbedingt zur ersten Wahl für Landschaftsfotografen. Der Nachfolger mit VR und elektronischer Blende bügelt die Unregelmäßigkeiten der Schärfeverteilung im Weitwinkelbereich aus.

Dennoch ist das erste 24-70mm 2,8 zu empfehlen und genügt auch professionellen Ansprüchen. Sofern man weiterhin mit Spiegelreflexkameras unterwegs ist, stellt es eine valide Alternative zum auch gebraucht deutlich teureren 24-70mm 2,8E VR dar. Man muss um die optischen und mechanischen Schwächen wissen und insbesondere hinsichtlich der letzteren den Kauf – z.B. durch Gebrauchtwarengarantie eines Händlers – gut absichern. 

Setzt man hingegen voll auf das spiegellose Z System, sollte man eher zu einem Z Objektiv greifen. Das viel kleinere Z 24-70mm 4,0S ist dem „alten“ 24-70mm 2,8 bei allen Blenden deutlich überlegen und leistet sich insbesondere and den Rändern und in den Ecken keinerlei Schwächen – bei günstigerem Gebrauchtpreis.

Tamron SP 35mm 1,4 Di USD

Zum 40 Jährigen Jubiläum der Tamron SP (Super Performance) Reihe erschien im Jahr 2019 das SP 35mm 1,4 Di USM. Es ist für Nikon F und Canon EF für ca. 730 € erhältlich.

Gehäuse und Handling

Wie bei allen, neueren SP Objektiven zeichnet sich das 35mm 1,4 durch eine tadellose Verarbeitung, einen Metalltubus und Innenfokussierung aus. Mit 805g und einem Filterdurchmesser von 72mm ist es kein Leichtgewicht. Die Blende wird elektronisch gesteuert, somit ist das Objektiv mit allen Kameras ab der Generation D3/D700/D300, sowie der Z Serie via FTZ Adapter kompatibel. An der linken Seite findet sich ein AF/MF Umschalter. Die Naheinstellgrenze liegt bei 0,3m. Der Autofokus arbeitet dank Ringmotor schnell, leise und präzise.

Optische Leistung

Die Bildschärfe bei Offenblende ist in der Bildmitte beeindruckend und fällt nur leicht zum Rand hin ab. Lediglich die äußersten Ecken schwächeln bei Blende 1,4 etwas – allerdings auf einem hohen Niveau. Das Tamron kann hinsichtlich der Schärfe bedenkenlos bei Offenblende eingesetzt werden. Die Ränder und Ecken gewinnen bis Blende 2,8 weiter an Zeichnung und erreichen dann eine exzellente Abbildungsleistung, weiteres Abblenden vergrößert nur noch die Tiefenschärfe.

Eine Bildfeldwölbung ist nicht auszumachen. Wie bei Objektiven hoher Lichtstärke üblich, vignettiert es bei Offenblende recht deutlich. Bei Blende 2,8 fällt die Randabdunkelung deutlich geringer aus und bei Blende 4 ist sie nicht mehr sichtbar. Farbsäume / CA sind erfreulicherweise kein Thema, das Objektiv ist ausgezeichnet korrigiert.

Starke Farben und intensive Kontraste zeichnen das Tamron 35mm 1,4 aus, aber das eigentliche Highlight ist die weiche, cremige Hintergrundunschärfe. Das Tamron SP 35mm 1,4 Di USD spielt dabei in einer Liga mit den besten Festbrennweiten, wenn es um weiches, gefälliges Bokeh geht. In den Unschärfebereichen sind keine konstruktionbedingten Strukturen wie z.B. Blendenstrukturen erkennbar.

Fazit

Exzellente Schärfe bereits bei Offenblende und cremig weiches Bokeh  – besser geht es fast nicht. Das Tamron 35mm 1,4 reiht sich problemlos in die Riege der außergewöhnlichen Festbrennweiten ein. Betrachtet man die von Nikon angebotenen Spitzenobjektive 28mm 1,4E, 58mm 1,4E und 105mm 1,4E, kann Tamrons 35er problemlos mithalten. Sicherlich das beste 35mm Objektiv für den F Mount. Absolut zu empfehlen!  

Beispielfotos

Tamron SP 45mm 1,8 Di VC USD

Das Tamron SP 45mm 1,8 VC kam Ende 2015 auf den Markt und war für Nikon F, Canon EF und Sony A zu einem Preis zwischen 400 und 500 Euro verfügbar. Im Jahr 2022 finden sich lediglich noch Restbestände im Handel.

Gehäuse und Handling

Mit Einführung der G2 Objektive und der SP Objektivserie hat sich Tamron deutlich vom ehemaligen Plastikleichtbau verabschiedet. War Gewichtsreduktion früher ein zentrales Marketinginstrument, sah man sich anscheinend gezwungen der optischen auch eine haptische Qualität zur Seite zu stellen, um beim Käufer ein entsprechende Wertigkeitsgefühl zu erzeugen.

Nicht zu schwere aber für ein 45mm 1,8 ordentliche 520g Gewicht, Metalltubus, Gummidichtlippe am Bajonett, Innenfokussierung, sowie ein hervorragend gedämpfter und weich laufender Fokusring runden das Gesamtbild ab, was weit entfernt von den sonst üblichen 50mm Kotobjektiven mit 1,8er Blende ist. Der Fokusmotor läuft angenehm leise, ohne jedoch Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Die Naheinstellgrenze beträgt sehr gute 0,29m, beim Nikon 50mm 1,8 sind es lediglich 0,45m.

Haptisch gibt es somit nichts auszusetzen. AF/MF und VC on/off Schalter liegen griffgünstig an der linken Seite. In der Nikon Version handelt es sich noch um ein G-Objektiv mit Blendenhebel. Somit ist es auch zu älteren Nikon Kameras der D1* und D2* Generation kompatibel und funktioniert auch an den Z Kameras via FTZ Adapter.  

Optische Qualität (an 45MP)

Die Bildmitte überzeugt bereits bei Offenblende mit einer guten Schärfe, die sich bis Blende 2,5 auf ein sehr gutes Niveau steigert. Ab Blende 2,8 kann man die Schärfe über das gesamte Bild hinweg bis in die Ecken als sehr gut bezeichnen.

Bei offenblende vignettiert es moderat, bei Blende 2,8 ist die Randabdunkelung verschwunden. Farbsäume sind sehr wahrscheinlich der einzige Kritikpunkt am Tamron 45mm 1,8. Insbesondere longitudinale chromatische Aberrationen sind problematisch.

Die Hintergrundunschärfe Bokeh) ist nicht die Paradesiziplin des Tamron SP 45mm 1,8, es kommt recht unruhig daher. Farben und Kontraste sind ähnlich zu Nikon Objektiven der 50mm 1,8er Riege, ohne optisch besonders herauszustechen.

Fazit

Das Tamron 45mm 1,8 liefert eine mehr als ordentliche Leistung zu vertretbarem Preis und kann Alleinstellungsmerkmale wie den Bildstabilisator für sich verbuchen. Auch der etwas weitere Bildwinkel von 45mm kann je nach persönlicher Vorliebe vorteilhaft sein. Für Liebhaber älterer Nikon DSLRs wie der D2x ermöglicht es gar die Verwendung einer stabilisierten Festbrennweite. Erstaunlicherweise funktioniert das Tamron 45mm 1,8 sogar an der F5, inklusive VR. And der F6 fokussiert es hingegen nicht. Insgesamt eine ordentliche Leistung ohne große Höhen und Tiefen, empfohlen aufgrund des Bildstabilisators und der Kompatibilität zu älteren DSLRs.

Nikkor AF Micro 70-180mm 4,5-5,6 D ED

Im Herbst 1997 erschien ein bis heute außergewöhnliches Objektiv: Nikons erstes (und bis heute einzige) Makro Zoomobjektiv mit einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1,3. Bei einer UVP von 1.559 € verkaufte sich das Micro Nikkor 70-180mm 4,5-5,6 D ED in 7 Jahren bis Anfang 2005 weniger als 20.000 Mal. Leider erschien es zu Beginn der AF-S Ära noch als traditionelles AF Objektiv mit Schraubendreherantrieb, wodurch es nur an Spiegelreflexkameras mit eingbautem Motor automatisch fokussiert. Eine Besonderheit dieses Zooms ist die konstante Blende, unabhängig vom Abbildungsmaßstab. Damit verringert sich die effektive Blendenöffnung im Gegensatz zu den meisten Makroobjektiven im Nahbereich nicht.

Gehäuse und Handling

Das 70-180mm ist ein relativ kompakt gebautes, schmales und mit 17,5 cm recht langes Objektiv. Mit knapp über einem Kilogramm ist es für die Größe recht schwer und vermittelt einen kompakten, soliden Eindruck. Großzügig dimensionierte Zoom- und Fokusringe dominieren die in Kräusellack gehaltene Gehäuseoberfläche, ein Fokuslimiter kann den Fokusbereich in die Bereiche 0,37m-0,8m und 0,8m-Unendlich teilen. Zoom- und Fokusring haben bei manchen Exemplaren etwas Spiel in der Führung, weshalb der erste, hochqualitative Eindruck etwas getrübt wird. Der manuelle Fokus ist zwar langsam übersetzt und ausreichend gedämpft, treibt aber spürbar eine AF Mechanik im Inneren an.

Die AF/MF Umschaltung erfolgt über einen Plastikring mit Arretierung. Wie bei allen Objektiven gleicher Bauart ist beim Kauf darauf zu achten, ob dieser Ring noch intakt ist.

Leider verfügt das 70-180mm nicht über eine Innenfokussierung. Der innere Tubus fährt zur Naheinstellgrenze hin 3,4cm über den vorderen Rand des Gehäuses hinaus. Im Umgang mit dem Objektiv sollte darauf geachtet werden, diesen inneren Tubus nicht übermäßig mechanisch zu belasten um ein ausschlagen der Mechanik zu vermeiden. Die Frontlinse dreht sich nicht mit, wodurch die Verwendung von Polfiltern erleichtert wird.

Um so wichtiger ist daher auch die Verwendung der Gegenlichtblende HB-14, welche über einen Bajonettanschluss am Gehäuse befestigt wird. Die Verarbeitungsqualität der Blende kann leider nicht mit der des Objektivs mithalten. Viele Exemplare sind mittlerweile längs durchgebrochen oder sitzen sehr lose im Bajonett. Ein Nachkauf ist so gut wie unmöglich und Nachbauten gibt es nicht.   

Optische Leistung

Nikon hat bei der Konstruktion des 70-180mm recht großen Aufwand getrieben: 18 Linsenelemente in 14 Gruppen, gepaart mit einer kompensierenden Blende um Lichtverluste im Makrobereich auszugleichen.

Offenblendreihe: 70mm f/4,5 – 105mm f/5,0 – 135mm f/5,3 – 180mm f/5,6.

Abbildungsmaßstab bei minimaler Fokusdistanz von 0,37m: 70mm 1:3,21 – 105mm 1:2,21 – 180mm 1:1,33. Durch Verwendung der Nahlinse 6T wird bei 180mm ein Abbildungsmaßstab von 1:1 erreicht.

Und auch im Jahr 2021 kann sich das Ergebnis dieser Bemühungen an einem digitalen 45 MP Sensor sehen lassen, auch wenn sich – typisch für Objektive aus dieser Zeit – moderate Farblängsfehler bei offener Blende zeigen. Diese lassen sich jedoch durch leichtes Abblenden eliminieren.

Die Schärfe ist bereits bei Offenblende über den gesamten Bildbereich recht hoch und gewinnt naturgemäß durch Abblenden um eine Blende. Insgesamt verringert sich die Schärfe bei Offenblende moderat von 70mm bis 180mm.

Für Landschaftsaufnahmen ist man mit Blende 5,6 zwischen 70 und 135mm bestens bedient, darüber hinaus sollte besser auf Blende 8 reduziert werden. Trotz Fokusbegrenzer sollte man nicht der Versuchung erliegen, auch nur ansatzweise sich bewegende Objekte zu fotografieren. Dafür ist der Fokusantrieb einfach zu langsam – was für ein Makro allerdings auch vollkommen erwartbar ist.

Im Makrobereich erreicht die Schärfe nicht ganz das Niveau der neuesten Makroobjektive, wobei man dem 70-180mm zugutehalten muss ein Zoom zu sein, während alle anderen Makroobjektive Festbrennweiten sind. Dafür bietet es die Möglichkeit, durch Zoomen die Bildkomposition anzupassen. Um Missverständnisse zu vermeiden: Schärfe und Auflösung sind insgesamt als exzellent zu bezeichnen. Es gibt jedoch mordernere Makroobjektive, die eine höhere Schärfe erreichen.

Vergleicht man das 70-180mm bei 105mm mit dem AF-S Micro Nikkor 105mm 2,8 G ED VR, fallen weitere Unterschiede auf. Das Zoom erreicht bei einem minimalen Fokusabstand von 0,37m einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,21, während die Festbrennweite bei dieser Vergrößerung 0,42m Fokusdistanz voraussetzt. Die Lichtstärke beträgt bei gleichem Abbildungsmaßstab von 1:2,21, beim Zoom Blende 5 und bei der Festbrennweite f/3,5. Blendet man beide auf Blende 8 ab, sind jedoch kaum Unterschiede in der Leistung auszumachen:

Ausschnitt 100% Bildmitte

Intensive Farben und starke Kontraste prägen die Bildcharakteristik des 70-180. Insgesamt wirken die Fotos runder und nicht so klinisch-scharf wie bei moderneren Objektiven, ohne es an der absolut erreichbaren Schärfe mangeln zu lassen. Es passt sehr gut zu den Zooms der Zeit: AF 20-35mm 2,8 D, AF-S 17-35mm 2,8 D ED, AF-S 28-70mm 2,8 D ED, AF-S 80-200mm 2,8 D ED. Alles diese Objektive wurden erkennbar ähnlich abgestimmt. Die Hintergrundschärfe (Bokeh) ist durchschnittlich und manchmal etwas unruhig.

Fazit

Insgesamt zieht das Zoom im Makroeinsatz im Vergleich zu einer Festbrennweite konstruktionsbedingt auf dem Papier den Kürzeren. Die Einschränkungen sind jedoch in der Praxis nicht so gravierend, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Auch wenn bei 105mm nur ein Maßstab von 1:2,2 erreicht wird, hat man jedoch bei 180mm den Maßstab 1:1,33 zur Verfügung. Einzig wirklicher Nachteil gegenüber einem 105mm Makro ist die ca. 5cm kürzere Naheinstellgrenze, die bei Insekten mit kurzer Fluchtdistanz problematisch sein kann. Bei 180mm konkurriert es derzeit nur mit gebrauchten Makroobjektiven von Sigma, Tamron und Nikons AD 200mm 4,0 D ED Micro Nikkor. Lediglich gegen das Letztgenannte muss sich das 70-180 geschlagen geben.

Insgesamt ist das 70-180mm 4,5-5,6 eine absolute Empfehlung wert. Es bietet eine sehr ausgewogene und angenehme Bildcharakteristik und dazu deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten als eine Festbrennweite. Außerdem eignet es sich sehr gut als Teleobjektiv in der Landschaftsfotografie und kann bei kompakten Packmaßen eine doppelte Funktion erfüllen. Gebrauchtpreise von 700 bis 1.000 Euro sprechen für die Popularität dieses einzigartigen Zoomobjektivs.  

180mm f/5,6
180mm f/8
180mm f/11
180mm f/9
70mm f/4,5
70mm f/5,6
70mm f/8
135mm f/5,3
135mm f/5,6
135mm f/8
180mm f/5,6
180mm f/8

Nikkor DX 16-85mm 3,5-5,6 G IF-ED VR und Nikkor DX 16-80mm 2,8-4,0 E IF-ED VR

Als Nachfolder des Kitobjektives DX 18-70mm 3,5-4,5 G IF-ED brachte Nikon Anfang 2008 das DX 16-85mm 3,5-5,6 G IF-ED VR auf den Markt. Es sollte die Rolle einer höherwertigen Alternative zu den günstigeren Kitobjektiven DX 18-55mm 3,5-5,6 G ED (VR) und DX 18-105mm 3,5-5,6 G ED VR spielen, wobei letztgenanntes erst ca. ein halbes Jahr nach dem 16-85mm erschien. Mitte 2015 wurde es vom nochmals verbesserten – aber auch deutlich teureren – DX 16-80mm 2,8-4,0 E IF-ED VR abgelöst, welches auch im Jahr 2021 als Neuware erhältlich ist.

Da beide Objektive die gleiche Position im Nikon Portefeuille einnehmen, möchte ich sie an dieser Stelle zusammen in einem Artikel vorstellen und auf die praxisrelevanten Unterschiede eingehen. Dies dürfte insbesondere für Käufer auf dem Gebrauchtmarkt von Interesse sein, da beide preislich recht weit auseinander liegen.

Nikkor 16-85mm 3,5-5,6 G IF-ED VR

Mit einer UVP von 679 € war das 16-85mm doppelt so teuer wie das 18-105mm. Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen. Während die günstigeren Kitobjektive zu mehrfachen Millionensellern wurden, verkaufte sich das 16-85mm in 7 Jahren ca. 450.000 Mal.

Gehäuse und Handling

Die Konstruktion entspricht auf den ersten Blick der Nikon Mittelklasse aus den späten 2000er Jahren. Gehäuse aus Plastik, Fokusdistanzfenster, Micromotor AF-S, gummierte Fokus- und Brennweitenringe, Gummilippe am Bajonett zum Schutz vor eintretender Feuchtigkeit. Schalter für AF an/aus, VR an/aus, VR Modus normal/active.

Nimmt man das Objektiv jedoch in die Hand, vermittelt es einen deutlich wertigeren Eindruck, als das Äußere es zunächst vermuten lässt. Die 485g wirken aufgrund der Größe des Objektivs überraschend. Der Brennweitenring läuft satt und recht stramm. Dazu mag auch der aus Metall gefertigte, zweifach ausfahrende Innentubus beitragen. Den guten haptischen Eindruck trügt leider der recht gemächlich agierende Autofokusantrieb.

Optische Leistung (beurteilt am 20,1 MP Sensor der D500)

Die variable Lichtstärke beträgt je nach Brennweite: 16mm f/3,5 – 18mm f/3,8 – 22mm f/4,0 – 26mm f/4,2 – 31mm f/4,5 – 38mm f/4,8 – 46mm f/5,0 – 55mm f/5,3 – 68mm f/5,6.

Das Bildzentrum weist bereits bei Offenblende von 16 bis ca. 70mm eine sehr gute Schärfe auf und gewinnt durch Abblenden um eine Blende. Ab 70mm fällt die Schärfe über das gesamte Bildfeld hinweg ab. Das schwache Ende ist bei diesem Zoom definitiv im Telebereich zu finden. Die Bildränder erreichen bei 16mm bereits eine sehr gute Schärfe, die Ecken brauchen jedoch Blende 8 um als gut durchzugehen. Bei weiter geöffneter Blende sind sie etwas matschig (wobei wir hier wirklich um die äußersten Bereiche reden). Ab 20mm aufwärts erreichen die Ecken bei gleicher Blende eine identische Schärfe wie die Bildränder und dies ist erfreulicherweise bereits ab Blende 5,6 der Fall. Zusammengefasst: 16-20mm: Blende 8, 20mm-70mm: Blende 5,6, darüber wieder Blende 8 bei insgesamt abfallender Leistung.

Farbsäume/CAs sind durchschnittlich korrigiert und treten an starken Kontrasten durchaus auf, insgesamt aber gut korrigierbar. Farben und Kontraste sind insgesamt sehr ordentlich, ohne flau oder besonders herausragend zu sein. Insgesamt bildet das Objektiv ordentlich ab, ohne dass Bilder optisch besonders herausstechen.

Nikkor DX 16-80mm 2,8-4,0 E IF-ED VR

Mit einer UVP von 1.200 € hat Nikon den Preis im Vergleich zum Vorgänger fast verdoppelt, was bei Vorstellung des Objektivs für einiges Stirnrunzeln gesorgt hat. Damit dringt der Preis durchaus in den Bereich der Profizooms vor.

Gehäuse und Handling

Das Problem dabei ist nur: dem Objektiv lediglich einen goldenen Ring hinter dem Filtergewinde zu verpassen und die Linsen weiterhin in einem durchschnittlichen Plastikgehäuse zu verpacken reicht nicht, um es in den Augen der Kundschaft zu einem Profizoom zu machen. Man könnte auch sagen, dass die äußere Erscheinung und die variable Lichtstärke die wirklichen Stärken dieses Objektivs verdeckt und damit ein Akzeptanzproblem geschaffen hat.

Im Gegensatz zum Vorgänger wurde das Objektiv technisch in vielen Punkten deutlich verbessert. Der Autofokus reagiert flotter und ist dabei leiser, die Blende wurde auf elektronischen Antrieb umgestellt und das Filtergewinde wuchs aufgrund der deutlich verbesserten Lichtstärke von 67mm auf 72mm.

Die Verarbeitung macht jedoch nicht mehr einen so soliden und kompakten Eindruck wie beim Vorgängermodell. Die inneren Auszüge wurden auf Plastik umgestellt und die Gegenlichtblende HB-75 erhielt eine merkwürdige, rechteckige Grundform. Insgesamt fühlt sich das Gehäuse deutlich mehr nach Consumerklasse an, ohne jedoch instabil zu wirken. Aufgrund des größeren Durchmessers (72mm Filtergewinde statt 67mm beim Vorgänger) wirkt das Objektiv etwas leichter als der Vorgänger, obwohl dies bei 480g und somit lediglich 5g weniger ein Trugschluss ist.

Optische Leistung (ebenfalls an D500)

Die Blendenreihe liest sich deutlich erfreulicher als beim Vorgängermodell: 16mm f/2,8 – 22mm f/3,0 – 28mm f/3,2 – 34mm f/3,3 – 40mm f/3,5 – 52mm f/3,8 – 62mm f/4,0

Bereits ab Offenblende ist die Schärfeleistung im Bildzentrum sehr gut und gewinnt durch Abblenden nur moderat. Zu 80mm hin ist hierbei auch kein Leistungsabfall auszumachen – die erste, deutliche Verbesserung zum 16-85mm.

Die Bildränder können mit der Schärfe im Bildzentrum bei Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich nicht ganz mithalten, erfreulicherweise fallen die Ecken nicht nochmals weiter ab. Bei Blende 5,6 wird bei allen Brennweiten über das gesamte Bildfeld hinweg eine sehr gute Schärfe erzielt. Weiteres Abblenden erhöht lediglich die Tiefenschärfe, verbessert aber nicht die Bildqualität. Anders ausgedrückt: ab Blende 5,6 braucht man sich über die Bildschärfe keine Gedanken mehr machen.

CA/Farbsäume sind etwas besser korrigiert als beim 16-85mm, der Unterschied ist jedoch nicht gewaltig. Farben und Kontraste sind vergleichbar.   

Vergleich und Fazit

Das 16-80mm 2,8-4,0 ist eindeutig das bessere Objektiv – höhere Lichtstärke, gepaart mit besserer Bildqualität im Weitwinkel und Telebereich.  Allerdings erkauft man sich diese Vorteile mit einem deutlich höheren Gebrauchtpreis im Vergleich zum 16-85mm. Sofern man mit den moderaten Einschränkungen des 16-85mm leben kann, stellt es eine solide Wahl für den DX Sensor dar. Das 16-80mm kann hingegen trotz des Äußeren Erscheinungsbildes mit professioneller Abbildungsleistung glänzen.

16-85mm @ 16mm f/3,5
16-85mm @ 85mm f/8
16-80mm @ 16mm f/5,6
16-80mm @ 56mm f/5,6

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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