Gestern konnte ich meine vorbestellte Z9 bei Rutten in Wuppertal in Empfang nehmen. Vielen Dank an das Team bei Rutten für den exzellenten Service.

Auch wenn ich schon einige Jahre Erfahrung im Umgang mit Nikon Kameras jedweder Art habe, stand ich gestern Abend bei der Ersteinrichtung doch vor einigen unerwarteten Herausforderungen und Überraschungen. Die Überraschungen betreffen hauptsächlich unerwartete Kompatibilitätsprobleme bei Akkus und Speicherkarten.

Akkus: viel geht nicht

Z9 Fehlermeldung bei Verwendung eines nicht kompatiblen Akkus

Aus einem Portfolio von 6 Akkus verschiedener Fremdhersteller (Intensilo, ExPro, DSTE, Cameron Sino, GreenCell, VHBW) funktionierte bis zur Firmware 2.0 nur ein einziges Modell: GreenCell EN-EL18, 28,1 Wh 2600 mAh. Mit Firmware Version 2.0 vom 20.04.2022 funktioniert dieser Akku nicht mehr! Der später von mir getestete EN-EL18 Akku 3200 mAh von DuraPro funktioniert hingegen auch nach dem Update auf Firmware 2.0 in der Z9 und erreicht eine Laufzeit von 2,5-3 Stunden, ca. 50% weniger als ein Nikon Originalakku.

[UPDATE 10.02.2023]: Mit Firmware 3.01 funktioniert der GreenCell Akku wieder und erreicht bei mir ca. 50% der Laufzeit des Nikon EN-EL18D. Die Akkus von DuraPro funktionieren ebenfalls weiterhin, fallen jedoch durch eine sehr hohe Selbstentladung auf. Empfehlenswert ist der neu erschienene BAXXTAR EN-EL18D mit 3500 mAh. Dieser Akku funktioniert in der Z9, als auch im MH-33 Ladegerät einwandfrei und erreicht zum Originalakku vergleichbare Laufzeiten. Derzeit ist dieser Akku für ca. 80 Euro bei Amazon zu haben.

Speicherkarten: Die Schnellen, Lahmen und Blockierenden

Bis jetzt habe ich darauf verzichtet, die Serienbildgeschwindigkeit aller Karten zu testen. Eine Erkenntnis ist allerdings, dass die Kamera lediglich 40 bis 50 Bilder bei 20 fps in Serie schafft, sofern man zwei ausreichend schnelle CFexpress Karten in der Kamera im Modus Sicherungskopie RAW+RAW (14 Bit, verlustfrei komprimiert) betreibt. Schaltet man auf eine einzelne Karte um, laufen die schnellen Karten mit 75-80 Bilder Puffer und selbst die Lexar 128 GB schafft 55 Bilder in Serie. 

Die Angelbird Karten machen dafür andere Probleme. Beim Einschalten oder Aufwachen aus dem Ruhezustand leuchtet die Speicherkarten LED für 2 (SX) bis 5 (XT) Sekunden. In dieser Zeit kann man zwar fotografieren, der Aufruf des Menüs oder eine Bildanzeige ist jedoch nicht möglich. Andere Karten zeigen dieses Verhalten nicht. Ein Firmwareupdate für die XT Karte, welches man nur über einen Angelbird Kartenleser einspielen kann, reduziert die Starteit der XT Karte auf ebenfalls 2 Sekunden.

Die Wise Pro 640 GB steht derzeit unter Beobachtung, da die Z9  zwei Mal angezeigt hat, dass auf diese Karte nicht geschrieben werden kann. Außerdem initialisiert sie manchmal nicht korrekt, wenn man sie in die Kamera steckt. Die Z9 zeift dann einen Kartenfehler an.

Menüeinträge: war da jemand zu schnell?

Die größten Herausforderungen betrafen bis jetzt die Entschlüsselung kryptischer Menüeinträge. Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie so etwas zustande kommen kann: Nikon hat zu viele deutschsprachige Angestellte entlassen, so dass keiner mehr die Übersetzung kontrollieren konnte, oder man hatte es bei der Markteinführung etwas zu eilig. Zugunsten der Nikon Mitarbeiter nehme ich mal das Letztere an.

Es finden sich einige Merkwürdigkeiten, insbesondere im Individualmenü. Über sprachliche Stilblüten würde ich ja noch hinwegsehen. Wenn Bezeichnungen jedoch inhaltlich falsch und Irreführend sind, wird es anstrengend. Im Individualmenü A ist eindeutig etwas schief gegangen:

Zunächst einmal ist der gesamte Unterbaum a falsch benannt, er müsste Autofokus heißen und nicht Schärfepriorität. Der Punkt a7 schießt allerdings den Vogel ab. Die vermeintliche Nachleuchtdauer des Fokusmessfeldes ist in Wirklichkeit die Fokuspersistenz, die im Englischen auch korrekt als focus persistance bezeichnet ist. Hierbei handelt es sich um die Einstellung, ob das gewählte Fokusmessfeld bei Umschalten des AF Modus (z.B. von Motiverkennung nach 3D Tracking) erhalten bleibt bzw. übernommen wird.

Das Firmware Update auf 1.10 behebt diese Übersetzungsfehler nicht. Also Nikon: weitere Updates bitte, bis dahin schalte ich mal lieber auf Englisch um.

Und zum Schluss noch etwas Positives: der Autofokus funktioniert besser als erwartet. Und das bei bereits hohen Erwartungen. Mehr dazu dann in den nächsten Wochen, sofern das Wetter mitspielt. Das hier ist eine absolute Unterforderung für die Kamera, dennoch schön anzusehen. Kein Fokuspunkt gewählt, alles die Kamera machen lassen:

Auto AF Area, AF-C mit Motiverkennung, ISO 3200, NR ausgeschaltet, 1/400s bei 400mm mit Tamron 100-400 am FTZ II. Ca. 70% Ausschnitt aus dem Originalbild.