Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S

Zoomobjektive mit einem Brennweitenbereich von 80/100-400mm und einer Lichtstärke von 4-5-5,6 sind eine recht junge Tradition bei Nikon. Im Jahr 2000 kam mit dem AF 80-400mm 4,5-5,6 D ED VR das erste Nikkor dieses Brennweitenbereichs auf den Markt. Es war gleichzeitig das erste Nikon Objektiv mit Bildstabilisator und wurde 2013 durch das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR abgelöst. Im November 2021 kam die dritte Variante in Form des Z Objektivs Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S auf den Markt.

Eine Gemeinsamkeit hat das Z 100-400mm mit seinem F Mount Vorgänger: es ist teuer. Recht ambitionierte 3.000 € kostete es Ende 2021, Anfang 2024 ist der Preis leicht auf rund 2.700 € gesunken.

Gehäuse und Handling

Mit 1,44kg ist das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S kein Leichtgewicht, aber gut handhabbar. Dazu trägt auch das speziell austarierte Linsensystem bei, welches beim Zoomen für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung sorgt. Der Schwerpunkt des Objektivs verschiebt sich dabei nicht – wie sonst üblich – an das vordere Ende des Objektivs, was das Handling von Kamera und Objektiv deutlich angenehmer gestaltet. Leider ist es Nikon nicht gelungen, das Objektiv als Innenzoom zu konstruieren, daher fährt der innere Objektivtubus beim Zoomen einige cm aus dem Gehäuse heraus.

Die Ausstattung des Z 100-400mm ist selbst für die S-Linie sehr üppig. Neben dem mechanischen Zoomring besitzt es noch jeweils einen separaten Fokus- und programmierbaren Funktionsring. Darüber hinaus stehen zwei separat belegbare Funktionstasten zur Verfügung, wobei der Fn2 rund um das Objektiv mehrfach angeboten wird. Ein Ausstattungsmerkmal aus den frühen Tagen des Z Systems, welches von Nikon anscheinend bei neueren Objektiven nicht mehr implementiert wird, ist das mini-Display, über das man sich entweder die eingestellte Blende oder die Fokusdistanz anzeigen lassen kann.

An Schaltern steht lediglich ein A/M Umschalter und ein Fokusbegrenzer zur Verfügung. Einen Schalter für VR an/aus sucht man – wie heutzutage leider üblich – vergebens.

Als Mitglied der Nikkor S Objektivfamilie gelten gehobene Standards, die ausnahmslos erfüllt werden: tadellose Verarbeitung, solides Gehäuse, zusätzlicher Einstellring, sowie ein leiser und schneller Autofokus erfreuen den Fotografen. Die Geschwindigkeit des Autofokus ist nicht mit der eines f/2,8 Zooms vergleichbar, ist aber dennoch ausreichend schnell um Vögel im Flug zu verfolgen. Es fokussiert etwas schneller als das neuere Z 180-600 und deutlich schneller als die älteren 100-400mm F Mount Objektive von Sigma und Tamron.

Äußerst nützlich ist auch die geringe Naheinstellgrenze von 0,98m bei 400mm. Dadurch wird ein schon Makrotauglicher Abbildungsmaßstab von 1:2,6 erreicht. Allerdings ist die Schärfentiefe an der Naheinstellgrenze bei 400mm physikalisch bedingt sehr gering. Die Offenblende ändert sich abhängig von der Brennweite wie folgt: 100mm 4,5 – 125mm 4,8 – 185mm 5,0 – 270mm 5,3 – 360mm 5,6.

Optische Leistung

Wie bei vielen Z Objektiven bisher, zeigt auch das 100-400mm ab Offenblende eine beeindruckende Bildschärfe. Es sind nur marginale Unterschiede durch Abblenden sichtbar – und die über den gesamten Bildbereich bei allen Brennweiten. Wie bei fast allen Zoomobjektiven üblich, lässt das Auflösungsvermögen zum langen Ende hin etwas nach. Im Fall vom Z 100-400mm bedeutet dies aber auch, dass es selbst bei 400mm und Offenblende 5,6 eine immer noch sehr gute Bildschärfe erreicht wird, die sich durch geringfügiges Abblenden um eine Drittelblende auf f/6,3 nochmals verbessert. Das Vorgängermodell für den F Mount, das AF-S 80-400mm 4,5-5,6 G IF-ED VR muss sich über den gesamten Brennweitenbereich sichtbar und insbesondere zwischen 300mm 400mm deutlich geschlagen geben. Auch die F Mount Alternativen von Sigma und Tamron werden auf Distanz gehalten.   

Hinsichtlich der allgemeinen Bildparameter, wie Farbdarstellung, Kontrast und Verzeichnung wird das Objektiv dem S-Label deutlich gerecht. Aufnahmen mit dem Z 100-400mm wirken auch im direkten Vergleich mit dem neueren Z 180-600mm lebendiger. Insgesamt entspricht die Bildqualität dem eines professionellen Zoomobjektivs und ist mit der eines 70-200mm 2,8 Zooms vergleichbar. Im Prinzip tauscht man Lichtstärke gegen einen größeren Brennweitenbereich.

Vollständig vernachlässigbar ist die Randabdunkelung/Vignettierung. Selbst bei Offenblende fällt diese kaum auf. Ebenso kaum sichtbar sind Chromatische Aberrationen. Farbsäume an kontraststarken Kanten sind somit kein Thema. Recht ungewöhnlich für ein Zoom ist die hervorragende Kompatibilität mit Telekonvertern. Insbesondere der Nikon Z 1,4x Telekonverter beeinträchtigt die Bildqualität weniger, als man es erwarten würde. Bei 400mm und Offenblende ergibt sich daraus eine 560mm f/8 Kombination, die durchaus auch ohne Abblenden gut nutzbar ist. Wie üblich, steigert Abblenden die Schärfeleistung bei Nutzung eines Telekonverters, wobei hier das Optimum bereits mit f/7,1 (Blende 10 effektiv) erreicht wird.

Fazit

In der Summe seiner Eigenschaften kann das Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S überzeugen. Es hat ein sehr gutes Packmaß, ist mit 1,44kg nicht zu schwer, lässt sich auch an kleineren Z Kameragehäusen wie einer Z7 aufgrund der ausgewogenen Gewichtsverteilung angenehm handhaben, bietet eine exzellente Bildqualität bei allen Brennweiten, fokussiert sehr zügig, bietet eine ungewöhnlich kurze Naheinstellgrenze und harmoniert hervorragend mit dem Z 1,4x Telekonverter.

Es ist ein echtes Allorundobjektiv, welches in der Summe seiner Eigenschaften vollends überzeugt. Das größte Problem dürfte jedoch der Preis sein. Knapp unter 3.000 Euro sind eine Ansage. Daher dürfte es verlockend sein, ein älteres F Mount Tamron oder Sigma 100-400mm Objektiv via FTZ zu adaptieren. Schließlich lassen sich – gemessen am Neupreis – rund 2.000 Euro sparen. Ich habe lange mit diesen beiden Fremdherstellerobjektiven an F und Z Kameras fotografiert und kann im Vergleich sagen, dass das Nikkor Z 100-400mm von der Bildqualität her eine ganze Klasse über diesen beiden Objektiven liegt. Dennoch ist der Aufpreis schwer verdaulich.

Beispielfotos

Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/5,6 (f/8 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S mit TC 1,4 @ 400mm (560mm effektiv) f/7,1 (f/10 effektiv)
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/5,6
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR @ 200mm f/5,0
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 100mm f/4,5
Nikkor Z 100-400mm 4,5-5,6 VR S @ 400mm f/7,1

Nikkor AF-S 24-70mm 2,8E ED VR

Die letzte Version des Nikkor Normalzooms für das F Bajonett und den professionellen Einsatz kam im Herbst 2015 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.499 € auf den Markt. Der Straßenpreis entwickelte sich im Folgejahr recht schnell in Richtung 2.200 Euro und sank bis 2020 auf rund 1.800 €. Anfang 2024 ist es weiterhin als Neuware erhältlich, auch wenn sich die Ära der Spiegelreflexkameras von Nikon dem Ende zuneigt. Gebraucht werden rund 1.000 € fällig.

Als Nachfolger des populären und sagenhafte eine Million Mal verkauften AF-S 24-70mm 2,8G ED hatte es das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR recht schwer. Größe und Gewicht sorgten bei der Vorstellung des Objektivs für einigen Unmut, insbesondere der 82mm Filterdurchmesser kam nach dem jahrzehntelang eingeführten Standard von 77mm nicht gut an. Aber auch die zeitliche Abfolge verhinderte einen großen Verkaufserfolg. 2018 kamen bereits die spiegellosen Z Modelle auf den Markt, womit das Ende des F Bajonetts eingeläutet wurde. Die Tatsache, dass Nikon den Vorgänger zunächst für rund 1.000 € weniger im Angebot behielt, half den Verkaufszahlen auch nicht. Anhand der bekannten Seriennummern sind bis 2024 rund 180.000 Exemplare verkauft worden. Immer noch eine stattliche Anzahl für ein teures Profizoom, aber auch nur 20% des Vorgängermodells im gleichen Zeitraum.

Gehäuse und Handling

Im Prinzip sieht das E VR Objektiv aus wie eine aufgeblasene Version des Vorgängers. Sowohl die Länge, als auch der Durchmesser haben um 0,5 bzw. rund 2,2cm zugelegt. Das Gewicht stieg von 920g auf 1070.g. Dafür bietet es als erstes Nikkor Profi Normalzoom eine Bildstabilisierung und auch die optische Konstruktion wurde grundlegend überarbeitet, was zu einem deutlich komplexeren Aufbau führte.

Wie der Vorgänger auch ist das E VR ein innenfokussierendes Objektiv, aber kein interner Zoom. Es verändert somit beim Zoomen minimal die Länge. Die Verarbeitungsqualität ist tadellos, auch wenn etwas mehr Plastik in der Außenhülle zum Einsatz kommt.

Dennoch darf das E VR im Vergleich zum G Objektiv als stabiler gelten. Der Vorgänger entwickelte oftmals einen Widerstand im Zoomantrieb, der mit der Zeit bis zur Unbeweglichkeit desselben führte. Das neuere Objektiv weist diese Schwachstelle nicht mehr auf. Generell sind nach 8 Jahren keine modelltypischen Probleme bekannt.

Eine herausragende Verbesserung betrifft den Autofokus. Fokussiert das AF-S 24-70mm 2,8G ED schon schnell, setzt das AF-S 24-70mm 2,8E ED VR noch einen oben drauf. Es fokussiert unglaublich schnell und leise.

Die Blende wird – wie durch die Bezeichnung E im Modellnamen angezeigt – elektronisch gesteuert. Somit ist das 24-70mm 2,8E VR ED nicht an Kameras für 35mm Film einsetzbar.  

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR (links) und der Vorgänger G ED (rechts)

Optische Qualität

Hinsichtlich der optischen Qualitäten hat Nikon beim letzten 24-70mm 2,8 für F an der Ausgewogenheit der Bildqualität gearbeitet. Die G-Version war eindeutig auf die Event- und Pressearbeit optimiert, mit einem starken Fokus auf die Schärfe im Bildzentrum. Das E-Objektiv reduziert den Schärfeabfall zum Bildrand insbesondere im Weitwinkelbereich deutlich und bietet damit eine ausgewogenere Bildschärfe über das gesamte Bildfeld hinweg.

In der Bildmitte kann die Schärfe bei Blende 2,8 zwischen 24mm und 50mm vollends überzeugen, zwischen 50 und 70mm lässt das Auflösungsvermögen leicht nach, bleibt aber immer noch auf einem sehr guten Niveau. Die Bildräder weisen im Weitwinkelbereich zwischen 24mm und 28mm bereits bei Blende 2,8 eine gute, abgeblendet auf 4,0 eine sehr gute Detailzeichnung auf. Zwischen 28mm und 50mm sind die Bildränder bereits bei Offenblende sehr gut, abgeblendet auf 4,0 exzellent, bevor die Schärfe analog zur Bildmitte in Richtung 70mm bei Blende 2,8 wieder leicht abnimmt.

Das neue E Objektiv stellt hinsichtlich der Bildschärfe das Gegenteil zum G Modell dar. Während das ältere Objektiv im Weitwinkelbereich deutliche Schwächen aufweist, kann die E Version deutlich punkten. Am langen Ende liegt wiederum das G in der Bildmitte bei Offenblende sichtbar vorne. Allerdings ist der Unterschied nicht dramatisch. Das E Objektiv ist bei 70mm und Offenblende immer noch ein exzellent abbildendes Objektiv.

Über den gesamten Zoombereich fällt eine deutliche, aber gut korrigierbare Vignettierung bei Offenblende auf. Zwischen 24mm und 35mm ist diese bei f/4 moderat sichtbar und ab f/5,6 nicht mehr relevant. Ab 35mm aufwärts reduziert sich die Vignettierung beih Blende 4 nochmals.

Die allgemeinen Bildparameter wie Verzeichnung, Farben und Kontrast sind meiner Meinung nach bei beiden Objektiven vergleichbar. Im Weitwinkel deutliche Verzeichnung, neutrale Farbdarstellung und knackiger Kontrast.  

Fazit

Nach Erscheinen des 24-70mm 2,8E ED VR bezog es für die größeren Abmessungen und die etwas (!) geringere Schärfe im Bildzentrum am langen Ende ordentlich Prügel.

Beides ist aus meiner Sicht vollkommen übertrieben. Ja, Gewicht und Größe sind spürbar und ggf. für manchen Fotografen die paar Millimeter oder Gramm über der Toleranzschwelle. Der Unterschied in der Bildschärfe ist jedoch kaum wahrnehmbar. Wenn man bei 70mm und Blende 2,8 danach sucht, wird man sie wahrnehmen, sofern man sich Fotos nur bei 100% ansieht. Im Alltag ist der Unterschied nicht relevant.

Vielmehr sollte man die Wahl des Objektivs vom Einsatzzweck abhängig machen. Da ich persönlich mehr Landschaft und Architektur fotografiere, bedeutet für mich das E VR Objektiv eine deutliche Verbesserung gegenüber der G Version. Die bessere Auflösung am Bildrand ist dabei mehr als nur willkommen.

Für Presse- und Eventfotografen spielt das jedoch keine Rolle und die minimal bessere Schärfe bei Offenblende zwischen 50 und 70mm lassen das G Objektiv für diesen Einsatzzweck nicht nur die günstigere, sondern vielleicht sogar die insgesamt bessere Alternative darstellen. Wenn Preis und Gewicht keine Rolle spielen, punktet das E VR auch im journalistischen Einsatz mit schnellerem Autofokus und VR.  

Beispielfotos

AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 32mm f/6,3
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 70mm f/4,0
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/2,8
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 24mm f/5,6
AF-S 24-70mm 2,8E ED VR @ 31mm f/5,6

Sigma 135mm 1,8 DG HSM Art

Seit Mitte 2017 bietet Sigma mit dem 135mm 1,8 Objektiv aus der Art Serie ein sowohl sprichwörtliches als auch physisches Schwergewicht an. Mit rund 1,1 kg, 82mm Filtergewinde und einer Länge von 11,5 cm zerrt es ordentlich an der Fototasche.

Angeboten wird das Objektiv für die traditionellen Spiegelreflexbajonette Nikon F und Canon EF, sowie für die spiegellosen Sony E und Leica L für rund 1.300 €. Eine Variante für Nikon Z ist nicht zu erwarten, da Nikon mit dem 135mm 1,8 S Plena selber ein entsprechendes Objektiv anbietet und Sigma gerüchteweise nur die Optiken anbieten darf, die keine Dopplung zum Nikon Angebotskatalog darstellen.

Gehäuse und Handling

Typisch für die Objektive der Sigma Art Reihe ist die tadellose Verarbeitung, das Metallgehäuse trägt zum wertigen Eindruck bei. In der Hand vermittelt das 135mm 1,8 den Eindruck eines soliden Blocks aus Glas und Metall. Das Gehäuse ist gegen Spritzwasser abgedichtet, inkl. einer Gummilippe am Bajonett. Der Fokusring ist großzügig dimensioniert und läuft sehr weich.

Die Blende wird elektronisch gesteuert, der leise HSM Fokusmotor geht sehr zügig zu Werke – auch ausreichend schnell für Motive in Bewegung. Der Fokusbereich lässt sich über einen Limiter in die Bereiche 1,5m-Unendlich und 0,875m-1,5m einschränken. Die Naheinstellgrenze von 0,875m ist ausreichend, aber kein Makroersatz.

An Nikon Z funktioniert das Sigma 135mm 1,8 DG HSM via FTZ Adapter tadellos.

Optische Qualität

Wenn man ein Objektiv aus der Sigma Art Serie erwirbt, schwingt immer die Erwartung mit, dass die ausladenden Maße und das zu schleppende Gewicht durch eine exzellente Bildschärfe bei Offenblende kompensiert werden. Das Sigma 135mm 1,8 liefert in dieser Beziehung ab und übertrifft manche Erwartungshaltung sogar noch. Bei Blende 1,8 ist die Bildschärfe bereits so gut (und exzellent), dass sie sich in den zentralen Bildbereichen durch Abblenden kaum noch steigern lässt. Zu den Rändern hin gibt es einen minimalen Schärfeabfall, der bei Blende 2,5 vollständig verschwindet.

Das Sigma 135mm 1,8 kann bedenkenlos bei Offenblende eingesetzt werden. Eigentlich muss man es nur abblenden, um die Vignettierung zu minimieren oder die Schärfentiefe zu regulieren. Die Farben tendieren etwas in wärmere Spektrum. Der Kontrast ist durchschnittlich ausgeprägt ohne besonders schwach oder extrem knackig auszufallen. Farbsäume / CA’s sind sehr gut korrigiert.

Vignettierung ist bei Blende 1,8 sichtbar, jedoch dunkeln die Bildränder nur moderat ab. Bereits bei f/2,2 ist die Randabdunkelung deutlich reduziert und kaum auffallend, um schließlich bei Blende 2,8 keine Rolle mehr zu spielen.

Von zentraler Bedeutung ist bei lichtstarken Objektiven die Hintergrundunschärfe, das so genannte Bokeh. Bedingt durch die Brennweite hat das Sigma 135mm 1,8 hier bereits gute Karten, für cremig weiche Bildhintergründe zu sorgen. Auch wenn die Qualität des Bokeh zumeist höchst individuell empfunden wird kann man festhalten, dass es auch in dieser Disziplin wenig zu meckern geben dürfte – siehe Beispielfotos weiter unten. Lediglich der Katzenaugeneffekt (Lichtpunkte außerhalb der Schärfeebene werden nicht kreisrund, sondern eher in Form eines Katzenauges bzw. einer Zitrone abgebildet) an den Bildrändern kann ggf. stören.  

Die ärgste Konkurrenz in dieser Disziplin bietet Nikon seit Herbst 2023 mit dem Z 135mm 1,8 S Plena an, welches auf ein exzellentes Bokeh hin optimiert ist. Das allerdings auch zu mehr als dem doppelten Preis.

Fazit

Das Fazit zum Sigma Art 135mm 1,8 fällt kurz aus: es ist in allen Disziplinen Spitzenklasse und lässt kaum Wünsche offen.

Noch (Oktober 2023) bietet Sigma das Art 135mm 1,8 DG HSM für Nikon F an. Für Liebhaber der 135mm Brennweite eine absolute Kaufempfehlung auch für das Z System – sofern einen das nochmals bessere Bokeh des Nikon Z 135mm 1,8 S Plena nicht lockt.

Beispiele

Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/1,8
Sigma Art 135mm 1,8 @ f/2,0

Nikkor AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR

Anfang 2010 erschien das Nikon 16-35mm 4,0 G ED VR als günstigere Alternative zum 17-35mm 2,8. Bis zur Einstellung der Produktion in 2021 wurden etwas mehr als 160.000 Exemplare gefertigt. Im Herbst 2023 ist es vereinzelt immer noch für ca. 1150 Euro verfügbar, als Gebrauchtware sind um die 500 Euro zu berappen.

Gehäuse und Handling

Das 16-35mm ist für ein Weitwinkel mit 12,5cm ungewöhnlich lang und nur minimal kürzer als das 24-70mm 2,8G. Mit 685g ist es auch kein Leichtgewicht. Die Gehäuseoberflächen sind sämtlich aus Kunststoff gefertigt, allerdings geht dies nicht zulasten eines recht robusten Eindrucks.

Der Objektivtubus bewegt sich beim Zoomen innerhalb des Gehäuses.

Insgesamt ist es exzellent verarbeitet, lediglich der Fokusring hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Drehbewegung ist nicht so weich und gedämpft, wie man es von Profizooms her gewöhnt ist. Dies mag zum Teil auch daran liegen, dass überraschenderweise lediglich ein AF-S Micromotor verbaut ist. Dieser geht nicht übermäßig schnell zu Werke.

Typisch für professionelle Nikkore verfügt es über ein 77mm Filtergewinde, sowie eine Gummidichtlippe am Bajonett. Der Tubus mit den Linsenelementen bewegt sich innerhalb des Gehäuses, was eine ungewöhnlich aufwändge Konstruktion darstellt. An der Seite sind Schalter für MA/M Fokus und VR ein/aus zu finden. Die Blende wird per Blendenhebel gesteuert. Somit ist es mit allen digitalen Spiegelreflexkameras kompatibel und harmoniert auch perfekt mit den letzten Analogkameras wie F5, F6 und F80/F100.

Ungewöhnlich ist der Einsatz einer Bildstabilisierung. Es ist eines der wenigen Weitwinkel mit VR Funktion.

Optische Leistung

Zwischen 16mm und 28mm erzielt das 16-35mm 4,0 VR selbst an einem 45 MP Sensor eine sehr gute Bildschärfe, die sich durch abblenden auch nur noch minimal steigert. Bis 35mm lässt die Leistung insgesamt nach und die Schärfe ist im gesamten Bildbereich erst bei Blende 8 exzellent.

Die Problemzone des 16-35mm liegt allerdings am Rand und in den äußersten Bildecken. Bei 16mm sind die Bildränder bei Offenblende schlicht unscharf, bei Blende 5,6 akzeptabel und bei f/8 gut. Die äußersten Ecken sind bei dieser Brennweite durchweg matschig, wobei dieser auflösungsarme Bereich bei Blende 8 wirklich nur noch einen kleinen Bereich betrifft. Etwas besser schlägt es sich bei 18mm, hier können die Bildränder ab Blende 8 immerhin mit einer sehr guten Schärfe punkten, die äußersten Ecken erreichen ein akzeptables Niveau. Ab 20mm aufwärts ändert sich nicht viel, die Bildränder legen bei Blende 5,6 etwas zu, sind aber dennoch nicht wirklich scharf. Unglücklicherweise verlieren oberhalb von 24mm die Bereiche außerhalb des DX Bildkreises wieder etwas an Zeichnung.  

Zwischen 16mm und 18mm verzeichnet das Objektiv übermäßig stark Kissenförmig. Farben und Kontrast lassen hingegen kaum Raum zum Tadel, hier reiht es sich in die Riege der Profizooms mit überzeugender Bilddarstellung ein. Farbsäume/CA sind gering ausgeprägt.

Fazit

Es ist überraschend, dass das 16-35mm 4,0 bis in die frühen 2020er Jahre verkauft wurde, merkt man ihm das Alter doch recht deutlich an. Entworfen in einer Zeit, in der der Übergang von APS-C zu 35mm Sensoren anstand, war die Schärfe am Bildrand anscheinend kein hoch gewichtetes Kriterium des optischen Designs. Schließlich war der Großteil der Kunden noch mit DX Sensoren unterwegs.

Für Besitzer von DX Kameras mag das AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR von Interesse sein, hier lässt es sich ab Blende 5,6 sinnvoll einsetzen. Für Nutzer von Vollformatsensoren gibt es hingegen keinen Grund, auf dieses Objektiv zu setzen. Dafür ist die Abbildungsleistung am Rand selbst auf Blende 8 abgeblendet zu schlecht.

Deutlich bessere und etwas günstigere Alternativen sind die nur noch gebraucht erhältlichen Nikon AF-S 18-35mm 3,5-4,5 G ED und Tamron 17-35mm 2,8-4,0 Di OSD.  

Beispiele

Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 20mm f/5,6
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 35mm f/8,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 28mm f/4,0
Nikon AF-S 16-35mm 4,0 G ED VR @ 16mm f/5,6

Nikkor Z 50mm 1,2 S

Eine Festbrennweite mit 50 bzw. 55mm und Offenblende 1,2 gehört seit 1965 zum Katalog von Nikon. Zur Blütezeit der analogen Fotografie in den 70er und 80er Jahren konnten Fotografen aufgrund der – aus heutiger Sicht – niedrigen Filmempfindlichkeit jedes bisschen Lichtstärke gebrauchen. Festbrennweiten rund um die so genannte „Normalbrennweite“ von 50mm boten sich besonders für große Blendenöffnungen an, da diese konstruktiv weniger Aufwändig als im Weitwinkel- oder Telebereich zu realisieren sind. Nikon konnte nach Einführung des Autofokus ab 1986 aufgrund des relativ engen F Bajonettdurchmessers keine Version mit Autofokus anbieten, daher wurde die letzte, manuelle Version AI-S 50mm 1,2 bis Mitte 2020 verkauft.  

Es handelte sich bei den manuellen 50/55mm f/1,2 Objektiven keinesfalls um abgehobene Luxusprodukte oder um Objektive mit kompromissloser Bildqualität. Der Aufpreis betrug ca. ein Drittel gegenüber der Version mit Blende f/1,4. Auch physikalisch hielten sich die Aufschläge bei Größe und Gewicht in Grenzen.

Dies ändert sich im Z System grundlegend – in jeder erdenklichen Weise. Das Ende 2020 vorgestellte Z 50mm 1,2 S bringt rund 1kg auf die Waage und erleichtert den Kontostand um satte 2.230 Euro. Plus 150 % Gewicht und 280 % Aufschlag beim Preis gegenüber dem Z 50mm 1,8 S machen klar: hier geht es nicht um eine simple Alternative mit mehr Lichteinfall. Dieses Objektiv soll die Möglichkeiten des großen Z Bajonetts ausschöpfen und als Flaggschiff im Bereich der Normalbrennweiten Zeichen setzen.

Gehäuse und Handling

Das sehr gut verarbeitete und solide Objektiv misst stolze 89,5cm im Durchmesser bei einer Länge von 15cm. Der Filterdurchmesser beträgt 82mm. Innerhalb der S Serie gehört es mit Einstellring und Display für Anzeige von Fokusdistanz oder Blende zu den gehobener ausgestatteten Objektiven. Eine programmierbare Funktionstaste rundet die Ausstattung zusammen mit dem obligatorischen AF/Manuell Schalter ab. An der Frontseite befindet sich als Designelement ein geriffelter Gummiring. Dieser hat jedoch außer der Verbesserung der Griffigkeit keine Funktion. Die Gegenlichtblende HB-94 verfügt über einen Entriegelungsknopf.

Die zwei verbauten AF Motoren sind etwas lauter als bei anderen Objektiven der Z Serie, aber nicht auffallend oder störend. Für Videoaufnahmen dürfte der Geräuschpegel hingegen zu hoch sein. Dafür arbeitet der Autofokus recht schnell und deutlich flotter als beim kleineren Pendant mit f/1,8, ohne dabei die Präzision zu vernachlässigen.

Optische Qualität

Z 50mm 1,2 S und Z 50mm 1,8 S, 100% Ausschnitt Bildmitte

Die Kompromisslosigkeit bei Größe und Gewicht zahlt sich aus. Bei Offenblende bietet das Z 50mm 1,2 S eine Bildqualität, die viele Objektive selbst nach Abblenden nicht erreichen. Die Schärfe ist bei Blende 1,2 in der Bildmitte exzellent, am Rand sehr gut. Die Bildmitte steigert sich noch moderat bis Blende 1,4, der Bildrand verbessert sich bis Blende 2,2 auf ein ebenfalls exzellentes Niveau.

Optische Fehler muss man sprichwörtlich mit der Lupe suchen. Wenig bis keine Überstrahlungen an hellen Bildstellen, keine wahrnehmbaren Farbsäume/CA und 0% Verzeichnung zeichnen das Objektiv aus. Lediglich eine deutlich sichtbare und gut korrigierbare Vignettierung bei Offenblende ist von den üblichen optischen Objektivfehlern übriggeblieben, diese ist allerdings bei Blende 2,0 kaum noch wahrnehmbar.

Ein Objektiv mit Anfangsblende von 1,2 kauft man aber sehr wahrscheinlich nicht nur wegen Lichtstärke, Bildschärfe oder generell guter Abbildungsleistung. Entscheidend ist auch das Bokeh bzw. die Hintergrundunschärfe. Wie zu erwarten ist, liefert es auch in dieser Kategorie Herausragendes.  Auch im Vergleich zum Z 50mm 1,8 S kann es sich bei gleicher Blende deutlich absetzen und liefert bis mindestens f/2,8 die weicheren Hintergründe. Man verzichtet daher beim 1,8er nicht nur auf die Freistellung der größeren Blendenöffnungen, auch abgeblendet kann es beim Bokeh nicht mithalten. Insgesamt wirkt das 50mm 1,2 trotz cremig weicher Hintergründe etwas klinischer (oder sollte man sagen: moderner?) als die älteren, manuellen Objektive mit Blende 1,2. Es gibt den Spruch, dass der Character eines Objektivs am Ende nur die Ansammlung optischer Fehler ist. Das mag hier zutreffen. Alles ist so perfekt, dass manche Fotografen gegebenenfalls etwas Character vermissen.

Vergleich zum Z 50mm 1,8 S

Z 50mm 1,2 S und Z 50mm 1,8 S bei Blende 1,8. 100% Ausschnitt Bildmitte

Vergleicht man die reine Bildschärfe der beiden 50mm Z S Objektive, bildet das 1,2er ab Blende 1,4 in der Bildmitte schärfer ab als das 1,8er. Erst ab Blende 2,8 liegen beide Objektive – über den gesamten Bildbereich – in etwa gleich auf.

Das 1,2er ist farblich minimal kühler/neutraler abgestimmt als das 1,8er, wobei der Unterschied wirklich sehr minimal ist. Farben wirken kräftiger, der Kontrast ist feiner herausgearbeitet und Farbtöne werden etwas differenzierter dargestellt. Insgesamt sind das keine Welten, die zwischen den beiden 50mm Objektiven liegen. Im direkten Vergleich fallen sie jedoch auf. Fotos mit dem Z 50mm 1,2 S erscheinen insgesamt minimal lebhafter als mit dem Z 50mm 1,8 S.

Vergleich zum AF-S 58mm 1,4 G

Z 50mm 1,2 S und AF-S 58mm 1,4 G 100% Ausschnitt Bildmitte. Selbst bei Blende 1,2 kommt das Z 1,2 nicht an die noch weichere Darstellung des Hintergrundes des F 58mm 1,4 heran.

Die Rolle des Bokeh Zauberers bei ca. 50mm kam im F Objektivsortiment dem AF-S 58mm 1,4 G zu. Somit ist dieses Objektiv durchaus von Interesse, sofern man das Z 50mm 1,2 vornehmlich für die Erzeugung cremiger Hintergründe ins Auge fasst.

Allerdings darf man einem Vergleich dieser beiden Objektive die unterschiedliche Brennweite nicht außer Acht lassen, auch wenn es sich „lediglich“ um 8mm handelt. Bei einer Fokusdistanz vom 5m Beträgt die Schärfentiefe bei 50mm und Blende 1,2 71cm, während sie bei 58mm und Blende 1,4 lediglich 63cm beträgt. Das 58mm Objektiv ist somit rein physikalisch im Vorteil.

Das 58mm 1,4 entspricht in der Abbildung und im Bokeh eher den klassischen Portraitobjektiven. Auflösung und Kontrast sind insgesamt geringer, die Übergänge zwischen Schärfe und Unschärfe erscheinen weicher, Farbsäume sind jedoch deutlich ausgeprägter. Hinsichtlich der erzielbaren Bildschärfe ist der Unterschied gewaltig, das 58mm kann nicht ansatzweise mithalten. Erschwerend kommen aufgrund der wenig korrigierten Aberrationen physikalisch bedingte Fokusungenauigkeiten hinzu. Diese sind zwar an spiegellosen Kameras nicht ganz so ausgeprägt wie an Spiegelreflexkameras, aber immer noch vorhanden.

Fazit

Von der optischen Leistung her gibt es wenig bis keine Alternativen zum Z 50mm 1,2 S. Die ärgste Konkurrenz kommt in Form des Z 50mm 1,8 S auch noch aus dem eigenen Hause. Was direkt zur nächsten Frage führt: lohnen sich Aufpreis und Gewicht?

Das Z 50mm 1,2 S bietet bis Blende 2,8 eine noch bessere Bildqualität als das schon sehr gute Z 50mm 1,8 S. Das „kleine“ 50er ist allerdings sehr nah dran, lediglich beim cremigen Bokeh muss es sich (bei gleicher Blende) sichtbar geschlagen geben. Ob das jedoch den mehr als dreifachen Preis rechtfertigt, ist eine schwierig zu beantwortende Frage.

Spielt das Geld keine Rolle und stört das Gewicht nicht, fällt die Wahl relativ einfach auf das Z 50mm 1,2 S. Für den engagierten Hobbyfotografen sollte die Wahl jedoch auf das Z 50mm 1,8 S fallen – der Aufpreis für die letzten 10% Leistung sind einfach zu hoch und das 1,8er dafür wahrlich ein Preis-/Leistungssieger.

Ist die Hintergrundunschärfe bzw. das Bokeh das entscheidende Kriterium, schiebt sich das AF-S 58mm 1,4 G ins Bild. Es kann bezüglich der Schärfe nicht mithalten, liefert dafür aber eine minimal bessre Hintergrundunschärfe mit weicheren Übergängen. Dafür muss man selbst auf spiegellosen Kameras mit Fokusproblemen leben. Das 58mm 1,4 bleibt somit ist ein Spezialist für cremige Hintergründe, wohingegen die beiden Z 50mm Objektive universell einsetzbar sind.

Beispiele

Z 50mm 1,2 S @ f/1,2
Z 50mm 1,2 S @ f/1,4
Z 50mm 1,2 S @ f/2,0
Z 50mm 1,2 S @ f/1,2
Z 50mm 1,2 S @ f/1,4
Z 50mm 1,2 S @ f/2,0
Z 50mm 1,2 S @ f/1,2
Z 50mm 1,2 S @ f/5,6
Z 50mm 1,2 S @ f/1,2

© 2024 Dennis Saßmannshausen Fotografie

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