Dies ist ein relativ ungewöhnlicher Vergleich der weitwinkligen Zoomobjektive aus den Nikon Objektivprogramm der Jahre 1975-1985. Da in diesen Jahren die Entwicklung von Weitwinkelzooms unterhalb von 35mm noch in den Anfängen steckte, besitzen alle drei Objektive für heutige Verhältnisse ungewöhnliche Brennweitenbereiche und sind – mit Ausnahme des 28-50mm 3,5 – relativ lichtschwach.

Von Links nach Rechts: 28-45mm / 25-50mm / 28-50mm

Es hat mich Ende der 2000er Jahre einige Zeit gekostet, bis ich dieses recht exklusive Trio beisammen hatte. Allen drei Objektiven sind geringe Produktionsvolumina mit jeweils unter 30.000 Stück gemein. Damit einhergehend schwanken die Gebrauchtpreise je nach aktueller Marktlage recht stark.

Modellhistorie

Die drei hier besprochenen Objektive sind Nachfolger in chronologischer Reihenfolge. Das 28-45mm 4,5 erschien 1975 und stellte einen technologischen Meilenstein dar. Es ist das erste in Serie hergestellte Weitwinkelzoom mit 28mm Anfangsbrennweite überhaupt. Bis 1978 wurden ca. 20.000 dieser Objektive gefertigt. Länge 91mm, Durchmesser 75mm mit 72mm Filtergewinde und Gewicht 440g.

Der Nachfolger 25-50mm 4,0 verschiebt die Brennweitengrenze nochmals um einige Millimeter in Richtung Weitwinkel. Übrigens ein Wert, der bei professionellen Normalzoomobjektiven erst im Jahr 2007 mit der Einführung des AF-S 24-70mm 2,8  erstmals übertroffen wurde. Zwischen 1979 und 1983 wurden lediglich ca. 27.000 Exemplare verkauft. Länge 112mm, Durchmesser 75mm mit 72mm Filtergewinde, Gewicht 600g. Damalige Rezensenten hielten dieses Gewicht für zu schwer, gemessen daran, dass es sich nicht um ein Telezoom handelt. Heutzutage wäre es ein Leichtgewicht unter den professionellen Normalzooms.

Das 28-50mm 3,5 passt mit dem Einführungsjahr 1984 zwar perfekt in die Zeitlinie der beiden anderen Objektive, stellt jedoch eine andere Produktklasse dar. Weder Verarbeitung, noch der in die optische Konstruktion investierte Aufwand lassen eine Einordnung in die Riege der professionellen Objektive zu. Nach nur einem Jahr wurde es bereits durch das 28-85mm 3,5-4,5 ersetzt. Bis dahin wurden ca. 20.000 Stück verkauft. Länge: 75mm, Durchmesser 68,5mm mit 52mm Filtergewinde, Gewicht 395g. Schiebe- statt Drehzoom und Makroeinstellung bei 50mm Brennweite.

Die Nachfolgenden Bewertungen der optischen Leistung basieren auf Erfahrungen bei der Verwendung der Objektive an den Kameras D200, D300, D500 (DX) und D700, D800 (FX).

Optische Leistung

28-45mm 4,5:

An Sensoren mit niedrigerer Auflösung (12 MP DX und FX) schneidet das 28-45mm bereits ab Offenblende recht gut ab. Insbesondere an DX, wo die Ränder und Ecken nicht ins Gewicht fallen, kann das 28-45 4,5 ab Blende 5,6 vollends überzeugen. An FX wird hingegen Blende 8 benötigt, um die Ecken wenigstens auf eine akzeptable Bildschärfe zu heben.

An hochauflösenden Sensoren wie an D500 oder D800 reicht das Auflösungsvermögen des Objektivs insgesamt jedoch nicht mehr aus, um den Bildsensor ausreichend zu bedienen. Außerdem reduziert die Neigung zu Überstrahlungen bzw. Aberrationen an hellen Bildpartien bis zur Blende 5,6 die Schärfe insgesamt.

Farben und Kontrast sind sehr angenehm und nicht unähnlich zum Nachfolger, dem 25-50mm 4,0. Das 28-45mm 4,5 ist außerdem recht anfällig für Gegenlicht.

25-50mm 4,0:

Bei Offenblende erreicht das 25-50mm 4,0 aufgrund von Aberrationen nur eine durchschnittliche Schärfe. Bereits um eine Blende abgeblendet ergibt sich ein vollständig anderes Bild. An DX ist f/5,6 ausreichend, um über das gesamte Bildfeld eine sehr gute Schärfe zu erzielen. Im Weitwinkelbereich bringt Blende 8 nochmals eine minimale Steigerung, bei 50mm ist Blende 5,6 bereits optimal.

An FX zeigt sich die zu erwartende Schwäche in den Ecken zwischen 25mm und 35mm. Abblenden auf f/8 liefert in diesem Bereich eine ausreichende Schärfe. Bei 25mm gelingt es jedoch auch bei Blende 11 nicht, an hoch auflösenden FX Sensoren eine sehr gute Schärfe bis in die äußersten Ecken zu erreichen. Es sind jedoch nur die äußersten Bereiche betroffen, insofern schränkt dieses Problem die Nutzung nur moderat ein.

Farbwiedergabe und Kontrast sind exzellent, Chromatische Aberrationen sind nicht sichtbar. Das 25-50mm 4,0 ist nicht klinisch Scharf, sondern bietet eine sehr angenehme, plastische Bildwiedergabe. Vom Leistungsabfall in den äußersten Ecken abgesehen bietet es sich auch an der D800 als Landschaftsobjektiv an, da die hohe Auflösung des Sensors weiterhin bedient werden kann. Es ist darüber hinaus wenig anfällig für Gegenlicht.

28-50mm 3,5:

Dieses Objektiv liefert an DX und FX deutlich unterschiedliche Ergebnisse aufgrund der unterschiedlichen Sensorgröße.

An DX: Schärfe in der Bildmitte bei Offenblende nur durchschnittlich, gut ab f/4 und bei niedriger auflösenden Sensoren exzellent ab f/5,6. Schärfe in den Ecken bei Blende 5,6 sehr gut. Insgesamt ist das 28-50mm an DX bis Blende 5,6 etwas schärfer als das 25-50mm 4,0, kommt jedoch insgesamt nicht an den angenehmen Bildeindruck heran. Farben und Kontrast liegen auf einem niedrigeren Niveau. Bei Blende 8 zieht das 25-50mm auch im Bereich Schärfe am kleinen Nachfolger vorbei.

An FX: Unabhängig von Blende und Brennweitenbereich kann die optische Leistung zum Bildrand und zu den Ecken hin nicht überzeugen. Blende 11 ist zwar insgesamt gut nutzbar, jedoch ergibt sich im Vergleich zu heutigen Kitobjektiven keinerlei Vorteil. An der D800 reicht die Auflösung nicht, um 36 MP sinnvoll zu bedienen.

Das 28-50mm 3,5 ist relativ anfällig für Gegenlicht. Die Makrofunktion bei 50mm ist mit einem Abbildungsmaßstab von 1:5 aus heutiger Sicht vernachlässigbar.

Fazit

Je nach Sensorformat ergibt sich eine unterschiedliche Rangfolge. An DX ist das 28-45mm 4,5 sicherlich das Schlusslicht in diesem Vergleich, aufgrund des starken Randabfalls übernimmt diese Rolle an FX das 28-50mm 3,5. Klarer Gewinner ist das 25-50mm 4,0.

Das 28-45mm 4,5 ist dem 25-50mm 4,0 in der grundlegenden Bildwiedergabe recht ähnlich, auch wenn es anscheinend aufgrund des technologischen Standes zur Entwicklungszeit unter einigen technischen Schwächen, wie zum Beispiel Aberrationen und Gegenlichtanfälligkeit leidet. In jeden Fall markiert es einen Meilenstein in der Objektiventwicklung und ist daher für Sammler besonders interessant.

An DX kann das 28-50mm durchaus als kompaktes Reiseobjektiv überzeugen. Aufgrund des kleineren Bildfeldes fällt die Leistungsminderung am Rand und in den Ecken nicht ins Gewicht. Die Bildwiedergabe reicht jedoch vom Gesamteindruck in Bezug auf Farbe und Kontrast nicht an die professionell ausgerichteten 28-45mm und 25-50mm heran. An FX kann ich den Einsatz jedoch nur sehr eingeschränkt empfehlen, ein modernes 24-85mm VR erzielt eine bessere Bildqualität.

Das 25-50mm 4,0 kann insgesamt am meisten Überzeugen. Es mag nicht das schärfste Objektiv sein, die Bildqualität insgesamt begeistert aber auch heute noch. Bei korrekter Einstellung des Fokus (welcher durch eine Kombination aus varifokalem Design und geringer Lichtstärke von Blende 4 erschwert wird) taugt es selbst an einer D800 als Landschaftsobjektiv. Die leicht unscharfen Ecken in Weitwinkelstellung sind dabei schnell vergessen.